Wacken Winter Nights 2017 vom 10.02.2017-12.02.2017 in Wacken

“Frostiges Festival!“

Festivalname: Wacken Winter Nights

Bands: Cesair, D’Artagnan, The Dolmen, Dunkelschön, Eric Fish & Friends, Forgotten North, Harpyie, MacCabe & Kanaka, Mono Inc., Nachtblut, Nachtgeschrei, Orden Ogan, Reliquiae, Russkaja, Saltatio Mortis, Serenity, Subway to Sally, Tanzwut, Unzucht, Versengold, Vogelfrey, Ye Banished Privateers

Ort: Wacken, Schleswig-Holstein

Datum: 10.02.2017 – 12.02.2017

Kosten: 69,00€ VK, 50,00€ Tageskarte Freitag, 58,00€ Tageskarte Samstag, 27,00€ Tageskarte Sonntag

Genre: Mittelalter Rock, Folk Metal, Symphonic Metal, Pagan, Heavy Metal

Besucher: ca. 3.500 Zuschauer

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH, www.ics.int.com

Link: http://www.wacken.com/de/news/news/news-detail/wacken-winter-nights-2017


Tag 1

Die ersten Wacken Winter Nights beginnen am Freitag um 14:00 Uhr. Der Einlass funktioniert reibungslos. Auch die Bändchenausgabe verläuft gut, auch wenn die meisten gleich die aufladbare Geldkarte mit besorgen und deshalb nochmals anstehen müssen. Dieses ist auch auf dem Gelände möglich. Alles, was verzehrt oder erworben wird, kann ausschließlich mit der Karte bezahlt werden. Damit sich nicht so lange Schlangen am „Cash gegen Karte“ Container bilden, sind auf dem Gelände Mitarbeiter mit mobilen Wechselmöglichkeiten unterwegs. Die sind aber kaum zu entdecken. Die Zahlkarten können später wieder abgegeben werden und das Restguthaben wird ausgezahlt. Leider ist die Karte nicht dauerhaft gültig. So wird es im Sommer neue Karten geben. Da könnte bestimmt eine andere Lösung gefunden werden.

Die Vertreter der Presse, also auch wir, bekommen leider bei der Akkreditierung nur ein schmuckloses Papierbändchen, und auch die Chance zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht ein bleibendes Stück zu ergattern, ist gegen null. Dafür ist der ausgegebene Fotopass funktionslos, denn alle Pressevertreter werden so durchgelassen.

Große Taschen und Rucksäcke dürfen nicht mit auf das Gelände. Das ist aber nicht anders als im Sommer. Die WC Situation ist verbesserungswürdig. Es gibt nur zwei Container am Eingang. Da muss Mann oder Frau also immer hin, wenn es nötig ist. Da wäre eventuell eine weitere Möglichkeit gut.

Das Gelände ist überschaubar und schnell umrundet. Es gibt Getränkestände, mit Kalt- und, zum Glück, auch Heißgetränken. Ein paar Händler bieten Schmuck und Klamotten an, und auch Schaffelle sind dabei. Der gut bestückte Merchandising Stand befindet sich ebenfalls auf dem Gelände und bietet die aktuelle Winter Nights Shirt Kollektion und auch den Band Merch an.

Das Rahmenprogramm

Auf dem gesamten Gelände sind Figuren mit Fantasy-Gewändern, Gaukler und Künstler unterwegs. In der Old Village Chappel treten Schwertkämpfer, Zauberer, Feuerkünstler und Hexen auf. Viele Besucher sind gekleidet wie zu den besten Mittelalterzeiten. Auch ein paar Hartgesottene mit Kilt sind zu sehen. Aber warme Kleidung überwiegt. Gegenüber der Bühne befinden sich die Mysthic Woods, in denen Bänke und Tische zum Verweilen aufgebaut sind. Allerdings ist es so kalt, dass dies kaum auszuhalten ist. Des Weiteren fehlt die Möglichkeit sich aufzuwärmen. Feuertonnen sind nicht auszumachen, und andere Wärmequellen sind nicht zu entdecken. Im Wackinger, in der Alten Post im Dorf, finden tagsüber Veranstaltungen, wie der Auftritt von Martin Semmelrogge oder Poetry Slams statt. Der eigentlich regelmäßig verkehrende Shuttle bringt die Interessierten kostenfrei hin und zurück. Auch in der Kirche finden Akustische Sessions statt, allerdings eher sporadisch.

Musikalische Darbietungen

Um 15:30 Uhr beginnt die erste Band zu spielen. Unzucht geben sich im Eispalast die Ehre, und legen ein gutes Set hin. Noch ist es nicht so voll, aber schnell wird klar, dass der Eispalast seinem Namen alle Ehre macht. Zwar wurde ein Dach gespannt, aber es zieht schon durch die Hallengasse. Es gibt zwei nebeneinanderliegende Bühnen. Während auf der einen gespielt wird, macht nebenan die nächste Band Soundcheck. Das stört ab und an, kommt aber nur bei ruhigeren Stücken zum Tragen. Auf der zweiten Bühne spielen danach Nachtgeschrei. Ihr Mittelalter Rock kommt gut an, und so sind immerhin Einige vor der Bühne und feiern die Band.

Versengold haben dann auf der großen Bühne genügend Platz, ihre selbst komponierten Songs mit teilweise historisch anmutenden Texten zu intonieren. Die Frankfurter spielen über eine Stunde vor ihren Fans. Der Song Hoch Die Krüge lässt Partystimmung aufkommen.

Gewartet wird aber auf Mono Inc., die ab 20:00 Uhr auf die Bühne sollen. Inzwischen ist es dunkel und merklich kälter. Die Musiker von The Dolmen sind mutig und spielen leicht bekleidet im Theatre Of Grace. Dafür ernten sie warmen Beifall.

Dass es kalt ist, merken auch Mono Inc., die hier einen Akustik Set spielen. Das Greifen der Akkorde fällt sichtlich schwer. Trotz warmer Klamotten kommt nur Kata in den Genuss, sich warm zu spielen, da sie sich hinter ihrem Schlagzeug ordentlich bewegt. Martin Engler und Gitarrist Carl Fornia haben da schon Schwierigkeiten, nehmen es aber mit Humor. Zur Verstärkung sind eine Geigerin und Keyboardspieler Ronald Zeidler dabei, die den Stücken eine neue Tiefe verleihen. Als der dann noch Potters Field fast allein singt, kommt Gänsehautfeeling auf. Voices Of Doom, My Gothic Queen oder Kein Weg Zu Weit werden vom Publikum textsicher mitgesungen. Mono Inc. kann sich auf seine Fangemeinde verlassen, und es wird ein guter Auftritt, bei dem auch der eine oder andere Song von neuen Album Together Till The End gespielt wird. Durch die enge Taktung entfallen allerdings Zugaben.

Nebenan ist als nächste Band Nachtblut auf der Bühne. Aber nun erstmal Füße aufwärmen und etwas durch die Gegend laufen, damit wir zu Saltatio Mortis wieder da sind. Der Headliner des Tages erfreut dann auch die gut 1.500 Zuschauer vor der Bühne. Wo Sind Die Clowns eröffnet den bunten Reigen. Es geht munter weiter, und die acht Musiker zelebrieren das Mittelalter auf ihren alten Instrumenten. Schalmei, Sackpfeife und Davul passen in diese Band und erzeugen den typischen Mittelalter Rock. Alea Der Bescheidene singt, als wenn es Sommer ist und die Mittelalterfeste in der Sonne gefeiert werden. Super Auftritt.

Für uns ist Schluss, denn es geht wieder nach Hause. Das ist die Gunst des Dichtbeiwohnens. Fürs Zelten oder Campen bei diesen Temperaturen sind wir einfach zu alt. Aber es sind durchaus einige Hartgesottene dabei, die auf dem nahen Camping Ground in Wohnmobilen oder Zelten übernachten. Im Dorf selbst ist noch das Wackinger geöffnet. Hier findet die Aftershow Party für die Nachtschwärmer statt. Das werden wir uns morgen mal ansehen.

Tag 2

Tag zwei beginnt pünktlich um zwölf mit dem Einlass. Wir nutzen die frühe Stunde und gehen in den Wacken Shop im Dorf. Dort decken wir uns mit passenden Winter Nights Shirts und sonstigem Merch ein. Dann geht es auf das Infield. Bei Tage ist noch nicht so viel los, und so können wir uns in Ruhe umsehen. Zauberer laufen durch die Menge und erfreuen uns mit einfachen Münzspielen. Auch werden wieder Schwertkämpfe unter Einbeziehung des Publikums ausgetragen. Eindrucksvoll ist die Feuershow, die natürlich in der Dunkelheit noch viel spektakulärer ist.

Musikalisch beginnt der Tag für uns mit Vogelfrey. Die nutzen ihren Auftritt, um das im Herbst erscheinende neue Album anzukündigen. Songs wie Sturmgesang, Abschaum oder Waffenbruder kommen beim Publikum gut an. Da wir unseren guten Platz an der großen Bühne nicht aufgeben wollen, verpassen wir den Auftritt von Harpiye auf der zweiten Bühne. Wir warten auf unsere Freunde von Russkaja, die gleich mit ihrem russischen Temperament, Trompeten, Geige und klassischen Rockinstrumenten ihren Ska, Polkabeats und Rock-Mix die Menge zum Ausrasten bringt. Frontmann Georgij Alexandro Makazaria weiß, wie er die Menge zum Tanzen und „im Kreis laufen“ bewegen kann. So wird es allen warm. Peace, Love And Russian Roll, Traktor oder Energia werden heftigst abgefeiert. Die exzellente Geigerin Ulrika Müllner verleiht den Songs den nötigen Drive und ist dabei auch noch hübsch anzusehen. Das ist Party Mucke vom Feinsten. Anschließend geben sich Russkaja am Merchandising Stand noch die Ehre und bringen dazu einen Wodka für ihre Fans mit. Autogramme, Bilder und für jeden ein freundliches Wort sorgen für echte Fannähe.

Als nächste Band steht für uns Tanzwut auf dem Programm. Die Berliner werden für ihren Mittelalter Rock abgefeiert. Der Slot von 70 Minuten wird ausgefüllt mit Songs ihrer Schaffenszeit. Dabei werden natürlich neue Songs der aktuellen CD Schreib Es Mit Blut gespielt. Aber gekonnt schmettert Teufel auch Kracher wie Bruder Leichtsinn und Reiter Ohne Kopf in die Menge. Viele Fans sind nur deshalb angereist. Währenddessen findet in der Old Chappel die Feuershow des Vortages nochmals regen Zuspruch. Immerhin wird es da etwas wärmer. So langsam kriecht die Kälte durch die dicken Schuhe und die Thermosocken. Zudem hat auch noch leichter Schneefall eingesetzt. Wir wollen aber noch auf den Hauptakt des Tages warten. Immerhin wird Subway To Sally ab 22:15 Uhr bis Mitternacht die Bühne rocken.

Auf der Nebenbühne spielt derweil noch die Band Reliquiae ihr Set und versucht, den Zuschauern wärmende Gedanken zu übertragen. Ihr „Medieval World Folk“ kommt gut an, wenn auch nicht so extrem, wie die Musik der Tanzwut Mannen. Scheinbar warten alle auf Subway To Sally, die im Vorfeld schon Autogramme gegeben haben. Nach dem Intro setzt Grausame Schwester gleich fest, wohin die Reise geht. Henkersbraut und Kleid Aus Rosen dürfen die Fotografen noch für ihre Bilder nutzen. Danach geht es munter weiter. Unter Nutzung der gesamten Bühne spielen sich die Mannen um Eric Fish richtig warm. Der Set umfasst noch Songs wie Falscher Heiland, Tanz Auf Dem Vulkan oder Veitstanz. Ein Zugabenblock mit drei Songs gibt es dann hier doch noch.

Uns reicht es für heute, aber wir wollen uns noch die Aftershow Party im Wackinger ansehen. So fahren wir mit dem Taxi ins Dorf und wärmen uns erstmal im Krug Zur Post/Wackinger auf. Im Saal nebenan spielen Comes Vagantes einen gar nicht so schlechten Gig. Allerdings hätten sie mehr Zuschauer verdient. So bleiben ihre Songs nur Wenigen vorbehalten. Ihre Musik ist aber genau das Richtige für diese Zeit und die Songs Oma Würgen oder Traubentritt heizen den Saal an. Nach dieser Performance und noch einem Pils im Warmen geht´s nach Hause ins Bett. Unsere Fahrerin bringt uns sicher zurück nach Kiel.

Tag 3

Der Sonntag und Tag drei des Festivals wird von uns nur noch kurz besucht. Norbert hat Rücken und ich bin angeschlagen vom Vortag. Es war doch sehr kalt und dem zollt der Körper Tribut. So gehen wir nur nochmal über den Holy Ground und schauen uns eine gute Show in der Old Chappel an. Der holländische Zauberer Rowdy Robert überrascht mit guten Tricks die vielen anwesenden Kinder. Diese werden mit in das Geschehen einbezogen und sorgen ungewollt für Heiterkeit. Aber es ist deutlich zu spüren, dass nicht mehr so viele anwesend sind. Überall ist gutes Durchkommen. Im Eispalast spielen derweil Melted Space, aber das kommt zu dieser recht frühen Stunde nicht so gut an. Die französische Truppe spielt einen symphonischen Metal, mit spacigen Einflüssen. Das passt nicht so richtig zu der mittelalterlichen Kulisse. Mehr Zuspruch finden dann D’Artagnan, die fast als Pendant zu Santiano zu sehen sind. Sie zelebrieren ihren Musketier Rock, und das ist gute Stimmungsmusik. Auf der zweiten Bühne steht dann nochmals der Frontmann von Subway To Sally auf der Bühne diesmal als Eric Fish And Friends. Letzte Band auf der Hauptbühne ist dann noch Orden Ogan, die, nach Aussage einer Bekannten, eine gute Show zum Abschluss des Festivals ablegten. Wir sind schon früher zurück, da es einfach zu kalt war.

Des Volkes Stimme:

Während der drei Tage hatte ich die Möglichkeit, mit einigen Gästen des Festivals über dieses Event zu sprechen.

Susanne und ihr Mann kommen aus Gokels, einem kleinen Ort in der Nähe. Befragt nach dem Angebot vor Ort, war die einhellige Meinung, dass es ausreichend Essen und Trinken gibt. Aber auch ihnen setzt die Kälte zu. Des Weiteren könnte die gesamte Location größer sein. Es ist etwas zu eng. Das neue Bezahlsystem finden sie praktisch und gut, nur für die Verkäufer unpraktisch, da sie schon Trinkgeld geben würden. In diesem Falle wäre Bargeld besser.

Matthias vom Bierstand sieht es ähnlich, aber er findet das Bezahlsystem gut. Es geht schneller zu kassieren. Allerdings, wenn die Technik wegen des Wetters versagt, dann hilft das Bezahlsystem nicht. Es kann nicht kassiert werden.

Mandy (44) ist mit ihrer Freundin Kathrin (45) und deren Sohn Paul aus Haldensleben angereist.  Sie mögen das Wintermärchen Flair und die Leute, die sich hier eingefunden haben. Sie haben eine Unterkunft in Wacken und das ist schon praktisch. Mit dem Bezahlsystem können sie sich anfreunden, aber eigentlich ist Bargeld besser. Das gesamte Festival hat einen gemütlichen, familiären Touch. Beide sind es zufrieden und würden wiederkommen. Paul hätte es bezüglich der Musik lieber etwas härter, aber im Sommer geht es dann zum „richtigen“ Wacken Open Air.

Mein Fazit:

Das Festival ist für das erste Mal nicht so schlecht geworden. Da hier ja eindeutig auf die Mittelalter Schiene gesetzt wird, ist die musikalische Präsenz dieses Genres natürlich übermächtig. Da aber die Bands bekannt waren, ist das ok. Die Wacken Winter Nights mit dem „Ur Wacken“ zu vergleichen, wäre hier vollkommen falsch. Die Location selbst kann eventuell nochmal überdacht werden. Das Gelände zu vergrößern wäre eine Möglichkeit, es ist schon sehr überschaubar. Das Rahmenprogramm passt hierher. Die WC-Situation kann verbessert werden, und wärmende Plätze wären wünschenswert. Immerhin ist es ein Winter Open Air Festival, und da sollte zumindest der Kälte Rechnung getragen werden, und Feuertonnen oder Heizstrahler angeboten werden. Die Shuttle Bus Organisation darf etwas überarbeitet werden, denn der Weg ins Dorf zum Wackinger ist doch recht weit. Vielleicht kleinere Busse, dafür mehr. Das Bezahlsystem wird sich über kurz oder lang durchsetzen, da wäre nur die Möglichkeit einer Karte für alle Festivals zu bedenken. Es wird sonst schon sehr viel Plastikkarten-Müll erzeugt. Die Security hat einen guten Job gemacht und für die Sicherheit gesorgt. Alles in Allem für das erste Mal gut gelungen.

Einen filmischen Eindruck findet ihr hier: