Wheel – Charismatic Leaders

Kritische Lyrics und progressive Töne

Artist: Wheel

Herkunft: Helsinki, Finnland

Album: Charismatic Leaders

Genre: Progressive Metal, Progressive Rock

Spiellänge: 47:20 Minuten

Release: 03.05.2024

Label: InsideOut Music

Link: https://wheelband.net

Bandmitglieder:

Gitarre und Gesang – James Lascelles
Schlagzeug – Santeri Saksala
Gitarre – Jussi Turunen

Tracklist:

1. Empire
2. Porcelain
3. Submission
4. Saboteur
5. Disciple
6. Caught In The Afterglow
7. The Freeze

Die erste Überraschung liefert der Blick auf die Bandbesetzung von Wheel. Wo ist der Bassist Aki Virta geblieben? Aktuell agieren Wheel als Trio. Es bleibt daher ein Geheimnis, wer den Bass auf Charismatic Leaders gezupft hat. Bei den Aufnahmen wirkte unter anderem Fredrik Thordendal (Meshuggah) als Toningenieur und Co-Produzent mit. Wer nun erschrocken zusammenzuckt in Erwartung von Mathcore oder Djent, der kann sich entspannt zurücklehnen. Wheel spielen niemandem Knoten ins Gehirn.

Photo credit: Anastasya Korol

Charismatic Leaders klingt nach einem spannenden Thema für die neue Scheibe von James Lascelles und seinen Mitstreitern. Es geht unter anderem um Medienimperien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wir alle werden bis zu einem gewissen Grad beeinflusst. Eine Zielscheibe, auf die wir uns viel zu oft stürzen können, existiert gar nicht. Dies ist keineswegs ein neues Phänomen, aber es scheint durch die moderne Medienlandschaft, das Internet und populistische Politik katalysiert worden zu sein. Den kritischen Blick auf diese Zusammenhänge verarbeitet Lascelles in Empire.

Entsprechend der Inspiration startet Empire wütend, dreht mit dem Gesang in den progressiven Part, welcher mit verschiedenen instrumentalen Ausbrüchen bis zum Refrain garniert wird. Die Saiteninstrumente scheinen eine Warnung abgeben zu wollen, die von den Drums ähnlich aggressiv und bedrohlich unterstützt werden. Der Gesang reiht sich in Richtung Ende mit einem Wutausbruch ein.

Der Reigen der Langläufer startet mit Porcelain. Progressiv verträumt, reichen sich die Saiten und die Vocals die Hand, ohne dass sich irgendwo ein herausbrechendes Ereignis oder ein wie auch immer gearteter Höhepunkt zeigt. Die Höhepunkte haben Wheel bei Submission verbaut. Bereits der Anfang erinnert in Teilen an Tool. Die abwechslungsreiche Saitenarbeit erhält eine zusätzliche Spur, sodass die ganze Nummer mit deutlich mehr Volumen rüberkommt. Diverse progressive Elemente, zum Beispiel in Form von Soundcollagen, streuen die Protagonisten immer wieder ein. Submission entpuppt sich als ein echtes Highlight, auch über die Länge von mehr als zehn Minuten.

Nach einem mehr als zehnminütigen Track einen weiteren Langläufer über neun Minuten nachzulegen, zeigt das Selbstverständnis der Band, die sich in den vergangenen Jahren zu einem Top Act im progressiven Metal gemausert hat. Saboteur setzt etwas mehr auf den Bass und die Vocals als sein Vorgänger. Der Part mit den technisch verzerrten Tönen von James Lascelles ist speziell, aber auch interessant. Saboteur kann sich musikalisch von seinem Vorgänger lösen und kombiniert den verträumten Part von Porcelain mit den Stärken von Submission, sodass die Brücke zwischen den Liedern funktioniert und die Hörerschaft den roten Faden findet.

Disciple fühlt sich wie die Fortsetzung von Saboteur an, bevor das akustische Interlude Caught In The Afterglow zum Schlussakkord überleitet. Akustisch startet entsprechend auch The Freeze, baut sich kontinuierlich auf und dreht ab Songmitte in einen mächtig pumpenden Track. Die instrumentalen Parts erinnern kurzzeitig an Krautrock, mit den Vocals von Lascelles geht es zum vorherrschenden Soundbild zwischen verträumten und harten Passagen dem Ende der Scheibe entgegen. Ähnlich wie bei Submission gelingt es Wheel auch bei The Freeze die gesamte Spielzeit die Spannung hochzuhalten.

Wheel – Charismatic Leaders
Fazit
Dass Wheel zu den angesagten Bands in den progressiven metallischen Gefilden gehören, untermauern die Herren mit Charismatic Leaders. Die beiden Langläufer sind die Filetstücke auf Charismatic Leaders. Submission und The Freeze liefern alle Zutaten, welche die Anhängerschaft von modernen, progressiven Tönen erwartet. Einen Ausfall liefern Wheel nicht. Im Vergleich zu dem übrigen Material fällt Porcelain jedoch ab und schafft es nicht, das entfachte Feuer von Empire am Lodern zu halten.
Das ist aber auch der einzige Wermutstropfen zur neuen LP von Wheel. Wer Tool, Dream Theater oder ähnliche Genrevertreter schätzt, sollte seine Ohren in Charismatic Leaders halten.

Anspieltipps: Submission und The Freeze
Franziska W.
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