Wintermelodei 2018 am 08.12.2018 in der Sputnikhalle, Münster

“Wintermelodei 2018 am 08.12.2018 in der Sputnikhalle, Münster“

Festivalname: Wintermelodei

Bands (alphabetisch): Au-Dessus, Ctulu, Fen, Firtan, Furia, The Spirit

Ort:
Sputnikhalle, Münster

Datum: 08.12.2018

Kosten: 25,00€ VK, 30,00€ AK

Genre: Black Metal, Post Black Metal, Atmospheric Black Metal, Progressive Black Metal, Extreme Metal

Besucher: ca. 150 Besucher

Veranstalter: Schwarzlicht Konzerte (https://www.facebook.com/schwarzlichtkonzerte/)

Link: https://www.facebook.com/events/2088064331470830/

 

Die Wettervorhersage für den heutigen Samstag verheißt nichts Gutes, es sind nämlich heftige Regenfälle und Sturmböen angesagt. Das bewahrheitet sich leider, gut, dass die Wintermelodei in der Sputnikhalle stattfindet und man, wenn überhaupt, nur zum Rauchen raus muss. Die „Händlermeile“ ist im überdachten Außenbereich aufgebaut und auch mit hübschen Feuersäulen ausgestattet, da könnte man es also auch aushalten. Der sehr eng getaktete Zeitplan lässt allerdings nur ganz kurze Pausen, dazu später mehr…

Die Wintermelodei eröffnen dürfen Ctulu. Die sind unter ihren Kopfbedeckungen nicht zu erkennen, es sieht aus, als ob sie sich Skimützen übergezogen haben, nur Augen und Münder bleiben frei. Das Ganze ist natürlich corpsepaintmäßig verziert. Ich hatte ja die Befürchtung, dass Ctulu das Schicksal so vieler Bands teilen müssen, die als erstes ran dürfen, aber die Sputnikhalle ist schon gut gefüllt, als die drei Jungs gruß- und wortlos mit Bis du mein lebendiger Altar vom 2017er Album Cultus In Tenebris loslegen. Bei insgesamt fünf Releases, die allesamt auf der Bandcamp-Seite von Ctulu zu finden sind, haben die Jungs natürlich keine Probleme, ihre Spielzeit zu nutzen, und gehen mit Nemesis auch tatsächlich zurück zum Album Freie Geister aus 2008. Das von mir im Vorbericht genannte Heerführer der Herrenlosen vom unbenannten Album aus 2016 hat auch tatsächlich den Weg in die Setliste gefunden 😀 Sehr kurzweiliger, intensiver Auftritt und ein toller Auftakt.

Ctulu @ Wintermelodei 2018 12 08

Da die Sputnikhalle mit zwei Bühnen aufwarten kann – eine in der größeren Halle und eine im etwas kleineren Sputnikcafé – sind dieses Mal keine langen Umbaupausen abzuwarten. Überschneidungen gibt es natürlich auch nicht, aber nur fünf Minuten Pause zwischen den Bands ist tatsächlich sehr kurz. Die meisten der Anwesenden sind, genau wie ich, der Meinung, dass man sich bei einer Show dann auch tatsächlich alle Bands soweit wie möglich geben sollte, und so werden draußen viele Gespräche unterbrochen, als die ersten Klänge aus dem Sputnikcafé erschallen.

Da stehen jetzt Au-Dessus aus Litauen, die ihre Gesichter ebenfalls nicht zeigen möchten. Dafür sorgen in diesem Fall große Kapuzen, die weit nach vorn ragen und alles, was darunter zu sehen sein könnte, in tiefe Schatten tauchen. Mächtig eingenebelt – sehr schön fürs Auge, weniger schön für Fotografen wie mich – präsentieren die vier Männer Songs ihrer beiden in 2017 veröffentlichten Alben Au-Dessus (aus Februar 2017) und End of Chapter (aus Mai 2017). Die Songs sind über beide Alben durchnummeriert, und Au-Dessus starten auch mit Song I. Falls man bei einer Songlänge von etwas über zwei Minuten an so eine Art Intro denken sollte, kann man den Gedanken ganz schnell wieder fallenlassen. Es gibt gleich richtig was auf das Fressbrett, und Mantas, der neben dem Bass auch für den Gesang zuständig ist, zeigt sein breites Spektrum an Gesangstechniken. Rasender Black Metal, der aber auch so wunderbar atmosphärisch daherkommen kann und sicherlich nicht nur mir einige Gänsehautschauer über den Balg jagt. Durchschnittlich sechs Minuten sind die Songs lang, nicht eine Sekunde davon ist langweilig, und auch wenn die Setlist nicht in numerischer Reihenfolge durchgespielt wird, endet sie doch mit dem letzten Track von End of Chapter, nämlich Song XII (End of Chapter).

AuDessus @ Wintermelodei 2018 12 08

Kurz unseren Insta-Post zu Au-Dessus veröffentlicht, schon geht es weiter in der Sputnikhalle, wo Firtan darauf warten, dass die Ränge sich füllen. Sie stehen allerdings nur zu dritt auf der Bühne, kein Bassist weit und breit. Aus dieser Situation machen Phillip und Chris vorn auf der Bühne das Beste, was möglich ist und können mit ihrer Show sicherlich auch einige Fans dazugewinnen. Die, die es bereits sind und die natürlich ganz vorn stehen, singen nicht nur die Songs vom im Juli dieses Jahres veröffentlichten Album Okeanos textsicher mit. Das ist ja bereits das dritte Album in der Diskographie von Firtan, vor Okeanos gab’s im Mai 2016 auf Innenwelt „nur“ zwei neue Tracks. So frönt also Chris während Songs wie Seegang oder Tag Verweil seinem Bewegungsdrang und verfällt auch gern mal in ordentliches Headbanging. Phillip bleibt, mehr oder weniger naturgemäß, immer in der Nähe des Mikros und findet zwischen den Songs auch immer wieder mal die Zeit, ein paar Worte an uns alle zu richten. Augenscheinlich macht es nicht nur den drei Jungs auf der Bühne sehr viel Spaß, heute hier zu sein, aber auch diese Show findet natürlich ihr Ende. Schon kündigt Phillip den letzten Song an, es ist auch der letzte vom Album Okeanos, nämlich Siebente letzte Einsamkeit, und das ist mit fast zehn Minuten Spielzeit sowohl der längste auf dem Album als auch der längste der Setliste.

Firtan @ Wintermelodei 2018 12 08

Fast könnte man denken, es geht in alphabetischer Reihenfolge weiter, denn im Sputnikcafé machen danach Furia ihrem Namen alle Ehre. Allesamt mit freiem Oberkörper, ein wenig schwarze und weiße Farbe ins Gesicht, machen die vier keine Gefangenen. Was Ayahuasca für mich im Death Metal sind, sind Furia im Black Metal, und in die Richtung ging auch mein Insta-Post. Wenn man Furia live erlebt, braucht man keine Drogen mehr nehmen, das ist eine Zeremonie für sich, die hypnotisiert, berauscht, einen wegdriften lässt, in Ekstase versetzt und in andere Welten beamt. Wenn ich einige im Publikum so sehe, bin ich nicht die Einzige, der es so geht, da werden teilweise fast schon schamanische Tänze aufgeführt, und auch ich muss mich sehr zusammenreißen, um immer wieder die Kamera anzuheben, um diese mitreißende und höchst beeindruckende Show zumindest in Bildern festzuhalten. Ein Video wäre da tatsächlich besser angeraten. Welche Songs die vier von ihren schon zahlreichen Veröffentlichungen da alles auf die sehr bewegte und mitgehende Masse loslassen, kann ich leider nicht sagen, aber sie verfehlen ihre Wirkung nicht. Da fließt nicht nur bei den Männern auf der Bühne so mancher Schweißtropfen, und nicht nur die wahren Fans der Band haben nach dieser Show einen fast schon beseelten Ausdruck im Gesicht.

Furia @ Wintermelodei 2018 12 08

Einen ziemlichen Stilwechsel gibt es jetzt, die Briten von Fen, die auf der Bühne der Sputnikhalle stehen, scheinen zum einen ziemlich introvertiert und pflegen zum anderen einen sehr progressiv ausgerichteten Black Metal. Da tröpfeln dann auch mal atmosphärische Passagen ein, auch ein wenig Post Black Metal ist durchaus zu vernehmen. Seit über zehn Jahren sind Fen schon am Start, haben dabei immer mal ein wenig an ihrem Sound gefeilt und diesen mittlerweile schon auf fünf full-length-Alben und diverse EPs und Split-Releases verewigt. Eins ist dabei aber immer mehr oder weniger gleichgeblieben: die Songs haben meistens eine Spiellänge um die zehn Minuten, da bleibt auch genug Zeit für ausgedehnte Instrumentalparts. Während dieser ist dann insbesondere Basser Grungyn, der auch für die Backingvocals zuständig ist, nur auf der Bühne unterwegs, aber auch Sänger und Gitarrist The Watcher lässt den Schrittzähler ordentlich arbeiten. Für Fen sollte man sich Zeit nehmen, die Songs sind definitiv nicht eingängig und wollen, dass man sich mit ihnen beschäftigt. Wie Fen in schöner Regelmäßigkeit derartige „Monstertracks“ zustande bringen, würde mich mal interessieren. The Watcher kündigt nämlich für das kommende Jahr schon das nächste Album an, nachdem das letzte ja gerade im März 2017 veröffentlicht wurde. Einen Track davon gibt es heute als Europapremiere hier in der Sputnikhalle auf Auge und vor allem Ohr.

Fen @ Wintermelodei 2018 12 08

Wir liegen immer noch sehr gut in der Zeit, bislang hat eigentlich alles gut geklappt. Auf die Show von The Spirit müssen wir allerdings tatsächlich ein wenig warten, es dauert seine Zeit, bis alles so ist, dass wir zum letzten Mal das Sputnikcafé betreten können. Nach dem als Intro fungierenden Titeltrack des Debütalbums Sounds Of The Vortex legen die Jungs dann aber los und zeigen, dass sie natürlich das, was sie auf diesem allseits hochgelobten Debüt, das ja gerade von Nuclear Blast noch einmal aufgelegt wurde, so hören lassen, auch auf die Bühne bringen können. Licht und Bühnennebel machen uns Fotografen noch einmal das Leben schwer, aber die vier Jungs stehen da ja nicht für uns, sondern fürs Publikum. Also Augen weiterhin am Sucher und Finger auf dem Auslöser. Für die Setliste des heutigen Auftritts haben The Spirit die Reihenfolge der Songs geändert, aber sie spielen tatsächlich das komplette Album, das mit einer sehr gelungenen Mischung aus Black Metal und Death Metal daherkommt und beweist, dass The Spirit nicht umsonst schon seit fast 20 Jahren die schwarzmetallische Welt mit ihrer Anwesenheit beehren und mit den großen Bands des Genres, wie Kataklysm oder Hypocrisy, die Bühnen teilen durften. Heute in etwas kleinerem Rahmen, aber The Spirit runden die Wintermelodei gekonnt ab und setzen das i-Tüpfelchen.

The Spirit @ Wintermelodei 2018 12 08

Mit knapp 20 Minuten Verspätung geht die Wintermelodei also zu Ende, so wenig Zeitverzug habe ich tatsächlich noch nicht erlebt. Mir waren allerdings die Pausen zwischen den Bands doch zu kurz, denn wenn ich zu einer Show gehe, will ich immer alle Bands sehen, und zwar den gesamten Auftritt. Um das heute zu schaffen, musste ich manche netten Gespräche abwürgen, um zügig wieder vor die Bühne zu kommen. Für mich erstaunlich war ich mit diesem Vorgehen aber nicht in einer Minderheit, denn es haben sich eigentlich immer fast alle auf den Weg zwischen den Bühnen gemacht, um auch bei der nächsten Band dabei sein zu können. Da habe ich schon ganz andere Erfahrungen bei Underground-Shows gemacht, was mir dann für die betroffene(n) Band(s) immer sehr leid tat. Heute musste aber keine Band unter mangelndem Interesse leiden, das ging dann aber wohl zulasten der „Händlermeile“, wobei ich tatsächlich noch nicht einmal die Zeit dazu hatte, zu schauen, was da überhaupt los ist. Sehr schade, aber die Bands waren mir dann tatsächlich wichtiger. Gerade wurde erfreulicherweise auch schon die nächste Wintermelodei angekündigt, am 07.12.2019 wird es in Münster wieder schwarzmetallisch, und der Termin steht schon mal ganz dick in meinem Kalender. Der Headliner wurde auch bereits bekanntgegeben, es ist niemand Geringeres als die britische Band Winterfylleth.