11.07.2018 – Richie Ramone in der Kieler Schaubude

                    „Veteran der Ramones Ära in der Schaubude Kiel“

Tourname: Hit & Run World Tour / EU Summer Smash 2018

Headliner: Richie Ramone

Support: The Havaiians

Ort: Schaubude, Kiel, Deutschland

Datum: 11.07.2018

Eintrittspreis: VVK 8,80 €, AK 10,00 €

Genre: Punk / Pop-Punk

Besucher: geschätzt 100

Bandmitglieder:

Drums, Lead Vocals – Richie Ramone
Bass Guitar, Vocals – Clare Blake aka Clare Misstake
Rhythm Guitar, Drums – Ben Reagan
Lead Guitar – Glenn Gilbert

Setlist:

01 – Durango 95
02 – I Don´t Wanna Go Down To The Basement
03 – Somebody Put Something In My Drink
04 – Smash You
05 – I know Better Now
06 – I Don´t Care
07 – Better Than Me
08 – Braggadocio
09 – Chasing The Night
10 – Today Your Love, Tomorrow The World
11 – Blitzkrieg Bop
12 – The Last Time
13 – I Fix This
14 – Judy Is A Punk
15 – Howling At The Moon (Sha-La-La)
16 – Enjoy The Silence
17 – Pretty Poison
18 – Wart Hog
19 – I´m Not Jesus
20 – Have You Ever Seen The Rain?
Zugabe:
21 – (You) Can´t Say Anything Nice
22 – Havana Affair
23 – Sheena Is A Punk Rocker
24 – Elevator Operator
25 – Humankind
26 – Cretin Hop
27 – I Just Want To Have Something To Do
28 – Commando
29 – Rockaway Beach

Puh, was für eine schweißtreibende Angelegenheit!
Gut, dass das Konzert vom 1. August verschoben wurde, da bin ich schon in Wacken… So darf ich einen der letzten tourenden Original-Ramones in unserer Stadt erleben.
Nachdem die Einlasszeremonie gelassen absolviert wird, suche ich mir einen strategisch günstigen Platz. Das ist notwendig, da es in der Schaubude so klein ist, dass man praktisch mit auf der Bühne steht. Sie ist nur leicht erhöht und grenzt sich nur durch die Monitorboxen ab. Fotografisch sind keine Meisterleistungen möglich. Starres, rot-blaues LED-Licht direkt von hinten ohne ausreichend Abstand ist nichts für meine Nikon.
Hauptsächlich sind Punk-Nostalgiker und Ramones-Fans älterer Semester erschienen. Bei einem Eintrittspreis von nicht mal 10 Euro hätte ich eine randvolle Hütte erwartet. Ferien, gutes Wetter, Fußball-WM, mitten in der Woche? Was hat Euch vom Erscheinen abgehalten? Es erwartet mich zumindest eine Zeitreise in die Endsiebziger. Damals war alles genau so. Kleiner Klub, günstige Preise, gute (Punk-)Musik.

The Hawaiians – Spaßpunk!

Als Support erwartet uns die Poppunkband The Hawaiians. Den Namen hatte ich schon einmal gehört, das war es auch schon. Die Jungs kommen aus Westerkappeln in Nordrhein-Westfalen. Außer, dass sie Beppo, Paul, Jens und Juke heißen, ist nichts herauszubekommen. Standschlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang langen, um die Hüften zum Schwingen zu bringen – versprechen sie auf ihrer Homepage. Auf der kleinen Bühne erscheinen nur drei der Herren. Der Gesangspart wird von allen drei Musikern übernommen, ein reiner Sänger fehlt. Bubblegum Poppunk´n Roll soll es sein und es geht tatsächlich in bunten, klassischen Hawaiihemden munter los. Obwohl die Schaubude noch sehr spärlich besetzt ist, ist der Mittanzeffekt sofort hoch. Angelehnt an das, was noch folgt, spielen die Jungs eigenes Material, aber auch verfremdete Stücke im Ramones-Stil. Da heißen die Titel dann Blitzkrieg Rockin Doll, My Girlfriend Is A Sumoringer oder R-A-M-O-N-E-S. 25 Titel auf der Setlist in 50 Minuten lasen ahnen – geredet wurde nicht. Ein gelungener Auftritt, der Spaß gemacht hat.

Clare Blake
Richie Ramone
Richard Reinhardt alias Richie Ramone war von 1983 bis 1987 bei den The Ramones im Einsatz. Er sprang damals als Ersatz für Marky Ramone als Schlagzeuger ein, der nach Alkoholproblemen aus der Band flog. Heute steht er mit Hochkarätern der Punkszene auf der kleinen Clubbühne. Am Bass steht Clare Blake aka Clare Misstake. Ihre US-Girlband NOiZEE gehört auch zu den Namen, die noch auf meiner „To Do“-Wunschliste stehen.

Das Set beginnt mit sechs Ramones-Songs, Ansagen gibt es bis auf einer kurzen Begrüßung und der Frage nach der korrekten Aussprache der Stadt („Kiel or Kyle?“) nicht. Stattdessen halten sie sich an die Markenzeichen des Originals. Der simple Drei-Akkorde-Punk ohne Gedöns wird fast ohne Pause am Stück durchgespielt. Lediglich wenn Richie die Position vom Schlagzeug an das Mikro mit Ben Reagan tauscht, entsteht eine Verschnaufpause. Es geht los: Durango 95, I Don´t Wanna Go Down To The Basement, Somebody Put Something In My Drink, Smash You, I Know Better Now und I Don´t Care. Durch die Stimme von Clare Blake klingen die Songs leicht anders, frischer. Trotzdem geht insgeheim ein kleiner Teil meiner Wunschliste in Erfüllung. Einmal Ramones live sehen, was ja bekanntermaßen nicht mehr funktioniert. Mit Better Than Me und Braggadocio folgen zwei eigene Titel, die sich nahtlos in den Ramones-Stil einfügen. Es folgen Chasing The Night, Today Your Love Tomorrow The World und Blitzkrieg Bob. Auch der letzte Gast kennt nun kein Halten mehr, wird aber durch zwei weitere eigene Songs leicht ausgebremst. The Last Time und I Fix This sind trotzdem wunderbare Titel, die sich in den Stil ebenfalls einfügen. Weiter geht es durch die Hitliste der Ramones. Judy Is A Punk und Howling At The Moon kennt wieder jeder hier im Saal.

Glenn Gilbert
Ben Reagan

Allerdings auch den nächsten Song. Mit Enjoy The Silence von Depeche Mode folgt ein Cover, das komplett auf den Kopf gestellt wird. Klingt einfach klasse, auch wenn Richies Stimme ins Schlingern gerät. Mit Pretty Poyson ist wieder ein eigener Song, der letzte des Abends, an der Reihe. Es folgt wieder ein Ramones-Songtrio, gefolgt vom zweiten Coversong der Setlist. Have You Ever Seen The Rain? von Creedence Clearwater Revival. Diese Version ist einfach klasse. Dann ist Schluss. Die Vier versuchen von der Bühne zu gehen, kommen aber durch die Leute nicht durch.
Macht ja auch nichts, es soll ja eh noch eine Zugabe geben. Dass daraus noch einmal neun Songs werden, umso besser. Weitere Ramones-Titel folgen und lassen den Club erzittern.
Allesamt The Ramones-Songs und sie folgen im Block. Can´t Say Anything Nice, Havana Affair und der Brüller Sheena Is A Punk RockerElevator Operator, Humankind, Cretin Hop, I Junst Want To Have Something To Do, Commando und Rockaway Beach folgen am Stück. Danach ist wirklich Schluss. Der Club liegt mitten in einem Wohngebiet und hat Auflagen zu erfüllen. Die Band lässt sich allerdings nicht lumpen, kommt nach kurzem Aufenthalt im Backstagebereich wieder hinaus in den Club und erfüllt noch Autogramm- und Bilderwünsche, bis der Letzte zufrieden ist und seine Devotionalien stolz nach Hause trägt.