1914 – Viribus Unitis

14.11.2025 – Blackened Death Metal – Napalm Records - 56:56 Minuten

Die Geschichtsstunde geht weiter. 1914 aus der Ukraine haben sich der Erzählung und musikalischen Vertonung des Ersten Weltkriegs verschrieben und bleiben diesem Thema trotz der leider stattfindenden kriegerischen Aktivitäten im eigenen Lande treu. Das Konzept der neuen Scheibe beschreibt die Geschichte eines jungen Soldaten der k.u.k.-Armee in den Jahren 1914–1918, wobei Viribus Unitis für ungefähr so viel wie „Mit vereinten Kräften“ steht.

Nach einem kurzen Intro, bestehend aus historischen Tonaufnahmen, machen die Ukrainer sofort klar, dass dies nicht nur ein schnöder Plattentitel ist, sondern Grundessenz ihres musikalischen und mittlerweile auch persönlichen Wirkens. 1914 (The Siege Of Przemyśl) startet so rasant, wie man es sich nur wünschen kann: sofort schnelles Geballer, begleitet von einem leicht melodischen und absolut treffsicheren Riff. Wow, das haut einen erst mal um. Nach gut anderthalb Minuten driftet man in Zwischenspiele ab – historische Samples und brutales Double-Bass-Geballer –, nur um dann wieder zum Eingangsriff zurückzukehren und bis zum Ende durchzuknüppeln. Das hat gesessen.
Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Auch die drei folgenden Tracks sind hauptsächlich im oberen Tempobereich angesiedelt, aber keinesfalls stumpf, sondern immer wieder durch sphärische Parts und choralen Gesang aufgebrochen, nur um dann quasi aus dem Nichts wieder brutal zuzuschlagen.

Angepasst an die zugrunde liegende Story, ändert sich der Stil im Laufe der knapp einstündigen Platte. Ab der Mitte des Albums driftet die Band in immer doomigere und schwermütigere Gefilde ab. Das ist beim ersten Hören nicht unbedingt leicht verdaulich, offenbart seine atmosphärische Dichte und bedrückende Stimmung aber mit jedem weiteren Durchlauf stärker.

Die Band hat sich Unterstützung geholt: Christopher Scott von Precious Death, Jérôme Reuter von Rome und – man höre und staune – der Ex-My Dying Bride-Sänger Aaron Stainthorpe sind an Bord. Letzterer veredelt den Song 1918 Pt. 3: ADE (A Duty To Escape), der tatsächlich in seiner Grundstimmung mit Verweisen auf Stainthorpes ehemalige Hauptband kokettiert.
Auch wenn die langsameren Songs ihren Reiz haben, spielen 1914 ihre wahren Stärken immer dann aus, wenn sie in zügellose Raserei verfallen. So überzeugt die erste Hälfte der Platte deutlich mehr als der Rest, ohne die Qualität der übrigen Songs zu schmälern.

Hier geht es lang für weitere Informationen zu 1914 – Viribus Unitis in unserem Time For Metal Release-Kalender.

1914 – Viribus Unitis
Fazit
1914 haben hier ihr wohl gereiftestes Album vorgelegt, das die Trademarks der alten Scheiben berücksichtigt und sie zugleich mit viel Präzision und kompositorischem Geschick erweitert. Viribus Unitis ist das bislang stärkste Album der Band und überzeugt sowohl durch seine Brutalität als auch durch die düstere Atmosphäre, die es verströmt.

Anspieltipps: 1914 (The Siege Of Przemysl), 1915 (Easter Battle For The Zwinin Ridge) und 1916 (The Südtirol Offensive)
Matthias W.
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