Beartooth mit Support am 09.03.2023 in der Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main

Mit Core zum Chor

Headliner: Beartooth

Vorbands: Motionless In White, Stray From The Path

Ort: Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main

Datum: 09.03.2023

Kosten: 42 €

Genre: Metalcore, Post-Hardcore, Hardcore Punk, Gothic Metal

Setlisten:

  1. Needful Things
  2. May You Live Forever
  3. Goodnight Alt-Right
  4. Ill
  5. Fortune Teller
  6. Guillotine
  7. First World Problem Child
  1. Cyberhex
  2. Thoughts & Prayers
  3. Masterpiece
  4. Slaughterhouse
  5. Werewolf
  6. Break The Circle
  7. Another Life
  8. Soft
  9. Somebody Told Me (The Killers Cover)
  10. Eternally Yours
  1. Below
  2. Devastation
  3. Disease
  4. Body Bag
  5. Dominate
  6. Riptide
  7. Skin
  8. You Never Know
  9. The Lines
  10. Beaten in Lips
  11. Hell Of It
  12. Bad Listener
  13. Hated
  14. In Between
  15. The Past Is Dead (Zugabe)
  16. The Last Riff (Zugabe)

Beartooth - The Below Tour 2023

Rund ein Jahr später als geplant – japp, Corona – starten Beartooth ihre The Below Tour durch Europa in der Frankfurter Jahrhunderthalle. Die Zeichen stehen auf Spaß. Nicht nur, weil sich Caleb Shomo mit Beartooth als Szenegröße etabliert hat und die Konzerte meist Garant für kollektive Verzückung sind. Weiterhin gibt es mit Motionless in White und Stray From The Path hochkarätigen Support dazu. Möge die Eskalation beginnen.

Das Publikum ist vergleichsweise jung und so bunt tätowiert wie der musikalische Genremix des Abends. Trotz großen Andrangs ist der Einlass ohne Wartezeit passiert, länger dauert es an Getränke- und Essensständen. Am Merch ist es ebenfalls voll, doch wie so oft erfordert die Toilettenschlange am meisten Geduld. Wartend werden Schuhe für die Moshpit geschnürt.

Stray From The Path
Stray From The Path, 09.03.2023, Picture by nokturum_photography

Pünktlich um 19:30 Uhr betreten Stray From The Path die Bühne. Während die Tribüne nur spärlich besetzt ist, haben sich vor der Bühne bereits viele Besucher:innen eingefunden. Die vierköpfige Band aus dem US-amerikanischen Long Island, New York, hat heute bouncigen Rap Core im Gepäck und drückt dem Publikum mit Needful Things einen dicken Brocken vom aktuellen Album Euthanasia in den Bauch. Stray From The Path sind für (politische) Botschaften bekannt und auch heute Abend nehmen sie sich Zeit dafür. Frontman Andrew Dijorio, der im weißen Unterhemd und blondierten Haaren an eine Neuauflage von Crazy Towns Seth Binzer erinnert, appelliert an den Gemeinschaftsgedanken der Szene, wettert gegen Isms und Nazis sowieso. Lauter Applaus! Dijorio weiß, vor wem er spielt und wie für gute Stimmung zu sorgen ist. Mit einem Sprung ins Publikum krönt er seine Bühnenperformance und insgesamt hinterlassen Stray From The Path einen kraftvollen Auftritt. Freilich sind noch nicht alle Besucher:innen aufgeweckt oder gar aufgetaucht. Doch der harte Kern im Moshpit schwitzt bereits, und wer bei Liedern wie Guillotine und First World Problem Child mit geballter Faust lautstark mitgesungen hat, kann schon jetzt einen gelungenen Abend verbuchen.

In den Umbaupausen sorgen Eurodance-Hits und Limp Bizkit aus den Lautsprechern für ausgelassene Stimmung. Das Publikum ist textsicher und kreist die Hüften, während immer mehr Menschen in die Halle strömen. Während einige noch grübeln, wer Motionless in White sind, wissen andere: Da kommt jetzt ein co-headliner-verdächtiger Knaller.

Motionless In White
Motionless In White 09.03.2023, Picture by nokturum_photography

Von „motionless“ kann nicht gesprochen werden, als die Band um 20:20 Uhr aus dichtem Nebel auf der Bühne erscheint. Schlagartig fährt dem Publikum Bewegung in die Körper. Denn Motionless In White entfesseln zum Start mit Cyberhex einen der Hits vom aktuellen Album Scoring The End Of The World und schießen Thoughts & Prayers direkt hinterher. Erste Surfer, erste Pits. Band-Outfits, Make-up und selbstverständlich die Bühnenpräsenz von Sänger Chris „Motionless“ Cerulli tauchen die Jahrhunderthalle in stimmige Atmosphäre, die gelungene Lightshow konkurriert mit strahlenden Gesichtern. Beim dritten Track Masterpiece klettern die ersten, meist weiblichen Fans auf die Schultern ihrer Konzertbuddies und schwärmen die Band an, ekstatisches Jauchzen vermischt sich mit der Musik. Apropos Sound: Für gute Akustik ist die Jahrhunderthalle bei Metalkonzerten nicht unbedingt bekannt und das bewahrheitet sich auch heute gelegentlich. Zurück zu Motionless In White, die ihr Set dank prallen Repertoires abwechslungsreich gestalten. „Die machen schon krass Stimmung für ’ne Vorband„, sagt jemand, während die Band Slaughterhouse und das sexy Werewolf (schon die Synthwave-Variante gehört?) abfeuert. Kurz vor Ende verwandeln die US-Rocker mit dem The Killers Cover Somebody Told Me den Pit in der Hallenmitte von Ruderboot zu Dancefloor. Ausgelassen tanzt die Menge, die Band verteilt zum Abschluss zu Eternally Yours Rosen in der ersten Reihe.

Beartooth
Beartooth 09.03.2023, Picture by nokturum_photography

Whooooaaaaaaaa-whoaaaa-hooooo-whoooo Sprechchöre kann man plump finden. Aber wer so denkt, war noch nie bei einem Beartooth Konzert. Gegen 21:40 Uhr stehen Caleb Shomo und seine Jungs verdeckt von einem gigantischen Laken auf der Bühne. Die Stimmung knistert vor freudiger Erregung, zu Livin’ On A Prayer von Bon Jovi hat sich das Publikum just warmgesungen. Shomos Körper zeichnet sich hinter dem Laken als Schatten ab. Und dann los. Beartooth können darauf verzichten, die Menge anzufeuern. Bereits den Opener Below singen alle mit und mit dem folgenden Devastation ist jene kollektive Verzückung eingetreten, die wir oben angesprochen haben. Das ist dann wohl Corechor, Beartooth sind eine Ohrwurmmaschine. Shomo krächzt die Songs gewohnt souverän ins Mikro, die Backing Vocals von Bassist Oshie Bichar verlieren sich mitunter in der Halle. Aber über Sound jammern ist ja doof. Für die aktuelle Single Riptide wirft sich Shomo in den mintgrünen Parka – oder ist das türkis? -, den Fans aus dem zugehörigen Video kennen. Der Frontmann und Bandkopf spricht zwischen den Songs mit dem Publikum und animiert die Menge zu Call and Response Spielereien. Wie alle Bands des Abends sind Beartooth froh, endlich wieder vor deutschen Fans zu rocken. Dann zur Mitte des Sets The Lines. Wer tanzen kann, tut das jetzt. Trotz fleißiger Pit Warrior findet sich in der Halle dankenswerterweise immer noch Platz zum individuellen Ausflippen. Denn viele Zuschauer:innen wollen einfach singen und für sich oder mit Partner:inn und Freud:innen abgehen. Ein schönes Bild. Spätestens bei Hated sind die Stimmbänder der ersten Fans heiser geschrien, doch der Überhit In Between fordert noch mal alles ab. Vor und auf der Bühne läuft der Schweiß. Mit der Zugabe The Past Is Dead wächst die Vorfreude aufs nächste Beartooth-Konzert. Vielleicht beim Summer Breeze? Das Line-Up findet ihr in unserem Festival Guide.

Euch gefallen die Bilder? Checkt das Portfolio von unserem Time For Metal Fotografen Paul auf www.nokturum.com und Instagram.