Eventname: Black Tides Fest III
Headliner: The Ruins Of Beverast
Vorbands: Haeresis, Friisk, Phantom Winter
Ort: Live Music Center Emden, Gewerbestr. 13, 26759 Hinte
Datum: 23.11.2024
Kosten: VVK: 25 Euro, AK: 30 Euro
Genre: Black Metal
Besucher: 200
Veranstalter: Friisk und Live Music Center Emden
Link: https://www.facebook.com/events/924454515740520
Setlisten:
- Echoes Of Ashes
- …Of Stygian Nights
- Grasping Beyond Times Grasp
- The Eroding Self
- Intro
- Starvgefall An’t Diek
- De Doden Van’t Waterkant
- Torügg Bleev Blot Sand
- Tidenwanderer
- Mit Wolkendunkel Überzogen
- Mauern Aus Nebel
- Kien Kummweer
- Outro
- Frostcoven
- When I Throw Up
- Shadow Barricade
- Dark Lantern
- The Unbeholden
- Avalanche Cities
- Wintercvlt
- 50 Forts Along The Rhine
- Anchores In Furs
- Between Bronze Walls
- Polar Hiss Hysteria
- Malefica
- Maere (On A Stillbirth Tomb)
Heute steht das Black Tides Fest III an. Zum dritten Mal organisiert die ostfriesische Black Metal Institution Friisk nun diese Veranstaltung, zusammen mit dem Sascha vom Live Music Center Emden. Die Bands sind vielversprechend, trotzdem gibt es wie immer Probleme mit dem Vorverkauf. Aber, nach einem Weckruf, ist doch alles gut gegangen und die dunkle Sause kann starten.
Pünktlich um 19:00 Uhr steh ich auf dem Parkplatz. Kutte an und ab geht die Post. Erst einmal die üblichen Verdächtigen begrüßen und rein in die Location. Mein Kumpel Frank, der ansonsten für Licht und Nebel zuständig ist, kommt mir entgegen und ich bin verwundert, denn die erste Band soll nun anfangen. Diese erledigt aber das meiste selbst vor der Bühne. Okay, da bin ich mal gespannt.
Los geht es. Vor lauter Licht und Nebel sieht man die Band nicht. Dieses ist natürlich pure Absicht. Haeresis stammen aus Berlin, haben somit eine lange Anreise und sind zum ersten Mal in Ostfriesland. Sie sind bekannt für ihre intensiven Liveshows. Viele Veröffentlichungen haben sie nicht vorzuweisen, aber dafür umso mehr eine gelungene Mischung aus ätherischer Atmosphäre und roher Energie. Viel sehen kann man dank des Nebels nicht.
Frontfrau Christin keift ziemlich aggressiv und erbarmungslos, und der vorgetragene Black Metal ist schnell, kommt aber dann auch wieder tragend. Da ist schon eine tiefe Unzufriedenheit zu hören. Die Songs sind relativ lang und auf Ansagen wird verzichtet, sodass alles irgendwie wie ein Song klingt. Eine gewisse Ähnlichkeit der Songs kann ich als Laie auch nicht abstreiten. Insgesamt sind es dann vier Songs, die sie zum Besten geben. Mir hat der Song The Eroding Self echt gut gefallen. Meine Art der Musik ist es nicht ganz so, aber die Show und der Sound waren gut. Die 150 Gäste sind happy und feiern die Band am Ende gut ab. Somit haben sie alles richtig gemacht. Nur Bilder machen ist nicht oder kaum möglich.
Ich für meinen Teil bin natürlich wegen der Spezies und ostfriesischen Kollegen von Friisk da, die sich stets verbessert haben und mittlerweile ein fester und guter Bestandteil der deutschen Black Metal Szene sind. Die harte Arbeit wird nächstes Jahr so richtig belohnt, denn dann werden sie auf dem Party.San spielen. Heute sind sie als Veranstalter und als lokale Heroes am Start. Nun sind alle vor der Bühne und gespannt, was da so kommen wird, und wie gewohnt liefern die Burschen ordentlich ab. Diese Mischung aus rasendem Black Metal und atmosphärischen Momenten hat es in sich, und die friesischen Texte werden natürlich gerne genommen, auch wenn man diese überwiegend nur dann versteht, wenn Genosse Tobias die cleane Schiene fährt. Bis dato haben sie zwei EPs, eine Split mit Hallig und ein Full Length Album namens …Un Torügg Bleev Blot Sand herausgebracht und von allen Veröffentlichungen hat man heute etwas mit dabei, natürlich auch den Hit, wenn man es so sagen mag, namens Torügg Bleev Blot Sand. Wütende Blast Beats und melancholische Passagen geben sich die Klinke in die Hand und dieses gehüllt in ein gekonntes Songwriting. Zurück bleibt kein Sand, sondern nur zufriedene Gesichter. Gute Show.
Aus der Asche der Band Omega Massif (Sludge/Post Metal – 2005 – 2014) sind Phantom Winter entstanden. Sie scheinen früh aufgestanden zu sein, denn eine Reise von Würzburg nach Ostfriesland ist kein Zuckerschlecken. Ich bin mir ganz sicher, dass ich die Band schon einmal gehört habe, kann es aber nicht mehr zuordnen. Die Band hatte sowohl auf der Bühne und vor der Bühne einen guten Sound, und diesen benötigen sie auch, um diesen Stil, den sie selber Winterdoom nennen, ordentlich in Szene zu setzen. Die Burschen haben sich auch etwas ausgedacht. Sänger Christian steht seitlich neben dem Gitarristen Andreas, der ebenfalls mitsingt und so bildet man ein unheimliches Duett. Man hat das Gefühl, sie schreien sich an, aber dieses ist nicht so, sondern man ergänzt sich dynamisch. Alle Stimmlagen werden gekonnt verwendet, nur die cleanen, beinahe weinerlichen Passagen, zumindest kommt es bei mir so an, gefallen mir nicht so gut. Musikalisch ist das alles großes Kino. Da ich ja eher ein Fan der schnelleren Klänge bin, fehlt mir nach einer gewissen Zeit etwas die Geschwindigkeit, aber ansonsten ist das schwere und zerstörerische Kost, welche uns die fünf sympathischen Genossen um die Ohren knallen und das meine ich positiv. Die Burschen haben mittlerweile vier Alben draußen und eine gewisse Erfahrung, und dieses hört man auch. Wütend und intensiv kommt eine Wand auf einen zu, die einen förmlich erdrückt und immer wieder mit kleineren Eruptionen aufgelockert wird. Das ist alles schwer und erdrückend und zugleich auch düster. Ich kann das Konzert von vor der Bühne und hinter bzw. neben der Bühne genießen und man spürt wirklich die Energie. Es sind viele Passagen ohne Drums vorhanden und ich frage mich immer, wie man das spielerisch so einhalten kann. Ganz einfach, der Drummer Christof spielt die Passagen einfach auf seinen Beinen weiter. Interessant zu sehen. Der blackige Doom hat viele melancholische Momente und auch einige Dissonanzen, die aber gekonnt beim Songwriting mit eingebaut wurde. Ein mehr als gelungener Gig, auch wenn er für mich ein wenig zu lang ausfällt.
In den letzten Jahren hatte das LMC ja immer ein wenig mit dem Sound zu kämpfen, aber die Crew hat an der Technik einiges verändert und verstellt und dieses hörte man bereits beim Uada-Gig und beim Ear Terror Festival und auch die Bands hatten bis hierhin einen sehr guten Sound.
Über die Lösung des Soundproblems freue ich mich und kaum ist man im siebten Soundhimmel, ändert sich das Blatt. Ich bin kein Soundexperte und für mich muss dieser nicht perfekt sein, aber bei der Art der Mucke ist es schon ein wichtiger Aspekt. Aber ich muss das LMC absolut in Schutz nehmen und nicht nur, weil es mittlerweile meine zweite Heimat geworden ist. The Ruins Of Beverast haben Soundcheck gemacht und natürlich werden dann alle Einstellungen gespeichert. Das eine oder andere alkoholische Getränk führt aber dazu, dass die Band dieses nicht mehr so richtig auf dem Kasten hat und dann dreht man auch die Gitarrenverstärker mal so richtig auf. Die zwischenzeitliche Wegnahme der Gitarren von der PA bringt da auch nichts. Dieses nur zur Erklärung, denn ansonsten machen die Genossen ihre Aufgabe sehr gut und die Leute gehen ordentlich mit. Die Band ist schon seit über 20 Jahren zusammen und dieses merkt man natürlich. Sie sind gut aufeinander eingespielt. Auch hier gibt es heute keine Ansagen und die Mischung aus Black Metal und Doom gefällt sogar mir. Alles total intensiv und positiv krank. Blast Beats zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht und die langsamen Passagen ein Schaudern. Mitnicker-Elemente sind auch genügend vorhanden. Ja, das sitzt und zu Recht sind sie auf allen Bühnen dieses Landes (und auch außerhalb) vertreten. Auch die Burschen haben keine Setlist und so muss man die Songs mehr oder weniger erraten. Dafür habe ich meinen Kumpel Domenico, der die Songs kennt und eben eine Zusammenstellung erstellt hat. Bei Phantom Winter stehen nur Abkürzungen auf der Liste, aber auch da konnte mir Domenico aushelfen. Vielen Dank dafür. Aber zurück zu The Ruins Of Beverast. Trotz des, wie oben angesprochen, problematischen Sound zelebrieren die Jungs ihre Songs und nehmen mich mit auf ihre wahnwitzige Reise. Diese epischen Gitarrenriffs in Kombination mit Growls kommen schon geil, hinzu kommt diese abartige Dunkelheit und die mythische Poesie. Eine Klangwelt, die an keinem spurlos vorbeigeht. Am Ende lässt man die Gitarren an und die Verstärker zerstören die Trommelfelle der Zuhörer, aber irgendwas ist ja immer.
Ein sehr gelungener Abend in Hinte, der zeigt, dass auch der Black Metal in Ostfriesland wieder funktioniert. Bis zum Black Tides Fest IV.