Quelle: Blakylle

Blakylle im Interview

Fulda meets Pagan Metal

Artist: Blakylle

Herkunft: Fulda, Deutschland

Genre: Pagan Metal

Link: https://www.blakylle.de/

Bandmitglieder:

Gesang – Adrian
Gitarre – Sandro
Bassgitarre – Albert
Schlagzeug – Alexander

Quelle: Blakylle

Time For Metal / Kai R.
Ahoi Blakylle, erst mal möchte ich euch gratulieren, dass euer Song Aesir (Video wird im Artikel mit angezeigt und verlinkt) bei unserem Leservoting zum Underground Award 2021 den ersten Platz gemacht hat. Wie geht es euch damit?

Blakylle / Sandro
Gut natürlich! Mit so einer Unterstützung haben wir bei der starken Konkurrenz nicht gerechnet. Umso mehr, da es bei uns in Fulda keine sehr große Metalszene gibt. D.h. lokale Unterstützung war wahrscheinlich gar nicht so viel dabei. Wir haben hier in der Ecke auch noch nie live gespielt. Ich glaube, Hanau war bisher am nächsten dran. Mit ein paar Blakylle-Bandmitgliedern hatte ich vor Blakylle eine Black Metal Band namens Krew. Da war das Nächste, wo wir gespielt hatten, auch mindestens 150 km entfernt. Das scheint so eine Art Bandfluch zu sein, den wir aber gerne mal brechen würden. Falls das hier also ein Metal-Veranstalter aus der Region um Fulda liest, melde dich ruhig! Auch wenn ich glaube, dass die in Fulda einfach ausgestorben sind. Vielleicht veranstalten wir auch einfach mal selbst etwas in Fulda. Genug Pagan Metal Bands die Bock hätten, finden sich bestimmt.

Time For Metal / Kai R.
Damit unsere Leser euch ein wenig besser kennenlernen können – stellt euch doch mal kurz vor!

Blakylle / Sandro
Blakylle spielen Pagan Metal mit starkem Black Metal Einschlag, also in Richtung Bathory, Enslaved, Helheim, Helrunar oder frühen Amon Amarth. An sich gibt es das Projekt seit 2014, wobei wir erst seit ein paar Jahren ein stabiles Line-Up haben und 2019 das Debütalbum Wo Uralte Wasser Fließen erschien, das man entweder im schicken Digipack bei uns unter https://www.blakylle.de kaufen, oder auf diversen gängigen Plattformen streamen kann.

Am Gesang ist bei uns Adrian, der im Metal Underground vielleicht manchen durch seinen Blog/YouTube-Kanal Totgehört bekannt ist. Außerdem macht er auch den Metal-Podcast Total Moshpod zusammen mit Kyo von Moshpit Passion.

Den Bass spielt Albert, ein fuldaer Metal Urgestein, der früher auch bei Bands wie der 1998 von ihm gegründeten Black Metal Band Pagan Horde, Straight From Hell oder Conspirator gespielt hat. Bei Conspirator waren auch damals zwei von Witchburner dabei, die sind ja auch aus Fulda. Außerdem hat er bei der Schweinerock-Band Rock Cock Rodeo gespielt und ist momentan auch bei Junkyard Jesus am Bass.

An den Drums sitzt seit letztem Jahr Alex, ehemals bei Mindreaper. Er hat damals auch einen Track bei Krew an den Drums eingespielt und ist in der regionalen Szene quasi ein alter Bekannter.

Und an der Gitarre bin ich selbst, Sandro. Ich habe das Ganze gegründet, weil ich mich, nachdem ich Krew auf Eis gelegt hatte, nicht mehr wirklich mit den satanischen Themen identifizieren konnte und schon immer recht geschichtsbegeistert war. Gerade im Bereich germanische/keltische/slawische Geschichte. Außerdem gefielen mir Konzeptbands und da passt germanisches Heidentum ziemlich gut. Musikalisch war auch von Anfang an geplant, nur eine Gitarre dabei zu haben, da wir bewusst versuchen wollten, so viel wie möglich aus so wenigen Instrumenten wie möglich rauszuholen. Deshalb gibt es bei uns auch kein Keyboard. Außerdem sollten die Texte auch auf Deutsch sein, da ich finde, dass das ziemlich gut funktioniert, wenn man ein Black Metal Fundament hat.

Time For Metal / Kai R.
Neben dem Underground Award 2021 seid ihr auch im Finale des Metal Masters Bandcontests 2021. Wie steht ihr allgemein zu solchen Awards und was könnte man besser machen?

Blakylle / Sandro
An sich eher kritisch. Je nach Modus gewinnt die Band, die entweder die meisten Freunde mobilisieren kann oder die zufällig gerade den Nerv der meisten Juroren trifft. Ich denke auch nicht, dass man konkret etwas besser machen kann, denn jeder Modus hat seine Vor- und Nachteile. Wobei man aber sagen muss, dass es immer einen gewissen Werbeeffekt für die Band hat, was auch bei uns der ausschlaggebende Punkt war mitzumachen. Da wir wegen der Pandemie unser Ende 2019 erschienenes Album nicht vernünftig live bewerben konnten, war das eine der wenigen Möglichkeiten, die man hatte. Und lief ja auch ganz gut für uns, weshalb wir gerade auch noch mal beim Metal Masters Contest mitmachen, den Metal-YouTuber Der Wahre Lukas in Kooperation mit metalstriker.de, dem Reaperzine und dem Nordmensch In Concerts Mag veranstaltet. Da haben wir letztens auch die Vorrunde in unserer Gruppe gegen fünf andere Bands gewonnen und sind jetzt im Finale dabei. Bei dem Metal Masters wurde auch nur zu einem kleinen Teil vom Publikum entschieden und hauptsächlich durch Juroren. Hatten wir auch nicht mit gerechnet, da Pagan Black Metal ja gerade eher out ist, aber irgendwas scheinen wir richtig zu machen, was uns natürlich freut.

Time For Metal / Kai R.
Eure Songs Wanderer und Aesir haben beide die 10.000er Streams Marke bei Spotify geknackt – Wanderer sogar die 12.000er. Beschreibt beide Songs doch mal mit euren Worten.

Blakylle / Sandro
Aesir ist der Opener unseres Debütalbums und auch sehr früh entstanden. Er war einer der ersten Blakylle Songs, die ich geschrieben habe. Textlich ist es ein klassischer Schlachtensong, der sich zum Ende hin immer weiter steigert. Das Wort Aesir stammt zwar aus dem Altnordischen, der Song ist aber wie alle anderen unserer Songs in Deutsch verfasst. Aesir, also die Asen, sind ein nordisches Göttergeschlecht, das im Song aufgerufen wird, einem vor der Schlacht beizustehen.

Wanderer wiederum ist der Schlusstrack des Albums und ist auch später entstanden. Er handelt von einem umherwandernden, hühnenhaften Krieger, der auf Riesenjagd spezialisiert ist.

Und du hast recht, beide Tracks kommen auf Spotify ziemlich gut an. Einer der Vorteile von Spotify ist, dass man nachvollziehen kann, aus welchem Land oder Stadt die Hörer kommen. Was uns da wirklich umhaut, ist, dass wir eigentlich weltweit Hörer haben. Am häufigsten wird die Platte in den USA gehört, Deutschland ist mit Ballungsgebieten wie Berlin und Hamburg nur auf Platz 2. Danach kommen Mexiko, Brasilien und Frankreich. Als semiprofessionelle Undergroundband ist es natürlich großartig zu wissen, dass unsere Songs oft in Mexico City gespielt werden oder Santiago de Chile. Auch in Istanbul haben wir recht viele Hörer. Der Nachteil an den Streamingdiensten ist auf der anderen Seite, dass kaum Kohle rumkommt, aber das finde ich nicht allzu tragisch, da die CD-Verkäufe im Underground einem früher ja auch nicht grade den Porsche finanziert hatten. Es bleibt eine brotlose Kunst.

Time For Metal / Kai R.
Ihr tragt Schwert, Schild und Speer – die Frage ist für mich da, wo geht eure Reise hin? Steht ein Schlachtzug oder reine Eroberung auf dem Plan?

Blakylle / Sandro
Na als Erstes natürlich zu so vielen Konzerten, wie es geht, sobald es wieder möglich wird. Eines der Open-Airs, auf dem wir dieses Jahr hätten spielen sollen, wurde jetzt auch schon wieder verschoben. Es sollte eigentlich Ende Mai stattfinden, aber die Veranstalter haben keine Perspektive gesehen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, aber ich fürchte, es wird nicht das einzige Konzert dieses Jahr gewesen sein, das ins Wasser fällt. Ein weiterer negativer Nebeneffekt ist ja, dass viele Festivals für 2022 schon voll besetzt sind, da ja das Line-Up von diesem Jahr mitgenommen wird, falls es verschoben wird. Wir arbeiten natürlich trotzdem daran, an so viele Konzerte wie möglich zu kommen, aber momentan ist ziemlich vieles einfach scheiße.

Time For Metal / Kai R.
Pagan Metal beschreibt ein Genre, welches vorrangig mythologische Themen vorchristlicher Religionen verarbeitet. Wie sehr bedient ihr euch aus dem Repertoire der nordischen Mythologie und was für Themen sind euch bei euren Songtexten wichtig?

Blakylle / Sandro
Wir versuche vor allem regionale, germanische Themen aufzugreifen. Natürlich gibt es Elemente nordischer Mythologie, da sie sich einfach mit der Germanischen zu einem großen Teil deckt und sowieso regional im Detail stark fragmentiert war. Nimm z.B. Odin/Wotan oder Thor/Donnar. Aber trotzdem wollen wir eine eigene Note hinzufügen. Manchmal nehmen wir auch ein paar Fragmente und spinnen eine neue Geschichte drumrum. Das sehen wir als künstlerische Freiheit an, solange es im Kontext bleibt. Der Song Der Stab handelt z.B. über Waluburg, eine Seherin eines elbgermanischen Stammes. Über sie ist an sich nicht viel bekannt, außer ihrem Namen, ihrer Profession und dass sie bis nach Ägypten gekommen ist. Also haben wir eine Geschichte um sie gesponnen, quasi Lücken gefüllt.

Time For Metal / Kai R.
Wieviel „Religion“ darf eurer Meinung nach Musik verkörpern?

Blakylle / Sandro
Bei uns ist es mehr Mythologie als Religion. Es gibt auch Pagan Metal Bands, die Asatru Anhänger sind, also wirklich praktizierende Neuheiden. Wir sind aber eher Atheisten mit einer Passion für germanische Geschichte und Mythologie. Wie viel Religion Musik an sich verkörpern darf, ist schwer zu beantworten. Ich würde sagen, solange man nicht versucht, Religion zu instrumentalisieren, um Leute zu bekehren, fällt es für mich persönlich unter Kunstfreiheit. Ob man Religion an sich scheiße findet, steht dann natürlich noch mal auf einer anderen Karte und sollte dann wiederum vom Medium Musik getrennt gesehen werden.

Time For Metal / Kai R.
Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Blakylle / Sandro
Ich hoffe, dass wir bis dahin ein paar weitere Releases veröffentlichen werden. Mit etwas Glück kommt dieses Jahr bereits etwas Neues von uns. Sonst hoffe ich, dass wir bis dahin einen solchen Stand in der Szene entwickeln können, dass wir auch auf etwas größeren Veranstaltungen headlinen können. Ich spreche jetzt nicht von Dimensionen wie dem Summer Breeze oder Ähnlichem, das wäre mit dem Genre illusorisch und da wollen wir auch nicht zwingend hin. Wir sind gerne im Underground und machen Nischenmusik für Leute mit ungewöhnlichen Interessen. Aber das dachten sich die frühen Black Metal Bands wahrscheinlich damals auch, also wer weiß schon, wo die Reise hingeht.

Time For Metal / Kai R.
April April – hieß es auch dieses Jahr am 01.04.2021. Während bei den Metal Archives die Bandfotos durch Katzenbilder ersetzt wurden, haben wir uns den Spaß erlaubt und unser Metal Magazin für einen Tag in Time For Schlager umbenannt. Wie viel Spaß darf da sein und was habt ihr dieses Jahr noch so mitbekommen?

Blakylle / Sandro
Ja, das haben wir beides mitbekommen. Das waren gelungene Aktionen. Den Aprilscherz von Total Moshpod fand ich auch gut. Da hatte Kyo extra eine Kassette gemacht mit Total Moshpod Optik und verkündet, dass die Podcasts jetzt neben Streams auch auf Kassette veröffentlicht werden. Fand ich schon witzig und allgemein sind Aktionen dieser Art schon völlig in Ordnung.

Time For Metal / Kai R.
Hört ihr Podcasts? Wenn ja welche?

Blakylle / Sandro
Klar, die schießen ja gerade wie Pilze aus dem Boden. Wir hören z.B. Adrians Total Moshpod Podcast. In den letzten Folgen war da z.B. der Parabelritter zu Gast oder Michael Goehre. Ich selbst höre auch recht viele Geschichtspodcasts wie His2Go, Kaptorga oder Eine Stunde History vom Deutschlandfunk. Es gibt auch einen ganz guten Podcast namens Mörderische Heimat von Shaggy Schwarz, der sich mit Kriminalfällen rund um Osthessen bzw. speziell Fulda und der Rhön beschäftigt. Shaggy macht auch einen Fuldaer Kulturpodcast, der von uns auch gehört wird. Metaltechnisch höre ich neben Total Moshpod an sich keinen Podcast. Da schaue ich mir eher diverse Metal YouTuber an, wie Adrians TotgehörtTV, Tigga, Goreminister oder den Krachmucker. Wobei ich tatsächlich auch noch in euren Time For Metal Podcast reinhören wollte. Allgemein ist es cool, dass völlig neue Strömungen entstanden sind, die der Szene zuträglich sind. Früher gab es Bands, Journalisten und Fans. Heute gibt es Podcaster, Blogger, YouTuber, Leute mit eigenen Internetradios usw. Die alten Herren meckern ja gerne über das Internet, aber ich glaube, dieses Metalfandom wäre ohne die neuen Impulse heute schon etwas langweiliger.

Time For Metal / Kai R.
Die noch immer andauernde Corona-Krise hat euch auch bereits ein paar Auftritte gekostet. Wie hart wurdet ihr von der Pandemie getroffen?

Blakylle / Sandro
Naja, wir haben das letzte Mal vor über einem halben Jahr proben können und der letzte Gig war im November 2019. Für 2020 hätten alleine drei Open Airs plus noch diverse Indoor-Konzerte angestanden, aber irgendein Chinese musste ja eine Fledermaus fressen, und jetzt haben wir den Salat.

Wir versuchen die Zeit zu nutzen, um Songs zu schreiben und haben auch eine Video-Liveaufnahme neu geschnitten und gemixt. Die gibt’s mittlerweile auf unserem YouTube-Kanal.

Time For Metal / Kai R.
Abschließend gebe ich – wie eigentlich immer – euch die Chance, auch eine Frage an uns zu stellen. Gibt es etwas, was ihr schon immer von einem Online-Metal-Magazin wissen wolltet?

Blakylle / Sandro
Da Adrian auch einen Metal Blog betreibt, habe ich die Frage mal an ihn weitergereicht: Üben größere Labels Druck auf die Redaktion aus, wenn Beiträge veröffentlicht werden, die diese Labels oder deren Bands kritisieren?

Time For Metal / Kai R.
Vielen Dank für die großartige Frage. Also allgemein herrscht in der Szene ein eher freundschaftliches Miteinander. Selten habe ich das Gefühl, dass wir wirklich jemanden vor dem Kopf stoßen, was der/die Gegenüber nicht auch ertragen würde. Da wir soweit immer respektvoll mit den Bands/Labels umgehen und nur ganz selten einen „Verriss“ haben, gibt es auch eher selten das Problem, bei dem so ein Druck entstehen könnte. Verrisse sind allgemein aber auch der falsche Weg. So ist eine Rezension oder ein Bericht immer eine persönliche Meinung bzw. ein Kommentar eines einzelnen und unsere Redakteure/innen sind dazu angehalten, sachlich zu beschreiben, warum ihnen etwas gerade nicht passt. Da wir aber auch kein Geld für das Erstellen von Texten erhalten, haben wir persönlich nicht den Druck, dass ein Text möglichst wohlwollend geschrieben werden muss oder dass eine Band/ein Label beeinflussen kann, was wie veröffentlicht wird. Mir ist kein Fall in den letzten zehn Jahren bekannt, bei dem aktiv Druck ausgeübt wurde.
Danke für das Interview und Gruß aus der Redaktion,
Kai

Blakylle / Sandro
Wir danken ebenso!