Bon Scott: Heute vor 40 Jahren verstarb der legendäre AC/DC-Fronter

Wir blicken zurück auf eine Legende

Der 19. Februar 1980 – ein wahrhaft schwarzer Tag in der Geschichte des Rock, denn die Aussie-Rocker AC/DC verloren ihren Frontmann Bon Scott und die Welt verlor einen großartigen Rock ’n‘ Roll Sänger.

 

Kindheit

Ronald Belfort Scott, später besser bekannt als Bon Scott, wurde am 9. Juli 1946 in Forfar, Angus, Schottland, Vereinigtes Königreich geboren. Mit seinen Eltern Charles und Isabelle Scott lebte er im schottischen Kirriemuir, ganz in der Nähe von Forfar. 1952, als Ronald gerade einmal sechs Jahre alt war, beschloss seine Familie, Schottland den Rücken zuzukehren. Die Zeiten waren schlecht, es gab nach dem Zweiten Weltkrieg kaum Arbeit und der Vater wusste kaum, wie er die kleine Familie durch den Tag bringen sollte. Die politischen und wirtschaftlichen Strukturen in Europa waren weitestgehend zusammengebrochen und für viele Bürger gab es kaum noch eine Perspektive. Die Wahl der Familie Scott fiel auf Australien, wo sie zunächst nach Sunshine / Melbourne zogen, bevor sie dann 1956 noch einmal umzogen nach Freemantle. Hier ging der kleine Ronald zur Schule und hier in Australien entdeckte er auch seine Liebe zur Musik, allerdings zuerst nicht ganz freiwillig. Hier in der Schule erhielt er auch bereits den Spitznamen Bon von seinen Mitschülern, der angelehnt war an Bonnie Scotland, prächtiges Schottland. Auf den ausdrücklichen Wunsch seiner Mutter lernte er im Alter von sieben Jahren das Klavier spielen. Er hasste das Klavier, liebte dagegen das Akkordeon und den Dudelsack, welchen er dann in der Coastal Scottish Pipe Band Westaustralien zu spielen lernte. Bereits im zarten Alter von 15 Jahren verließ er die Schule und schlug sich daraufhin mit verschiedenen Jobs durch. Er versuchte sich als Barkeeper, Postbote und LKW-Fahrer, was aber eher schlecht als recht funktionierte.

Erste Gehversuche

Schon recht früh entdeckte Bon die Rock ’n‘ Roll Musik für sich und begann auch mit dem Schlagzeug spielen. Sehr zum Leidwesen seiner sehr gläubigen Mutter Isabelle, die Rockmusik und Künstler wie Elvis Presley und Chuck Berry für unsittlich hielt. Er dagegen liebte die Rock ’n‘ Roller und übte fleißig vor dem Spiegel, um sie möglichst perfekt zu imitieren. 1964 gründete er dann mit seinem Kumpel John Collins in Perth die Beat-, Pop- und Rock ’n‘ Roll Band The Spectors, die sie mit Brian Gannon (Bass), Murray Gracie (Guitar, Vocals) und Wyn Milsom komplettierten. Bon Scott und John Collins wechselten sich ab, spielten jeweils ein halbes Set als Drummer und in der zweiten Hälfte versuchten sie sich als Sänger. The Spectors spielten die populären Werke der The Rolling Stones, The Beatles, The Kinks, Pretty Things und Van Morrisons und erfreuten sich damit lokaler Anerkennung in Perth und Umgebung. Scott verbesserte bei The Spectors vor allem sein Schlagzeugspiel und konnte sogar den einen oder anderen Schlagzeugwettbewerb in seiner Heimat gewinnen. Im Oktober 1965 nahm man sogar vier Songs für die lokale Fernsehshow Club 17 auf: Van Morrisons Nummer Gloria, den The Beatles Hit Yesterday, Mike Berrys On My Mind und den George Gershwin Song It Not Least. 1966 löste man die Band auf, als Milson und Scott sich mit Mitgliedern der ebenfalls lokalen Rivalen The Winstons zusammentaten und die Band The Valentines gründeten.

Zu den Gründungsmitgliedern der Pop/Rock Band The Valentines gehörten Bon Scott (Vocals), Vince Lovegrove (Vocals), Wyn Milsom (Guitar), Ted Ward (Guitar), Bruce Abbott (Bass) und Warwick Findlay (Drums). Sie nutzten die Erfolge ihrer früheren Bands und erregten Aufmerksamkeit durch die beiden Sänger Scott und Lovegrove. Inspiriert durch Bands wie The Rolling Stones, The Beatles und die lokalen Szenestars The Easybeats genoss die junge Combo einen enormen Erfolg und veröffentlichte sogar einige Singles und konnte sich über erste Charterfolge freuen. Bald tourte man auch durch Melbourne und andere australische Großstädte. Aufgrund unterschiedlicher Interessen innerhalb der Band und auch dem Drogenmissbrauch einzelner Bandmitglieder begann die Motivation zu leiden. Zuerst wurden einzelne Bandmember ausgetauscht, doch trotz wachsender Fangemeinde beschloss die Band dann im Spätsommer 1970 einvernehmlich, The Valentines aufzulösen. Bon Scott konnte sich während dieser Jahre einen guten Ruf als kraftvoller Sänger erarbeiten.

1971 zieht Bon Scott nach Adelaide um und tritt kurz darauf der Psychedelic Blues Rock Band Fraternity als Sänger und Flötenspieler bei. Die Band hatte sich 1970 mit John Bisset (Keyboard, Vocals), Tony Buettel (Drums), Bruce Howe (Bass) und Mick Jurd (Guitar) aus vier ehemaligen Levi Smiths Clefs  Bandmitgliedern gegründet. Da noch ein Leadsänger fehlte, rief Howe kurzerhand Bon Scott an. Man spielte die ersten Gigs, darunter auch ein Konzert gemeinsam mit Geordie, der Band von Brian Johnson. Mit Fraternity veröffentlichte Bon zwei Alben, 1971 das Debütalbum Livestock und 1972 Flaming Galah. Die Single Seasons Of Change, eine Blackfeather Coverversion, entwickelte sich zu einem lokalen No.1 Hit in Adelaide und erreichte Platz 51 auf der National Top 60 Liste der Teenagerzeitung Go-Set. Als Blackfeather von ihrem Erfolg in Adelaide erfuhren, veröffentlichten sie schnell eine eigene Version, die noch erfolgreicher war und bis auf Platz 15 kletterte. 1971 gewann man den Hoadleys Battle Of The Sound Wettbewerb, einen jährlich stattfindenden nationalen Rock/Pop Band Wettbewerb, bei dem auch The Valentines zwei Jahre zuvor schon im Finale landeten. Der Preis: Eine Reise nach London und von Go-Set wurden Fraternity als das nächste ganz große Ding gefeiert. Am 24. Januar 1972 heirate Bon Irene Thornton, die er nach einem Konzert kennen und lieben gelernt hatte. Im Frühjahr 1972 trat man die Reise nach London an und versuchte den britischen Musikmarkt zu knacken, doch die Band geriet langsam ins Straucheln. Anfang 1973 benannte man sich um in Fang, doch nach und nach löste sich die Band in ihre Bestandteile auf und die Mitglieder kehrten nach Australien zurück. Einige Bandmitglieder schlossen sich daraufhin dem Projekt Mount Lofty Rangers an und auch Bon Scott nahm einige Songs mit ihnen auf, bevor er sich bei einem Motorradunfall Anfang 1974 schwer verletzte und sogar ein paar Tage im Koma lag. Auch die kinderlose Ehe mit Irene Thornton wurde um diese Zeit nach nur zwei Jahren geschieden. Ende 1974 reformierten sich Fraternity noch einmal, jedoch ohne den gebürtigen Schotten.

Die Anfänge von AC/DC

Auch Malcolm, Angus und George Young waren gebürtige Schotten, die 1963 mit dem Rest der Young Sippe nach Sydney, Australien auswanderten. George war der erste von den Brüdern, der das Gitarre spielen erlernte und 1964 Gründungsmitglied bei der Beatband The Easybeats war. Die Bandmitglieder stammten alle aus Einwandererfamilien und setzten sich wie folgt zusammen, Stevie Wright (Vocals), George Young (Guitar), Harry Vanda (Guitar), Dingeman van der Slujis (Bass) und Gordon Fleet (Drums). Ab 1965 wurden The Easybeats die erfolgreichste Pop/Beat Band Australiens und lösten eine wahre Hysterie unter den Teenagern aus. Die Band produzierte eine ganze Reihe von Hits, darunter auch Friday On My Mind im Jahr 1966. Malcolm eiferte seinem großen Bruder nach und gründete einige Bands, darunter auch 1971 die australischen The Velvet Underground, war jedoch mit keiner der Formationen so wirklich erfolgreich. Angus machte seine ersten musikalischen Gehversuche als Gitarrist, nachdem er im Alter von 15 Jahren die Schule beendete in einer Band namens Tantrum. Hier begeisterte er zum ersten Mal in Chuck Berry Manier die Zuschauer mit dem Duckwalk. 1969 lösten sich die The Easybeats auf und kurz darauf auch The Velvet Underground. 1973 gründete Malcolm zunächst alleine die Bluesrock Band AC/DC. Den Bandnamen lieferte Schwester Margaret, nachdem sie die Abkürzungen AC und DC für Gleichstrom und Wechselstrom auf ihrer Nähmaschine entdeckte. Ganz neu war die Idee allerdings nicht, denn bereits in den 1930er-Jahren wurde eine Gemeinschaftskomposition von Benny Goodman, Charlie Christian und Lionel Hampton AC/DC Current genannt. Kurz darauf holte Malcolm seinen noch nicht volljährigen Bruder Angus als Leadgitarrist hinzu und wieder kam Schwester Margaret mit der Idee um die Ecke, Angus solle auf der Bühne doch wieder seine alte Schuluniform tragen, die er als Teenager, auch nach der Schule, fast nie ausgezogen hatte. Im November begannen die beiden Brüder dann ihre Band zusammenzustellen und verpflichteten Colin John Burgess (Drums), Larry Van Kriedt (Bass) sowie Dave Evans (Vocals), die die erste AC/DC Konstellation vervollständigten. Am Silvesterabend 1973/1974 hatten AC/DC, oder auch Acca Dacca, wie die Band in Australien auch genannt wurde, ihren ersten Auftritt im Chequers Club in Sydney. Im Juli 1974 erschien auch die erste Single Can I Sit Next To You Girl / Rockin` In The Parlour mit Evans am Mikro in Australien und Neuseeland.

Bons Einstieg bei AC/DC

Als AC/DC im August 1974 im Pooraka Hotel in Adelaide eine Show spielten, war Frühsänger Dave Evans schon nicht mehr mit von der Partie, er glänzte durch Abwesenheit, da es Unstimmigkeiten zwischen ihm und dem Rest der Band gab. Dafür war jemand anderes da, Bon Scott stand im Publikum und sah AC/DC zum ersten Mal live auf der Bühne. Die noch junge Band spielte überwiegend alte Rock ’n‘ Roll Klassiker, mangels eines Sängers, als Instrumentalversionen. Von Kumpels lies sich Scott überreden und sprang nach einer Weile einfach auf die Bühne, um zusammen mit der Band den alten Rocksongs neues Leben einzuhauchen. Der Abend wurde ein ganz Besonderer und Unvergesslicher für alle Beteiligten, für Bon, für AC/DC und für das Publikum. So berichtete es Scotts Ex-Ehefrau Irene Thornton einige Jahre später. Es gibt aber verschiedene Versionen davon, wie Bon Scott als Sänger zu AC/DC kam, so behauptet auch der ehemalige Weggefährte und Co-Sänger von The Valentines, Vincent Lovegrove, er habe Scott an die Young Brüder vermittelt. Jedoch heißt es in anderen Quellen auch, Scott sei durch eine Zeitungsanzeige auf den freien Job bei AC/DC aufmerksam geworden. Die Wahrheit ist nach all den Jahren nur noch schwer nachvollziehbar und wahrscheinlich kennen sie nur die Young Brüder und einige wenige aus dem direkten Umfeld. Doch egal wie die Wahrheit aussieht, seit diesem folgenschweren Tag in Adelaide war Bon Scott der neue Mann am Mikrofon von AC/DC. Eigentlich hätte er lieber Schlagzeug gespielt, doch der Posten war nicht frei.

Die frühen Jahre

Die frühe AC/DC Besetzung war nicht von großer Stabilität gekennzeichnet und änderte sich schon, bevor die Band im Februar 1975 das Debütalbum High Voltage ausschließlich in Australien veröffentlichte. Auf dem Debüt spielten Bon Scott (Vocals), Angus Young (Guitar), Malcolm Young (Guitar), Mark Evans (Bass) und Tony Currenti (Drums). Für die Produktion zeichneten sich Harry Vanda und George Young verantwortlich. Auf High Voltage orientierten sich die Musiker noch deutlich am Blues und typischem Rock ’n‘ Roll der 50er-Jahre. Auch veröffentlichten sie hier eine ihrer wenigen Coverversionen, Baby Please Don`t Go, im Original von Big Joe Williams. Durch ausgiebige und häufige Auftritte machte man sich in Australien schnell einen Namen und schon bald stellten sich zu diesem frühen Zeitpunkt erste Auslandserfolge ein. Noch im gleichen Jahr, im Dezember 1975, wurde das zweite Album T.N.T. wieder ausschließlich in Australien nachgelegt und wieder hatte sich zuvor das Line-Up verändert – Phil Rudd hatte hinter dem Drum-Kit Platz genommen und Tony Currenti abgelöst. Für die Produktion waren wieder Harry Vanda und George Young zuständig und auch auf T.N.T. war der typische AC/DC Sound noch stark vom Blues- und Rock ’n‘ Roll beeinflusst. Die erste Single wurde nun für das Album mit Bon Scott neu aufgenommen und mit School Days fand auch wieder eine Coverversion, diesmal im Original von Chuck Berry, den Weg auf das Album. Im April 1976 wurde ein zweites High Voltage Album für den internationalen Markt in Europa und Amerika veröffentlicht, das sich aus dem beiden Australien-Alben zusammensetzte. Die europäische Version enthielt mit She`s Got Balls und Little Lover nur zwei Songs des frühen High Voltage Albums, die restlichen Songs stammten vom frühen T.N.T. Album.

Auf der Erfolgsspur

Lange hatten sie an dem passenden Sound gefeilt, doch sie hatten das fehlende Puzzleteil gefunden: Die druckvollen, rauen Powerchords von Malcolm Young, die vom Blues beeinflusste Leadgitarre von Angus Young und der unverkennbare Gesang von Bon Scott. AC/DC waren komplett! Mit dem Vertrag bei Atlantic Records im Frühjahr 1976 standen den Musikern nahezu alle Türen offen und man ging auf Tourneen auf der ganzen Welt, spielte heute in den USA und morgen in Europa. Im September 1976 veröffentlichte man das Dirty Deeds Done Dirt Cheap Album zuerst in Australien und im Dezember 1976 in Europa. Die australische Fassung unterschied sich deutlich von der europäischen Version, hatte ein anderes Cover und enthielt teilweise andere Songs und in unterschiedlicher Titelreihenfolge. Obwohl das zweite internationale Studioalbum durch Atlantic Records in Europa veröffentlicht wurde, erschien es erst 1981 in den USA. Bei den Sessions zum Album wurde mit I`m A Rebel noch ein weiterer Song aufgenommen, der jedoch nie veröffentlicht wurde. Erst 1980 coverten ihn Accept auf ihrem zweiten Album I`m A Rebel, wobei ein gewisser George Alexander als Songwriter angegeben wurde, ein Pseudonym von Alex Young, dem älteren Bruder von George, Malcolm und Angus Young. Auf der Erfolgswelle wurde 1977 gleich das nächste Studioalbum Let There Be Rock nachgelegt, welches im März in Australien erschien und im Juni international. Wie schon bei den vorhergehenden Alben waren die Titel leicht verschieden. Es sollte das letzte Album mit Bassist Mark Evans sein, der die Band wegen Unstimmigkeiten mit Angus Young im Anschluss verließ und durch Cliff Williams ersetzt wurde. 1977 kam in England langsam die große Punkwelle ins Rollen, welche viele bis dato erfolgreiche Rockbands in die Krise stürzte, dennoch ging es für die Australier immer weiter steil bergauf, man befand sich mit Vollgas auf der Überholspur. Die Popularität von AC/DC nahm fast keinen Schaden, denn das erklärte Angriffsziel der britischen Punks waren die erfolgreichen Rockbands wie Deep Purple, Led Zeppelin, Genesis und Pink Floyd. AC/DC jedoch passten nicht ganz in das Feindbild, da sie fast so roh und ungekünstelt klangen wie die Punkbands selbst. Im Mai 1978 erschien Powerage, das vierte weltweit veröffentlichte Album der australischen Hardrocker. Auf der australischen und europäischen Fassung war mit Cold Hearted Man ein zusätzlicher Track enthalten, welcher auf der weltweiten Veröffentlichung ersatzlos gestrichen wurde. Auf der dazugehörigen Powerage Tour wurde schon im Vorfeld, am 30. April 1978 im Apollo Theater in Glasgow, das Livealbum If You Want Blood, You`ve Got It mitgeschnitten, das erste und letzte Livealbum mit Sänger Bon Scott. Ein kleiner Skandal war die Frage Bon Scotts an das Publikum, ob es denn noch Jungfrauen in Glasgow gäbe. Es sollte das letzte Album dieser Ära sein, das von Harry Vanda und George Young produziert wurde. Die Aufnahmen zum nächsten Album gestalteten sich schwierig, denn die ersten Aufnahmen gingen verloren, was dem verantwortlichen Produzenten Eddie Kramer den Job kostete. Auch musste gerade Bon diesmal viel härter an seinen Texten arbeiten, da er in einer Krise und einem Sumpf aus Alkohol und Groupies steckte, der Kehrseite der Erfolgsmedaille. Erstmals wurde nicht in den australischen Albert Studios gearbeitet, sondern in den Criteria Studios in Miami und den Roundhouse Studios in London. Highway To Hell wurde im Juli 1979 veröffentlicht, mit dem Album gelang den Australiern der endgültige internationale Durchbruch. Der Titelsong ermöglichte den Durchbruch und bescherte der Band seinen größten Hit. Das Artwork des australischen Covers war Atlantic Records aber offenbar zu heiß, denn dem Rest der Welt blieb das Fegefeuer erspart. Für die Produktion war letztendlich Robert John Lange verantwortlich, der bis dato mit den Boomtown Rats und Graham Parker arbeitete. Im Vergleich zu früheren Alben wurde der Sound melodischer und man setzte sich weiter vom modernen Punkrock ab. Das bis dato erfolgreichste Album der Band erreichte in den USA Platz 17 der Charts, in England und Deutschland gar Platz 7 und es regnete Gold- und Platinauszeichnungen. Jedoch sollte es auch das letzte Album mit Bon Scott als Frontmann sein, quasi sein letzter Wille und sein Vermächtnis.

AC/DC – Highway To Hell (1979):

Auf dem Highway zur Hölle

Einige Monate nach der Veröffentlichung von Highway To Hell verstarb der Frontmann am 19. Februar 1980. An besagtem Tag, einem Dienstag, wurde abends von Radio BBC in London folgende Nachricht übermittelt: „Heute Mittag wurde im südlichen Teil Dulwichs die Leiche des AC/DC Sängers Ronald Belford Scott gefunden. Wie das AC/DC-Management mitteilte, starb Bon Scott an Alkoholvergiftung und infolge Erstickens durch Erbrochenes im Auto seines Freundes Alistair Kinnear. Bon Scott wurde 33 Jahre alt. AC/DC halten sich derzeit in London auf, um an den Aufnahmen des nächsten Albums zu arbeiten, jedoch seien alle Gruppenaktivitäten bis auf Weiteres auf Eis gelegt.“

Im Februar 1980 waren AC/DC in vollem Umfang im Rock ’n‘ Roll Zirkus angekommen und auch darin gefangen. Schon vorher beschwerte sich Bon Scott einige Male darüber, dass er sich seit Jahren auf Tour befinde mit all dem Stress, ein einziges Hin und Her zwischen Airports und Hotels, zwischen Alkohol und Groupies, zwischen Party und Exzess. Bon merkte im Laufe der Zeit wohl immer mehr, dass das Leben auf der Überholspur nicht spurlos an ihm vorbeiging, fast wie ein unheilvoller Vorbote des nahen Endes. Die ausgedehnten Tourneen hielt er immer häufiger nur noch mit Hilfe von starken Aufputsch- und Beruhigungsmitteln durch. Die Highway To Hell Konzertreise begann am 17. August 1979 im Haffman Park in Blizen, Belgien und wurde durch ganz Europa und Nordamerika fortgesetzt. Unter anderem spielte die Band am 1. September 1979 auch ein furioses Konzert zusammen mit den Scorpions, Cheap Trick, The Who und Molly Hatchet auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. Am 27. Januar 1980 ging die Tour im Gaumont Theatre in Southhampton zu Ende, dieses sollte das letzte AC/DC Konzert mit Bon Scott gewesen sein. Es folgte nur noch ein TV-Auftritt bei der britischen Sendung Top Of The Pops, wo Touch To Much gespielt wurde und ein TV-Auftritt in Madrid im Februar. Nur sechs Tage vor seinem Tod besuchte Bon noch die Franzosen von Trust, die ebenfalls in London an einem neuen Album arbeiteten. In einer Jam-Session, wo man gemeinsam den AC/DC Klassiker Ride On spielte, entstand die letzte Tonaufnahme mit Bon Scott.

In Highway To Hell vor dem Gitarrensolo von Angus schrie Bon Scott „Don`t stop me!“ Und das konnte letztendlich auch keiner – ihn stoppen! Somit war Highway To Hell Fluch und Segen zugleich, es brachte Erfolg und Tod mit sich.

Am Abend des 18. Februar 1980, während die Band in London am nächsten Album arbeitete, ging Bon mit seinem Kumpel Alistair Kinnear auf Zechtour in den Music Machine Club, dem späteren Camden Palace, im Londoner Stadtteil Camden Town. Der Frontmann war Alkoholiker und so wurde an dem Abend eifrig reingeschüttet, sodass er auf der Heimfahrt schon auf der Rückbank des Renault R5 des Kumpels einschlief. Als sie wenig später in der Overhill Road 67 ankamen, war der Rocker noch immer nicht ansprechbar und so lies Kinnear ihn im Auto liegen und ging schlafen. Als er am nächsten Nachmittag nach seinem Freund schaute, fand er ihn leblos im Auto liegend vor und rief die Rettung. Für Bon Scott kam jede Hilfe zu spät, im King`s College Hospital konnte nur noch der Tod des gerade einmal 33-Jährigen festgestellt werden.

Diagnosen und Verschwörungstheorien

Die Londoner Gerichtsmedizin hatte auf dem Totenschein Alkoholvergiftung und Unfall als offizielle Todesursache festgehalten. Scott war an seinem Erbrochenen erstickt, ob das Erbrechen aber durch den übermäßigen Alkoholgenuss ausgelöst wurde, wurde nie einwandfrei geklärt. Die Meinungen darüber gingen auseinander, so waren andere der Meinung, Scott wäre über Nacht im Auto erfroren. Der britisch-australische Buchautor Jesse Fink zweifelte in seiner 2017 erschienenen Biografie Bon: The Last Highway beide Thesen an. Fink behauptete in seinem Buch, das Erbrechen wurde durch eine Überdosis Heroin herbeigeführt und zitierte dazu den ehemaligen UFO Gitarristen Paul Chapman. Demnach waren Scott und Kinnear an dem Abend nicht alleine in der Wohnung in der Overhill Road, sondern auch der Only Ones Musiker Peter Albert Neil Perrett und seine Frau Zena Kakoulli und ein weiterer Freund namens Joe Fury sollen anwesend gewesen sein. Scott habe die Wohnung zwischenzeitlich verlassen, um Heroin zu besorgen. Joe Fury habe den toten Kameraden bereits am frühen Morgen tot aufgefunden und habe UFO Gitarrist Chapman informiert, während Kinnear erst am Nachmittag die Rettung alarmiert hat.

 

Somit entstanden noch viele Jahre nach Scotts Tod die wildesten Verschwörungstheorien um Mord und Totschlag. So entstanden Gerüchte, Alistair Kinnar hätte es nie gegeben, was Fink jedoch widerlegte, indem er Kinnears Totenschein in Spanien ausfindig machte. Auch wies Fink anhand von meteorologischen Aufzeichnungen nach, dass es in besagter Nacht nicht gefroren hatte, sodass der Erfrierungstod auch auszuschließen war. Es gab des Weiteren Gerüchte, Scott wäre absichtlich in besagten Renault umgebracht worden, indem Abgase in das Innere des Wagens geleitet worden seien, was aber bis heute weder bestätigt, noch widerlegt werden konnte. Was sich in der Nacht tatsächlich abgespielt hat, wird wohl nicht mehr öffentlich werden.

Noch im Februar wurde die Leiche Bon Scotts nach Australien überführt und am 1. März 1980 wurde er auf dem Fremantle Cemetery`s Memorial Garden beerdigt. Das Grab ist inzwischen im Besitz des National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty, einer gemeinnützigen Organisation aus dem Bereich der Denkmalpflege. Noch heute, 40 Jahre nach Scotts Tod, ist sein Grab und die Gedenkstatue in Fremantle eine Pilgerstätte für viele AC/DC Fans. Leider werden dort auch Trinkgelage und Partys veranstaltet und auch das Grab wurde bereits geschändet, indem 2006 die Grabplatte entwendet wurde.

 

The Show Must Go On

Unmittelbar nach den Geschehnissen spielten die verbliebenen Bandmitglieder mit dem Gedanken, die Band auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufzulösen. Die Gedanken wurden aber schnell wieder verworfen, denn das hätte Scott wohl nicht gewollt. Auch die Familie des verstorbenen Frontmannes sprach sich dafür aus, die Band in seinem Sinne weiterzuführen. Zudem steckte man ja mitten in den Arbeiten des nächsten Albums. Also musste ein neuer Sänger her und die Suche begann bereits Ende Februar 1980. Mehrere Sänger durften bei Angus und Malcolm Young vorsingen, doch dann half bei der Auswahl niemand Geringeres als Bon Scott persönlich. Er hatte Angus vor seinem Tod vom damaligen Geordie Sänger Brian Johnson erzählt und daran erinnerte man sich. Man lud ihn ein und mit Gitarrenunterstützung der Young Brüder sang er den AC/DC Klassiker Whole Lotta Rosie und Nutbush City Limits von Ike & Tina Turner. Damit war Johnson gut zwei Monate nach den tragischen Ereignissen der neue Mann und man führte mit ihm die Aufnahmen zu Ende. Offiziell wurde er am 8. April 1980 als neuer Leadsänger vorgestellt. Nur fünf Monate nach Bons Tod wurde Back In Black im Juli 1980 in Gedenken an den Verstorbenen veröffentlicht. Das Album verkaufte sich weit über 50 Millionen mal.