Brutal Assault 2019 vom 07.08 – 10.08.2019 in Fortress Josefov / Jaromer / Tschechien

Ein starkes Line-Up in einer eindrucksvollen Kulisse

Eventname: Brutal Assault 2019

Bands: Aborted, After The Burial, Agnostic Front, Alien Weaponry, Anaal Nathrakh, Anathema, Animals As Leaders, Annotations Of An Autopsy, Antaeus, Anthrax, The Arson Project, Azusa, Batushka, Car Bomb, Carcassonne, Carpenter Brut, Caspian, Combichrist, The Contortionist, Counting Hours, Coven, Crystal Lake, Cult of Luna, Cytotoxin, Daughters, Decapitated, Deicide, Demolition Hammer, Destruction, Diablo Swing Orchestra, Dr. Living Dead, Déluge, Ektomorf, Electric Wizard, Emperor, Ensiferum, Eyehategod, Frog Leap, Get the Shot, Godflesh, Gorod, Gost, Gutalax, Heilung, Hellhammer, Hexis, Higher Power, Hypocrisy, Immolation, Iron Reagan, Jinjer, Jungle Rot, Krisiun, Letters From The Colony, Lionheart, Manes, Meshuggah, Metal Church, Mgla, Midnight, Monster Magnet, Myrkur, Napalm Death, Necros Christos, Nordjevel, The Obsessed, The Ocean, Oceans Of Slumber, Of Mice & Men, Parkway Drive, Perfecitizen, Primordial, Prong, Raised Fist, Rotting Christ, Sacred Reich, Saor, Shape Of Despair, Sick Of It All, Skeletal Remains, Slapshot, Slaegt, Sodom, Soilwork, Taake, Tankard, Taphos, Testament, Therion, Thy Art Is Murder, Toska, Unfathomable Ruination, Vampillia, Vargrav, Venom Prison, Violator, Violent Magic Orchestra, Voivod, Vulvodynia, Vuur, Walls Of Jericho, Windhand, Woe Unto Me, Wolfbrigade, Wormed, Zuriaake

Ort: Fortress Josefov / Jaromer / Tschechien

Datum: 07.08 – 10.08.2019

Kosten: ab ca. 90 €

Genre: Death Metal, Thrash Metal, Grindcore, Hardcore, Extreme Metal, Metal

Link: https://www.brutalassault.cz/

Es ist unser erster Besuch beim Brutal Assault in Tschechien. Üblicherweise gehen wir zum parallel stattfindenden Party.San Metal Open Air, aber diesmal überzeugt das Billing vom Brutal Assault so dermaßen, dass man den Trip in ferne Länder wagt. Was man vorher im Movie schon sieht: eine bombastisch geile Location. Mitten in einem Fort stehen Bühnen und Kunst. Und der Vorteil für uns Deutsche: alles so günstig! Also schauen wir mal dort vorbei.

Mittwoch

Crossfaith:

Die Japaner kommen mit einem schrägen Mix daher, der sich irgendwo zwischen elektronischem Metalcore, Groove Metal und melodischem Death Metal bewegt. Für europäische Ohren etwas gewöhnungsbedürftig, gerade die elektronischen Spielereien, aber zwischendurch immer wieder starke Riffs. Der Fünfer aus Osaka kann alles in allem überzeugen, nicht zuletzt auch mit einer äußerst dynamischen Bühnenshow und einer großen Spielfreude.

Voivod:

Die Kult-Band aus Kanada muss zu einer relativ frühen Uhrzeit auf die Bretter. Was Frontmann Snake in keiner Weise davon abhält über das ganze Gesicht zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Der Andrang ist enorm, als Voivod mit Post Society einsteigen. Was folgt ist ein starker Querschnitt durch alle Schaffensphasen der Science-Fiction-Thrasher & Progger. In gut 40 Minuten knapp 36 Jahre Bandgeschichte widerzuspiegeln ist nicht einfach, Voivod bekommen es aber hin. Am Ende gibt es dann natürlich noch den Song Voivod, und Fans wie Band sind glücklich.

Parkway Drive:

Parkway Drive sehen wir nur aus der Ferne, aber was man sieht beeindruckt – die Bühne brennt! Ein Meer aus Flammen umhüllt die Musiker und die Jungs werden hart gefeiert.

Incantation:

Ähnlich wie Voivod haben auch Incantation einen gewissen Kult-Status im Death Metal Genre. Allerdings haben es die Amerikaner, im Gegensatz zu den Voivod-Kollegen, nie wirklich geschafft, mal ganz vorne anzugreifen. Grund hierfür mag auch die immense Fluktuation von Bandmitgliedern sein, sodass man auch heute nicht mit letzter Gewissheit sagen kann, wer da gerade neben Kyle Severn (Schlagzeug) und John McEntee (Sänger) noch so auf der Bühne steht. Der technisch versierte Death Metal kommt etwas matschig aus den Boxen, und die Besucherzahl ist auch recht überschaubar. Allerdings werden die Fans, die da sind, nicht enttäuscht. Denn mit fünf Songs vom Debütalbum Onward To Golgotha gibt es einen reinen Klassiker Set zu bestaunen.

Woe Unto Me:

Woe Unto Me? Nie gehört, wird sich aber bald ändern. Der schwer pulsierende Doom Metal, der stellenweise sogar in Funeral Doom übergeht, kommt mit verdammt viel Wucht aus den Boxen. Die Band aus Weißrussland hat es geschafft, den großen Ödnisfaktor im Doom Bereich aus dem Weg zu gehen (Eintönigkeit!), und schafft es locker die Zuschauer vor der Bühne zu unterhalten (Abwechslung!). Allen voran Sänger Igor Kovalev zieht mit seiner Stimme und seiner Inbrunst alle Blicke auf sich. Alle interessierten Doom-Fanatics sollten hier reinhören!

Belzebong:

Noch einmal die Kategorie: „Bands von denen ich vorher noch nie etwas gehört habe“. Belzebong aus Polen scheinen in Kifferkreisen schwer angesagt zu sein. Denn der kleine Platz vor der Bühne ist völlig überfüllt und es wabern süßliche Rauchwolken über den Köpfen. Der instrumentale Mix aus Stoner Metal und Doom passt da wie Arsch auf Eimer und schon nach den ersten Takten bestimmt rhythmisches Kopfnicken das Bild auf und vor der Bühne. In der richtigen Stimmung können die vier Polen verdammt gut unterhalten.

Antelogos:

Ich wage mich das erste Mal zur K.A.L.-Stage. Dieses ist eine Indoor-Bühne und schon beim Betreten fällt die spezielle Stimmung auf. Die Menschen sitzen hier auf dem Boden oder den Sesseln, die Luft riecht nach Rauch, Nebel und Kiff. Das Licht ist stark gedimmt – ganz gemütlich. Man sieht vor lauter Nebel kaum, was sich auf der Bühne abspielt, als Antelogoso loslegen. Es ist weniger Musik, als mehr Atmosphäre und Klänge, untermalt mit ritualhaften Gesten. Kerzen werden angezündet, ein Kelch geht rum, die Arme werden erhoben – alles im Zeitlupentempo. Einige Zuschauer schlafen ein, andere gehen.

Donnerstag

Sacred Reich:

Die Thrasher aus Arizona können es immer noch, das beweisen auch die drei Songs vom neuen Album, welches diese Tage erscheint. Ansonsten gibt es Klassiker wie Free, Who’s To Blame oder auch Independent. Der neue Gitarrist Joey Radziwill macht seine Sache richtig gut. Dieser Auftritt heute ist sein aller erster auf europäischem Boden! Nun gut, der Junge war noch nicht einmal geboren als Sacred Reich ihr Debüt veröffentlichten. Ansonsten kann Frontmann Phil Rind mit seiner sympathischen Art überzeugen. Anstatt in Hasstiraden gegen Politiker oder Ähnliches zu verfallen, macht er das Publikum darauf aufmerksam, warum sie gerade alle hier stehen, auch wenn man sich nicht kennen sollte. Und so solle doch jeder einmal seinen Nebenmann in die Arme nehmen. Das Publikum kommt dem gerne nach, und wieder einmal zeigt sich, dass die Metal-Welt ohne Sacred Reich ein ganzes Stück ärmer wäre.

Walls Of Jericho:

Nicht viel Neues aus dem Hause Walls Of Jericho. Der Auftritt heute ist Teil einer mittellangen Europatour, die sich aus Klub, Gigs und Festival-Auftritten zusammensetzt. Es gibt keine Infos zu einer neuen Scheibe, die langsam mal fällig wäre. Aber Sängerin Candace hat mächtig Spaß in den Backen und schreit sich die Seele aus dem Leib, als ob es kein Morgen mehr gibt. Auch der Rest der Band glänzt mit Spielfreude und so bekommt das ebenso durchdrehende Publikum Evergreens wie Forever Militant, The American Dream oder All Hail The Dead) zu hören. Als Abschluss darf natürlich Revival Never Goes Out Of Style fehlen, dessen Gangshouts aus dem Publikum noch immer nachklingen, obwohl Walls Of Jericho die Bühne längst verlassen haben. Die Combo ist live einfach eine Macht.

Omnium Gatherum:

Die Finnen um Sänger Jukka Peikonen liefern ein ordentliches Set ab. Zu Beginn gibt es ein paar Soundprobleme, sodass Gods Go First und Frontiers ein wenig matschig daherkommen. Ab Song Nummer drei (New World Shadows) hat der Mann an den Reglern aber alles im Griff und der Rest des Auftritts wird souverän ohne weitere Höhepunkte oder Tiefschläge über die Bühne gebracht. New Dynamic und Skyline bilden den Abschluss eines durchschnittlichen Auftritts von Omnium Gatherum.

Lionheart :

Lionheart sind im Hardcore so etwas wie die Band der Stunde. Eigentlich schon 2016 aufgelöst, merkten die fünf Kalifornier aber doch bald, dass sie einander brauchen und so gab es die Wiedervereinigung auch schon ein Jahr später. Zurzeit spielen sie auf diversen Festivals in ganz Europa, ein neues Album soll zu Beginn des nächsten Jahres erscheinen. So erfreut die Band ihre Fans mit Songs wie Keep Talkin’, Trial By Fire, Rest In Power oder auch Love Don’t Live Here. Ja, ein paar Spielereien, um Zeit zu schinden, sind auch dabei. Aber das Ganze ist sehr kurzweilig und kann verdammt gut unterhalten. Solange die Heerscharen vor der Bühne abgehen, ist sowieso alles in Ordnung.

Skeletal Remains:

Die Band aus Amerika ist jetzt auch schon fast zehn Jahre am Start, aber so richtig konnte der Stein noch nie ins Rollen gebracht werden. Was hauptsächlich an der Musik liegt, denn die Songs sind recht simpel gestrickt und klingen dabei nicht eigenständig genug. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der Besucherandrang im Rahmen hält und auch während des Sets keine große Stimmung aufkommt. Man kann nur hoffen, dass Skeletal Remains irgendwann noch mal die Kurve bekommen.

Higher Power:

Warum Higher Power zurzeit in aller Munde sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Positiv erwähnen sollte man die etwas ungewöhnliche Mixtur aus Hardcore und Metal Elementen, die Higher Power spielen. Das ist schon etwas schräg, und auch der Gesang von Frontmann J Town ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn gleich er im Gegensatz zur Musik deutlich abfällt. An der Einstellung hingegen mangelt es nicht, es ist viel Bewegung auf der Bühne und es gibt schon eine große Anzahl an Interessierten und Neugierigen. Das war es aber auch schon und der Auftritt dümpelt so vor sich hin.

Freitag

Vuur:

Anneke van Giersbergen ist seit ein paar Jahren mit ihrer neuen Band Vuur unterwegs. Mit Schlagzeuglegende Ed Warby sowie Jord Otto und Freddy Duijsens an den Gitarren und Johan van Stratum am Tieftöner sind das eine Menge bekannter Leute in ihrer Band. Etwas verwunderlich ist da die Tatsache, dass die Band trotz eines eigenen Albums aus dem Jahre 2017 live zwei Songs von The Gathering spielt (On Most Surfaces und Strange Machines) – obendrauf noch The Storm von The Gentle Storm. Eine Truppe, in der nahezu alle Vuur-Mitglieder auch spielen. Der progressive Power Metal trifft nicht jedermanns Geschmack, sodass es sehr klar ist, dass bei den beiden The Gathering-Tracks die meisten Zuschauerreaktionen ertönen.

Immolation:

Ähnlich wie auch Incantation haben es die Death Metaller von Immolation nie wirklich geschafft, in die erste Todesblei-Liga vorzudringen. Allerdings dreht sich bei der Gruppe das Besetzungskarussell nur sehr langsam, sodass mit Ross Dolan (Bass und Gesang) und Robert Vigna (Gitarre) zwei Gründungsmitglieder am Start sind. So prügelt sich das Quartett aus New York durch einen starken Set, der im Kern aus den Songs vom letzten Album Atonement besteht. Aber mit den beiden Stücken Immolation und Dawn Of Possession gibt es auch zwei Lieder vom Debütalbum. Ein rundum gelungener Auftritt von Immolation, der jeden Death Metal Fan glücklich macht.

Heilung:

Heilung sind und bleiben ein starkes Phänomen. Was soll man noch groß zu dieser Band sagen? Egal wo sie spielen, ob mitten in der Nacht auf einer Freilichtbühne, ob nachmittags in einem Zelt oder am frühen Abend in einem Burggemäuer. Es ist völlig egal. Die Fans sind sowieso da, und die Interessierten, Neugierigen und/oder Skeptiker sind spätestens nach dem zweiten Song überzeugt. Heilung erzeugen eine unfassbar gute Atmosphäre mit ihrem Gemisch aus Folk, Rock, Meditation und Ritual Musik. Dem kann sich nur schwer entziehen und so ist eine Liveshow von den Künstlern immer noch ein Erlebnis, dass sich nur schwer in Worte fassen lässt!

Emperor:

Keine Ahnung warum so viele Leute Emperor huldigen. Das heutige Set besteht aus Songs von den beiden Alben Anthems To The Welkin At Dusk und In The Nightside Eclipse, die insgesamt elf Songs werden relativ lustlos runtergekurbelt und das Frontmann Ihsahn nicht der gesprächigste Zeitgenosse ist, hat sich mittlerweile auch schon rumgesprochen. Aber die Fans gehen komplett steil. Da werden Fäuste und Pommesgabeln gereckt und die Köpfe geschüttelt, als ob es kein Morgen mehr gibt. Der Platz vor der Bühne ist fast schon überfüllt, und nach jedem vergangenen Lied ertönt ein lauter Jubel. Verstehe ich nicht so ganz, aber wenn der Mehrheit der Leute gefällt, ist alles gut.

Slaegt:

Die noch recht jungen Dänen von Slaegt stehen als Nächstes auf dem Programm. Das Quartett wird hoch gehandelt, kann aber heute nicht überzeugen. Die Mischung aus Rock und Black Metal zündet einfach nicht, und die zur Schau gestellte Attitüde kann ebenfalls nicht überzeugen. Wenn Bands wie Midnight komplett die Sau rauslassen, inklusive Anzünden der eigenen Instrumente, dann muss da einfach mehr kommen als handwerklich gute Songs und eine paar offene Knöpfe am Hemd.

Get The Shot:

Kann man im Jahre 2019 noch das Hardcore-Gefühl bekommen, das die Leute zu Beginn der 1980er Jahre hatten, als sie das erste Mal Agnostic Front, Sick Of It All oder Cro-Mags gesehen haben? Ja, das funktioniert. Man muss sich lediglich eine Show von Get The Shot ansehen und man sitzt ganz schnell in einer Zeitmaschine. Diese Energie, diese Einstellung, das Vermitteln eines Lebensgefühls, all das bekommt man als Zuschauer, wenn die Kanadier losgelassen werden. Frontmann Jean-Phillippe Lagacé ist eigentlich mehr vor der Bühne als auf der Bühne. Ständig sucht er den Kontakt zum Publikum, springt da auch gerne mit rein und animiert so die Leute, sich wirklich komplett gehen zu lassen. Zwischen Bühne und abgesichertem Mischpult entsteht ein Moshpit, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Nach dem Auftritt rechne ich mit mindestens fünf Schwerverletzten sowie Dutzenden Leichtverletzten. Aber alle verlassen selbstständig und aufrecht gehend das Zelt in der Gewissheit, einen absoluten Hammer Auftritt von Get The Shot gesehen und erlebt zu haben.

Violent Magic Orchestra:

Wer meint, schon alles gesehen zu haben, dem sei Violent Magic Orchestra ans Herz gelegt. Eine Mischung aus Noise, Techno, Black Metal und was weiß ich nicht noch alles. Hauptbestandteil dieser Band sind etliche Mitglieder von Vampillia, aber auch Pete Swanson und Attila Csihar lassen sich zumindest im Studio mal blicken. Wenn man auf totalen Underground steht und auf der Suche nach neuen exotischen Nischen ist, wird man bei Violent Magic Orchestra fündig. Allen anderen wird dieser Brei aus ultraschnellen Techno Beats, stumpfestem Geschrei und der Lossagung von jeglichen Songstrukturen bestimmt nicht gefallen. Und das ist definitiv die Mehrheit.

Vampillia

Nur halb so kaputt wie Violent Magic Orchestra sind Vampillia, bei der ein Großteil der Musiker eben auch spielt. Auch hier regiert ein wilder Mix aus Metal, Klassik, Rap, Techno und so weiter, mit dem einzigen Unterschied, dass sie gewillt sind, Songs darzubieten. Als allerdings der Sänger, der eh schon ein wenig schizophren wirkt, anfängt, ins Publikum zu rotzen, finden viele, dass hier eine Linie überschritten wird, und wenden sich leicht angewidert ab. Musikalisch sind Vampillia eine Herausforderung und die Musiker verstehen ihr Handwerk, absolut keine Frage. Ob man sich auf diese wilde Fahrt einlässt, muss jeder selbst wissen.

Samstag

Raised Fist:

Die schwedische Hardcore-Legende Raised Fist steht nun auf der Hauptbühne und wirkt ein klein wenig deplatziert. Im Gegensatz zu Walls Of Jericho, die an gleicher Stelle spielten und wesentlich mehr Zuschauerandrang verzeichnen konnten, spielen Raised Fist wirklich klassischen Hardcore ohne jegliche Metal-Anleihen. Und so hüpfen die fünf Skandinavier wie die Flummis auf der Bühne, spielen einen starken Querschnitt durch alle Alben und bieten sogar mit gleichzeitigen Co2- und Feuerfontänen auch noch etwas fürs Auge, aber wirklich das Publikum aus der Reserver holen sie nicht. Dies schaut dem Treiben auf der Bühne zwar interessiert zu, zu mehr Action reicht es einfach nicht. Wirklich sehr schade, denn die Haudegen geben sich wirklich alle Mühe.

Oceans Of Slumber:

Auch bei Oceans Of Slumber gibt es keine Vorahnung, was die Band uns anbieten wird. Was dann kommt, kann man ohne viel Umschweife zu einer der positiven Überraschungen auf dem Brutal Assault Festival zählen. Eine musikalische Dampfwalze, die den Spagat schafft, auf der einen Seite progressiv und technisch höchst anspruchsvoll zu sein, dabei aber ohne zu sehr in selbstbefriedigendes Gefrickel auszuarten. Obendrauf kommt die elfenhafte Stimme von Frontfrau Cammie Gilbert, die zwar so gegensätzlich ist, aber dennoch auf die brachiale Musik passt, wie Arsch auf Eimer. Dabei ist alles sehr abwechslungsreich und in höchstem Maße unterhaltsam. Die Band unbedingt vormerken!

Necros Christos:

Die Berliner von Necros Christos haben schon zu Beginn diesen Jahres ihren Abschied in die Wege geleitet, und hier und jetzt wird einer der letzten Festival-Auftritte der Band überhaupt stattfinden. Für die einen ist es der Wegfall einer Institution, die schon seit mehr als 15 Jahren die Flagge des Black- und Death Metal in Deutschland sehr hochhalten, für manch andere lediglich eine Randnotiz, da die Jungs nie eine große Rolle in der Death/Black Metal Szene spielten. Ähnlich zwiespältig kann man den heutigen Auftritt sehen, der einfach nur vor sich hin plätschert ohne große positive oder negative Wellen zu schlagen.

Minority Sound:

Heimspiel nun für die Tschechen von Minority Sound. Erstaunlicherweise hält sich der Zuschauerzuspruch in Grenzen, wo man eigentlich davon ausgehen könnte, dass die Lokalmatadoren doch besonders hart abgefeiert werden müssten. Dem ist aber nicht so, und das Zelt ist zu dreiviertel gut gefüllt. Als die Songs dann ertönen, ist das auch ein kleines wenig nachzuvollziehen. Denn die Band sind große Fans von Fear Factory, beziehungsweise werden sehr viele dieser Stilelemente übernommen. Abgehackte Beats, Stakkato-Gitarrenriffs und abwechselnder Gesang. Das kommt alles ganz gut rüber und kann auch gut unterhalten, auch wenn der Schuss Originalität fehlt. Wer sich generell mit diesem Sound anfreunden kann, sollte die Tschechen von Minority Sound mal ausprobieren.

Mgla:

Die Polen von Mgla sind eine der angesagtesten Black Metal-Bands der Stunde. Exercises In Futility wird nahezu durchgeholzt, die Fans gehen komplett steil und es spät am Abend, sodass die Lightshow völlig zur Entfaltung kommt und für eine großartige Atmosphäre sorgt. Ein Wahnsinn. Viel mehr bleibt nicht zu sagen, die verhüllten Musiker spielen ihren Stiefel sauber und routiniert runter, eine Kommunikation mit dem Publikum findet nicht statt und trotzdem gehören Mgla mit ihrem Set zu einem der Highlights!

Exumer

Es hätte wohl niemand erwartet, dass Exumer mit ihrem neuen Album Hostile Defiance einen derartigen Kanonenschlag auspacken. So ist es nicht verwunderlich, dass die Truppe aus Frankfurt hier kräftig abgefeiert wird. Stücke wie Catatonic oder The Raging Tides vom gleichlautenden Album werden genauso bejubelt, wie Klassiker á la Possessed By Fire oder Journey To Oblivion. Hammerauftritt!

Carcass

Wenn es eine Band geben sollte, die trotz zwischenzeitlicher Auflösung es geschafft hat, ihren Original-Sound zu behalten und ihn in die Moderne weiter zu entwickeln ohne dabei seine eigenen Wurzeln zu verlieren, dann kann die Antwort nur Carcass lauten. Wohl niemand hätte vor gut sechs Jahren damit gerechnet, dass Surgical Steele ein Hammer wird, wie er dann gekommen ist. Und eine weitere Top-Nachricht vorweg: Im nächsten Jahr gibt es neues Futter von Bill Steer & Jeff Walker sowie ihren Mitstreitern. Und so werden die vier Briten auch empfangen wie der berühmte verlorene Sohn. Schon beim Erklingen des Intros werden Fäuste in den dunklen Himmel gereckt und die Nackenmuskulatur angewärmt.
Was folgt, ist ein brillanter Querschnitt durch alle Schaffensphasen der vier Herren aus Liverpool. Ich persönlich hätte mich über den ein oder anderen Song mehr von Surgical Steel gefreut, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Carcass liefern einen Hammerauftritt ab, eines Headliners mehr als würdig, und schaffen es sogar noch nebenbei ein wenig Smalltalk mit dem Publikum zu betreiben. Der absolute Wahnsinn!

Fazit: Geile Location, absolut geiles Billing, geiles Essen, geile Preise! Ein dickes Lob bei der Auswahl an Speisen und auch Getränken (allein acht verschiedene Sorten Bier!!). Lediglich die Orga ist verbesserungswürdig. Dass die Klowagen mitten durch die Fressmeile fahren, ist eher semigeil. Auch die Wege zum Beispiel zur Octagon Stage sind katastrophal, wenn sich tausend Menschen durch engste Fort-Gassen drängeln. Wenn da mal Panik ausbricht, dann Prost Mahlzeit. Für Presse gibt es leider auch keinen separaten Arbeits- oder Aufenthaltsraum, das ist etwas schade.

Wir sind gespannt auf das Line-Up 2020 und kommen sehr gern wieder!