Castle Rock XVIII am 30.06. – 01.07.2017 im Schloss Broich, Mülheim an der Ruhr

“Castle Rock XVIII am 30.06. – 01.07.2017 im Schloss Broich, Mülheim an der Ruhr“

Festivalname: Castle Rock XVIII

Bands (alphabetisch): Aeverium, Crematory, Darkhaus, The Dark Tenor, Erdling, Hemesath, Maerzfeld, Moonspell, Nox Interna, Ost + Front, Serenity, Vlad In Tears

Ort:
Schloss Broich, Mülheim an der Ruhr

Datum: 30.06. – 01.07.2017

Kosten: Tagesticket 30.06. = ab 27,50€, Tagesticket 01.07. = ab 34,00€, Ticket für beide Tage = ab 49,50€

Genres: Gothic Rock, Dark Rock, Symphonic Metal

Besucher: ca. 1500

Veranstalter: Castle Rock (https://www.facebook.com/CastleRockOpenAir/) und Stadt Mülheim an der Ruhr

Link: https://www.facebook.com/events/327082250961611/

 

Es gibt sicherlich allein in Deutschland größere, prächtigere und geschichtsträchtigere Schlösser, als das Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr. Aber wenn man sich dem Gemäuer nähert, das einen einladenden Eindruck macht, fühlt man sich fast, als würde man „nach Hause“ kommen. Das Tor, vor dem schon ein Häuflein Fans steht, als ich am 30.06. eintreffe, ist noch geschlossen, aber pünktlich um 11:30 Uhr wird es geöffnet, und man lässt uns eintreten. Gleich hinter dem Eingang warten diverse Merchandisestände auf den geneigten Fan, bevor sich das Gelände zum Innenhof öffnet. Hier finden sich die Getränke- und Essensstände, wobei sich das System mit den verschiedenfarbigen Getränkebons, die man vorher erwerben muss, einem Neuling wie mir, aber auch anderen Besuchern, nicht auf Anhieb erschliesst. Am Essensstand ist dann Barzahlung angesagt, und die zwei Merchandisestände, die hier auch noch zu finden sind, nehmen ebenfalls Münzen und Scheine entgegen. Das Wetter ist gut, die Bühne ist für die erste Band bereitet, und so harren wir der Dinge, die da kommen mögen. Erstaunt bin ich über die doch relativ große Anzahl an Fotografen, die nach mir noch eintrudeln. Insgesamt kommen wir doch auf knapp 30, so dass es im Fotograben oft sehr „kuschelig“ wird. Sehr schön ist allerdings der professionelle Umgang untereinander, so dass höchstens ab und zu mal das Objektiv oder der Kopf eines „Kollegen“ auf einem Foto auftauchen wird 😀

 

Tag 1 – 30.06.2017

Das Castle Rock XVIII eröffnen darf die Band Maerzfeld, und man merkt den Männern schon an, dass sie stolz darauf sind, hier auftreten zu dürfen, was Fronter Heli dann auch prompt lautstark bestätigt. Vom Aussehen her erinnert er mich ein wenig an Till Lindemann (Rammstein), songtechnisch kommt man an deren Härte allerdings nicht ganz heran. Zwischen älteren Songs, wie Nackt oder Stalingrad, und den neuen Werken, wie Zweifel oder Meine Lügen kannst Du glauben, erzählt Heli auch gern, dass man im Herbst mit Heldmaschine auf Tour sei und sich freuen würde, dann viele bekannte Gesichter wieder zu sehen. Viel Zeit hat Maerzfeld nicht, nur eine halbe Stunde Spielzeit ist angesetzt, und die wird auch pünktlich beendet. Der Applaus ist noch etwas verhalten, das mag allerdings auch daran liegen, dass der Platz vor der Bühne noch nicht wirklich gut gefüllt ist.

2017 06 30 – Maerzfeld @ Castle Rock XVIII

Tatsächlich erst zum zweiten Mal darf ich heute die österreichische Band Serenity live erleben. Aber es ist, als ob das letzte Mal – es war wohl im Jahr 2008, als Serenity die Band Kamelot supportet haben – erst gestern war. Mit einer schier überbordenden Energie kommen die Männer auf die Bühne, und Sänger Georg hat wieder einmal überhaupt keine Probleme, sofort den Kontakt zum Publikum – und auch zu uns Fotografen im Graben – herzustellen. Er strahlt über das ganze Gesicht und findet zwischen den wunderbaren Songs, die Serenity heute zum Besten geben, trotzdem noch die Zeit, kleine Geschichtchen zu erzählen. So habe die Anreise doch wegen der vielen Staus sehr viel länger gedauert, als eigentlich geplant, aber für einen Auftritt beim Castle Rock habe man das gern in Kauf genommen. So stammen die ersten vier Songs dann vom (noch) aktuellen Album Codex Atlanticus, aber Georg kann die frohe Botschaft verkünden, dass das neue Album Ende Oktober veröffentlicht wird und man dann gemeinsam mit Delain und Cellar Darling auf Tour geht. So vergeht die Zeit also mit Songs, wie Rust Of Coming Ages, Legacy Of Tudors und Reduced To Nothingness wie im Fluge. Es wäre wohl eigentlich gar nicht nötig, aber natürlich werden auch die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt, und mit dem einzigen Deutschen im Team, Gitarrist Chris, liefert sich Georg noch einen fröhlichen Schlagabtausch über die unterschiedlichen Eigenheiten von Österreichern und Deutschen. Es ist wohl schon so etwas wie ein Ritual, der tolle Auftritt wird mit Velatum beendet, und Serenity haben mit dieser Show sicherlich viele neue Fans gewinnen können.

2017 06 30 – Serenity @ Castle Rock XVIII

Mit einiger Verspätung, nämlich erst jetzt nach diesem Auftritt von Serenity, kommt Michael vom Castle Rock-Organisationsteam auf die Bühne, um uns alle zu begrüßen und ein schönes Festival zu wünschen. Auch bei ihm geht der bange Blick in Richtung Himmel, aber heute hat der Wettergott mal gute Laune, es bleibt auch weiterhin trocken und angenehm warm. So kann man es aushalten, und auch Michael und sein Team dürfen jetzt weiter die Bands genießen, die heute noch auf die Bühne kommen.

Die Heimatflagge der Band Darkhaus ist nicht rot und weiß, wie die österreichische, sondern blau und weiß. Aus Schottland stammt die Band um Frontmann Ken, der auf seine Art sehr viel zurückhaltender als Georg von Serenity ist, aber auch weiß, wie er das Publikum um den kleinen Finger wickeln kann. Der sehr tanzbare Dark Rock der fünf Männer kann dann auch wieder den einen oder anderen Fan ermutigen, sich mal ein wenig mehr zu bewegen, und einige der Anwesenden haben Darkhaus vielleicht bereits beim letztjährigen Castle Rock erleben können. Dass man zwei Jahre hintereinander gebucht wird, spricht ja schon für sich, und auch in diesem Jahr können Darkhaus mit Songs wie All Or Nothing, Side Effect Of Love und Second Chance punkten. Zu einem neuen Album oder einer anstehenden Tour habe ich leider nichts vernehmen können, aber Darkhaus verstehen es ja seit Jahren, sich sowohl den Fans live zu präsentieren als auch unvermittelt mit neuen Songs aus der Deckung zu kommen. Das letzte Album When Sparks Ignite ist ja auch gerade mal aus September 2016, da kann man sich dann gern noch gedulden. Und live dürfen wir sie ja heute erleben, also alles gut 🙂

2017 06 30 – Darkhaus @ Castle Rock XVIII

Bislang hat das Wetter gehalten, und so warten wir jetzt alle gespannt auf den Auftritt des heutigen Headliners. Der Umbau auf der Bühne läuft auch in dieser Pause dank der vielen fleißigen Hände wieder problemlos, so dass auch The Dark Tenor mit seiner Band fast pünktlich auf die Minute die Bühne betreten kann. Nachdem ich mir vorher schon mal einige Berichte und Reviews durchgelesen hatte, und jetzt eigentlich eher so einen Mann vom Gesangstyp „Siegfried“ (aus Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner) erwarte, bin ich wirklich sehr gespannt, was da jetzt kommen mag. Meine Erwartungen bezüglich „Siegfried“ werden nicht erfüllt, aber trotzdem, oder wohl eher gerade deswegen, sorgt dieser letzte Auftritt des heutigen Tages bei mir für eine mächtige Gänsepelle. Natürlich ist The Dark Tenor der unbestrittene Frontmann und hat die Zügel auch fest im Griff, was man an einigen Blicken und Gesten unschwer sieht. Unterstützt von der tollen Lichtshow, öffnen jetzt aber alle Männer gemeinsam die Tür zu einer wahrhaften Zauberwelt von wunderbaren Klängen, schönen Melodien und dem über allem thronenden Gesang von The Dark Tenor. Dabei wechseln Gitarrist und Bassist dann auch mal zu den bereitliegenden Cellos, während The Dark Tenor sich dann auch mal höchstpersönlich die Gitarre umhängt. Mit einer umwerfenden Nonchalance dargeboten gibt es im Grunde zu jedem Song eine kleine Einführung, Namen von Komponisten wie Grieg, Tschaikowsky oder Bach – dessen Brandenburgische Konzerte ein Quell der Inspiration für den Song Renegades waren – fliegen vorbei und werden mit einer vollkommenen Selbstverständlichkeit in die Entstehungsgeschichte der Songs eingebunden. Aber nicht nur von den großen Komponisten der klassischen Musik lässt sich The Dark Tenor inspirieren, wie er mit der Coverversion des Frankie Goes To Hollywood-Hits The Power Of Love und dem Song River Flows In You, der mit Anleihen aus dem Soundtrack zum Film Twilight – Biss zum Morgengrauen aufwarten kann, beweist. Auch die Bandvorstellung ist nicht Standard-08/15, denn zu jedem Bandmitglied gibt es nicht nur den Namen – den ich leider nicht mitgeschrieben habe – sondern auch immer eine persönliche Info. So erfahren wir zum Beispiel, dass der Gitarrist/Cellist Kühlschrankmagneten sammelt und der Schlagzeuger gerade Vater geworden ist. Der Bassist/Cellist sammelt wohl Flaschen, was aber doch bei weitem nicht so spannend sei, wie Kühlschrankmagneten, wie The Dark Tenor befindet. Nicht der einzige Lacher, für den er heute sorgen kann. Aber die Zeit schreitet gnadenlos voran, das Ende des heutigen Programms steht mit 22:00 Uhr im Zeitplan, und so ist es dann auch. Fast pünktlich auf die Minute, wie schon der Einlass war, geht auch dieser letzte Auftritt zu Ende. Unter meinen Time For Metal-Kollegen sorge ich dafür zwar schon für große Heiterkeit, aber ich „oute“ mich gern als neuer Fan von The Dark Tenor!

2017 06 30 – The Dark Tenor @ Castle Rock XVIII

 

Tag 2 – 01.07.2017

Als die Band Hemesath am zweiten Tag pünktlich um 12:15 Uhr auf die Bühne kommt, ereilt sie das gleiche Schicksal vieler anderer Bands, die am zweiten Festivaltag als erstes ran müssen. Der Abend vorher war lang und feuchtfröhlich, da schläft der eine oder andere Fan auch mal was länger, bevor er sich auf den Weg macht. Davon lassen sich Frontmann Christopher – der mich vom Aussehen her ein wenig an Michael Kiske erinnert – und seine Mitstreiter aber natürlich nicht abschrecken, und so begrüßt Christopher mit fröhlicher Miene den „Hexenkessel Mülheim“. Gar so lange gibt es Hemesath noch nicht, im Jahr 2013 erschien die Debüt-EP, danach in 2015 ein komplettes Album. Aus diesen beiden Scheiben wird dann auch die dreißigminütige Spielzeit mit Songs wie Vater, Krieger oder Lauf bestritten. Gern erzählt Christopher natürlich auch, dass man im Herbst auf Tour sei. Die Jahreszeit mit ihren Wetterbedingungen hat dieser Tour wahrscheinlich den Namen gegeben, sie heißt nämlich Herbststurm. Wer Hemesath heute live erlebt hat, ist nach diesen harten Rocksongs jetzt wach, die anderen trudeln auch so nach und nach ein.

2017 07 01 – Hemesath @ Castle Rock XVIII

Die Show der Band Nox Interna, die sich allein rein äußerlich schon von den anderen Bands unterscheidet, gleicht dann eher einer wohlinszenierten Theateraufführung. Los geht es aber mit Songs, die mich ein wenig an The Cure denken lassen. Auch Fronter Richy ist – zumindest frisurentechnisch – eine gewisse Ähnlichkeit mit Robert Smith nicht abzusprechen, während Bassist Tom auch problemlos als Punker durchgehen könnte. Aber zurück zur Show und zu den vielen Accessoires, die Nox Interna so mitgebracht haben. Da wäre einmal eine Staffel, auf der ein Bild des Sängers steht. Dieses wird zunächst von ihm mit Farbe beschmiert, später dann mit einem Messer zerstört. Auch ein Regenschirm kommt zum Vorschein, bevor Richy kurz hinter der Bühne verschwindet und mit langen Klauen bewaffnet wieder zum Vorschein kommt. Dass diese Inszenierung mit den Songtexten zu tun haben, ist klar, ich erlebe Nox Interna heute allerdings zum ersten Mal, so dass ich einfach nur diese grandiose Inszenierung, die beim Track Pray auch noch von der ersten Pyroshow des Festivals begleitet wird, bewundern kann. Auch Kill Yourself (And Be Reborn) vom Album Spiritual Havoc gibt es heute zu hören, und da Nox Interna ja des Öfteren mal Coverversionen raushauen, ist die richtig gut gemachte Nox Interna-Version des Songs Entre Dos Tieras (im Jahr 1990 von Héroes Del Silencio veröffentlicht) ein toller Beweis, dass Nox Interna auch das gut können.

2017 07 01 – Nox Interna @ Castle Rock XVIII

Mit ihrem neuen Album Supernova im Gepäck reist die Band Erdling aus Niedersachsen an. Nach der Debüt-EP aus 2015 und dem letztjährigen Album Aus den Tiefen hat sich die Fanschar stetig vergrößert, wozu sicherlich auch der sehr gelungene Auftritt beim M’era Luna 2016 beigetragen hat. Da hatte Bassist Marco die Band bereits verlassen und war Ende 2016 durch Nate ersetzt worden, der natürlich auch heute wieder mit auf der Bühne steht. Die Setliste ist ein bunter Mix aus allen Scheiben, und die Fans erweisen sich bei Du bist Soldat oder Phönix aus der Asche genauso textsicher, wie bei Angst, Blitz und Donner oder Frei wie der Wind. Mittlerweile ein fester Bestandteil der Setliste ist definitiv Absolutus Rex, wobei Fronter Neill hier auch einige schauspielerische Qualitäten an den Tag legt, und man ihm das, was er da singt, sogar – fast – glaubt 😀

2017 07 01 – Erdling @ Castle Rock XVIII

Ebenfalls beim M’era Luna 2016 aufgetreten ist die italienische Band Vlad In Tears, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Bandbestehen feiern kann. Im März dieses Jahres konnte man einen neuen Plattenvertrag unterzeichnen und im Juni stolz verkünden, dass die gestartete Crowdfunding-Kampagne mehr als erfolgreich war.  Mit diesem guten Gefühl im Rücken kommen die vier Jungs hochmotiviert auf die Bühne und legen eine energiegeladene Show hin. Dass es mittlerweile mehr oder weniger in Strömen regnet, stört niemanden. Fronter Kris ist fast nur auf den Boxen vor der Bühne zu finden, und auch Bassist Dario zieht es, wenn er nicht gerade einen wahren Mosh-Marathon auf der Bühne hinlegt, mitsamt seinem Instrument zu den Fans in den ersten Reihen. Auch heute darf natürlich Wicked Games, eine Coverversion des Hits von Chris Isaak aus dem Jahr 1989, nicht fehlen, da kann dann sogar ich lauthals mitsingen. Immer wieder eine feine Sache, Vlad In Tears live erleben zu können.

2017 07 01 – Vlad In Tears @ Castle Rock XVIII

Das gleiche kann ich auch zu Aeverium sagen, die ich, ich traue mich fast gar nicht, es zu schreiben, ebenfalls beim letzten M’era Luna zum drölfzigsten Mal live erleben durfte. Aber egal, ob große Hauptbühne in Hildesheim oder die etwas kleinere Version hier in Mülheim, Sänger/Shouter Marcel, sein weiblicher Konterpart Aeva und ihre Bandkollegen wissen, den Platz voll auszunutzen. Auch heute muss ich unweigerlich wieder einmal an „Die Schöne und das Biest“ denken, und natürlich funktioniert auch heute der sehr gelungene Mix aus toller Stimme und Growls hervorragend. Um einen Spruch ist Marcel sowieso nie verlegen und hat zu dem einen oder anderen Song auch die passende Ansage dabei. Songs wie What About Me, die schöne Powerballade The Other Side oder Heaven’s Burning müssen im Grunde nicht mehr angesagt werden, aber Brave New World geht heute mit einem besonderen Gruß an die Jungs von Lord Of The Lost raus, mit denen man auf Tour war. Auch der Titeltrack vom aktuellen Album Time steht heute auf der Setliste, und bei der von den Fans lautstark geforderten Zugabe erweist sich der größte Teil der Anwesenden – inklusive meiner Wenigkeit – als erstaunlich textsicher. Den Lady Gaga-Song Paparazzi kann aber wohl wirklich fast jeder mitträllern.

2017 07 01 – Aeverium @ Castle Rock XVIII

Bei der nun folgenden Band Ost + Front versammelt sich eine noch etwas größere Fanschar vor der Bühne, ich sehe die Männer heute zum ersten Mal live. Auch hier gibt es nicht nur was zu hören sondern definitiv auch was zu sehen. Nach dem Radetzky-Marsch als Intro – wie passend! – kommen die Bandmitglieder nacheinander auf die Bühne, die mit den diversen „Dekoartikeln“ fast schon wie eine Theaterbühne wirkt. Im dichten Bühnennebel sehe ich zunächst nur Schemen, aber der Nebel lichtet sich und zeigt die martialisch anmutenden Gestalten in voller Pracht. Bei den Namen der Bandmitglieder öffnet gleich das Kopfkino seine Tore (Gesang = Herrmann Ostfront, Gitarren = Siegfried Helm und Otto Schmalzmann, Bass = Wilhelm Rotlauf, Keyboard/Percussion = Eva Edelweiß, Schlagzeug = Fritz Knacker) und lässt die verrücktesten Assoziationen entstehen, die von der Band dann auch visuell umgesetzt werden – jede Menge Kunstblut und Masken à la Das Schweigen der Lämmer inklusive.  Die Songtexte von Tracks wie Fleisch, Freundschaft, Sternenkinder oder Mensch erweisen sich als mindestens genauso brachial und lassen mich nicht nur ein Mal an Rammstein denken. Ja ja, ich weiß, 5 EUR für’s Phrasenschwein…

2017 07 01 – Ost + Front @ Castle Rock XVIII

Mit Crematory kommt dann tatsächlich schon der Co-Headliner des heutigen Tages auf die Bühne. Nach 26 (in Worten: sechsundzwanzig!!) Jahren, die es Crematory schon gibt, kann man natürlich bei der Setliste auf einen umfangreichen Songfundus zurückgreifen und wandert mit Creed, Ravens Calling, Höllenbrand, Black Celebration oder Tears Of Time durch die Jahre. In diesen Jahren gab es einige Wechsel in der Bandbesetzung, und so stellt Fronter Felix heute die „neue“ Saitenfraktion vor: Jason am Bass, Rolf an der Leadgitarre und Tosse, der neben der Rhythmusgitarre auch für den Klargesang, oder wie Felix es nennt „Female Voice“, zuständig ist. Keyboarderin Katrin, von Felix liebevoll als „Tastenuschi“ vorgestellt, gehört im Gegensatz zur Saitenfraktion ja schon zum lebenden Inventar der Band. Dass Tosse nicht nur auf Alben sondern auch live eine richtig gute Stimme hat, darf er dann heute auch mehrmals unter Beweis stellen, und sich auch mit einigen schönen Soli ins rechte Licht setzen. Dass die Band aber nach wie vor, oder vielleicht sogar mehr denn je, eine kompakte Einheit darstellt, wird in jeder Sekunde dieser Show überdeutlich. Die Fans sind mehr als zufrieden, und diejenigen, die Crematory tatsächlich noch nicht gekannt haben sollten, werden heute sicherlich ein dickes Ausrufezeichen hinter den Bandnamen setzen.

2017 01 07 – Crematory @ Castle Rock XVIII

Nun kommt zum zweiten und auch letzten Mal noch einmal Michael vom Organisationsteam auf die Bühne, um sich noch einmal persönlich an alle Anwesenden zu wenden, sich bei allen – vor, auf und hinter der Bühne – zu bedanken, die dieses Festival wieder einmal zu einem gelungenen Event gemacht haben, den Termin für das Castle Rock im kommenden Jahr bekannt zu geben (29./30.06.2018) und, last but not least, um den Headliner des heutigen Tages anzukündigen.

2017 07 01 – Michael Ansage @ Castle Rock XVIII

Bis jetzt hat man es erstaunlicherweise geschafft, den Spielplan fast auf die Minute genau einzuhalten, aber die portugiesische Band Moonspell verspätet sich tatsächlich ein wenig. Die Fans haben aber mittlerweile schon so lange gewartet, dass es auf die paar Minuten auch nicht ankommt. Alle anderen, die, so wie ich, Moonspell noch nicht live erlebt haben, harren ebenfalls geduldig der Dinge. Wir alle werden dann mit einer fulminanten Show der fünf Männer belohnt, bei der auch lichttechnisch noch einmal alles aufgefahren wird. Fronter Fernando verkündet, dass man heute das Album Irreligious, das im Sommer des Jahres 1996 erschien und der Band auch außerhalb von Portugal einen enormen Bekanntheitsgrad verschaffte, komplett spielen wird. Damit ist aber die anderthalbstündige Spielzeit nicht ausgefüllt, und so erklingen auch Tracks wie Raven Claws, Wolfshade und Vampiria. Die beiden letztgenannten stammen ja vom Album Wolfheart aus dem Jahr 1995, und auch die Songs des Albums Irreligious führen uns über zwanzig Jahre zurück in eine Zeit, zu der viele Fans wahrscheinlich noch gar nicht geboren, zumindest aber ziemlich jung waren. Das Durchschnittsalter, zumindest der in meiner Nähe stehenden Fans, liegt eher bei Anfang/Mitte 40, aber egal, ob jünger oder älter, man wiegt sich ausgiebig im Takt, nickt mit dem Kopf oder zeigt auch mal eine deftige Headbanger-Einlage. Für mich ist das ja musikalisches Neuland, aber diese Klänge, die mich an eine sehr gelungene Mischung aus Opeth und Amorphis erinnern, können auch mich zu dieser fortgeschrittenen Stunde noch in andere Welten entführen. Insbesondere auch das sehr gelungene Zusammenspiel zwischen den Songs und dem Farbenspiel der Lichtanlage – ab und zu schießen auch die letzten Flammensäulen des Festivals in die Luft – lassen diesen Auftritt noch lange nachwirken.

 

2017 07 01 – Moonspell @ Castle Rock XVIII

Auch heute lassen noch viele Fans den Abend im Innenhof des Schloss Broich ausklingen. Es ist ja „erst“ kurz nach 22:00 Uhr, der Abend also noch lang. Da ich aber morgen schon damit beginnen möchte, die Fotos zu bearbeiten und den Bericht zu schreiben, mache ich mich auf dem Weg zu meinem Auto. Zu den Klängen einiger der Festivalbands geht es dann nach Hause.