Das Phänomen Tribute-Bands

Nur eine Illusion für alternde Fans, oder doch eine großartige Show mit eigener Note?

Wer an Tribute-Bands denkt, der denkt sogleich auch an große, legendäre Bands der Vergangenheit und Gegenwart. Sie nennen sich Stahlzeit, Manomore, Led Zep, Metakilla, She`s Got Balls, The Other Side, 667-The Neighbour Of The Beast, Beatallica, The Iron Maidens, Just Priest, Black Diamonds, Snaggletooth, Crusader, SLAYEnsemble, Atze Datze, Sticky Fingers, Völkerball, The Really Hot Chili Peppers, Kneipenterroristen, Barock, The Musical Box, Slash`n Roses, Feuerengel, Beatles Revival Band, Heilige Dämonen, Mad Zeppelin …, die Liste der sogenannten Cover-/Tribute-Bands im Pop und Rock Bereich ließe sich endlos fortsetzen. Seit Jahren geht der Trend immer mehr in Richtung Kostümkonzert. Die großen Bands wie Queen, Led Zeppelin, AC/DC, Metallica, Rammstein, Pink Floyd, Kiss, Motörhead … etc. tummeln sich ständig auf den Bühnen der Welt, irgendeine der großen legendären Bands spielt fast ständig in der Stadt – nur eben nicht im Original. Cover- und Tribute-Bands sind von den Konzertbühnen nicht mehr wegzudenken und tatsächlich finden sie auch immer mehr Publikum. Woran liegt es? Gibt es keine guten, eigenständigen Bands mehr? Gehen den Musikern die Ideen aus? Sterben die großen Bands aus? Reiner Abklatsch oder doch große Show? Lässt sich mit einer Tribute-Band mehr Geld verdienen? Sind die großen Bands Tour-faul geworden? Liegt es an den horrenden Ticketpreisen der Großen? Illusion oder Fan-Verarsche?

Zunächst muss man unterscheiden zwischen einer Cover-Band, einer Revival-Band und einer Tribute-Band. Nun mag man sich fragen, wo ist da der Unterschied, denn allesamt bedienen sich am Liedgut anderer, spielen nach, covern und gaukeln dem Zuschauer etwas vor. Jedoch gibt es kleine, aber feine Unterschiede, die ich kurz erläutern will.

Cover-Band ist die Bezeichnung für eine Musikgruppe, die hauptsächlich Songs anderer großer berühmter Künstler nachspielt. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei in der Masse an bekannten Liedern und ist nicht auf einen bestimmten Künstler ausgerichtet. Meist befinden sich Songs der unterschiedlichsten Stars und Künstler aus Rock und Pop in einem Set, z.B. Queen, Eric Clapton, Pink Floyd, Ram Jam, Billy Idol, Deep Purple, Survivor, Genesis, Status Quo, The Sweet. Einige Cover-Bands schrecken dabei vor gar nichts zurück und spielen einfach, was die Leute hören wollen, so kann durchaus auch einmal die gute Helene Fischer, oder Drafi Deutscher, direkt nach Deep Purples Smoke On The Water erklingen. Diese Bands sind meist auf Stadt- und Straßenfesten, bei Vereinsfeiern, Tanzabenden und ähnlichen gesellschaftlichen Anlässen zu finden. Hier wird musikalisch betrachtet nicht immer besonders viel Wert auf Authentizität gelegt. Dem Zweck entsprechend haben Cover-Bands weniger künstlerische, sondern eher gastronomisch orientierte Darstellungspraxen. Solange es die Leute zum Bleiben, Feiern und zum höheren Getränkekonsum animiert, ist es okay.

Der Unterschied zwischen Revival-Band und Tribute-Band ist dagegen nicht ganz so groß. Revival-Bands widmen sich ausschließlich einem Interpreten/einer Band, die entweder verstorben ist, oder die es als Formation so nicht mehr gibt. So widmen sich viele Revival-Bands z.B. den The Beatles, Led Zeppelin, Pink Floyd, CCR, Queen, Abba oder auch den The Doors. Tribute-Bands hingegen kopieren Bands und Interpreten, die selbst noch aktiv sind und Konzerte geben, z.B. AC/DC, Iron Maiden, Metallica, The Rolling Stones, Rammstein oder Guns n’ Roses. Dieser Trend kam Anfang/Mitte der Neunziger Jahre auf und entwickelt sich seitdem stetig weiter. Mit möglichst authentischer musikalischer Darbietung und möglichst vielen am Original abgekupferten Show-Einlagen, versuchen diese Bands beim Publikum die Illusion zu erzeugen, ein Konzert des Originals zu besuchen. Manche knüpfen einfach verschiedene Songs einer Band aneinander, andere kopieren komplette Shows und spielen diese nach. Oft werden dazu noch Instrumente des gleichen Herstellers gespielt, oder auch auf eine entsprechende Bühnengarderobe geachtet, wie z.B. auf die Schuluniform bei AC/DC. Diese Bands sind eher selten auf Stadtfesten und sonstigen gesellschaftlichen Anlässen anzutreffen, sondern eher in Musikclubs, oder auf speziellen Revival-/Tribute-Festivals. Viele organisieren eigene Touren und einige besonders große und bekannte Revival-/Tribute-Bands, wie z.B. The Australian Pink Floyd Show spielen weltweit in den größten und ausverkauften Hallen. Meist gilt hier, je populärer die Original-Band, desto besser die Vermarktungsmöglichkeit für die themenorientierten Cover-Bands.

Ganz genau lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, wo und wann sich das erste Double gründete und welcher Show-Act zuerst imitiert wurde, aber mit großer Wahrscheinlichkeit dürften es die Beatles oder Elvis gewesen sein. Fakt ist aber, die Geburtsstätte vieler früher Cover- und Tribute-Bands ist Australien, denn dort traten damals nur sehr wenige der großen und populären Bands auf, da die europäischen und amerikanischen Märkte offenbar wichtiger waren. Gecovert wurde aber auch vorher schon, gecovert wurde irgendwie schon immer, weit bevor der Pop und Rock zum Triumphzug ansetzte. Als Mozart seine Werke nicht mehr eigenhändig dirigieren und interpretieren konnte, sprangen die Maestros ein. Dann wurden im Jazz Herren wie Duke Ellington, Glenn Miller und oder Charlie Mingus von Orchestern überlebt, die ihre Namen trugen und ihre Musik in Ehren hielten. Dann kamen der Pop, der Rock und der Metal und mittlerweile sind Cover-Bands, Revival-Bands und Tribute-Bands etabliert und an der Tagesordnung. Vor allem haben Cover- und Tribute-Bands den Drang, sich rasend schnell zu vermehren. Als Led Zeppelin es vor einigen Jahren mit ihrem einmaligen Comeback bewenden ließen und mitteilten, dass sie nicht weiterhin auftreten werden, brachen direkt zahlreiche Bands wie Led Zep, Lead Zeppelin oder Fed Zeppelin auf, um das musikalische Erbe der Briten anzutreten. Als die Böhsen Onkelz sich damals zur Ruhe setzten und die Bandauflösung bekannt gaben, wurde Deutschland regelrecht überschwemmt von obskuren BO-Tribute-Bands und jeder wollte ein Stück vom großen Kuchen abhaben. Doch nicht nur Ruheständler und Tote kehren unablässig wieder zurück auf die Bühnen der Welt, sondern auch bereits erwähnte noch lebende und halbwegs aktive Musiker und Bands werden heutzutage weltweit von Imitatoren und Doppelgängern vertreten. Der Bedarf an Livemusik wächst und kann allein von den großen Originalen nicht mehr gedeckt werden.

Zwar gibt es heute dank digitaler Technik mehr Bands als jemals zuvor, dennoch haben es Newcomer-Bands heutzutage nicht wirklich einfacher, in den großen Rock ’n‘ Roll-Zirkus einzugreifen. Zwar kann man sich dank Internet besser präsentieren und Werbung für die Konzerte machen, aber der Markt ist überschwemmt von jungen, frischen Bands und die Gefahr, in diesem Überangebot, unterzugehen, ist sehr groß. Geht man heutzutage auf Underground-Konzerte der vermeintlich kleinen Bands, so bietet sich einem meist ein sehr jämmerlicher Anblick. Gute, ambitionierte Live-Bands spielen sich vor einer Handvoll Leute sprichwörtlich den Arsch ab und kaum einen interessiert es. Der heutige Konzertgänger ist nicht mehr gewillt, für drei gute Underground-Bands einen Zehner für den Eintritt auf den Tisch zu legen. Dabei gibt es gerade hier viel Interessantes und Neues zu entdecken. Hier haben die Bands und Musiker noch Ideen und genaue Vorstellungen von dem, was sie machen wollen. Hier muss man sich noch nicht anbiedern und mit irgendeiner Welle mitschwimmen, hier wird experimentiert und nicht wenige Bands blicken gerne über den Tellerrand hinaus. Hier können die Bands noch sein, was und wer sie sind, ohne dass ihnen irgendwelche Labels ins Handwerk pfuschen und ihnen eine bestimmte Richtung vorgeben. Leider gilt hier aber immer mehr, kenne ich nicht, fresse ich nicht. Kommen aber die großen, etablierten Bands in die Stadt, so geht der Run auf die begehrten Tickets los und nahezu jeder Wucherpreis wird bezahlt. Die Großen des Genres wie Metallica, Black Sabbath, Rammstein, Iron Maiden, Judas Priest, AC/DC … werden für Veranstalter immer unbezahlbarer, machen sich selbst immer rarer, sterben langsam aus und machen den Tribute-Bands den Weg frei. Für Veranstalter sind diese dann ein gefundenes Fressen, denn sie können die Musik der großen Bands anbieten, haben aber weniger Unkosten und somit geringeres Risiko. Dank der modernen Ton- und Bühnentechnik sieht die Cover-Band heutzutage auch nicht mehr aus, wie ein missglücktes Rollenspiel und wird so von den Besuchern als kostengünstige Variante dankend angenommen. Gute Tribute-Bands wie z.B. die Australien Pink Floyd Show oder auch die Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit spielen heutzutage in ausverkauften Hallen und vor mehreren tausend Besuchern.

Die ganz großen Bands, es gibt sie noch: AC/DC, Deep Purple, Rammstein, Kiss, Metallica, Iron Maiden, Judas Priest, jedoch die Wegbereiter, die großen Bands der 70er und 80er, werden immer weniger. Über die Jahre sind viele große Musiker von uns gegangen, Freddy Mercury, Lemmy, Bon Scott, Cliff Burton, Ronnie James Dio, Marc Bolan, Chuck Berry, Chris Cornell, Bubi van Blacksmith, Jill Janus, Martin Eric Ain, Chuck Mosley, Gary Moore, Kurt Cobin, John Bonham, Rick Wright, Ralph Santolla, Vinnie Paul Abbott, Jeff Hanneman, Steve Soto, Jim Morrisson, Chester Bennington, George Young, Randy Rhoads, Jimi Hendrix, Frank Zappa, Gary Thain, Malcolm Young, Mark Shelton, Warrel Dane, Fast Eddie Clark, Dolores O`Riordan, Phil Lynott, Dave Holland … u.v.m. und jedes Mal ging mit ihnen auch ein Teil unserer Musik. Viele große Bands wie Led Zeppelin, Thin Lizzy, T. Rex, Motörhead, Pink Floyd, Nirvana, Linkin` Park, The Velvet Underground, The Doors, Rainbow, Mötley Crüe, Grateful Dead … etc. sind längst Geschichte und viele andere wie Kiss, Aerosmith, Queen, Scorpions, Guns n’ Roses, Van Halen, Bon Jovi … sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Vergreisung innerhalb der Großen geht stetig voran, Bands läuten ihre Abschiedstour ein, gehen in wohlverdiente Rocker-Rente, sterben langsam aber sicher aus. Die Liste der Bands, von denen wir uns in den nächsten Jahren wohl werden verabschieden können, ist lang. Zwar sind Kiss schon seit Jahren auf Abschiedstour und dennoch ging es bisher immer weiter, doch das sichere Ende ist nah. Auch die Scorpions waren auf Abschiedstour und haben nun mit Mikkey Dee noch einmal Spaß an der Materie bekommen, doch wie lange noch? Queen bestehen seit dem Tod von Freddie Mercury quasi nur noch auf dem Papier. Slayer haben ihre Abschiedstour fast hinter sich und spielen nur noch ein paar Gigs in den USA. Manowar, Bon Jovi, Guns n’ Roses, Van Halen .. etc. sind schon seit Jahren nur noch eine Farce und machen sich mit ihrem Tun, oder Nichttun, eher lächerlich. Einige Große wie die The Rolling Stones, Black Sabbath, Deep Purple, AC/DC, Ozzy Osbourne, Iggy Pop, Uriah Heep, Nazareth … wehren sich noch mit Händen und Füßen, aber rein altersbedingt ist das sichere Ende nah. Was kommt dann? Zwar gibt es viele hoffnungsvolle Bands, die in den letzten Jahren nachkamen, doch wer soll davon in die Fußstapfen der Legenden treten? In unserer kurzlebigen Zeit werden diese Bands nicht mehr so groß und so werden die Dahinscheidenden eine Lücke hinterlassen, die nicht so einfach zu füllen sein wird. Die Generation, die mit den Legenden aufgewachsen ist, wird weiterhin an diesen festhalten. Die großen Bands werden immer eine Rolle in unserem Leben spielen und wenn es eben nur Tribute-Bands sind, die unsere Vergangenheit, unsere Jugend, unsere Träume, mit der Musik der Großen am Leben erhalten, dann ist es eben so. Wir erinnern uns eben gerne zurück, weil früher war ja alles besser. Die Tribute-Bands haben also ganz sicher ihre Daseinsberechtigung, doch sollte man dabei nicht vergessen, auch anderen aufstrebenden und hoffnungsvollen Bands eine Chance zu geben, denn auch diese verstehen es, ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Viele Tribute-Bands sind heutzutage erfolgreicher als die Originale, die mit ihren eigenen Songs durch die Clubs ziehen. Die Tickets für einen guten Platz bei einer Tribute-Band kostet heute schnell mal 30,- bis 50,- €, die Originale haben wir früher für 15,- bis 20,- DM gesehen. Für die Musiker vieler Tribute-Bands ist es ein sicheres Standbein, eine Möglichkeit, von der Musik zu leben. Viele von ihnen spielen noch in eigenen Bands, wo sie ihre ganz persönlichen Vorlieben ausleben, doch leben können davon eben nur die Allerwenigsten in der heutigen Zeit. Ein gutes Beispiel ist die Rammstein-Tribute-Band Stahlzeit, deren Musiker teilweise auch bei Märzfeld spielen. Märzfeld dürfte kaum soviel abwerfen, damit alle Musiker davon leben können, obwohl sich die Band mittlerweile etabliert. Mit Stahlzeit spielt man dagegen in überwiegend ausverkauften Hallen und Clubs und dementsprechend rollt auch der Rubel. Viele Clubs und Veranstalter können ohne den kommerziellen Erfolg dieser Kapellen, die die Musik legendärer Bands spielen, heute auch kaum noch überleben. Fans leben in der Vergangenheit und rennen aus Nostalgie zu den Konzerten. Die Originalbands kommen eben nicht mehr jedes Jahr regelmäßig in die Stadt, oder es gibt sie eben schon längst nicht mehr, so das Argument vieler Fans. Und dennoch ist es ein wenig befremdlich und auch traurig, wenn man die Konzerte besucht. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen und auch die Jugend nicht festhalten. Viele Tribute-Bands sind gut, musikalisch fast perfekt, doch in der Erinnerung war früher bei den Originalen doch irgendwie alles besser, großartiger, eigenständiger. Einige Doubles gehen in ihrer Rolle völlig auf, haben die eigentliche Hauptperson völlig in sich aufgezogen. Früher war es leicht, das Make-Up von Kiss aufzulegen, die Pilzköpfe der Beatles nachzuahmen, oder die Haartolle von Elvis zu stylen, doch auch heute wird oft alles kopiert, das Aussehen, die Instrumente, die Show. Sie imitieren nahezu perfekt, inklusive der damaligen Bühnenansagen. Das ist doch irgendwie befremdlich! Auch das Gefühl von damals können sie nicht zurückbringen. Letztendlich ist die Tribute-Band nur eine Retorte der damaligen Band, ohne die Persönlichkeit und Ausstrahlung der einzelnen Musiker. Irgendwie bleibt am Ende doch oft ein geistloser Eindruck zurück.

Was macht eine gute Tribute-Band aus? Das Wichtigste ist natürlich Leidenschaft. Ohne Leidenschaft geht nichts, eine lahme Cover-Band, die lieblos die Songs ihrer Vorbilder runterschrammelt, wird auf Dauer keinen großen Erfolg haben. Die Leute werden die Konzerte besuchen und ganz schnell merken, dass bei Band XY die Leidenschaft hinter allem fehlt und dass sie es nicht ansatzweise schafft, beim Fan alte Erinnerungen am Leben zu erhalten. Einige Bands bleiben dabei möglichst nah am Original, andere entwickeln im Laufe der Zeit einen ganz eigenen Stil und lassen diesen in die Show mit einfließen. Oft sind es Letztere, die sich dann auch im Laufe der Zeit eine eigene Fan-Base aufbauen können. Ideal ist es wahrscheinlich, wenn man nah am Original bleibt, ohne eine bloße Kopie zu sein, wenn die Konzerte klingen, wie eine dezent modernisierte Version der großen Altmeister. Gute Bands trauen sich auch gerne einmal an Songs heran, die es beim Original nur selten oder gar nie auf die Bühne geschafft haben. Auch das kann eine eigene Note darstellen. Gute Tributes geben alles auf der Bühne! Sie spielen die Songs nicht einfach nur, sie leben die Songs von der ersten bis zur letzten Sekunde. Sie zollen, wie der Name schon sagt, ihren Vorbildern Tribut, mit viel Einsatz, Herz und Seele, was sich dann auch schnell auf den Besucher überträgt.

Warum geht man überhaupt zu einer Tribute-Show und wartet nicht doch lieber, bis das Original mal wieder vorbeischaut? Im Falle der sogenannten Revival-Bands liegt die Antwort auf der Hand: Die Originale leben entweder nicht mehr, oder treten aber schon seit Jahren nicht mehr auf. Wer also Lust auf eine Dröhnung Led Zeppelin, Pink Floyd oder meinetwegen The Beatles hat, der ist mit einer Cover-Band also gut beraten, denn sonst finden die Songs ja nur noch im Radio, oder auf dem heimischen Plattenspieler statt. Doch wie sieht es mit den Bands aus, die noch immer aktiv sind? Zunächst ist da natürlich der Preis ausschlaggebend. Ein Ticket für die Originalshow der The Rolling Stones, den Böhse Onkelz oder AC/DC ist in der heutigen Zeit für viele nur noch erschwinglich, wenn man im Gegenzug auf den Familien-Jahresurlaub auf Malle verzichtet, einen Kredit aufnimmt, oder die Familienkutsche verpfändet. Die Preise für ein Tribute liegen da eben deutlich niedriger. Ein weiterer Faktor: Die großen Bands verirren sich üblicherweise nicht in ein kleines Städtchen in der Ortenau, oder in den Breisgau. Wer die Stones, AC/DC oder Rammstein sehen will, muss schon in Berlin, Köln oder München wohnen, oder sich zumindest dorthin begeben. Tribute-Bands spielen dagegen oft an jeder sich bietenden Steckdose, allzu oft auch direkt vor der eigenen Haustür. Die Chance, die großen Musiker wie Angus Young, Till Lindemann, Mick Jagger, Ozzy Osboune, Rob Halford, James Hetfield und Bruce Dickinson dann auch noch nach dem Konzert für ein Autogramm oder Foto zu treffen, ist mittlerweile fast wie ein Sechser mit Zusatzzahl im Lotto. Die Möglichkeit, die Cover-Band nach dem Auftritt zu treffen, ist da um ein vielfaches größer, auch wenn ein Autogramm des Doubles sicherlich nicht so wahnsinnig interessant ist. Sicherlich gibt es einige Tribute-Bands, die das alles des Geldes wegen machen, doch für die Allermeisten spielt die Kohle eine untergeordnete Rolle. Sie sind oft selbst Fan und machen das aus echter Hingabe und das spürt man oft eben auch, während es für viele Große nur noch ein Job ist. Insbesondere, wenn die Klone dann noch ihre eigene Note einbringen, steht einem tollen Live-Erlebnis nichts mehr im Wege.

Einige wenige Bands machen auch ihr ganz eigenes Ding aus dem Covern fremder Songs. Ein gutes Beispiel sind dafür z.B. Dread Zeppelin, die Led Zeppelin auf völlig verrückte Weise im Reggae-Stil spielen. Oder Beatallica, die die Songs von Metallica und den Beatles durch den Fleischwolf drehen und zu etwas fast neuem zusammenfügen. Manche Bands entfernen sich bei ihrem Tun durchaus sehr weit von den Originalen, ob das aber gut ist, das muss jeder für sich entscheiden. So sehr sich einige Bands aber auch vom Original wegbewegen, so ist dennoch eins immer gewiss: Der Bandname verweist in 99 % aller Fälle auf das Original. Cover-Bands gibt es wie Sand am Meer und alle unterscheiden sich irgendwie, selbst wenn sie einer einzigen Band Tribut zollen. Von der Akustik-Band, über die A Capella-Version bis hin zur Rockband, Veranstalter können hier aus dem Vollen schöpfen und finden immer die richtige Band für ihr Event. Interessant finde ich persönlich oft die All-Female-Tribute-Bands mit rein weiblichem Line-Up, so wie z.B. The Iron Maidens, die sich den Songs von Iron Maiden widmen, oder auch die weiblichen AC/DC-Klone wie She`s Got Balls oder Black Rosie. Ja klar, typisch Mann ….

Die beeindruckendste Tribute-Show bringen momentan wohl die The Australien Pink Floyd Show auf die Bühnen in der ganzen Welt. Für viele Besucher sind die Produktionen der Australier eben auch eine Reise in die Vergangenheit, in die eigene Jugend. Seit mittlerweile über 30 Jahren spielen sie die Musik von Pink Floyd und konnten so schon Millionen von Menschen in der ganzen Welt begeistern. Die ersten Töne reichen aus, um zu wissen, um welchen Song es sich handelt. Die bunten Laser erzittern passend zum Zupfen der Gitarre und der übergroße Lehrer droht bei Another Brick In The Wall mit seinem Stock. Das große pinke Känguru soll auf der Bühne an das fliegende rosa Schwein von Pink Floyd erinnern. An solchen Nuancen merkt man dann eben doch, dass es nicht Pink Floyd sind, die dort auf der Bühne stehen, sondern Aussie-Floyd. Mit aufwendiger Licht- und Laser-Show spielen die Australier mehr als ein Tribute-Konzert, sondern eine aufwendige Show mit eigener Note.

Die meistgecoverte Band sind nach den The Beatles bestimmt die Schweden von Abba. Die bekanntesten Vertreter nennen sich Waterloo, die ganz groß rauskamen, nachdem sich die Schweden nach 1982 nicht mehr riechen konnten. 1985 schlugen Abba die Weltrettung durch LiveAid aus und im Jahr 2000 ließen sie sogar eine Milliarde Dollar für eine Tournee liegen. Kein Wunder also, dass Waterloo heute zigtausend Leute ziehen und ausschließlich vor ausverkauftem Haus spielen.

Die Meinung der Imitierten über die Imitate geht oft weit auseinander, so besucht Pink Floyd-Gitarrist David Gilmour bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Shows der The Australien Pink Floyd Show und lud die Band sogar zu seinem 50. Geburtstag zu sich nach London ein. Stahlzeit haben offiziell vom Rammstein-Management das okay, für das, was sie tun. Abba haben die Show von Waterloo höchstpersönlich abgesegnet. Dagegen bot Ex-Beatle Ringo Starr einst der Beatles Revival-Band 500.000 Mark, wenn sie ihre Aktivitäten sofort einstellen.

Man kann zum Cover stehen, wie man will. Einige lieben die Bands, andere bezeichnen das Tun als Muckertum ohne künstlerische Eigenleistung. Hier gibt es viele gute Bands, aber auch faules Obst. Für die Allermeisten gilt aber, dass sie mit viel Enthusiasmus, Herzblut und Respekt vor dem Vorbild zur Sache gehen und auf der Bühne Vollgas geben. Also, an alle Kritiker und Originalverfechter: Gebt dem Cover eine Chance, aber vergesst auch den frischen, eigenständischen Nachwuchs nicht!!!