Artist: Dawnwalker
Herkunft: London, Großbritannien
Album: Crestfallen (EP)
Spiellänge: 24:18 Minuten
Genre: Post Rock, Post Metal, Progressive Metal, Progressive Rock
Release: 10.04.2020
Label: Eigenproduktion
Link: https://www.facebook.com/pg/dawnwalkeruk/
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre und Keyboard – Mark Norgate
Gitarre – Matteo Bianciotto
Gitarre – Stuart Gardham
Bassgitarre – Dane Cross
Schlagzeug – Chris Allan
Gesang und Flöte – Sian Alex
Percussion – Hugo Terva
Bassgitarre – Moin Hussain
Gesang – Robin Melinda Koob
Tracklist:
- Crestfallen
- Pollen Cloud
- Towpath
- The Way Home
- Lost Wisdom (Mount Eerie Cover)
- Pagan Plains (Acoustic)
In der Masse an Band- und Videoempfehlungen, die so in meinem Newsfeed erscheinen, kann es durchaus passieren, dass ich über das eine oder andere hinwegscrolle. Manchmal springt aber ein Post aus der Masse heraus. So war es bei Dawnwalker, die ihr Video zum Song Crestfallen beworben haben. Auf dem Cover das Foto eines Busches, das satte Grün der Blätter steht in schönem Kontrast zu den weißen Blüten. Dazu ein Schriftzug, der mich an Bands wie Wardruna oder Heilung erinnert. Da war mein Interesse dann schon geweckt, wobei ich von Dawnwalker vorher noch nie etwas gehört hatte, obwohl es die Band bereits seit dem Jahr 2012 gibt.
Auch Dawnwalker müssen natürlich mit der derzeitigen Situation leben, aber sie haben sich davon nicht unterkriegen lassen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes das Beste draus gemacht. Die Liste unter „Bandmitglieder“ ist ziemlich lang, denn für die EP Crestfallen haben die Jungs von Dawnwalker virtuell ihre Freunde um sich geschart. So sind also nicht alle hier Genannten wirklich permanente Bandmitglieder. Jeder hat für sich seinen Part aufgenommen, und Sounddateien wurden hin und her geschickt, um sie schlussendlich zum Endprodukt zusammenzufügen. Wie Dawnwalker selbst sagen, handelt es sich bei Crestfallen um eine Ode an den Frühling, und auf der Bandcamp-Seite von Dawnwalker steht diese EP auch zum Hören bereit (https://dawnwalker.bandcamp.com/album/crestfallen-ep).
Das mit der „Ode an den Frühling“ kann ich für den Titeltrack definitiv bestätigen. Die Übersetzung für Crestfallen ist zwar „niedergeschlagen, trübsinnig“, aber das kann man nur erahnen, wenn man dem Text lauscht. Was für ein wunderbarer und erhebender Song, der wie Perlen an der Schnur aus meinen Boxen fließt. Ein ganz klein wenig muss ich an die sehr frühen Barclay James Harvest denken, die vor allem in den 70er und 80er Jahren Songs für die Ewigkeit geschrieben haben. So klingen Dawnwalker auch hier ein bisschen Retro, aber das passt zu dem Song. So kann es gern weitergehen.
Geht es auch irgendwie, aber dann wieder doch nicht. Fast schon meditativ, zumindest aber sehr entspannt, geht es bei Pollen Cloud zu. Der sich stets wiederholende Backgroundgesang wird zunächst einmal nur begleitet von sphärischen Keyboardklängen, bevor dann Drums und Percussion den Takt vorgeben. Und da ist dann auch wieder dieser wunderbare Gesang, der schon im Titeltrack zu verzaubern wusste.
Mit Towpath überraschen mich Dawnwalker komplett. Es wird eindeutig härter, Progressive Metal übernimmt das Zepter. Normalerweise bin ich nicht der Fan von langem instrumentalem Vorgeplänkel, aber Dawnwalker schaffen es damit tatsächlich, neugierig zu machen, was da kommen mag. Und hier gibt es dann tatsächlich Gesang, den ich bislang nur bei den richtig guten Atmospheric Black Metal Bands gehört habe. Nicht zu harsch, schon gar nicht krächzend oder keifend klingt er wie aus weiter Ferne herüber und wird wunderbar von den Instrumenten in Szene gesetzt. Der Wechsel zum Klargesang ist brillant inszeniert, so kann der Song sehr ruhig ausklingen.
In The Way Home springen Dawnwalker innerhalb kürzester Zeit – es ist der kürzeste Track der EP – so leichtfüßig über irgendwelche Genregrenzen hinweg, dass ich einfach nur staunend dasitze. Könnte man zunächst beim Frauengesang vermuten, dass es in Richtung Folk geht, führen die gelayerten Gitarren eher in Richtung Post Rock. Aber dann ist da wieder dieser tolle Gesang, also vielleicht doch eher Progressive Rock?
Einen Coversong gibt es auf Crestfallen auch. Lost Wisdom stammt ursprünglich von Mount Eerie. Dort kommt er akustisch und sehr reduziert daher, der Gesang des Duos aus Mann und Frau drückt dem Song seinen Stempel auf. Dawnwalker haben aber auch hier wieder diese gewisse Weite erschaffen, der Gesang ist wesentlich „weicher“ und scheint fast aus dem Off zu kommen. Und auch hier geht es dann wieder über in Atmospheric Black Metal, was dem Song definitiv sehr guttut, und mich die Coverversion dem Original vorziehen lässt.
War eben noch ein Akustiksong die Basis für eine Coverversion, zeigen Dawnwalker zum Abschluss, dass sie selbst auch Akustiksongs können. Folkklänge prägen den letzten Song Pagan Plains, Flöte und Percussions inklusive. Wenn der Song dann auch noch von so tollem Gesang des gemischten Duos getragen wird, wie in diesem Fall, kann man sich zum Abschluss der EP beruhigt zurücklehnen und den Finger schon mal über der Repeat-Taste positionieren.
Zum Titeltrack Crestfallen haben Dawnwalker auch ein „Isolation Video“ erstellt, das es hier zu sehen gibt: