Artist: Deep Purple
Herkunft: London, England
Album: Made In Japan, 2025 Steven Wilson Remix
Spiellänge: 76:44 Minuten (das Original)
Genre: Hard Rock
Release: 15.08.2025
Label: EarMusic
Format: CD, 10-fach Vinyl, Doppel LP, 5-fach Deluxe CD, Digital
Link: Deep Purple
Bandmitglieder:
Gesang – Ian Gillan
Gitarre – Ritchie Blackmore
Schlagzeug – Ian Paice
Bass – Roger Glover
Keyboards — Jon Lord
Tracklist:
- Highway Star
- Child In Time
- Smoke On The Water
- The Mule
- Strange Kind Of Woman
- Lazy
- Space Truckin‘
- Black Night
- Speed King
- Lucille
Bereits vor einigen Tagen erschien ein weiterer musikalischer Meilenstein von Deep Purple, den Urvätern des Hard Rock. Die Originalscheibe erschien 1972, und es ist das Livealbum, das jeder Rockfan einfach kennen muss. Es sollte in jeder gut sortierten Sammlung stehen und auch gehört werden. Deep Purple auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind in Japan und spielen an aufeinanderfolgenden Tagen drei Konzerte in Osaka und Tokyo. Eigentlich war es nicht geplant, die Aufnahmen weltweit zu veröffentlichen, aber der Erfolg von Machine Head, ebenfalls 1972 veröffentlicht, ließ die Plattenfirma umdenken. Und das, was da auf vier Plattenseiten drauf ist, zeigt eine Band auf dem Höhepunkt ihres damaligen Schaffens. Herausragend sind die fünf Akteure, die sich auf der Bühne fast blind verstehen. Der schwarz gekleidete Ritchie Blackmore an der Gitarre und Jon Lord, sein musikalischer Kontrahent an der Orgel, glänzen durch unglaublich virtuose Soli und spielen sich die Bälle zu. Der damals noch mit seinem vollen Stimmumfang begnadete Sänger Ian Gillan schafft es ebenfalls, mit seinen hohen Tönen bei Child In Time oder Strange Kind Of Woman die Gitarre zu imitieren und einander immer höher zu treiben.
Diesem Zeugnis einer in vollem Saft stehenden Band hat sich Steven Wilson angenommen und die Platte nach alten Masterbändern remixt sowie in neuen Stereo- und Dolby-Atmos-Versionen präsentiert. Dadurch erfährt die Aufnahme noch mehr Dynamik. Die einzelnen Instrumente kommen klarer zur Geltung und auch feine Nuancen kristallisieren sich heraus. Eigentlich tut das gar nicht Not, aber das Ergebnis kann sich mehr als nur hören lassen. Immerhin ist die Ursprungsaufnahme 53 Jahre alt, die Technik ebenfalls, doch nun erst wird etwas verspätet das 50-jährige Jubiläum von Made In Japan mit dem neuen Abmischen gefeiert. Mit dem Remix gibt es gerade für Fans ein paar (teure) Schmankerl. Da ist zum einen die 10-Vinyl umfassende Box mit Singles und allen zur Verfügung stehenden Aufnahmen der drei Konzerte sowie dem Steven Wilson Remix. Das gibt es auch noch als fünf CDs umfassende Box sowie als einfache Doppel-LP. Auf den jetzt vorliegenden Platten sind die auf dem Original von 1972 nicht enthaltenen Zugaben Speed King, Black Night und Lucille mit enthalten. Damals hätte es wohl eine Dreifach-LP sein müssen – das gab es aber irgendwie noch nicht. Bereits vor Jahren gab es eine CD-Box mit den Aufnahmen, allerdings nicht neu gemischt.
Highway Star von Machine Head eröffnet die rasante Fahrt. Live noch eine Nummer härter als schon auf Platte, kann der Song nur begeistern. Wer diesen Song hört, muss sofort angefixt sein. Ich hatte damals Machine Head natürlich auf Vinyl, und die lief fast jeden Tag. Mein Lieblingssong wurde dann irgendwann Pictures Of Home, welcher leider in Japan noch nicht live performt wurde. Ich glaube, Blackmore mochte den nicht so gern. Als dann gute sechs Monate später die Liveversion herauskam, war es einfach nur genial und sie musste sofort gekauft werden. Fix bei Membran (meinem damaligen Lieblingsdealer in Kiel) gekauft, glaube um und bei 20 Mark, und die Platte steht heute noch, leicht ramponiert, im Regal neben den unzähligen anderen Deep-Purple-Scheiben. Auf der Platte wurden (und so ist es bis heute) neben Highway Star noch Lazy, Space Truckin’ und das unverwüstliche Smoke On The Water – alle auf Machine Head – gespielt. Dazu gesellten sich noch The Mule, eigentlich nur ein Drumsolo von Ian Paice, Strange Kind Of Woman und Child in Time in einer galaktisch genialen Version. Das alles gab es auf vier Plattenseiten, wobei Space Truckin’ eine ganze Seite einnimmt. Das lag an den damals mega coolen Improvisationen, für die Deep Purple zu jener Zeit standen. Sie hatten bereits auf einigen Konzerten über dreißig Minuten mit Wring That Neck oder Mandrake Root gezeigt, wie das geht. War die Scheibe zu Ende, ging es von vorne los. Das ist heutzutage eher ungewöhnlich, denn das Überangebot an Musik (neu und alt) erlaubt fast keine Wiederholungen. Das war in den 70ern anders.
Die unglaubliche Spielweise von Ritchie Blackmore, der mit zu den besten Gitarristen gezählt werden darf und sicherlich ein Wegbereiter für extrem schnelles Gitarrenspiel ist, kommt hier besonders zur Geltung. Das Line-Up der Mark II-Formation ist das Nonplusultra des Hard Rock gewesen, und ein jeder, der Gitarre lernt, kann sicherlich davon erzählen, dass er mit dem Riff von Smoke On The Water begonnen hat. Auf der Platte bekommt der nach dem unseligen Brand in Montreux benannte Song noch mehr Drive. Für mich ist und bleibt es die beste Livescheibe aller Zeiten, und mir fällt so gut wie keine ein, die noch besser zeigt, wie eine Band auf dem Höhepunkt ihrer damaligen Karriere agiert. Eine Besprechung der einzelnen Titel erspare ich mir an dieser Stelle, denn die gibt es in den letzten 53 Jahren zuhauf.





