EMP Persistence Tour 2016 am 15.01.2016 in der Große Freiheit in Hamburg

Eventname: EMP Persistence Tour 2016

Headliner: Ignite

Vorbands: Terror, H2O, Iron Reagan, Twitching Tongues, Wisdom In Chains, Risk It!

Ort: Große Freiheit, Hamburg

Datum: 15.01.2016

Kosten: ca 36,00€ VVK

Genre: Hardcore

Besucher: 1500 Besucher (Ausverkauft)

EMP Persistenence Tour 2016 Tourplakat

 

Eine geballte Ladung Hardcore gibt es am heutigen Abend. Die EMP Persistence ist mal wieder unterwegs und bietet ein erstklassiges Line ­Up, so wie in den vergangenen Jahren auch schon. Und auch der örtliche Veranstalter freut sich, kann er doch das Schildchen mit dem Hinweis „Ausverkauft“ ins Fenster hängen. Da es sieben Bands gibt, die wir uns heute anschauen werden, starten wir ohne weitere Umschweife.

risk it 1 Time For Metal 2016

Den bunten Reigen schneller Klänge eröffnen heute Risk It! aus Dresden. Die Jungs sind wirklich pausenlos auf Tour, das merkt man auch an der professionellen Bühnenpräsenz. Der Sound fällt etwas zu bass­- und schlagzeuglastig aus, so dass man im Fotograben unwillkürlich aber auch jeden Tritt in die Bass-Drum im Magen spürt. Tatsächlich etwas zu doll für meinen Geschmack. Die Band stört das nicht, sondern sie schafft es sogar, viele Besucher direkt vor die Bühne zu bekommen und diese auch in Bewegung zu setzen. Gelungener Start in den Abend.

wisdom in chains 2 Time For Metal 2016

Dann folgen Wisdom In Chains, und ich nehme es vorweg, die Band ist eine absolut positive Überraschung. Ich hatte mich im Vorfeld nicht weiter um diese Truppe aus den Niederlanden und Amerika gekümmert, umso beeindruckender empfinde ich den Auftritt. Musikalisch eine gute Mischung, mal geht die Post, dann aber auch wieder Midtempo-Nummern mit Mitsingfaktor. Sehr unterhaltsam. Bei Wisdom In Chains bildet sich dann der erste amtliche Moshpit, in dem plötzlich auch Jesus auftauchte. Okay, ein Typ mit längeren Haaren, einem weißen Gewand und einer (unechten) Dornenkrone auf dem Kopf. Auch die Band nimmt den Fan wahr und ehrt ihn mit einer Ansage sowie dem nächsten Song. Ein starker Auftritt, und mindestens mich haben Wisdom In Chains als Fan gewonnen.

twitching tongues 2 Time For Metal 2016

Mit Twitching Tongues folgte eine eher ungewöhnliche Band, die in erster Linie nicht so richtig zum sehr hardcorelastigen Abend passen will. Der Sound der beiden Brüder aus Los Angeles ist ein recht wilde Mischung aus den verschiedensten Elementen. Da finden sich Spuren von Hardcore, Doom/Sludge sowie anderen Metalgenres. Dazu noch eine breite Fächerung von verschiedenen Gesangsstilen, fertig ist eine sehr eigenwillige Mixtur, mit der viele Besucher hier in Hamburg nichts anfangen können. Zum Ende des Sets gibt es zwar auch Applaus, aber Twitching Tongues bekommen definitiv den kleinsten Zuspruch an diesem Abend.

iron reagan 2 Time For Metal 2016

Iron Reagan, dieses Nebenprojekt von Municipal Waste-Frontmann Tony Foresta, steht als nächstes auf der Bühne. Es herrscht leichte Verwirrung im Fotograben, da die Songs der Truppe sehr kurz sind. Während ein Foto-Kollege meint, wir hätten erst zwei Songs gehört, signalisiere ich, dass wir schon mindestens vier Songs gehört haben. Okay, die Security im Graben reagiert nicht, also wird weiter geknipst. Als Tony dann zur ersten Ansage ansetzt und sagt, dass bereits sieben Songs gespielt wurden, gehen wir freiwillig aus dem Graben. Der Set ist sehr kurzweilig und unterhaltsam, wenn man denn auf diese sehr ursprüngliche Art des Crossovers aus Punk/Hardcore und Thrash Metal steht. Toller Auftritt, und ich freue mich schon darauf, die Truppe auf dem Party.San 2016 wieder zu sehen.

h2o 2 Time For Metal 2016

Nach diesen beiden eher experimentellen Ausflügen auf dem Billing kommen wir wieder zurück zum ursprünglichen und traditionellen Hardcore. H2O spielen zum Tanz auf, und viele Fans gehen begeistert ab. Sänger Toby Morse springt wie ein Gummiball auf und ab, hüpft öfters den Fotograben runter und überlässt sein Mikro den Fans, die begeistert die Texte singen. Ein Fan schafft es sogar, in diesem Gemenge seine Baseball Cap mit der Mütze des Sängers zu tauschen. Frontmann Toby sieht ein wenig komisch den Rest des Sets aus, da die rote Kappe definitiv eine Nummer zu klein für seinen Kopf ist. H2O spielen recht routiniert ihren Auftritt zu Ende. Dass sie am Ende allerdings auf ihren Hit Thicker Than Water verzichten, finde ich doch sehr überraschend.

terror 2 Time For Metal 2016

Als vorletztes kommen dann die Rabauken von Terror auf die Bühne. Jetzt gibt es im Zuschauerbereich kein Halten mehr. Crowdsurfing, Circle Pits, Moshen, Pogo…..erlaubt ist, was Spaß macht. Auch „Jesus“ mischt wieder ganz vorne mit, ein lustiges Kerlchen. Terror spielen ein schönen Querschnitt durch ihr bisheriges Programm, und das mit gewohnt viel Spielfreude und Enthusiasmus. Die metallischen Anleihen im Sound von Terror geben den Songs noch mehr Aggressivität, als sie sowieso schon ausstrahlen. Und auch Sänger Scott Vogel lebt alte Hardcore-Attitüden und wirft immer mal wieder sein Mikro in die Menge, damit die Fans den Text weitersingen können.

ignite 2 Time For Metal 2016

Zum Abschluss wird es dann wieder etwas melodischer, denn Ignite haben den Posten als Headliner bekommen. Leider ist der Sound, der ansonsten den ganzen Abend echt sehr gut ist, auf einmal total im Eimer. Während des ersten Songs schaue nicht nur ich mich fragend um, welches Lied die Jungs aus Orange County denn da nun spielen. Erst nach drei, vier Songs bessert sich das, aber auch sonst kann das Quartett (wo zum Henker ist eigentlich Giattrist Brian Balchack?) nicht zu einhundert Prozent überzeugen. Hier muss ich auch klar die Setlist kritisieren. Neues Album hin oder her, aber einen Song wie Bleeding als letztes zu spielen, halte ich für einen kapitalen Fehler. Naja, auch im Publikum ist nach Terror so ziemlich die Luft raus. Ignite spielen zum Ende noch Sunday Bloody Sunday, und das lässt die Stimmung noch einmal richtig nach oben schnellen.

Am Ende muss man sagen, dass es ein tolles Konzert mit einigen kleinen Schönheitsfehlern ist. Ansonsten freue ich mich schon auf das nächste Jahr, in der Hoffnung, dass es wieder ein erstklassiges und spannendes Billing, so wie heute, gibt.