Fajtfest vom 04.07. bis 06.07.2024 am Skiareal in Velké Meziříčí

Kleines Festivaljuwel mitten in der tschechischen Natur

Festivalname: Fajtfest 2024

Bands: While She Sleeps, Agnostic Front, Better Lovers, Unearth, Alphawolf, Tallah, Knosis, Samurai Pizza Cats, Erra, Dying Wish, Sworn Enemy, Worst, Ithaca, Black Bomb A, Grove Street, Cutthroat, Ghost Iris, Bizkit Park, Blood Command, Ace Kool, Black Row, Space Of Variations, The Truth Is Out There, Tchert, Shogun Tokugawa, Cocotte Minute, Status Praesents, Straight, Head2Down, Aasar, Brcds, Abbys Above, Sinner Self, Breaking The Tarot, Meinkraft, Cryout, Meresiew, Something Like, The Human Veil, Newspeak, Metalphetamine, Marijuana Nirvana Tribute Band, System Of A Down Revival

Ort: Velké Meziříčí, Tschechei

Datum: 04.07. – 06.07.2024

Kosten: Drei-Tages-Ticket ca. 2450 CZK (102 €)

Besucher: ca. 600

Genre: Metalcore, Hardcore, Nu Metal, Deathcore

Veranstalter: Majitel Účtu

Link: https://www.fajtfest.com/

Das Fajtfest stand bisher noch nicht auf unserer Liste von Festivallocations, hat sich aber als kleines Festivaljuwel in der rund 11.000 Einwohnerstadt in Velké Meziříčí, ca.46 km westlich von Brünn, entwickelt.
Vom 04.07. bis 06.07.2024 ist dort Treffpunkt für Metalfans aller Genres – hauptsächlich für Metal, Metalcore, Hardcore und Alternativrock. Austragungsort des Ganzen ist das Skiareal Fajtuv Kopec, woher das Fest auch seinen Namen hat: Fajtfest! (In Deutsch: Feuerfest). Im Winter Skiarena, im Sommer Festivalort – perfekter kann es nicht sein. Hauptsächlich sind nur tschechische und slowenische Fans vor Ort, aber auch ein paar Deutsche sind anwesend. Die Preise sind günstiger als auf deutschen Festivals, es gibt viele Getränkestände, die sich großer Beliebtheit erfreuen und Paletten sind zu Sitzmöglichkeiten umfunktioniert! Das Wetter passt – also ein perfektes Festival!
Bereits am Mittwoch, dem 3. Juli, wird mit dem Legends Day das Festival eröffnet – da sind wir aber noch nicht vor Ort. Die Dichte der slowakischen/tschechischen Bands ist sehr hoch beim Fajtfest und daher auch Plattform für junge, aufstrebende Bands.

Der Mittwoch gehört z.B. Bands wie Straight (Hardcore Rap aus Tschechien), Status Praesents (Metal-Hardcore, Tschechien), Cocotte Minute (Nu-Metal, Tschechien) oder Head2Down aus der Slowakei! Als Abschluss jedes Abends ist ein DJ am Werk, am Mittwoch DJ Cistic!

Donnerstag
Samurai Pizza Cats

Der Donnerstagmittag wird ab 13 Uhr mit Metalphetamine (Metalsound aus der Slowakei) und Something Like (Harcore/Metalcore aus Tschechien) eingeläutet. Da trennen uns noch sechs Stunden vom Fajtfest. A Crime Called (Alternative Rockband aus Italien) sind nicht mit an Bord, dafür dürfen Newspeak, eine Metalcore Alternativcombo aus Tschechien, um 15 Uhr ran.

Kleine Ausreißer unter den vielen tschechischen/slowenischen Bands sind Grove Street (Metalcore und Crossover aus England), Cut Throat (US-Hardcore/Punkband aus Massachusetts) und Worst (Hardcore aus Brasilien). Samurai Pizza Cats, einzige deutscher Vertreter auf dem Festival und die Band unserer Wahl, geben auf dem tschechischen Festival um 19 Uhr ihren internationalen Durchbruch. Das ohnehin sehr trinkfeste, feier- und moshpitsüchtige Publikum ist jeder Band gegenüber aufgeschlossen und je später der Abend, umso mehr mischen sich auch die Fans aus Überzeugung darunter. So auch bei den Cats aus Castrop-Rauxel. Songs wie Outcast, Falling Dawn, The Wolf In Me, Last Player, Have A G.O.O.D. Day! oder Pizza Homicide werden lautstark untermalt und sogar auf einer Pizzaluftmatratze gecrowdsurft. Sebastian Fischer hat die Crowd gut im Griff und auch seine rechte Hand, Bassist Sebastian Reufer, sorgt ordentlich für Tempo. Gitarrist Daniel Haniß beim Auftritt leider nicht dabei sein, aber mit David von TBS hat man einen guten Ersatz für den Auftritt gehabt.

Alpha Wolf

Schlag auf Schlag geht’s jetzt weiter mit Erra (Metalcore/Progressivemetal aus England) um 20 Uhr, die ihr neues aktuelles Album Cure (April 2024) bewerben und dem heimlichen Headliner des Abends, Alpha Wolf um 21 Uhr. Die Australier haben die Menge voll im Griff und hauen ihnen ihren Metalcore nur so um die Ohren. Dazu gibt es artistische Einlagen von Sabian Lynch, der dafür auch mal seine Gitarre seinen Fans gibt und generell mit Mundschutz spielt. Sie heizen den Fans unter anderem mit Sub-Zero, Akudama, Creep oder Bleed 4 You ein.

Da Sick Of It All leider wegen Lou Kollers Erkrankung nicht spielen können, sind jetzt Agnostic Front die Headliner des Abends. Die Show vom Mission Ready letzte Woche können sie zwar soundtechnisch nicht toppen, aber die Stimmung passt auch hier. Von 22:10 Uhr bis 23 Uhr geht’s hardcoremäßig rund im Circle Pit, Songs wie Old New York, My Life My Way, The Eliminator, Crucified und als Zugabe Blitzkrieg von den Ramones werden gefeiert und Sänger Roger Miret bekommt sogar von den Fans, unter Choreo von Gründungsmitglied Vinnie Stigma, ein Geburtstagsständchen. Perfekter Abschluss des Abends, der noch mit System Of A Down Revival (System Of A Down Coverband) und DJ Pytri gegen 4 Uhr ausklingt.

Freitag
BRCDS

Der Freitag steht ganz im Zeichen von Festivalheadliner While She Sleeps, die schon früh vom Roskilde Festival angereist sind und sich auf dem Festival und der näheren Umgebung gleich heimisch fühlen. Als erste Band des Tages sticht uns Breaking The Tarot um 12 Uhr ins Auge, eine junge und ambitionierte Metalcore Band aus der Slowakei.

Sinner Self laden zur Schwimmnudel-Schlacht bei ihrem Dark/Deathcore-Programm ein, aber richtig abgeholt haben uns die Slowaken nicht, genauso wenig wie die slowakische Deathcore Band Abyss Above. Mehr Begeisterung erzeugen BRCDS (Barricades) aus Israel bei uns, die Metalcore vom Feinsten um 15 Uhr servieren und nicht nur technisch glänzen, sondern auch durch ihre Bandvielfalt mit Israelis, Russen und Ukrainern. Ace Kool liefern ab 16 Uhr eine Maskenshow, gemixt mit mexikanischen Streetmetal ab. Die Jungs befinden sich gerade auf Guerilla Europatournee und legen am Freitag einen Halt auf dem Fajtfest ein. TTIOT (The Truth Is Out There) eine Alternative/Electroniccombo aus Tschechien, die ihr aktuelles Album Colors ab 17 Uhr supportet, hört sich anfangs interessant an, lassen dann aber leider stark nach.

Harms Way und Black Sonic Pearls lassen wir wegen der Knosis und While She Sleeps-Autogrammstunde sausen, zudem gibt es vom Tallah-Sänger Justin Bonitz einen Screaming-Workshop.

Ryo Kinoshita (Ex-Crystal Lake) ist mit seiner neuen Band Knosis am Start. Nach zehn Jahren kehrte er aus mentalen und gesundheitlichen Gründen Crystal Lake den Rücken und scheint mit der neuen Formation im Hardcore-Stil und mit der Unterstützung von Ryo von Josh (Survive Said The Prophet) und Daiki (Made In Me) gut angekommen zu sein, wie man bei dem Gig sieht!

Dying Wish

Die letzten Bands stehen an. Dying Wish, die amerikanische Metalcoreband aus Portland, lassen es ab 21 Uhr gut krachen und sorgen für volle Reihen vor der Bühne! Endlich darf mal in dem männerlastigen Programm eine Frau das Mikrofon schwingen, was Emma Boster gut versteht. Spätestens seit den Impericon Festivals konnte die Band ihren Bekanntheitsgrad erweitern. Jetzt trennen uns nur noch Tallah von While She Sleeps. Die Amerikaner von Tallah sind sehr speziell und verbinden Nu-Core mit Metalcore, Industrial, Electronic und Rap. Während sie anfangs noch mit weißen Kitteln und Jacken an Ärzte erinnern, werden dann die Klamotten eindeutig weniger und Sänger Justin Bonitz wirkt in seinen Bewegungen wie auf Exstacy. Die ersten paar Songs sind noch gut hörbar, dann finde ich das Ganze nur noch laut, überdreht und unharmonisch. Der Pulk feiert es und möchte einen Crowdsurfer nach vorne befördern, was letztendlich scheitert, weil die Besucherreihen nach der Bühne zu weitläufig sind. Dafür funktioniert der Circle Pit umso mehr auf dem Platz. Die letzte CD The Generation Of Danger liegt schon zwei Jahre zurück, die neue Single Hard Knock ein knappes halbes Jahr – es wird wohl wieder neuer Stoff auf die Fans einrieseln, die den schrägen Musikgeschmack lieben und die lyrischen Ergüsse von Justin Bonitz und Co.

While She Sleeps

Nach der Show von Tallah, die um 22:50 Uhr endet, beginnen die Bühnenarbeiten für While She Sleeps. Mein sechstes Mal mit der britischen Metalcore Band, die diesen Sommer jedes namhafte Festival gerockt hat und im Spätherbst schon wieder eine Headlinertour hat. Der Aufstieg – kometenhaft! Die Show – sensationell! Die Songs und „sexy Motherfucker“ Lawrence „Loz“ Taylor – vom Feinsten! Es herrscht ab 23:20 Uhr durchgängig beste Stimmung und Bewegung vor und hinter der Bühne. Loz Erkältung merkt man ihm nicht an. Neben den aktuellen Songs wie Rainbows, Self Hell und To The Flowers sind zur Freude der Fans auch viele alte Songs in der einstündigen Spielzeit vertreten. Four Walls, Sleeps Society, Silence Speaks, The Guilty Party und You Are We – die Sleeps lassen ein wahres Kracherprogramm von Stapel. Dazwischen hat Loz noch Zeit, seine Fans zu fragen, wie es ihnen geht „Seid ihr high, seid ihr betrunken, geht’s euch gut?“, die tolle Aussicht auf dem Fajtfest zu loben und nach der Nightlinerfahrt nach Tschechien „gleich mal wach zu bleiben“ bzw. das gute Wetter zum Laufen zu nutzen. Er klatscht Hände ab, filmt mit fremden Handys, kickt Wasserflaschen in die Menge und bekundet, wie wichtig der Band ihre Fans sind, die sie da hinbrachten, wo sie jetzt sind. Vor dem letzten Song darf die „weltbeste Crew“, die Sleeps Crew, mit der Band die Instrumente tauschen und Killing In The Name Of performen. Ein Heidenspaß für Publikum und den Crewmitgliedern, bevor mit Systematic die Show endet. Auch wenn Lawrence heute – zum Glück – kein Bad in der Menge nahm, waren Fans und Band gleichermaßen glücklich und ausgepowert. Besser kann kein Headliner sein – Prädikat: besonders hörens- und sehenswert!

Den Ausklang des Abends bestreiten die Coverband Bizkit Park und Klubovina!

Samstag

Am Samstag ist bei dem tschechischen Festival bei uns und bei den meisten Gästen die Luft raus – der Freitag war einfach zu intensiv!

Meinkraft, Cryout und Meresiew lassen wir sausen, erst zu Aasar kommen wir wieder auf das Festivalgelände zurück. Die junge Band aus Trentino/Italien präsentiert frischen Metalcore ihrer aktuellen Scheibe From Nothing To Nowhere. Der Platz ist noch recht spärlich besucht.

Die Ukrainer von Space Of Variations können da schon mehr Fans verbuchen. Sie waren schon mit namhaften Bands wie Jinjer, Architects oder Bad Omens auf der Bühne und sind immer wieder gern in Europa unterwegs, um ihren emotionsgeladenen Modern Metal zu präsentieren. Warum Sänger Dima Kozhuhar zwischendrin zur Maske greift, ist mir nicht schlüssig, aber nach zwei Liedern wird sie auch wieder weggelegt. Mittlerweile ist es 15 Uhr. Heute ist es insgesamt windiger als die letzten Tage und die Boxen werden zur Sicherheit mit Seilen gesichert. Aber größere Unwetter tun sich nicht auf.

Blood Command

Wir sind erst wieder bei Blood Command um 17 Uhr am Start. Die Band habe ich auf dem Mission Ready Festival verpasst und freu mich, sie diesmal live zu erleben. Die norwegischen Punk-Rocker aus Bergen lassen es von Anfang an krachen und leben eigentlich von der Show ihrer exzentrischen Sängerin Nikki Brumen, die das Spiel mit dem Mikro genauso gut versteht wie mit den Fans. Ihre Show ist teilweise sehr lasziv angehaucht, aber den Fans scheint’s zu gefallen. Es macht auf jeden Fall Spaß, der Band zuzusehen, auch wenn die Leute noch immer nicht so sehr mitgehen. An Nikki und Co. kann es nicht liegen. I Just Want That Movie Ending, Cult Of The New Beat, Gang Signs und Afraid Of Water sind ein paar der Songs, die die Band, die sich komplett im Adidas-Look präsentiert und in einem ihrer Songs auch an die verstorbene Mutter eines guten Freundes erinnert.

Ghost Iris überzeugen ab 19 Uhr mit dänischem, progressivem Metalcore und sind mit Songs ihrer Scheibe von 2021 Cult am Start. Die Band, die es seit 2015 gibt, versteht einfach das Spiel zwischen Melancholie und Progressivität. Sehr überzeugend ist auch Sänger Tobias Forge, der schon mal bewaffnet mit einem Baseballschläger den Ground stürmt. Der Rest seiner Bandkollegen versteckt sich lieber hinter Masken und Mundschutz und möchte unerkannt bleiben. Showfaktor sehenswert!

Wir freuen uns auf die stimmgewaltige Sängerin Djamila Boden Azzouz, die wir schon als Vertretungssängerin bei Being As An Ocean in Nürnberg bewundern konnten. Dieses Mal ist die charismatische Frontfrau mit ihrer eigenen Band zu bewundern und lässt es von Anfang an gut krachen. Hauptsächlich Songs von They Fear Us (2022) präsentieren die sympathischen Engländer, die in ihren Metalcore sehr emotionale und intensive Elemente einbauen. Ihre Message ist zum einen, „dass man auch nach einem tiefen Tal wieder herausfindet“, aber auch „dass man gerade im Metalcore mehr Platz für Diversität schaffen soll“, so Gitarrist Sam Chetan-Welsh. Das transportieren sie auch bei ihrem Gig am Fajtfest.

Unearth

Langsam wird es wieder voller vor der Bühne. Black Bomb A aus Frankreich dürfen ab 21 Uhr ran. Sie sind für unseren Geschmack ganz o.k. und können das Publikum gut abholen. Seit 1995 gibt es die Metalcoreband und darf sich neben Agnostic Front zu den Veteranen des Festivals zählen. Aber sie können es noch und scheuen sich auch nicht, in der Menge mit den Fans zu singen.

Unearth aus Massachusetts leiten den krönenden Abschluss ein. Die Metalcoretruppe ist gerade auf Welttournee und gerne zu Gast in Tschechien und lässt einen Kracher nach dem anderen raus: Dawn Of The Militant, The Wretched, This Lying World oder My Will Be Done brettern herunter, der Moshpit läuft – und dann leider auch der erste Regen. Von 22:05 Uhr bis 23:20 Uhr sind die Jungs auf der Bühne, dann dürfen zum Abschluss noch Better Lovers um 23:20 Uhr ran, aber ohne uns. Wir sind von den drei Tagen erschöpft – aber glücklich. Ein tolles, kleines Festival und soo viele interessante Bands, die auch den Kontakt zu den Fans nicht scheuen – das war es wert zu kommen! Nächstes Jahr kommen wir gerne wieder!