Festivalname: Hell Over Hammaburg – Festival 2019
Bands: Tyranex, Faustcoven, Wytch Hazel, Essenz, Professor Black, Mgła, Malokarpatan, The Neptune Power Federation, Sanhedrin, Magic Circle, Chapel Of Disease, Dead Congregation, Night Demon, Matterhorn, Lord Vigo, Mega Colossus, Truppensturm, Gatekeeper
Ort: Markthalle, Hamburg
Datum: 01.03.2019 – 02.03.2019
Kosten: 75,00 € VVK (zzgl. Gebühren) – Ausverkauft
Genre: Hard Rock, Black Metal, Heavy Metal, Occult
Veranstalter: Sure Shot Worx – Music Promotion
Link: http://helloverhammaburg.blogspot.de
Was wäre Hamburg ohne das Hell Over Hammaburg? Nichts, zumindest nichts Vollständiges. Mittlerweile hat sich das beliebte Untergrundfestival nämlich zum Selbstläufer etabliert. In der Markthalle wird es Anfang März also so richtig kuschelig. Da, wo andere Veranstalter auf große Namen setzen, überzeugt das Event mit großartiger Musik, die kein international geprägtes Aushängeschild besitzt. Die Aufstellung aus Hard Rock, Black Metal, Heavy Metal und Occult Klängen hätte nicht zwingend funktionieren müssen – die Umsetzung zeigt aber seit Jahren, dass es eben sehr gut klappen kann, wenn die Bands sorgfältig ausgewählt werden.
Die Formation aus Schweden eröffnet mit einer Mischung aus Heavy und Thrash Metal das diesjährige Hell Over Hammaburg Festival. Die Markthalle ist zu diesem Zeitpunkt schon gefüllt und die Leute lassen sich von den Mädels und Jungs von Tyranex begeistern. Da stören auch die Spandex Klamotten und das Backdrop im 80er-Jahre-Stil nicht. Das Licht wird geschickt eingesetzt und der Sound ist auch gut austariert.
Die Schlichtheit regiert bei den Norwegern von Faustcoven, die nun mit sehr modernem Black Metal die Massen begeistern wollen. Kein Backdrop, keine Deko, nur ein brachialer Sound, der leider auch etwas zu laut ist. Der überwiegenden Mehrheit gefällt das offensichtlich, denn hanseatisch typisch regiert das Kopfnicken als Ausdruck der Begeisterung. Zwischendurch wird das Tempo seitens der Musiker auch mal richtig angezogen, was der Gitarrist aber nicht mitgehen kann und er verpatzt ein wenig seine Ansätze. Als Fazit kann man sagen, dass Faustcoven zwar unterhalten können, im Black Metal aber noch eine Schippe drauflegen müssen, um vorne anzugreifen.
Die Engländer Wytch Hazel sorgen jetzt für ausgelassene Stimmung. Der simple Heavy Rock/Metal geht gut rein und kann die Leute zum Bewegen animieren. Erstaunlicherweise sind nicht unwesentlich wenige Zuschauer dabei, die obendrauf auch noch sehr textsicher sind. Damit überstimmen sie fast Sänger Colin Hendra. Die eingängigen Melodien überzeugen jedenfalls und täuschen auch ein wenig über das Barden Outfit von Wytch Hazel hinweg. Die sind glücklicherweise auch mit der Band am Flughafen angekommen, der Rest ist laut Frontmann Hendra am Airport abhandengekommen. Aber die anderen Bands haben freundlicherweise ihr Equipment zur Verfügung gestellt.
Nun gibt es wieder ordentlich auf die Mütze. Essenz aus Berlin spielen so gut wie im Dunklen, lediglich ein paar Strobos lassen erahnen, wer da auf der Bühne steht – beziehungsweise sitzt, denn Bassist und Sänger G.ST trägt eine Schiene am Fuß und muss den Auftritt im Sitzen abhalten. Das Tempo bei Essenz ist durchgehend sehr hoch, nur gelegentlich wird mit schleppenden Passagen etwas Atmosphäre in den Sound gepackt. Und wozu der Mann an den Synthies steht, ist etwas unklar, denn davon hört man so gut wie nichts. Das Publikum kann da auch nicht so viel mit anfangen, was dazu führt, dass der Auftritt von Essenz ein wenig vor sich hin plätschert.
Professor Black aka Chris Black aka Christopher Weston Maycock ist ein musikalischer Tausendsassa. Ob er nun Bass spielt und singt bei der Band Superchrist, nur Schlagzeug spielt bei Pharao oder eben für alles zuständig ist, wie bei High Spirits. Ausgelastet ist er damit noch lange nicht. Neben weiteren Bandgeschichten gründet er noch ein paar Plattenlabels. Und weil das immer noch nicht reicht, spielt er in einem weiteren Projekt namens Professor Black. Mit dieser Band hat er im Jahre 2018 mal eben drei vollständige Alben rausgebracht!
Allerdings ist es wohl mehr genau diese Aura, die Professor Black interessant macht, denn die Markthalle ist pickepacke voll. Die Musik ist aber handelsüblicher Heavy Rock ohne Ecken und Kanten. Hier mal ein wenig epischer, da mal ein wenig rotzig. Nach gut einer Stunde geht die Band von der Bühne, kommt umgezogen wieder und spielt für fünfzehn Minuten noch High Spirits Songs. Das ist mal echt eine Überraschung.
Den Abschluss für heute machen die polnischen Black Metal Ungetüme Mgla, deren brachialer Sound so gar nicht zu den eher seichteren Tönen von vorher passt. Wie üblich gibt es kaum Licht und der Lautstärkeregler wird auf Elf gestellt. Bei dieser Härte und Aggressivität lassen Mgla aber immer noch Platz für Harmonien und einen roten Faden in den Songs, den so viele andere Teufelskapellen zugunsten Hochgeschwindigkeitsknüppelphasen opfern. Wie immer sind die Herren auch auf der Bühne verhüllt. Nun ja, gehört halt dazu. Ein ziemlich garstiger aber unterhaltsamer Abschluss des ersten Tages.
Das Foyer der Markthalle hat ziemlich gelitten, und dem einen oder anderen ist der Bierkonsum nicht mehr nur noch anzusehen. Hoffentlich bekommt das Reinigungspersonal das bis morgen Mittag wieder hin, denn dann geht es schließlich weiter!
Den zweiten Tag des Hell Over Hammaburg Festivals eröffnen Malokarpatan aus der Slowakei. Der recht eigenwillige Black Metal des Quintetts aus der Hauptstadt Bratislava ist Rock’n’Roll-lastig. Trotz der frühen Uhrzeit (es ist halb Vier nachmittags!) lässt es sich Sänger HV nicht nehmen, mit einer Jack Daniels Flasche rumzuhantieren und sich dieser auch ausgiebig zu widmen. Der hat wohl nichts weiter vor heute. Das Publikum, welches sich schon sehr zahlreich vor der Bühne versammelt hat, feiert die Band aber ordentlich ab. Die recht schlichte Mischung aus Black Metal Elementen und rockigen Passagen findet großen Anklang. Zwischendurch findet HV auch noch Zeit seine rudimentären Deutschkenntnisse an den Mann zu bringen. Wer jetzt schon eine Sonnenbrille auf der Bühne braucht, hat sich wohl auch schon zum Frühstück den einen oder anderen Drink genehmigt. Die Stimmung ist gut, und das ist schließlich die Hauptsache.
Wenn es musikalisch nicht langt, müssen halt Kostüme und/oder Masken her, oder es wird derart viel Zinnober auf der Bühne veranstaltet, dass eher das Auge als das Ohr bedient wird. Haben das die Australier von The Neptune Power Federation nötig? Ein klares „Nein“ muss hier die Antwort sein. Die Band selbst nennt ihre Mischung „Occult Rock’n’Roll“, klingt dann eher wie eine Mischung aus Stoner Kram, klassischen Hard Rock und massig guten Gitarren Riffs. Zudem hat die Band heute richtig Laune und die anfangs noch spärlich gefüllte Markthalle (im kleinen Nebenraum Marx ist heute auch Programm und da haben gerade Matterhorn angefangen) füllt sich richtig schnell. Auf der Bühne thront über allem Sängerin Screaming Loz Sutch, die mit ihrem Geweih auf dem Kopf und einem hexenähnlichen Outfit alle Blicke auf sich zieht. Dass die Frau eine Bombenstimme hat, möchte ich hier auch noch ausdrücklich erwähnen. Um ihrem Status auch gerecht zu werden, liegt vor ihr ein kleines Buch und eine Schüssel mit Zuckerstücken. Obendrauf hat sie noch einen Becher, aus dem sie gerne mal ein Schlückchen trinkt und dann gerne mal ein paar Spritzer in die ersten Reihen spuckt. Hier stimmt einfach alles. Die Rock Attitüde wird sogar so weit ausgelebt, dass der Gitarrist sich in seinem Solo verliert und die Frontsirene mal kurz von der Bühne geht und den Fans der ersten Reihe die Zuckerstückchen in den Mund schiebt. Man möchte nicht wissen, womit diese getränkt waren. War das so geplant? Keine Ahnung, aber The Neptune Power Federation sind eine positive Überraschung in allen Belangen.
Sanhedrin aus den USA können dieser Performance leider nicht das Wasser reichen. Der recht durchschnittliche Heavy Metal ist solide, nicht mehr und nicht weniger. Zwar verzichten Erica Stoltz und ihre beiden Mitstreiter auf jeglichen Budenzauber, und die Stimme der Frontfrau ist auch über jeden Zweifel erhaben, aber so richtig packend ist das alles nicht.
Für die fünf Männer von Magic Circle aus Minnesota ist es das erste Konzert außerhalb ihrer Heimat USA. Der leichte doomige, traditionelle Heavy Metal kommt gut und beinhaltet eine Menge Groove. Die Temperaturen halten sich zwar noch in Grenzen, hindern Schlagzeuger Q nicht daran oben ohne seine Felle zu verdreschen. Der Sound ist stark (wie bisher bei allen Bands in der Markthalle) und das Publikum wird gut unterhalten.
Mit ihrem letzten Album …And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye haben die Kölner deutlich unter Beweis gestellt, dass sie mehr als nur einfachen Death Metal drauf haben. Und das stellen sie auch jetzt unter Beweis. Brutaler Death Metal gepaart mit großartiger Atmosphäre und Melodien, das sind Chapel Of Disease im Jahre 2019. Das Licht wird wirkungsvoll genutzt, und die Zuschauer gehen begeistert mit. Die griffigen Melodien verfehlen auch live nicht ihre Wirkung. Absoluter Höhepunkt bis hierhin!
Warum die Griechen nach Chapel Of Disease auf die Bühne dürfen, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Die Griechen rumpeln sich durch ihr Set, dass es wirklich nur so kracht. Die Markthalle leert sich bedenklich schnell und bei Gatekeeper im kleinen Marx ist die Hölle los und der Raum völlig überfüllt. Leider lassen sich Dead Congregation das anmerken und wirken zunehmend lustloser. Ein ganz mauer Auftritt.
Auch wenn ich persönlich immer noch davon überzeugt bin, dass die Amerikaner von Night Demon überpräsent sind, so werden sie heute ihrem Headliner Status gerecht, wirken frisch und extrem spielfreudig. Da ist Bewegung auf der Bühne, da wird mit dem Publikum in jeglicher Art agiert und die Leute feiern das Trio ohne Ende ab. Die sympathische Neuinterpretation des recht simplen Heavy Metal im besten Iron Maiden Style funktioniert heute und der extrem gute und ausgewogene Sound tut sein Übriges dazu. Night Demon reißen hier gerade die Markthalle ab, holen als Zugabe noch Uli John Roth auf die Bühne, bevor alle zufrieden nach Hause gehen können.
Das war mal wieder ein schönes Hell Over Hammaburg. Es ist immer eine tolle Atmosphäre, immer wieder ein paar musikalische Neuentdeckungen, man trifft nette Leute und hat einfach Spaß! Wir freuen uns auf das nächste Jahr!