Artist: Infern
Herkunft: Frankreich
Album: Turn Of The Tide
Spiellänge: 39:44 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 24.10.2024
Label: Dolorem Records
Link: https://infern.bandcamp.com/album/turn-of-the-tide
Bandmitglieder:
Gesang – Julien Edwood
Gitarre – Pierre-Loup Corvez
Gitarre – Jean-Marie Grövel
Bassgitarre – Sylvain Collas
Schlagzeug – Simon Beux
Tracklist:
1. Undertow
2. Phineas Case
3. Tormented Paranoid
4. Burning Fields
5. Archetype Of Brutal Aggressor
6. Gaining Ground
7. State Puppet Theater
8. March Of The Grotesque
9. To The Extreme
10. Buried Alive
Die Franzosen von Infern sind mittlerweile seit 2019 dabei und haben sich die entsprechende Zeit genommen, um ihr Erstwerk aufzunehmen und zu veröffentlichen. Das Quintett beheimatet zwei ehemalige The Dying Seed Mitglieder und war natürlich nicht untätig. Leadgitarrist Jean-Marie stieß 2021 dazu und seitdem agieren sie in dieser Formation. Eine Single wurde im Jahr 2021 rausgehauen, drei weitere folgten in diesem Jahr. Ein Deal mit Dolorem Records kam zustande und nun, wie geschrieben, das Erstwerk der Burschen.
Viele Bands versuchen heute, so neu wie möglich zu klingen oder so anders als möglich zu sein, aber es gibt auch viele Combos, die zu den Wurzeln des positiven Übels zurückkehren und dazu gehören zu hundert Prozent Infern. Die Franzosen machen von der ersten Sekunde an keinen Hehl aus ihrer Liebe zum Old School Death Metal.
Der Opener Undertow entführt einen gleich in die Vergangenheit und bringt einen auf die britische Insel. Dort gab es eine kultige und intensive Band namens Bolt Thrower. Der Einfluss, sowohl spielerisch als auch gesanglich, ist an allen Ecken und Kanten zu hören. Meine Kumpels von For Victory covern die Engländer sehr gekonnt und sind erfolgreich damit, aber Infern nehmen nur den Einfluss mit und setzen diesen sehr gekonnt im Songwriting um. Zu Beginn leitet man das Ganze mit einigen dunklen Tönen ein und bietet dann ein Riff, welches so was nach Bolt Thrower klingt, dass alle Wände wackeln. Der anschließende langsame und melodische Groove drückt und zwickt ohne Ende, und der Wechsel ins Midtempo mit Doublebass hat es in sich. So geht es dann hin und her. Macht Laune. Auch die Stimme ist passend und erinnert an den guten Carl. Hier wird ordentlich Druck aufgebaut, ohne schnell zu werden. Das Midtempo und das Riffing bestimmen hier den Alltag. In diesem variiert man ein wenig und wird zum Ende hin durch den Einsatz einer kraftvollen Doublebass auch schneller.
Phineas Case kommt dann schon ein wenig schneller aus den Boxen, aber man bleibt sich und der Bolt Thrower Fangemeinde treu und agiert im zügigen Midtempo. Die Riffs drücken wieder ordentlich und dann verschleppt man immer wieder durch Breaks das Tempo und gibt wieder Gummi. Sicherlich ist das Ganze ziemlich nah am Original gebaut, aber das ist mir ziemlich egal, denn das Zuhören macht einfach Spaß. Dann zaubert man auch noch ein sehr geiles, melodisches Solo aus dem Hut und wechselt anschließend in einen ziemlich fetten Groove. Hier agiert man zweistimmig, klingt somit ziemlich böse und liefert nun ein melodisches Riff. Langsam geht es weiter, man erhöht das Tempo, kehrt dann zum Anfangspart zurück und marschiert Richtung Ende. Lecker. In knappen vier Minuten ist alles erzählt, irgendwie.
Nachdem man jetzt komplett den Engländern Rezept gezollt hat, wechselt man über den ganz großen Teich und ehrt die Band Obituary. Der Anfangspart von Tormented Paranaoid hätte auch von den Tardy Brothers stammen können. Allerdings gestaltet sich das Songwriting dann doch im Weiteren etwas anders und man begibt sich auf eine melodische Linie. Das Tempo ist langsam und schleppend. Dann spielen die Gitarren vor, kündigen ein Unheil an, aber es kommt kein Ballerpart. Schade. Man erhöht zwar das Tempo geringfügig, aber so ein richtiger Ausbruch wäre hier schon schön gewesen. Trotzdem macht das Ganze Laune, auch wenn die ersten beiden Songs mich mehr überzeugt haben.
Aber ansonsten machen die Franzosen sehr viel richtig, gar keine Frage. Das aggressive Stück Burning Fields geht runter wie Öl. Natürlich wieder die typischen Elemente, das ist klar, aber diese muss man ja auch gekonnt in Szene setzen können. Der Song ist dann auch mal richtig schnell. Ein schöner Uptempopart wird mit eingebaut, die melodischen Elemente stimmen, der groovige Rhythmus drückt und der Gesang wird teilweise wieder gedoppelt und das finde ich cool. Macht Laune.
Das Songwriting stellt sich dann aber auch durchaus vielfältiger dar, wie zum Beispiel beim Song To The Extreme. Hier gibt es auch etwas helleren Gesang und eine andere Art der Gitarrenarbeit, aber man groovt natürlich auch hier. Der Bass drückt ungemein. Eine Art Sprechgesang und ein Solo gesellen sich ebenfalls dazu.
Von den neueren Combos, die die alte Schule pflegen, dürfte man Frozen Soul oder Humiliation als Vergleich heranziehen, obwohl Infern schon mehr die Bolt Thrower Schule fahren. Schönes Ding.