Artist: Fer De Lance
Herkunft: Chicago, USA
Genre: Epic Doom Metal, Epic Metal, Heavy Metal, Progressive Metal
Label: Cruz Del Sur Music
Link: https://www.cruzdelsurmusic.com
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – MP
Schlagzeug – Scud
Gitarre – J. Geist
Bass – Rüst
Time For Metal / Jürgen F.:
Hallo zusammen, herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung eurer neuen LP Fires On The Mountainside. Wie zufrieden sind Fer De Lance mit den bisherigen Reaktionen?
Fer De Lance / Rüsty:
Hey, danke! Es scheint, als ob die Presse und die Leute wie Fires On The Mountainside sind. Das Feedback ist sehr positiv und die Resonanz größer als bei unseren vorherigen Veröffentlichungen. Wir haben alles gegeben, was wir hatten, um sicherzustellen, dass diese Platte gut rüberkommt. Viele Reaktionen scheinen das neue Album als eine Weiterentwicklung zu betrachten, das sich von unseren vorherigen Arbeiten abhebt. Wir wissen das zu schätzen und sind froh, den Menschen etwas Neues geschenkt zu haben. Für mich fühlt sich das sehr gut an.
Fer De Lance / MP:
Hallo, danke! Ja, wir haben viel Blut, Schweiß und Tränen in dieses Album gesteckt – na ja, vielleicht weniger Schweiß, da unser Studio jetzt eine Klimaanlage für diese 90° (33° C) Sommertage hat – also schätze ich es sehr, dass die Leute das Album hören, und Seiten wie Time For Metal dafür, dass sie unserem neuen Album Respekt zollen.
Time For Metal / Jürgen F.:
Die Welt befindet sich derzeit in einem Veränderungsprozess und viele Menschen sind verunsichert. Wie geht es euch als US-Band? Was hat sich für Fer De Lance in den vergangenen drei Jahren im Vergleich zur Veröffentlichung von The Hyperborean verändert?
Fer De Lance / MP:
Ja, wirklich, jetzt ist die Zeit der Monster. Menschen zu treffen und zu sehen, wie sie sich auf unserer Tour mit den starken Serpent Rider versammelten, um Musik zu hören, gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Wir haben jedoch auch viele Menschen gesehen, die wirklich zu kämpfen haben. Nur wenige Blocks von einem Veranstaltungsort und etwa eine Meile von der Hauptstadt in DC entfernt, findest du hungernde Menschen, die obdachlos werden und systemischen gesellschaftlichen Missbräuchen mit Gewalt und Drogen begegnen. Dagegen schaffen es die Monster, mehrere Kriege zu füttern und die Taschen der bereits Reichen zu füllen. Ich habe The Hyperborean in der Abgeschiedenheit der Pandemie geschrieben. Es ist eine sehr ins Innere ausgerichtete Reise und spiegelt meine Erschöpfung wider. Jetzt können wir Shows spielen und uns treffen. Unsere Auftritte auf unserer kleinen Fires On The Mountainside Tour sind viel besser, weil wir die letzten drei Jahre für die Leute spielen konnten.
Fer De Lance / Rüsty:
Es ist ein gefährliches Geschäft, wie vor die Haustür zu treten. Ja, es kann sich manchmal sehr beängstigend anfühlen. Die Menschen hier scheinen sehr verängstigt zu sein. Die Stadt Chicago, in der ich lebe, ist ein bisschen härter geworden, aber vor allem für andere Menschen als mich. Wir gehen trotzdem raus und sehen uns um. Was unsere Band betrifft, so sind wir gerade von unserer ersten US-Tour zurückgekehrt. Wir spielten sieben Shows (darunter sechs Städte, in denen wir noch nie gespielt haben) von Chicago nach Osten bis an die Küste für die finale Ausgabe des Stormbringer Festivals. Das war eine großartige Erfahrung. Unsere Tourkollegen, Serpent Rider aus Seattle, haben das Ding genauso gerockt und sind großartige Leute. Es gibt eine Menge positiver Energie in der US-Metal-Szene.
Time For Metal / Jürgen F.:
Mandy Martillo hat Fer De Lance verlassen, ihr agiert also als Quartett. Wie hat sich die Veränderung im Aufnahmeprozess und im Songwriting für Fires On The Mountainside dadurch verändert? Werden Fer De Lance wieder als Quintett live auftreten, wie zum Beispiel beim Keep It True Festival 2023?
Fer De Lance / Rüsty:
Ja, Mandy hat Anfang 2024 die Band verlassen, um ihre kreative Energie auf Midnight Dice zu konzentrieren, bei denen ich auch Bass spiele. Ich vermisse die akustischen Gitarren live. Mandy hat auch hervorragenden Gesang in die Backing-Vocals eingebracht. Scud und ich mussten uns wirklich steigern und unseren Gesang verbessern. Wir hatten noch nicht live gespielt, als The Hyperborean aufgenommen wurde. Es ist ein großer Unterschied, dass wir jetzt schon ein paar Jahre live spielen und die Songs jammen konnten, bevor wir ins Studio gingen. Bei der Vorbereitung von Fires On The Mountainside ging es etwas kollaborativer zu. Ich habe einen Song mitgebracht. Fire & Gold, einen akustischen Folksong, der sehr davon inspiriert ist, Bathory am Lagerfeuer mit MP zu hören. Seine Keyboard-Parts waren neu und die haben wir auf der ganzen Platte hinzugefügt. Scud hat dem Schlagzeug seinen Stempel aufgedrückt. Was er aufgenommen hat, war so anders, dass ich mir extra Zeit nehmen musste, um viele der Bass-Parts zu überarbeiten. Wir sind auf jeden Fall daran interessiert, Akustikgitarre (und/oder Keyboards) in den Live-Sound einzubringen und arbeiten an einer Lösung.
Fer De Lance / MP:
Der Prozess für dieses Album begann auf die gleiche Weise: Ich habe zwischen 2022 und 2023 etwa elf Fer De Lance-Songs geschrieben und sie als Demos für die Band aufgenommen. Wir wählten die Songs aus, die zusammenpassten, und die anderen legte ich in einen Ordner für zukünftige Alben. Was sich für den Schreibprozess dieses Albums geändert hat, ist, dass Rüsty einen starken akustischen Song einbrachte und mich bat, eine E-Gitarre darüberzulegen (Fire & Gold), und Scud den Drum-Part für Tempest Stele kreierte, der die endgültige Version vorantrieb. Tempest Stele war einer der Studiosongs, die wir nicht auf einer Click/Scratch-Spur aufgenommen haben. Scud und ich haben es live gespielt, um das richtige Gefühl zu bekommen. Ich würde auch sagen, dass die letzten beiden Alben meinen Demoversionen ähnelten, aber die Studiodrums von Scud waren wirklich eine Abkehr von diesen Demos. So hatte Rüsty die zyklopische Aufgabe, das grandiose Spiel von Scud und meine Gitarren durch ein sehr cleveres Bassspiel zusammenzubringen. Es war großartig, so zusammenzuarbeiten, und es hat mich dazu inspiriert, besser zu spielen und zu singen, einige Keyboards zu den Songs hinzuzufügen und mir die Zeit zu nehmen, bessere Soli zu kreieren und die Töne zu bekommen, die ich wollte.
Time For Metal / Jürgen F.:
Fires On The Mountainside beginnt mit einem Song, der mehr als 12 Minuten dauert. Was hat euch dazu bewogen, den längsten Song des Albums an den Anfang zu stellen?
Fer De Lance / Rüsty:
Als wir den finalen Mix des Songs hatten, fühlte es sich an, als ob es nur einen Opener geben könnte. In gewisser Weise ist es die Hymne oder der Schlachtruf des Albums. Es stellt die Geschichte und die Konzepte vor, die später auf dem Album auftauchen. Es gibt eine Vorstellung davon, wohin es geht. Der Rest der Sequenzierung war schwieriger, aber eine Inspiration war Gamma Ray. Sie beginnen Land Of The Free mit dem neunminütigen epischen Rebellion In Dreamland. Als ich das Album von Gamma Ray erstmalig hörte, war ich sehr überrascht, aber auch beeindruckt, dass ein Album so beginnt. Wenn du dir das erst das ganze Album anhörst und auf den zweiten Song achtest, wirst du verstehen, warum wir die beiden Tracks so ausgewählt haben.
Fer De Lance / MP:
Als Rüsty den Vorschlag für Fires On The Mountainside gemacht hatte, um das Album zu starten, wurde mir klar, dass wir dieses Album außerhalb der erzählerischen Reihenfolge zusammenstellen könnten. Es bringt mich dazu, durchzuhören, die Songs in verschiedene Sequenzen zu bringen, um über die Texte nachzudenken, und dann – nach Tempest Stele – Fires On The Mountainside noch einmal zu spielen. Haben andere Menschen den gleichen Drang? Ich hoffe doch.
Time For Metal / Jürgen F.:
Der Titeltrack liefert textlich die klassische Schnittstelle zwischen Mittelalter und Fantasy. Wie viel Wahrheit steckt in der Fantasie der Texte zu Fires On The Mountainside?
Fer De Lance / MP:
Die Wahrheit? Liegt das nicht im Auge des Betrachters? Aber, wenn du meinst, wie viel „real“ in den Texten steckt, dann habe ich mit unseren bisherigen Alben über moderne Themen durch die Mythologie geschrieben. Aber die Moderne ist für mich viel interessanter und weniger traurig durch die Linse von Triremen, die nach Norden segeln, Opferaltären und alten Palästen. Nichtsdestotrotz haben alte Mythen immer noch eine große Macht in unserer Gesellschaft, und ich tue mein Bestes, um diese Mythen zu untergraben und dieser Macht zu widerstehen. In unserem Mythos ist Ikaros seinem Vater nicht ungehorsam und stirbt nicht versehentlich beim Fliegen zu nahe an der Sonne. Er brennt vor Zielstrebigkeit. Ich habe versucht, Texte zu schreiben, die seine Denkweise und die abscheulichsten Teile seiner Welt ansprechen – Abscheulichkeiten, die denen schrecklich ähnlich sind, die wir heute ertragen müssen.

Time For Metal / Jürgen F.:
Folgen die weiteren Stücke, wie Death Thrives (Where Walls Divide) oder Fire & Gold, einem Konzept?
Fer De Lance / Rüsty:
Fire & Gold soll eine Art Volkslied der Kinder des Himmels und des Meeres (Völker) sein, die in der Geschichte unterdrückt werden. Die Texte sollen ihnen eine Stimme geben. Die Musik stellt den dynamischen Prozess des Feuermachens dar und durch Jack Londons Kurzgeschichte To Build A Fire im Geiste beeinflusst. Das heißt, Feuer ist Leben, wenn du draußen in der Kälte bist. Der Text erzählt auch von dem Fest, das im nächsten Song, The Feast Of Echoes, weiter erforscht wird.
Time For Metal / Jürgen F.:
Die Kinder des Himmels und des Meeres segeln dem Ende der Scheibe entgegen und riechen den Tod, der mit Tempest Stele und dem stürmischen Himmel und der Welt, die Ikarus in Brand gesetzt hat, mit Sicherheit kommen wird. Das Ende der Scheibe klingt fast wie eine Prophezeiung. Pessimistisches Weltbild oder düstere Fantasie?
Fer De Lance / MP:
Ist düstere Fantasie ein Oxymoron? Aber ich würde es nicht als pessimistische Weltanschauung bezeichnen, vielleicht als pessimistische Weltrealität. Ist es prophetisch? Nein, ich denke, die Geschichte wiederholt sich, und wir kommen zur nächsten offensichtlichen Sequenz in der Geschichte.
Fer De Lance / Rüsty:
Für mich löst Tempest Stele Spannungen, bringt Freude und verleitet vielleicht dazu, die Platte noch einmal zu starten. Zumindest ist das unser Traum. „Denk dran, schau in den Himmel!“
Time For Metal / Jürgen F.:
The Hyperborean wurde in Deutschland bereits gut angenommen. Wie sieht es mit Fer De Lance in den USA aus? Wie schwierig ist es für euch, Shows zu bekommen?

Fer De Lance / Rüsty:
Das ist großartig zu hören! Vor Ort, in Chicago, haben wir mehrere wunderbare Leuchttürme der Rock-, Metal- und Punk-Musik wie Reggies, Livewire, Liar’s Club und Cobra Lounge, um nur eine Handvoll zu nennen. Außerdem, wie ich zu Beginn des Interviews erwähnt habe, hatten wir gerade eine erfolgreiche Sieben-Show-Tour durch den Osten der USA. Wir würden gerne mehr Touren in den USA machen. Ich bin besonders daran interessiert, mehr Spots in den Staaten der Großen Seen zu finden. Wir sind gerne in der Nähe von großen Gewässern 😊!
Fer De Lance / MP:
Metal steckt hier tief im Untergrund. Aber, wie Rüsty schon sagte, wir waren überrascht, wie florierende Metalmusik außerhalb von Großstädten wie Chicago funktionieren kann. Selbst in Städten des Rust Belt der Großen Seen wie Youngstown oder Detroit gibt es großartige Veranstaltungsorte (Westside Bowl) und viele Fans, die bereit sind, zu moshen, zu tanzen und zu singen. Man würde nicht meinen, dass es in Washington, D.C. eine Metal-Szene gibt, aber das Publikum im Pie Shop DC war der Wahnsinn und das Personal hat sich um uns gekümmert. Die Leute sind also da, wollen Shows und versuchen, mehr Musik zu finden. Man muss sich aber sehr anstrengen – das bedeutet, dass man mit großartigen Metal-Bands wie Serpent Rider tourt. Aber das bedeutet auch, dass die lokalen Metal-Communities in den USA die Unterstützung von Bands, Veranstaltern, Veranstaltungsorten und Fans brauchen, indem sie gute Shows organisieren, Shows promoten, nicht zu viel Geld für Tickets oder Essen und Trinken verlangen, sodass noch Merch gekauft wird.
Time For Metal / Jürgen F.:
Besteht die Möglichkeit, dass Fer De Lance in Zukunft für einige Shows oder Festivals nach Europa kommen?
Fer De Lance / MP:
Absolut! Wenn wir gebucht werden, dann kommen wir gerne. Bis heute war meine Lieblingsshow, die ich je gespielt habe, mit Visigoth im Schwarzen Keiler in Stuttgart: was für ein fantastisches Publikum, eine wirklich intime Location, das Personal und die Besitzer waren unglaublich, und mit Visigoth in Europa zu spielen, war ein Traum, der wahr wurde. Obwohl alle Menschen und Locatios, mit denen wir in Deutschland zusammengearbeitet haben, hervorragend waren: Keep It True war so eine großartige Erfahrung und ein großartiges Festival. Ich würde gerne wieder in die Goldgrube nach Kassel und ins Cafe Central in Weinheim zurückkehren. Die erste Show im Helvete Metal Club in Oberhausen haben wir wegen einer Flugverspätung verpasst, sodass wir unseren Freunden Ansgar und Maria von den hervorragenden Midnight Force und Beyond Metal Events noch eine Show und Bier schulden. Die Leute in Oberhausen waren auch sehr nett und halfen den amerikanischen Metalheads dabei, sich zurechtzufinden. Wie und wo bekommen wir zu trinken und essen etc. und so konnten wir unsere ersten zwei Tage in Deutschland genießen. Also, wir würden gerne mehr von Deutschland sehen und uns die Metaller Europas ansehen.
Fer De Lance / Rüsty:
Natürlich würden wir gerne nach Europa zurückkehren. Die Fans, die Austragungsorte und die Gastfreundschaft, die wir in Deutschland erlebt haben, sind wie keine anderen, und wir werden alles daransetzen, so schnell wie möglich wieder da zu sein. Ich denke, das Beste ist, wenn die Fans den Festivalorganisatoren sagen, dass sie gerne Fer De Lance sehen wollen.
Time For Metal / Jürgen F.:
Vielen Dank für eure Zeit, die berühmten letzten Worte liegen bei euch.
Fer De Lance / Rüsty und MP:
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu interviewen und für deine Unterstützung von Fer De Lance und unserer Musik. Wir sind dankbar für alle unsere Zuhörer da draußen, wo auch immer ihr seid. Vielen Dank und keep rocking in the free world!




