Journey am 08.06.2024 im Tivoli Friheden in Aarhus (Dänemark)

Die Könige des Arenarocks geben sich die Ehre

Event: Journey – Freedom Tour 2024

Bands: Journey, Europe

Ort: Tivoli Friheden, Aarhus, Dänemark

Datum: 08.06.2024

Kosten: 710 DKR plus Gebühren

Genre: AOR, Classic Rock, Melodic Rock, Glam Rock

Besucher: ca. 2500

Link: https://friheden.dk/

Setliste:

  1. On Broken Wings
  2. Rock The Night
  3. More Than Meets The Eye
  4. Carrie
  5. Walk The Earth
  6. Open Your Heart
  7. Hold Your Head Up
  8. Prisoners In Paradise
  9. Ready Or Not
  10. Superstitious
  11. Cherokee
  12. The Final Countdown

  1. Only The Young
  2. Stone In Love
  3. Don’t Stop Believin‘
  4. Lights
  5. Send Her My Love
  6. Who’s Crying Now
  7. Mother, Father
  8. Lovin‘, Touchin‘, Squeezin‘
  9. Open Arms
  10. Faithfully
  11. Girl Can’t Help It
  12. Wheel In The Sky
  13. Separate Ways (Worlds Apart)
  14. Be Good To Yourself
  15. Any Way You Want It

Wie und warum fahren einige hundert Menschen aus Deutschland zu einem Konzert nach Dänemark, wo sich gerade einmal 2.500 Leute einfinden? Kurze Eckdaten zu Journey vorneweg: 75 Millionen verkaufte Tonträger, 1973 gegründet, in den USA spielt die Band in Stadien vor 60.000 Fans.

60.000 Leute in den USA und in Dänemark gerade einmal 2.500? Ist was faul im Staate Dänemark? Nein, überhaupt nicht. Journey haben 90% ihrer Tonträger in den englischsprachigen Regionen, primär in den USA, verkauft. 2024 spielten Journey erstmalig in Finnland. Ein Vergleich zu zum Beispiel Peter Maffay bietet sich an. Die Lyrics sind voller Schmalz und Kitsch und würden in deutscher Sprache gut zum Schlager passen. Es gibt einen großen Unterschied zu den Schlagersternchen: Bei Journey stehen unglaublich gute Musiker auf der Bühne.

Während in den englischsprachigen Regionen der Fokus auf den Lyrics liegt, sind es in den nicht englischsprachigen Regionen vor allem die Melodien, Instrumente und Vocals. Seit 2007 ist Arnel Pineda am Mikro zu erleben, davor Steve Perry. 2022 veröffentlichten Journey einen Longplayer mit dem Namen Freedom, der sehr gut nach Europa vom Titel passt. Die kurze Tour führt auf das Sweden Rock, nach Dänemark, Finnland und Norwegen.

Das Wetter zeigt sich in Aarhus skandinavisch. Um die 10 Grad, immer wieder Schauer. Das stört die Besucherschaft wenig. Der Tivoli Friheden ist in Teilen vergleichbar mit dem Heidepark in Soltau oder ähnlichen Vergnügungsparks. Autoscooter, Riesenrad, aber auch ein Kletterpark sind zu finden. Typisch dänisch: Grillhütten, wo die Besucherschaft sich selbst verköstigen kann, sind ebenfalls vorhanden. Es gibt einen Grill, der mit Gas betrieben wird, und so sitzen ganze Familien im Park und schauen dem bunten Treiben zu.

In der Mitte des Freizeitparks befindet sich eine neu gestaltete Bühne, die Platz für größere Bühnenaufbauten bietet. Videoscreens, erweiterbare Zuschauerplätze – die Dänen haben sich hier etwas einfallen lassen. Heute reicht der direkte Bereich vor der Bühne, wo kurz vor Konzertbeginn kaum mehr als 500 Leute stehen. Bis um 19 Uhr füllt sich die Location aber doch noch deutlich.

Noch was zum Ticketing: Es gibt nur Online-Tickets. Das buchst du über dein Telefon auch noch kurz vor dem Konzert oder bekommst es vom Counter via Mail/QR-Code zugestellt. So eine Art Abendkasse, wie wir es in den deutschen Locations kennen, haben die Dänen nicht. Barzahlung ist in Dänemark out. Auf dem Gelände gibt es Wein aus Gläsern und die typisch dänische Gelassenheit ist überall zu spüren.

Europe – Tivoli Aarhus 2024

Passend für das Wochenende der Europawahl legen Europe pünktlich um 19 Uhr los. The Final Countdown kennt jeder. Aber Europe können weit mehr als den einen großen Smasher. Im Gegensatz zu Journey haben Europe „nur“ 23 Millionen Tonträger verkauft. Die beiden Longplayer The Final Countdown und Out Of This World waren Mega-Seller in den 80ern. Aus dieser Zeit sind mit Joey Tempest und John Norum noch zwei Musiker heute auf der Bühne.

Das nasskalte Wetter fordert von der Technik und den Musikern seinen Tribut. Der Sound benötigt zwei bis drei Stücke, bis er sich eingepegelt hat. Nachteilig wirkt sich die fehlende Rhythmusgitarre aus, die vom Band kommt. Joey Tempest hängt sich einmal die Gitarre während des Gigs um den Hals, ohne dass sich der Sound großartig ändert. So obliegt Norum die gesamte Saitenarbeit, die im Laufe der Show den einen oder anderen Verspieler liefert. Klar, zehn Grad und Regen sorgen für weniger Gefühl in den Fingern.

Eine glatte Stunde beackern Europe die Bühne und sorgen für eine Zeitreise durch die 80er-Jahre. Mit Hold Your Head Up gibt es aber auch neuen Stoff aus der Feder von Tempest und Co. auf die Ohren. Für ein Ärgernis sorgen die Protagonisten selbst. Superstitious ist einer der Songs, der mehr liefert als Glam-Rock-Melodien. Diesen starken Song mit einem Bob Marley Intermezzo in Richtung No Women, No Cry aufzuweichen, zeigt den Fokus von Europe am heutigen Tage. Party, Unterhaltung und Party und Unterhaltung. Schade, die Band verbirgt ihr musikalisches Potenzial unnötig. Dazu passt, dass Tempest zum finalen Countdown vor der Bühne rumturnt und den Refrain ein paar Runden drehen lässt.

Eine halbe Stunde ist Pause und sogar die Sonne lässt sich kurzzeitig blicken. Die große Bühne hat genügend Platz für zwei Setups. Das Equipment von Europe ist ruckzuck abgeräumt, das Journey Equipment erhält die eine oder andere Ergänzung, sodass die 30 Minuten für die Präparierung der Bühne mehr als ausreichen. Ohne großes Brimborium kommen Journey auf die Bühne. Der Opener passt nur bedingt zum heutigen Tag. Only The Young sind nicht vor und auf der Bühne zu finden. Gitarrero Neal Schon mit seinem speziellen Les-Paul-Saiteninstrument zeigt gleich mal sein Können und legt das eine oder andere kurze Solo aufs Parkett. Im Gegensatz zu Schon wirkte der Europe-Gitarrist fast wie ein Anfänger. Der 70-jährige Herr hat ein unfassbares Niveau und es ist eine Wonne, Neil Schon beim Klampfen zu sehen und zu hören.

Journey – Tivoli Aarhus 2024

Seit vielen Jahren agiert Goldkehlchen Arnel Pineda am Mikro und holt spätestens mit Don’t Stop Believin‘ auch die Fans in der letzten Ecke des Geländes ab. Schon und Pineda spielen sich geschickt die Bälle zu und Journey liefern ein Best-of-Set, in dem so gut wie jede Nummer ein Hit ist. Die Klassiker erhalten live das eine oder andere gestreckte Outro oder zusätzliche Saiteneinspielung von Schon, sodass sich das Repertoire von den eigentlichen Studioversionen unterscheidet.

Aber ein paar Besonderheiten hat die US-Band noch auf Lager. Den singenden Drummer Deen Castronovo gibt es zu Mother, Father, Keyboarder Jason Derlatka übernimmt Girl Can’t Help It. Es gibt Piano- und Gitarrensoli, in denen die übrigen Musiker die Zeit nutzen, um sich aufzuwärmen beziehungsweise zu trocknen. Immer wieder huschen Schauer über das Gelände und die Temperaturen erinnern eher an März als an Juni.

Das längste Solo streut Neil Schon als Intro zu Wheel In The Sky ein. Die Nummer ist ein weiterer Ohrwurm, den eigentlich jeder Musikfan kennt. Das Solo und das lange Outro sorgen für Zeitdruck, sodass die finalen drei Songs zügig runtergezockt werden müssen. Auch in Dänemark gilt: Um 22 Uhr muss die Musik aus sein. Mit Any Way You Want It geht das Konzert wenige Minuten nach 22 Uhr zu Ende.

Die Freedom Tour 2024 durch Skandinavien geht morgen in Oslo noch weiter. Dass kein Song vom Namensgeber der Tour gespielt wird, dürfte ein Novum sein. In den USA haben Journey die eine oder andere Nummer vom aktuellen Album im Set. In Skandinavien mit der Festivalshow beim Sweden Rock liegt der Fokus auf den Klassikern. Technisch sind Journey noch immer bärenstark. Sänger Pineda zeigt sich bei bester Stimme und ist nach wie vor agil, sodass er den einen oder anderen Sprung auf der glitschigen Bühne vollführt. Hat sich der Ausflug nach Dänemark gelohnt? Aber ganz bestimmt! So viele Möglichkeiten, die Herren in Europa live zu bewundern, gibt es nicht.