Event: Khemmis – Summer Tour 2024
Bands: Khemmis, Fuming Mouth
Ort: Headcrash, Hamburg
Datum: 22.06.2024
Kosten: VVK 28,50 €, AK 30,00 €
Genre: Doom Metal, Epic Doom Metal, Heavy Metal, Death Metal, Crust, Hardcore
Besucher: ca. 60
Link: https://khemmis.bandcamp.com/album/where-the-cold-wind-blows
Schon wieder Fußball in Hamburg, dazu aber auch diverse Konzerte. Samstagabend sind auf dem Kiez nicht nur die Fußballanhänger unterwegs. Partypeople ziehen über die Reeperbahn, aber auch diverse Metalheads sind auszumachen. Die Masse der schwarzgekleideten Menschen wandert zum Gruenspan. Hier sind Chelsea Wolfe am Werk. Einen Steinwurf vom Gruenspan entfernt spielen heute Khemmis laut Ankündigung ihre einzige Headliner-Show des Sommers im Headcrash. Dazu gibt es noch Crossover in Billstedt: hier sind Waltari zu Gast im Bambi Galore.
Uns zieht es zu den Epic-Doomern von Khemmis, die mit Werken wie Hunted, Desolation und Deceiver hochklassige Scheiben auf den Tisch legten. Die Truppe aus Colorado wurde schon als einer der potenziellen Nachfolger für große Bühnen gehandelt. Eine Pandemie später ist es deutlich ruhiger um Khemmis geworden. Neben der Festival-Tour werden auch noch diverse Clubs bespielt. Heute ist das Package mit den Label-Kollegen Fuming Mouth wie geplant am Start. Eigentlich sollte es mit Royal Hunt aus Dänemark gemeinsam weitergehen. Krankheitsbedingt müssen Royal Hunt jedoch passen. Khemmis springen auf diverse Shows mit auf, unter anderem spielt das Quartett mit den Schwarzmetallern von Hulder oder den Death Metal Bands The Black Dahlia Murder und Suffocation.
Zurück zum heutigen Abend: Headcrash am Wochenende ist vom Programm ähnlich wie die Große Freiheit 36. Neben Liveshows gibt es auch immer Musik aus der Konserve und Club. Bedeutet also, dass ein paar Minuten nach 22 Uhr die Livemusik endet. Ab 23 Uhr läuft der Plattenspieler. Um 19 Uhr ist Einlass, der sich tatsächlich um circa 15 Minuten nach hinten verschiebt. 20 Uhr als Anfangszeit bei zwei Bands. Das klingt äußerst knapp. Der Andrang ist jedoch mehr als überschaubar. Neben dem gewohnten Bild der Hamburger Metalszene sind auch einige junge Hardcore-Fans auszumachen, die primär wegen der Vorband hier sind.
Gegen 20 Uhr geht das Licht aus und die Erwartung ist, dass das Death/Crust/Hardcore-Gebräu von Fuming Mouth startet. Zur allgemeinen Überraschung kommen Phil Pendergast und seine Mitstreiter auf die Bühne. Nach dem Beheben einiger technischen Probleme, geht es mit Avernal Gate vom noch aktuellen Werk Deceiver los. Der Sound ist für das Headcrash normal, anfänglich kommt Sänger Pendergast nicht wirklich gut aus den Boxen. Das bessert sich im Laufe der Zeit und die Hits wie Above The Water, Candlelight oder Three Gates sorgen für kollektives Matteschütteln von den circa 55 Besuchern, die Pendergast von der Bühne stürmend immer wieder unterstützt und zum gemeinsamen Moshen einlädt. Fünf Menschen stehen am Rand und schauen sich das Treiben der Epic-Metaller an.
Mit Sigil findet auch neues Liedgut Berücksichtigung im Set. Khemmis haben nach der Deceiver 2023 eine Mini-EP/Single mit In The Pines und Sigil veröffentlicht. Gegen 21 Uhr erklingt A Conversation With Death und nach circa 60 Minuten räumt das Quartett die Bühne. Wie, das war jetzt die Headliner-Show? Das Set ist identisch zum Gig auf dem Copenhell und eine knappe Stunde ist jetzt kein Headliner-Slot.
Erstaunte Gesichter machen sich im Club breit. Wer ist denn jetzt heute eigentlich Headliner? Circa eine knappe halbe Stunde dauert die Umbaupause, dann starten Fuming Mouth ihren Gig. Vor der Bühne agieren jetzt die fünf Hardcore-Fans, während die Metaller sich am Rand das Treiben ansehen. Bereits zum Start von Fuming Mouth hat sich der Club deutlich geleert. Während des Sets tröpfeln immer mehr Menschen den Weg nach draußen. Was haben Fuming Mouth, die auf dem Full Force Festival gespielt haben, musikalisch mit Khemmis gemeinsam? In Hamburg gibt es Bands wie B.S.T. oder Servants To The Tide, die neben passender Musik auch noch ein paar Menschen mit in den Club gebracht hätten.
Die wichtigste Botschaft des Abends kommt von Sänger Mark Whelan. Vor zwei Jahren erhielt er die Diagnose Leukämie und verarbeitet die Erlebnisse und seine Emotionen in der Musik von Fuming Moth. Das klingt sehr angepisst – da passt ein Song wie Rest In Piss inhaltlich perfekt. Für seinen Kampf gegen den Krebs drücken wir Whelan alle Daumen, auch wenn seine Musik für die Anhängerschaft von episch-doomigen Klängen mehr als nur schwer verdaulich ist.
Ein paar Minuten nach 22 Uhr ist der Gig der Death-Crust- und Hardcore Band durch. Es bleibt ein Abend mit fadem Beigeschmack. Klar, die ganze Tour von Khemmis ist mehr oder weniger auseinandergebrochen. Die Fans, die heute im Club waren, werden sich überlegen, ob der Besuch eines Festivals (Khemmis waren auf dem Copenhell und Graspop) zukünftig eventuell nicht die bessere Wahl ist. Das Set ist identisch und für den zehnfachen Preis bekommst du die 100-fache Auswahl an Bands.