Marillion – An Hour Before It´s Dark

Ein emotionales Meisterwerk der britischen Legenden

Artist: Marillion

Herkunft: Aylesbury, England

Album: An Hour Before It´s Dark

Spiellänge: 60:44 Minuten

Genre: Progressive Rock

Release: 04.03.2022

Label: earMusic / Edel

Link: https://marillion.ear-music.net/

Bandmitglieder:

Gesang – Steve Hogarth (seit 1989)
Gitarre – Steve Rothery
Bass – Pete Trewavas (seit 1982)
Schlagzeug – Ian Mosley (seit 1984)
Keyboard – Mark Kelly (seit 1981)

Tracklist:

  1. Be Hard On Yourself
  2. Reprogram The Gene
  3. Only A Kiss
  4. Murder Machines
  5. The Crow And The Nightingale
  6. Sierra Leone
  7. Care

Marillion wurden 1979 gegründet und entwickelten sich in den 80ern zu einer der erfolgreichsten Prog-Rock Bands der Welt. Jetzt veröffentlicht die Band ihr zwanzigstes Studioalbum.

Eigentlich gibt es die Band zweimal. Die Fans unterscheiden zwischen Marillion zur Fish-Ära von 1979 bis 1988 und der Hogarth-Ära von 1989 bis heute. Dabei entfallen auf die Fish-Ära lediglich vier Alben, darunter allerdings das 1985er Über-Album Misplaced Childhood mit der Hitsingle Kayleigh, die bis heute Kult ist und gefühlt auf jedem Radiosender der Welt gespielt wird. Aber das ist alles nur Geschichte …

An Hour Before It´s Dark ist bereits das zwanzigste (!) gelistete Studioalbum dieser Band und Nachfolger des bereits 2016 erschienenen Albums F. E. A. R. (Fuck Everyone And Run). Dabei schafft es die Band immer wieder, die Fangemeinde einerseits zu spalten, andererseits sich immer wieder neu zu erfinden. Das neue Album wurde ebenso wie der Vorgänger in Peter Gabriels Real World Studios in der Abgeschiedenheit bei Bristol aufgenommen. Dabei entstand auch eine Dokumentation über den Schaffensprozess mit viel Behind-the-Scenes Material sowie eine Performance des Songs Murder Machines im Studio. Sicherlich Material für eine Deluxe-Edition oder eine Bonus-DVD.

„Eine Stunde, bevor es dunkel ist“, wie der Albumtitel übersetzt heißt, ist im englischen Sprachgebrauch die letzte Stunde, in der man als Kind draußen spielen darf. Im Sinne von Marillion ist es aber eine Anspielung auf den Kampf gegen die Zeit in der Klimakrise. Marillion nehmen textlich einmal mehr kein Blatt vor den Mund und verarbeiten soziale, politische und persönliche Themen.

Photocredit: Anne-Marie Forker

Der Opener Be Hard On Yourself beginnt mit Klängen wie die frühen Pink Floyd, um dann auf die späten Peter Gabriel Sphären zu gleiten. Der neuneinhalb Minuten lange Song wurde bereits im Herbst veröffentlicht und machte mich bereits zu dem Zeitpunkt neugierig, wenn nicht sogar süchtig auf das komplette Album. Reprogram The Gene beginnt langsam und gefühlvoll, wechselt dann urplötzlich die Richtung. Eine scharfe Gitarrenlinie und ein treibendes Schlagzeug bestimmen die eingängige Melodie und den ausdrucksvollen Gesang Steve Hogarths. Only A Kiss ist ein instrumentales Intro, das direkt in die zweite Single Murder Machines übergeht. Ein lebhafter, melodiöser Song, mit einer Länge von unter viereinhalb Minuten, der radiotauglichste des Albums. The Crow And The Nightingale fällt da mit sechseinhalb Minuten schon wieder aus dem Raster. Ein Klavier beginnt diesen Song, bevor der Gesang einsetzt. Ein melancholischer Song, eine Hommage an Leonhard Cohen, den Hogarths sehr verehrt. Aber auch Steve Rothery darf hier mit einem schönen Gitarrensolo brillieren. Die Grundstimmung wechselt auch bei Sierra Leone nicht. Fast elf Minuten lang, baut sich der Song langsam und fast unmerklich auf, bevor die Gitarre wieder die Pace forciert. Care beendet das Album. Es ist ein dreiteiliger Song, der die Tiefen der Verzweiflung auslotet, bevor er in Verheißung und Optimismus nach über fünfzehn Minuten endet.

Neben den üblichen digitalen Kanälen zum Download und Stream erscheint das Album als physikalischer Tonträger auf allem, was sich der geneigte Hörer wünscht. Details sprengen hier den Rahmen. Kurz zusammengefasst sind es unter anderem  CD+DVD Digipack, CD Digipack, Jewelbox CD, Blu-ray Softbox, 2LP Gatefold sowie Ltd. Farbige 2LP (Orange) und einem Ultimate Edition Boxset mit einer Kassette.

Marillion – An Hour Before It´s Dark
Fazit
Sensible Themen mit einem Sound, der an der Grenze des klassischen Genres "Progressive Rock" liegt. Aber in Schubladen oder Kategorien ließen sich Marillion sowieso nie pressen. Ein musikalisches Großereignis, das den Titel "Album des Monats" schon verdient hat, bevor man es komplett durchgehört hat. Erst dann folgen mit Care der Höhepunkt und ein weiterer Durchlauf des Albums im Player. Eine brillante Band, die unter der Obhut des Real World Studio noch eine Schippe drauf gelegt hat.

Anspieltipps: Be Hard On Yourself, Murder Machines und Care
Norbert C.
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