Event: Europe Tour 2024
Bands: Night Laser, Tytus und Thunderor
Ort: Hamburg, Logo
Datum: 06.05.2024
Kosten: 15,00 € VVK, 18,00 € AK
Genre: Heavy Metal, Speed Metal, Hair Metal, Sleaze Rock
Besucher: ca. 60
Link: https://www.logohamburg.de/
Auf einem Montag in Hamburg ein Konzert zu spielen, wo der eine Feiertag gerade durch ist und der nächste Brückentag sich ankündigt, ist mit dem Begriff „undankbarer Slot“ eher untertrieben. Tytus und Thunderor machen auf ihrer Europe Tour 2024 aus der Not eine Tugend. Die Lokalmatadoren Night Laser übernehmen die Headliner-Position. Was auf den ersten Blick nur bedingt passt, entpuppt sich als sehr spannendes Gesamtpaket. Dazu tragen vor allem die Songs von Night Laser bei, die zum Teil von der Ende Mai zur Veröffentlichung anstehenden Scheibe Call Me What You Want stammen. Doch der Reihe nach, den Job als Opener um 20 Uhr übernehmen Thunderor.
Hinter den Kanadiern Thunderor steckt der singende Drummer JJ Tartaglia, der vor allem von seinen Skull Fist Aktivitäten bekannt sein dürfte. Dazu gesellt sich Johnny Nesta, der bis 2021 bei Skull Fist die Saiten bearbeitete, sowie Brycen Gunn am Bass. Mit der Scheibe Fire It Up haben Thunderor bisher eine LP auf dem Markt, wodurch sich das circa 45-minütige Set mehr oder weniger selbst erklärt. Zu hören gibt es klassischen Heavy Metal, der weniger in Richtung Speed Metal tendiert als bei Skull Fist. Ob das Trio nur ein On-Site-Projekt von Drummer JJ Tartaglia ist, oder ob sich Thunderor nachhaltig zu einer Heavy Metal Band entwickeln, scheint die Veröffentlichung eines neuen Tracks im Jahr 2024 zu beantworten. Wer auf Stoff der neuen Welle kanadischer Traditionsstahlcombos steht, sollte Thunderor auf jeden Fall sein Gehör schenken. Live klingt das Trio stimmig und ist ein starker Opener für den Abend.
Tytus kommen aus dem italienischen Triest und haben ihr 2016er-Werk Rises 2024 noch mal neu als CD aufgelegt. Das ergänzen die Herren mit der EP Roaming In Despair, die 2023 auf den Markt geworfen wurde. Der Gig von Tytus leidet unter einem schlechten Soundmix. Der Bass ist zu dominant, der Gesang übersteuert und die Gitarren kaum zu hören. Bei einem derartigen Problem an den Reglern kann die Band eigentlich machen, was sie will, der Gig kommt nicht rüber. Der übertriebene instrumentale Teil, der in einem Bass-Solo endet, sorgt ebenfalls nicht für Begeisterungsstürme. Eine gute Stunde lärmen die Italiener im Logo und präsentieren zwölf Nummern, darunter das MC5-Cover Gotta Keep Movin‚. Schade um den Gig, mit einem anderen Sound wäre eventuell deutlich mehr für Tytus drin gewesen.
Dass viele Menschen in dem locker gepackten Club wegen Night Laser heute hier sind, zeigt sich bereits vor der Show. Erstmalig stehen die Fans direkt vor der Bühne. Neben den bekannten Haudegen der Hamburger Metalszene, befinden sich auch junge Fans der Band, was den Altersdurchschnitt im Logo deutlich nach unten verschiebt. Wer die Hamburger Truppe nicht kennt, der bekommt einen Schwung Heavy Metal mit der einen oder anderen Hair-Metal-Torte geliefert. Wer sich nun fragt, wo denn der Sleaze Rock und die Schnulzen von Night Laser geblieben sind, dürfte die Antwort in der neuen Bandbesetzung finden. Von der früheren Garde sind nur noch die Hankers Brüder übrig. Seit 2021 haben sich Night Laser runderneuert. Mit den ehemaligen Bandmitgliedern ist anscheinend auch der Hair Metal gegangen, dafür aber Heavy Metal mit 80er-Jahre Anleihen gekommen. Ist der Anfang mit Laserhead noch standesgemäß, sind es die neuen Songs, wie Bittersweet Dreams oder Way To The Thrill, die an Härtegrad zulegen. Aber auch Street King vom Power To Power Album bekommt durch die neue Bandbesetzung live einen druckvolleren Anstrich.
Herausragend ist eine Nummer, die noch niemand kennt. Fiddler On The Roof hat eine Laufzeit von circa neun Minuten und bietet Anleihen des 80er-Metal. Wer sich bezüglich der Tempovariationen an Fear Of The Dark erinnert fühlt, bekommt mit dem galoppierenden Rhythmus zusätzliches Futter. Tipp: Die neue Scheibe Call Me What You Want kommt am 24.05.2024 in die Plattenläden; unbedingt in das Ding reinhören. Mit Don’t Call Me Hero und Laser Train packt der Fünfer zwei weitere neue Tracks aus, die live einiges hermachen. Der Schlusspunkt ist ein improvisiertes Medley der Hair Metal Songs, die sich als Party-Tracks und Mitsingnummern auch heute Abend eignen. Gegen 23 Uhr ist der musikalische Abend gelaufen. Night Laser haben den beiden tourenden Bands die Show gestohlen. Der Sound war bei keiner Band optimal, aber wie bei Thunderer ist auch bei Night Laser die Abmischung im Rahmen. Das Quintett übt erfolgreich für die anstehende Tour mit Freedom Call.