Artist: Paleface Swiss
Herkunft: Zürich, Schweiz
Album: Cursed
Spiellänge: 28:44 Minuten
Genre: Deathcore
Release: 03.01.2025
Label: Blood Blast Distribution
Link: www.palefaceswiss.com
Bandmitglieder:
Gesang – Marc Zellweger
Gitarre – Yannick Lehmann
Bass – Tommy Lee
Schlagzeug – Cassiano Toma
Tracklist:
- Un Pobre Niño Murió
- Hatred
- …And With Hope You’ll Be Damned
- Don’t You Ever Stop
- Enough?
- Youth Decay
- My Blood On Your Hands
- Love Burns
- River Of Sorrows
Ich schaue auf das Cover des neuen Paleface Swiss Albums und mein erster Gedanke ist: ach wie romantisch … Männer auf Blumen. Als ich den Titel Cursed (verflucht) entdecke, ist dieser kurze harmonische Moment auch schon wieder weggewischt und ich starte mit Un Pobre Niño Murió die Reise durch das am 03.01.25 erschienene Werk der Schweizer.
Ähm … das beginnt jetzt unerwartet. Für meine Ohren orientalisch angehauchter Klagegesang lässt mich neugierig den Songtitel übersetzen: „Ein armes Kind ist gestorben“. Okay. Warum? Was wollt ihr mir damit sagen? Außer, dass es mich jetzt etwas gruselt, kann ich den künstlerischen Wert gerade nicht erfassen. Ich will mal lieber mit Song zwei weitermachen.
Und Hatred liefert vom ersten Ton an das ab, was ich hören wollte. Bester Deathcore ballert mir um die Ohren und bringt mir durchweg genau das nach Hause, was ich letztes Jahr auf dem Reload Festival so faszinierend fand. Bei dieser Band strömt live der Wahnsinn aus jeder Pore des Sängers, und ich habe sehr gezweifelt, wie man das auf ein Album pressen will. Aber: es geht! Dieser Song ist so aggressiv, wabert auf und ab, zwischendurch ein irres Lachen und dabei durchweg Vollgas. Ich bin schon vom Zuhören quasi aus der Puste.
…And With Hope You’ll Be Damned startet kräftig und konzentriert sich dann ganz auf Sänger Zelli, der sich mit seinem Sprechgesang immer weiter in Rage schreit und mich fasziniert lauschen lässt. Punktgenau auf der Hälfte des Songs erfolgt ein Break, nur um dann noch schneller, noch lauter, noch irrer zu werden. Die harten Riffs am Ende sind schon fast Erholung nach dieser wilden Fahrt.
Deutlich melodischer beginnt Don’t You Stop. Die einsetzenden Drums lassen jedoch vermuten, dass es auch hier nicht ruhiger wird und so ist es dann auch. Wieder sticht ganz klar heraus, was für eine breite Range diese Band liefert und wie viele Gesangsfacetten zur Verfügung stehen. Auf dem Festival gab es keine Sekunde Stillstand, kein Moment zum Verschnaufen und genauso fühle ich mich auch jetzt. Dieser Druck, diese Power, die da aus den Boxen kommt, gewährt keine Pause, gibt keine Zeit zum Sammeln, sondern treibt immer weiter zum nächsten Song.
Und als hätten sie mich erhört, folgt Enough. Okay … warten wir mal, ob es jetzt „genug“ Vollgas war und ich kurz ausruhen darf. Dieser Song ist zunächst Raptastisch-Elektro-Melodisch und als ich gerade denke, dass ich irgendwie in den 90ern bei Gangsta’s Paradise gelandet bin, kommt „hold on… bring back that old school shit, let’s give them what they want!“ und weiter geht’s mit fröhlichem Core-Geballer und ich finde es echt erstaunlich, wie sehr sich meine Gefühle beim Hören mit denen decken, die dieses Album wohl wecken soll.
Auch Youth Decay steht den Vorgängern in Sachen „schneller Krach“ in nichts nach. Es fasziniert mich, wie sehr eine Band Vollgas geben kann. Man wird immer weiter vorangepusht und auch wenn dieser Song insgesamt durch die Klargesangparts etwas entschleunigt, holen die Kollegen an den Instrumenten im letzten Drittel noch mal alles raus und zerstören sämtliche Ideen, diesen Song irgendwie zu den ruhigeren zählen zu wollen.
My Blood On Your Hands begnügt sich auf der ersten Hälfte mit fast stoischer Wiederholung ebendieser Textzeile in eindringlichem Rhythmus. Nach einer Paleface-typischen Eskalation endet dieser Song mit ganz klarem Sprechgesang, der mich an ein Gebet erinnert und nachdenklich zurücklässt.
Ich feiere dieses Album gerade innerlich sehr, gleichzeitig schiele ich auf die Tracklist und denke „puh noch zwei Songs“, denn es fordert mir tatsächlich einiges an Emotionen und Kopfarbeit ab, das hier in Worte zu fassen. Auch jetzt wollte ich gerade schreiben, dass Love Burns mal einfach durchläuft, aber hier ist nichts „nur“ in eine Schublade zu stecken. War der Start Metalcore-lastig, endet es deutlich ruhiger, fast schon rockig und zeigt, dass Zelli gesangstechnisch so ziemlich jedes Genre bedienen kann. Wo in den vorherigen Songs gerade der brachiale Sound und die Growlparts die Oberhand hatten, zeigt sich jetzt, wie kraftvoll sie auch mit Klargesang glänzen können. Gefällt mir sehr und lässt in mir den Wunsch wachsen, noch mehr von den Gesangskünsten des Frontmanns hören zu dürfen.
Und dann endet das Album mit River Of Sorrows und genau das passiert. Der ruhige Song ist wie eine Sammlung aller Facetten, die diese Band zu bieten hat. Und während ich das jetzt auch noch irgendwie versuche zu verarbeiten, ist das Ende erreicht, und es ist Zeit für ein Fazit.