Eventname: Party.San Metal Open Air 2023
Bands: Obituary, Deicide, Nile, Tribulation, Deströyer 666, Archspire, Gatecreeper, Angelus Apatrida, Orbit Culture, Mentor, Hypocrisy, Dying Fetus, Mantar, Decapitated, Midnight, Illdisposed, Urgehal, Kanonenfieber, Yoth Iria, Endseeker, Be‘ Lakor, Brutal Sphincter, Enslaved, Kataklysm, Borknagar, Endstille, Immolation, Impiety, Skinless, Ellende, Skitsystem, Spectral Wound, Frozen Soul, Atomwinter, Postmortem, Graveyard, Morbific, Balmog, Helslave, Suborbital, Jade, Grave Miasma, Sijjin, Nlack Curse, Concrete Winds, Drowned, Vircolac, Horns Of Domination, Spirit Possession, The Ruins Of Beverast, Heretic, Wound, Arsgoatla, Stormkeep, The Night Eternal, Tabula Rasa, Chaos And Confusion, Spearhead
Ort/Location: Schlotheim, Flugplatz Obermehler
Datum: 10.08. bis 12.08.2023
Kosten: 125,70 € Festival Ticket
Genres: Extreme Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Thrash Metal, Heavy Metal
Besucher: ca. 9000
Link: https://www.party-san.de/
Hell Is Here Again. Einmal Party.San Metal Open Air immer Party.San. Wer dem Extreme Metal frönt und schon mal nach Schlotheim zum Flugplatz Obermehler gereist ist, wird uns sofort recht geben. An der Veranstaltung in Thüringen führt kein Weg vorbei und mutiert seit Jahren zum Klassentreffen der Black, Thrash und Death Metal Fraktion. Viele Gesichter kommen einem bekannt vor, dennoch pilgern auch immer wieder neue Besucher zum Open Air. Wir reisen wie schon in den letzten Jahren pünktlich zum Startschuss an. Die Streckenführung durch eine Baustelle verzögert ein wenig die Anreise, zeigt uns dafür jedoch das internationale Publikum auf. Vor uns Belgier, hinter uns Franzosen und niederländische Fahrzeuge schieben sich ebenfalls Richtung Flugplatz. Der Check-in bleibt entspannt, würde nur noch fehlen, dass die Ordner jeden Einzelnen mit Shake Hands begrüßen.
Esmeralda, das Flakgeschütz, ebnet lautstark den Weg in die nächsten drei abwechslungsreichen Tage voller Geballer, Köstritzer und Brutz & Brakel. Das Infield öffnet die teuflischen Schleusen, um mit dem Opener Mentor pünktlich um 13:45 Uhr den Knüppel aus dem Sack zu lassen. Die jungen Polen bringen einen frechen Hardcore Punk mit Black Metal Einflüssen und Thrash Passagen auf die Bühne. Es bleibt dabei – auf der Mainstage kann jede Truppe einen raushauen. Stagezeiten unter 45 Minuten gibt es auch zu den frühen Morgenstunden nicht. Auf den Spuren von Goathwhore oder Midnight wollen sie Eindruck bei den Partysanen hinterlassen. Ohne Federn zu lassen, sausen sie durch die Dreiviertelstunde, mit im Gepäck haben sie ihr aktuelles Langeisen Wolves, Wraiths And Witches. Sänger King Of Nothing gibt Gas, um das Zepter an Orbit Culture weiterzureichen.
Während viele Besucher noch fleißig ihre Zelte aufbauen, lautet es für Orbit Culture Show Time. Anders als bei anderen Veranstaltungen in diesem Monat, gibt es auf dem Party.San natürlich keinen Schlamm. Selbst wenn es regnet, weicht maximal die dünne Erdkruste auf. Die Hauptwege führen über asphaltierte Flächen. Den Vorzügen des Geländes kann man besonders in diesem Jahr huldigen, wenn man gen Norden blickt, wo nicht nur das Wacken, sondern auch viele kleine Veranstaltungen mit dem schlechten Wetter zu kämpfen haben. Zurück zu Orbit Culture aus Eksjö. Die Skandinavier zaubern einen düsteren Melodic Death Metal auf die Bretter. Schnelle Riffs greifen in groovige Passagen, die gerne auch mal thrashig zur Sache gehen. Mit im Set North Star Of Nija, The Shadowing oder auch Saw. Auch wenn es deutlich gesetzter als bei Mentor zugeht, steigt die Stimmung in Schlotheim weiter. Die Damen und Herren der härtesten Riffs haben Hunger und wollen durchgeschüttelt werden.
Die Thrash Metal Flagge hissen die Spanier von Angelus Apatrida. Die sommerlichen Temperaturen dürften die Jungs aus Albacete nicht stören. Der solide Old School Thrash lockert die Hüfte, während sich der Asphalt unter den Füßen spürbar aufheizt. Unter recht hohem Interesse scheppern Bleed The Crown und Indoctrinate aus den Boxen. Der Auftritt macht Lust auf die kommende Platte Aftermath, die im Oktober erscheinen soll. Was verwundert, ist, dass Angelus Apatrida vier Minuten eher die Bühne verlassen. Zeit für eine Nummer wäre noch gewesen. Wie dem auch sei, die Thrash Attacken bleiben nachhaltig im Kopf und Tracks wie Give ‚Em War oder Sharpen The Guillotine funktionieren live wunderbar.
Zwischen Gatecreeper und Angelus Apatrida wurde die erste Time For Metal Burger Schmiede ins Leben gerufen und als gut befunden. Gut gestärkt kann es mit dem rohen Death Metal Sound weitergehen. Als eins der heißesten Eisen im Genre lassen es die US-Death Metal Jünger ordentlich krachen. Zwischen den 80ern und 90ern gefangen, nehmen sie keine Gefangenen. Das Konzept ist stimmig, das Klangbild tonnenschwer und die Botschaft absolut tödlich. Die wuchtigen Vocals bei Puncture Wounds und Ruthless ziehen einem die Schuhe aus. Still stehen geht definitiv nicht, der Kopf nickt zufrieden mit, während sich Chase H. Mason am Mikrofon die Gedärme aus dem Leib würgt. Beachtlich die EU-Tour von Gatecreeper, die sie alleine dieses Wochenende noch zum Bloodstock und Brutal Assault verschlägt. In Deutschland stehen noch Shows auf dem Summer Breeze und Reload an, das geht wirklich schlechter.
Unsere Überraschung des Tages lautet Archspire. Die Kanadier verstehe alles, nur keinen Spaß. Technisch servieren sie einen Technical Death Metal mit Brutal und Grindcore Einflüssen. Das Ergebnis: eine völlige Verwüstung. Wie bei einem Autounfall starren viele Besucher verwundert auf die Bühne. Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Nordamerikaner ebenfalls nicht so stark auf dem Zettel hatten. Im Nachgang kann man sagen, das letzte Album Bleed The Future, welches über Season Of Mist erschien, ist ein absoluter Killer. Nach dem schnellen Intro geht gleich ein Ständchen an alle „Alcoholic Loser“ raus. Frontmann Oliver Rae Aleron läuft, beflügelt vom Publikum, sofort heiß. Die Vocals schlagen wie eine Maschinengewehrsalve aufs Trommelfell. Der krasse wie explosive Sound versetzt Berge. Einer der Höhepunkte ist der Titel Drone Corpse Aviator. Teuflische Bree Bree Hooks walzen alles nieder. Tödliche Schlagzeug-Moves erschafft Spencer Prewett hinter den Fällen. Keine Ahnung, was sie ihm angedroht haben, er spielt, als würde es kein Morgen mehr geben und die Blastbeats fliegen nur so über die Landebahn. Zeit für ein kleines Twister Game in der Lücke der Wall Of Death muss man sich nehmen. Im Anschluss lassen sie keinen Stein auf dem anderen. Nach 45 Minuten ist für Archspire Feierabend.
Deströyer 666 liefern seit fast 30 Jahren einen unbarmherzigen Black Thrash, der selbst die Party.San Stage zum Wanken bringt. Die Australier zählen in Europa zu absoluten Exportschlagern. Egal wo sie zocken, geht es ordentlich zur Sache. Never Surrender und Wildfire öffnen die Büchse der Pandora. Der Platz füllt sich immer weiter. Mit dem Slogan „Hellfire – Fucking Fire“ geht es für Deströyer 666 in den noch frühen Abend. Für den Abriss im Schlepptau Lone Wolf Winter und Satanic Speed Metal. Die Sonne geht langsam unter, die Stimmung steigt. Ab dem Soundturm drängen sich die Reihen nach vorne. Ein gelungener Höllenritt geht viel zu schnell zu Ende.
Mit Tribulation geht die Sonne weiter unter. Ähnlich stark wie vor zwei Wochen auf dem Bruning Q, gehen die Schweden gleich aufs Ganze. Im grünen Licht zieht der Nebel auf, während melancholische Soundberge aufziehen. Ganz vorne mit dabei: Melancholia und Hamartia. Bassist und Sänger Johannes Andersson zieht die Blicke auf sich. Dafür benötigt er keine wilde Show, sondern nur seine markante Stimme und düstere Grundstimmung. Der Sound ist bei der Performance stark und Tribulation provozieren mit vielen Klangfacetten. Instrumentelle Passagen greifen ineinander, während die vier Musiker viel Staub aufwirbeln. An Nightbound kann ich persönlich mich gar nicht tothören, der auch heute auf dem Party.San zum Höhepunkt wie ein Phönix aus der Asche gleitet.
Mit Nile auf einem Open Air warmzuwerden, ist nicht die einfachste Disziplin eines Death Metal Fanatikers. Die Amerikaner stehen für einen verstrickten, wie verspielten technischen Todesblei, der gerne in Brutal Gefilde abgleitet. Karl Sanders ist der Mastermind der Truppe, der Sound ist stark gitarrengeprägt und es bedarf einer gewissen Vorbereitung, bis ein optimaler Sound aus den Äxten entspringt. Dementsprechend ist die Erwartung in unserem Lager überraschend gering. Können Nile dadurch nur als Gewinner aus der Session hervorgehen? Vorsichtig gesagt ja, denn die Akustik ist von Beginn an ansprechend. Die beiden Opener Sacrifice Unto Sebek und Defiling The Gates Of Ishtar greifen dem Quartett ebenfalls hilfreich unter die Arme. Spätestens bei Kafir! darf man feststellen, dass den Jungs einer der guten Open-Air-Auftritte gelingt. Bissig, mit drückenden Power Passagen legen sie die Messlatte für die beiden nachfolgenden Genrebrüder hoch. Mit In The Name Of Amun und Black Seeds Of Vengeance zieht es Karl mit Gefolge zurück in die Dunkelheit. Da hätte man ruhig noch mehr von Nile haben können.
Deicide sind aus den Staaten angereist und es haben dieses Mal auch pünktlich geschafft. Freunde des derben Geholzes können sich auf schweißtreibende 60 Minuten freuen. Frontmann Glen Benton ist überraschend gut drauf, jedoch gewohnt wortkarg unterwegs. Sein tätowiertes umgedrehtes Kreuz auf der Stirn ist verblasst und man muss feststellen, auch Deicide haben keinen Jungbrunnen im verstaubten Keller stehen. Was sie jedoch können, ist Death Metal zu zocken. Dafür haben sie direkt mal Satan Spawn, The Caco-Daemon, Dead But Dreaming und Repent To Die durchgeladen, soll keiner behaupten, es wird nicht tödlich. Neben den fetten weißen Lichtüberflutungen dringt rotes und blaues Licht auf die Bretter, während der Satanskult des Glen Benton auf Hochtouren läuft. Die Meute ist heiß, das Interesse groß und die Hitschmiede läuft auf Fegefeuertemperatur. Dead By Dawn und Homage For Satan treffen mit ihren Giftpfeilen abschließend ins Herz und lassen die Opfer langsam ausbluten. Ohne großes Federlesen gibt es einen auf die Mappe, ob da Obituary mithalten können?
John Tardy und Obituary können nicht nur mithalten, sie setzen sogar noch einen drauf. Nicht selbstverständlich, die Amis haben auch schon schlechtere Tage gehabt, auf dem Party.San enttäuschen sie jedoch nie. Beflügelt vom Publikum in Schlotheim, lassen sie nichts in der Glut von Deicide anbrennen und entfachen selber eine gigantische Feuersbrunst. Feuer frei: Redneck Stomp, Sentence Day und A Lesson In Vengeance bilden das erste Trio der Verdammnis. Der Sound ist nahezu perfekt und erinnert an den Bilderbuchauftritt von Cannibale Corpse aus dem letzten Jahr. Eng im Schlepptau ziehen Slow Death und Find The Arise die Headbanger wie ein Stier an der Nase durch die Manege. Die Haare fliegen, die Fäuste ragen gen Himmel und es folgen die gigantischen Todesstampfer Chopped In Half / Turned Inside Out und Dying Of Everything. Ohne Slowly We Rot geht es nicht, zwar schon tausend Mal gehört und gesehen, müssen Obituary den Evergreen bringen. Das letzte Tänzchen für uns, andere sind immer noch nicht satt und zieht es ins Partyzelt für Konservenmusik. Ein erfolgreicher Tag endet mit einem brillanten Headliner in Form von Obituary.