Baden In Blut am 21.07. und 22.07.2023 im DreiLänderGarten, Weil am Rhein

Ein Festival wird volljährig

Festivalname: Baden In Blut

Bands: The Prophecy 23, Lacrimas Profundere, Saor, Benighted, Samael, Katatonia, Mayflower, Godslave, Aephanemer, Sulphur Aeon, Demonical, Illdisposed, Soen, Dark Funeral, Dark Tranquillity

Ort: DreiLänderGarten, Weil am Rhein

Datum: 21.07.2023 – 22.07.2023

Kosten: Freitag Ticket: 50,00 €, Samstag Ticket: 65,00 €, Kombi Ticket:  95,00 €

Genre: Death Metal, Black Metal, Dark Metal, Thrash Metal, Folk Metal, Metalcore

Besucher: ca. 4000 Besucher

Veranstalter: Metal Maniacs Markgräflerland e.V. (https://www.metal-maniacs.eu/)

Link: https://www.metal-maniacs.eu/baden-in-blut

Schon zum zehnten Mal zieht es mich am vorletzten Juliwochenende in Richtung Schweizer Grenze, um meinen Freunden von den Metal Maniacs einen Besuch abzustatten. Das Baden In Blut ist in meinem Bekanntenkreis sehr beliebt, da dies ein fixer Termin im Festivalkalender ist, bei dem alle zusammenkommen, um endlich alle wiederzusehen. Aber nicht nur bei uns generell genießt das Festival – zu Recht – einen sehr guten Ruf in der deutschen Metalszene.

Freitag

Die Anreise verläuft ohne großen Stau und wir kommen frühzeitig in Weil am Rhein an. Auch der Check-in im Hotel ist, wie gewohnt, problemlos. Hier sollte erwähnt werden, dass es keinen offiziellen Campingplatz auf dem Gelände des DreiLänderGartens gibt, man allerdings ohne Probleme auf eines der Hotels im Ort zurückgreifen kann, da sich diese alle fußläufig in der Nähe des Festivalgeländes befinden. Auch das Schlafen im Wohnmobil oder Auto (ohne Vorzelte) ist auf dem Parkplatz gestattet, welcher übrigens komplett kostenlos ist.

Gegen 15:00 Uhr stellen wir uns an der Bändchenausgabe an und bemerken direkt eine riesige Schlange davor. Durch einen enorm großen Ansturm, welchen die Veranstalter um diese Uhrzeit noch nicht erwartet haben und eine Umstellung im Kassensystem bzw. Verzehrbonausgabe an selbige Kasse wie die Bändchen, hat sich das Ganze verzögert, weshalb wir The Prophecy 23 verpassen. Trotzdem muss man hier den Metal Maniacs einen riesigen Pluspunkt zusprechen, da sie kurzerhand die Verzehrbons abseits der Warteschlange mit zusätzlichem Personal verkaufen und auch alle Besucher, die Lacrimas Profundere sehen wollen, einfach ohne Bändchen auf das Gelände lassen. Wo bitte ist so was sonst noch möglich?!

Lacrimas Profundere – Baden In Blut 2023

Zu Lacrimas Profundere betreten wir dann auch das Infield. Nebenbei soll noch erwähnt werden, dass der Biergartenbereich komplett frei zugänglich ist und hierfür kein Ticket benötigt wird. Man merkt der Veranstaltung deutlich an, dass mit jeder Ausgabe an dem Gelände gefeilt wird, um ein friedliches Event für jedes Alter auf die Beine zu stellen. Im hinteren Bereich des Infields befinden sich Bierbänke, welche mit Pavillons überdacht sind, dass man sich auch mal in den Schatten zurückziehen kann oder einen extra Raucherbereich (was ich als Nichtraucher sehr begrüße). Dass das nicht von jedem Besucher so 100 % umgesetzt wird, ist natürlich klar. Ebenfalls super finde ich die Idee des Taschenaschenbechers (kann am Merchstand für 2,00 € erworben werden), dass nicht die Zigarettenstummel in die Natur geworfen werden.

Wie schon erwähnt, führt die Running Order über den Opener The Prophecy 23 zu Lacrimas Profundere, die eine Spielzeit von 45 Minuten abbekommen. Die Truppe um den Gitarristen Oliver Nikolas Schmid zeigt wie gewohnt eine überzeugende Performance. Mit Julian Larre haben sie seit fünf Jahren einen richtig starken Frontmann im ehemaligen Familienprojekt. Ebenfalls noch nicht so lange dabei ist Bassist Ilker Ersin. Die vier Musiker bilden dennoch eine Einheit und können mit ihrem bunten Set die zahlreichen Anhänger glücklich machen. Saor, die Schotten aus Glasgow, starten mit Origins. Das Projekt von Andy Marshall ist schon lange kein kleiner Fisch mehr im Metalteich. Spätestens seit dem letzten Langeisen dürfte das allen klar sein. Die dichten Atmosphärischer Folk- bzw. melodischen Black Metal Riffs ziehen über das Gelände, während die Jungs Children Of The Mist und den Track Aura spielen.

Benighted – Baden In Blut 2023

Deutlich härter gehen Benighted zur Sache, die gegen 19 Uhr mit ihrem Auftritt den frühen Abend einläuten. Das Publikum auf dem Baden Im Blut hält, was es verspricht und ist genauso heiß auf das Open Air wie die Bands und die gesamte Festivalcrew. Harte Klänge ziehen jetzt in die Ohren und lassen das Trommelfell beben. Die Zeit verstreicht wie im Fluge und kaum zu glauben, dass nur noch die beiden Top Acts anstehen. Den Anfang machen die Schweizer Samael. Die Formation von Mastermind Vorphalack lebt von seiner starken Fanbase, die heute zum Baden Im Blut gepilgert ist. Alben wie Passage oder Eternal haben ein ganzes Genre geprägt und dafür wird Vorphalack nicht nur heute gefeiert. Im Gepäck haben sie Titel wie Rain, Solar Soul oder Black Supremacy. Wünsche bleiben in den 60 Minuten keine offen, während die schweren Soundwände ganze Berge versetzen.

Last But Not Least Katatonia, die auf Open Airs nicht immer den besten Sound erwischen. Heute sieht das anders aus. Die verwöhnten Ohren bekommen zudem ein gelungenes Set an Klassikern geboten. Im letzten Sommer gab es da noch das ein oder andere lange Gesicht zum Beispiel auf dem Party.San Open Air. Vermutlich haben die Schweden darauf dieser Tage reagiert. Lethean und Birds versüßen die Lagerfeuerromantik zusammen mit My Twin oder July. Um 23 Uhr endet das Musikprogramm und wir ziehen uns zufrieden langsam Richtung Hotel zurück.

Samstag

Nach dem Frühstück im Hotel machen wir uns auch schon wieder langsam auf den Weg Richtung DreiLänderGarten, denn schon um 11:45 Uhr spielen die Gewinner des diesjährigen Blood Battles Mayflower. Dass der Opener immer durch einen eigens veranstalteten Newcomerwettbewerb ermittelt wird, gefällt mir sehr gut und zeigt, dass die Maniacs selbst Fans sind und frische Bands fördern wollen.

Illdisposed – Baden In Blut 2023

Im Anschluss folgt das Trio Godslave, Aephanemer und Sulphur Aeon um durch die Mittagszeit zu führen. Nicht nur bei den Headlinern gibt es eine blutige Party in Baden, auch die kleineren Acts werden gefeiert. Godslave stehen für einen amtlichen Thrash Metal, der die ersten Haare zum Fliegen bring. Die Franzosen Aephanemer zelebrieren einen spannenden Symphonic Melodic Death Metal, während Sulphur Aeon die tiefschwarz gefärbte Todeskeule herausholen.

Mit Death Metal geht es direkt weiter. Um die Schweden Demonical ist es in den letzten Jahren recht ruhig geworden und das trotz der neuen Platte Mass Destroyer. Neben dem Baden Im Blut zieht es die Skandinavier zum Brutal Assault und dem neuen Open Air in Slowenien, dem Tolminator. Dass es Demonical noch draufhaben, wird schnell klar. Einmal in den Zaubertrank der nordischen Death Metal Schmiede gefallen, kann man im Prinzip nur gut performen. Der ganz große Abriss bleibt aus, den setzen die nächsten Nordmenschen in Form von Illdisposed. Bo Sommer ist wohl einer der authentischsten Figuren der dänischen Metalszene. Seine deutschen Ansagen sind nicht immer grammatikalisch korrekt, dafür aber voller Energie, Spaß und Lust, das deutsche Publikum zu begeistern. Warum die Jungs immer noch so oft unterm Radar fliegen, bleibt mir persönlich ein Rätsel. Auf Festivals räumen sie seit ein paar Jahren alles ab, auf Headliner Touren kommen dann jedoch deutlich weniger Metaheads. Wie dem auch sei, die melodischen Death Metal Salven räumen auch heute alle Neune ab. Mit diesem perfekten Strike in der Tasche müssen die anderen Acts erst mal nachlegen.

Wo wir schon bei Fans sind: Die Preise auf dem Festival sind mehr als fair. Hier wird nicht versucht, möglichst viel Profit zu erwirtschaften, sondern maximal kostendeckend zu arbeiten. Das Festival wird komplett ehrenamtlich organisiert und durchgeführt. Der Bierpreis liegt bei 3,50 € (Craftbier bei 4,50 €) und auch bei den Speisen kann man beim Preis-Leistungs-Verhältnis nicht meckern. Einzig an der Auswahl an veganem Essen dürfte man noch nachbessern. Aber auch hier bin ich mir sicher, dass die Veranstalter noch weiter feilen werden, denn schon dieses Jahr wurde die Auswahl der Speisen erweitert.

Von Thrash Metal über Death Metal und experimentellem Progressive Rock/Metal bis hin zu Black Metal wird für eigentlich fast jeden Musikgeschmack irgendwas geboten. Auffällig ist die skandinavische Dichte, alleine die letzten fünf Bands heute kommen alle aus dem hohen Norden. Den Abschluss macht sogar ein Trio aus Schweden. Das Finale bringen Soen in Stellung. Die Band wurde im Jahr 2004 von dem Schlagzeuger Martin Lopez und dem Gitarristen Kim Platbarzdis gegründet. Kim ist zwar nicht mehr mit dabei, dafür hat Martin andere hochwertige Mitstreiter in seinem Tross. Die Sonne macht langsam Feierabend und ermöglicht eine Atmosphäre, die den Klängen der progressiven Protagonisten in die Hände spielt.

Dark Tranquillity – Baden In Blut 2023

Die Black Metal Brechstange liegt fest in den Händen von Dark Funeral und Andreas „Helharmadr“ Vingbäck macht einen großartigen Job. Viele haben dem Sänger das Mikrofon bei den Kult Black Metallern nicht zugetraut. Viel Anlauf brauchte er jedoch nicht und bringt schon seit einigen Monaten die Bühnen zum Beben. Das Set ist messerscharf, die Truppe motiviert und als einzige True Band des Genres ihrer Rolle durchaus bewusst. Dass sie an Interesse nicht verloren haben, wird auch an diesem Wochenende klar. Vor der Stage werden die Fäuste gen Himmel gereckt, bis sie für Dark Tranquillity die Bretter frei machen.

Mit Dark Tranquillity als Headliner geht der zweite Festivaltag zu Ende. Ganze 85 Minuten bekommt Mikael Stanne zugesprochen, was einem kompletten Konzert der Schweden entspricht. So haben sie nicht nur Zeit für die Old Star Evergreens, sondern können ihre Show mit weiteren coolen Nummern bestücken. Theatralisch wie emotional schneiden die Melodien tiefe Cuts in den Nachthimmel. Mikael ist voll in seinem Element. Die Musik trägt seine Vocals und er wird von den Anhängern getragen. Wie schön ist doch unser Genre, in dem man zusammen solche genialen Momente erleben darf, die man noch lange mit sich im Herzen trägt.

Bevor wir jetzt sentimental werden, setzen wir unser grimmiges Metalheadgesicht auf und lassen doch das eine oder andere Lächeln heimlich übers Gesicht huschen. Abschließend bleibt festzuhalten: Das Wetter ist super, die Stimmung durchgängig grandios und die 10.000 Liter Bier zum Ende des Tages ausgetrunken. Da bleibt eigentlich nur noch Danke zu sagen! Danke für die Einladung, für die zwei tollen Tage und einmal wieder geniales Festival. Wir sehen uns nächstes Jahr!