Party.San Open Air 2014 vom 07.08. – 09.08.2014 in Schlotheim

“Party.San Open Air 2014 vom 07.08.2014 – 09.08.2014 in Schlotheim“

Festivalname: Party.San Open Air 2014

Bands: Aborted, Abyssous, Ahab, Arroganz, Atlantean Kodex, Aura Noir, Benediction, Beyond, Bölzer, Carnal Ghoul, Cashley, Entombed A.D., Ereb Altor, God Macabre, Grand Magus, Grave, Havok, Imperium Dekadenz, Incarceration, Inquisition, Jig-Ai, Kampfar, Katatonia, Kreator, Lost Society, Malevolent Creation, Marduk, Misery Index, Mumakil, Napalm Death, Necrowretch, Nocturnal, Obituary, Protector, Repulsion, Rogash, Satyricon, Skeletonwitch, Solstafir, Spheron, Suffocation, The Haunted, Thulcandra, Unlight, Watain

Ort: Schlotheim

Datum: 07.08 – 09.08.2014

Kosten: 66,60€

Besucher: ca 10.000

Genre: Black Metal, Death Metal,Trash Metal

Veranstalter: Party.San GmbH

Link: www.party-san.net

psoa 2014- flyer party san stand 23.06

Donnerstag

Bereits seit dem Anreisetag Mittwoch herrscht reger Betrieb auf der Landebahn Obermehler bei Schlotheim. Jedoch kommen auch am Donnerstag noch viele Nachzügler, die bis zum Startschuss auf der Bühne noch schnell ihr Camp einrichten wollen. Wie gehabt, ist die Anreise auf das Gelände unkompliziert, wenn man sich an die Regeln des Veranstalters gehalten und nicht diverse Glasflaschen geladen hat.

Rund 10.000 Metalheads der härtesten Genres haben sich wieder versammelt, um ihr Kultfestival abzufeiern. Bereits beim Opener Necrowretch wird die einmalige Party.San-Stimmung deutlich. Auf welchen Open Air stehen bereits gefühlte 3.000 angriffslustige Kuttenträger um Necrowretch zu begrüßen? Gut aufgenommen danken die Musiker aus Frankreich mit einer starken Leistung das rege Interesse. Wie in der Vergangenheit dominiert ein brachialer Sound das Geschehen auf dem Flugplatz und die Regler der Anlage werden auf Maximum gestellt. Es ist zwar bei Necrowretch bewölkt, warm bleibt es dennoch – das Resultat: Noch verhaltene Bewegung in der Meute, die sich lieber auf ein frisches Getränk stürzt und dabei den Death Metal unserer Nachbarn genießt.

Party.San 2014 - Necrowretch
Party.San 2014 – Necrowretch

God Macabre, die mit ihrem aktuellen Langeisen The Winterlong ihre Death Metal-Muskeln spielen lassen wollen, gefallen mir heute nicht so gut. Der rasante Sound von The Winterlong verpufft wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Kein Wunder, dass die Veteranen aus Vålberg nur mäßig angenommen werden. Wer genauer auf die Bühne blickt, wird vor allem den Gitarristen Jonas Stålhammar wiedererkennen, der letztes Jahr mit Bombs of Hades das PSOA zerlegt hat. Heute leider sehr austauschbar, ist man von God Macabre normalerweise Besseres gewohnt.

Ganz anders agieren Skeletonwitch, die von Anfang an frisch und spritzig ihre Kunst an den Mann bringen. 2003 haben sich die fünf Amerikaner in Ohio gegründet und sind bei Prosthetic Records bestens etabliert. Musikalisch führen Skeletonwitch die Besucher durch Thrash, Death und feine Black Metal-Elemente, die durch Frontmann Chance Garnette brühend heiß serviert werden. Stand Fight And Die und Repulsive Salvation hämmern aus den Boxen, ein bleibender Eindruck prägt sich schnell in die Gehirnwindungen, was eindeutig für die Gruppe spricht. Der mit Abstand stärkste Auftritt bislang.

Party.San 2014 - Skeletonwitch
Party.San 2014 – Skeletonwitch

Nach dem Gehacke ist Zeit für eine kleine Exotenstunde in Form von Atlantean Kodex. Occult Heavy Metal aus dem Hause Cruz del Sur / Ván Records ist angesagt. Episch angehaucht ziehen die Bayern ihre Show auf, im Großen und Ganzen bleibt diese jedoch unspektakulär. In der Szene haben sie einen hohen Stellenwert und bringen mit dem Song Enthroned In Clouds And Fire gleich einige Fäuste in die Höhe. Auch bei den abschließenden Atlantean Kodex und Pilgrim bleibt die Stimmung der Fans gut. Alle anderen, die nicht gerade heiß auf die Deutschen sind, blicken sich achselzuckend an. Ob technisch oder gesanglich Atlantean Kodex zelebrieren nicht die herausragendste Form des epischen Heavy Metal, dem Publikum ist es egal und das ist die Hauptsache.

Party.San 2014 - Atlantean Kodex
Party.San 2014 – Atlantean Kodex

Live immer wieder ein Fest: Die Schweden Grave, bei denen der Name Programm ist. Frostiger Todesblei arbeitet sich aus den Lautsprechern über den Flugplatz Obermehler. Nach sieben Jahren Abstinenz ist Sänger und Gitarrist Ola Lindgren sichtlich vom Wachstum des Festivals begeistert. Der gut gefüllte Platz vor der Bühne entpuppt sich immer schneller zu einem schnell anwachsenden Mob von fliegende Haaren. Ein Stück darf dabei ganz besonders nicht fehlen: Into The Grave, das bei jedem Auftritt als eine der tödlichsten Waffen ins Rennen geschickt wird. Dem Titel als bestechende Live-Band werden die Skandinavier ohne Wenn und Aber gerecht!

Aus der alten Entombed-Besetzung machen Petrov, Engstrand, Dahlstedt und Brandt als Entombed A.D. nach Querelen weiter. Vor nur wenigen Tagen erschien ihr neues Album Back To The Front unter Century Media Records, welches quasi auf dem Party.San in einer Releaseparty dargeboten wird. Neben neuen Stücken dürfen alte Klassiker nicht fehlen. Mit Kusshand aufgenommen, lassen sich die alten Haudegen nicht lange bitten. Mir nichts dir nichts avancieren Entombed zum Publikumsliebling und drücken ihren treuen Verbündeten ein gewaltiges Schlachtschiff aufs Auge. An Livepräsenz, soviel ist klar, mangelt es der Band – ob mit oder ohne A. D. Entombed – nicht.

Party.San 2014 - Entombed A.D.
Party.San 2014 – Entombed A.D.

Die Isländer Solstafir sind seit 2009 bereits zum dritten Mal auf dem PSOA. Beim ersten Auftritt haben sie noch in der Mittagssonne gespielt, beim zweiten am Abend und jetzt sind sie bereits Co-Headliner vor Watain. Was für ein Aufstieg für die sympathischen Musiker, die auch ohne große Ansagen allein durch die Musik eine ganz eigene Stimmung erzeugen können. Geballte Emotionen im Psychedelisch Rock/ Post Metal-Gewand lassen alles wie Butter in der Sonne dahinschmelzen. Ganz exklusiv kann bereits das kommende Werk Otta, von dem auch der Titeltrack gespielt wird, erworben werden. Wer diese Möglichkeit verpasst hat, muss bis zum eigentlichen Release am 29.08.2014 warten. Neben dem neuen Liedgut darf auch der Song Fjara vom letzten Album bestaunt werden, der sich nahtlos ins Set eingliedert. Goddes of The Ages stellt den grandiosen Schlusspunkt einer interessanten Feuershow dar.

Party.San 2014 - Watain
Party.San 2014 – Watain

Ebenfalls heiß wird es beim Headliner Watian, die ebenfalls eine feurige Show an den Tag legen. Dauerhaft brennt ein im Hintergrund aufgebautes Feuer und immer wieder stoßen Feuerbälle in die Nacht, während die Norweger mit Stellarvore ihr Manifest vollziehen. Die Securities haben trotz bestem Wetter Regenponchos übergeworfen, um dem Blutregen nicht schutzlos ausgesetzt zu sein. Beeindruckend immer wieder die rot-weiße Lichtershow inklusive Pyrotechnik. Brennende Kreuze machen Devils Blood, bei dem Erik Danielsson seinen ganzen Hass in die Stimme legt, noch bestimmender. Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Spuk dann wieder vorbei. Watain haben ohne Kompromisse das Open Air zerlegt und sind ein wirklich würdiger Donnerstagnacht Headliner.

Freitag

Katerstimmung bei der ersten Band auf einem Party.San-Freitag kennt man absolut nicht. Der Opener Slot gehört grundsätzlich einer Gore Grind-Kapelle, um die müden Knochen in wenigen Sekunden zu beleben. Fasching diverser Festivals gibt es daher auch zum Glück nur bei dieser besagten Band. In diesem Jahr haben Jig-Ai die Ehre, in die Fußstapfen diverser Genregrößen zu treten. Viel Glück haben die Tschechen dabei nicht, gleich zweimal lässt sie ein Stromausfall nach nur wenigen Riffs stopen. Mit rund 20 Minuten Verspätung geht es dann störungsfrei durch den Gig und lässt auch die angefressene Mine vom Drummer Kaspy aufhellen. Ironische Zugaberufe sind, das versteht sich, liebevoll gemeint. Der Auftritt ist trotz der schweren Bedingungen geglückt und die Gore Grinder können ihren Schlaf der Gerechten wieder aufnehmen.

Party.San 2014 - Havok
Party.San 2014 – Havok

Anders wird es bei den Thrashern von Havok, die mit deutlich weniger Andrang leben müssen. Dafür läuft ihr Gig ohne Unterbrechungen vonstatten. Bei einem Bierpreis von 2,50 Euro für 0,4 Liter und einem kalten Brutz und Brackel Cocktail um die 5 Euro lässt es sich auch zur frühen Stunde wunderbar aushalten. Havok zementieren mit I Am The State oder Afterburner ihren schlichten Thrash Metal ohne große Höhepunkte. Dafür lässt sich auch nichts Negatives über die Formation aus Denver berichten.

Eine Schippe drauf legen gleich die Nuclear Blast-Thrasher von Lost Society. Der aktuelle Longplayer Terror Hungry hat nicht nur bei uns gut abgeschnitten, sondern wurde auch ganz allgemein wohlwollend aufgenommen. Aktiv arbeiten sich die vier Finnen durch die 45-minütige Show ohne an amerikanischen Thrash Metal Elementen zu geizen. Europäisch hingegen ist der Gitarrensound und macht das Multikulti Talent Lost Society perfekt. Vor der Bühne steppt der Bär, auf der Bühne sprinten die Leoparden und hinter der Schießbude ackert der Gorilla Ossi Paananen. Für gute Stimmung ist um 14 Uhr bestens gesorgt.

Party.San 2014 - Lost Society
Party.San 2014 – Lost Society

Schwermütiger wird es bei den deutschen Nautik Doom Metalern von Ahab. Deliverance in praller Nachmittagshitze ist natürlich Geschmackssache und leider durch die Lichtverhältnisse ungünstig platziert. Da kann man Ahab keinen Strick daraus drehen, die im langsamen Doom Tempo ihre Lyrics an den Mann bzw. die Frau bringen. In der Menge ist kaum Bewegung zu erkennen – frei nach dem Motto „Wer sich bewegt, der verliert“, schwitzen die Festivalgänger bei kaum nennenswerten Windzug. Auf der einen Seite ist vom Publikum kaum etwas Aktives zu vernehmen, auf der anderen Seite gesellen sich immer mehr auf den glühenden Asphalt, was ganz klar für Ahab spricht. Das Omega Massif-Cover Wölfe sitzt wie angegossen, verschwitzte Protagonisten verlassen die Bühne und Ahab haben alles richtig gemacht.

Party.San 2014 - Ahab
Party.San 2014 – Ahab

Kaum zu glauben, dass ein kerniger Black Metal seit 1989 die USA seine Heimat nennen könnte, bei Inquisition ist dies aber der Fall. Gegründet wurde die Band von Sänger und Gitarrist Dagon. Dazugestoßen ist nach ein paar Jahren Incubus hinterm Schlagzeug. Die tiefgestimmte Gitarre wirkt phasenweise eher wie ein Bass, der sich prasselnd in die derben Rhythmen von Incubus einmischt. Anfangs überteuert der Gesang und nimmt der perfekten Darbietung den Glanz. Schnell gefangen, kämpfen sich ähnliche Gesangsfarben wie von Abbath (Immortal) an die Spitze.

Party.San 2014 - Ahab
Party.San 2014 – Ahab

Extrem sind auch Aborted unterwegs, bei denen sich Frontmann Sven de Caluwe nach 2011 den gleichen Patzer auch 2014 leistet. Vielleicht sollte ihm einer der Kollegen mal vorher sagen, dass er auf dem Party.San spielt und nicht auf dem Summer Breeze. Glücklicherweise ist die recht leise Ansage untergegangen, ansonsten hätte es zurecht Pfiffe hageln dürfen. Wie bei Inquisition hat auch Sven de Caluwe mit Rückkopplungen zu kämpfen. Im Gegensatz zu den Amerikanern bekommt der Belgier das Problem bis zum Ende nicht gebändigt. Immer wieder Blickt er böse Richtung Mischpult, aber auch das hilft nicht. Ein kleiner Circle Pit und in die Luft gereckte Fäuste lassen dann noch wenigstens einen kleinen Aborted-Lichtblick gen Himmel strahlen.

Von Problemen ist bei der britischen Death Metal-Band Benediction aus Birmingham nichts zu spüren. Dave Hunt rotzt seine Hasssalven wie ein Berserker in das Aufnahmegerät, während seine Mitstreiter keine Sekunde zögern, Schlotheim dem Erdboden gleich zu machen. Bis in die Haarspitzen motiviert, merkt man der Gruppe die Spielfreude an. Jumping At Shadows schreddert durch den Abend. Totale Verwüstung und Knoten in den Haaren sind die Folge, zudem wird die Hürde für die nachfolgenden Misery Index verdammt hoch gelegt.

Party.San 2014 - Misery Index
Party.San 2014 – Misery Index

Übertreffen können Misery Index die Leistung ihrer Vorgänger nicht, dafür ziehen sie auf ähnlich starkem Niveau nach, was schon viel wert ist. Super angenommen, erwischen Misery Index einen perfekten Sound, der keine Wünsche offen lässt. Viele, die vorher bei Benediction abgegangen sind, bleiben einfach an Ort und Stelle stehen. Der US-Todesblei mit meist politischen Texten nagt nicht am Spannungsbogen, viel mehr wird dieser noch weiter durchgezogen, mit der Vorfreude, dass den Death Metal-Anhängern noch Suffocation bevorsteht.

Party.San 2014 - Suffocation
Party.San 2014 – Suffocation

Wenn man die beiden Shows betrachtet, die Repulsion vorangegangen sind, sind sie wahrlich eher ein Rückschritt. Klar sind Repulsion mit Napalm Death, die morgen spielen werden, die Grindcore-Wegbereiter Mitte der Achtziger Jahre gewesen. Matt Harvey, Matt Olivio, Scott Carlson und Col Jones wirken müde, die Meute ist ausgebrannt und die Lust auf die Legende scheint eher gering zu sein. Angebrachter wäre wohl gewesen, Repulsion vor Benediction und Misery Index spielen zu lassen. Der Kultfaktor hilft da auch nur noch bedingt, technisch nicht schlecht, will die Gangart der Amerikaner nicht zünden.

Melodischer und deutlich interessierter beliebäugelt werden The Haunted, die ein Klon aus Melodic Death Metal und Thrash Metal sind. Die Göteborger scheinen mit ihrem sanfteren Gewand keine Annäherungsprobleme mit den Party.San-Gängern zu haben. Froh und munter spielen sie sich in einen Rausch, bei dem das Publikum zurückgeht und die Fans der Skandinavier eine kompromisslose Party feiern. Während der Show wird es in der untergehenden Sonne allmählich frisch, so dass nicht nur die Musik für Gänsehautmomente sorgt.

Party.San 2014 - The Haunted
Party.San 2014 – The Haunted

Headliner Charakter nehmen Suffocation ein. Urplötzlich wird es immer voller im Stage Bereich. Vor der Bühne drängen sich die Körper an die Absperrung – mehr Besucher hatten auch Watain am Donnerstag nicht vereinen können. Nach ihrer kurzzeitigen Auflösung von 1998 bis 2003 sind Suffocation etwas mehr als zehn Jahre später aus der Szene nicht mehr wegzudenken. Pinnacle Of Bedlam vom letzten Jahr ist überraschenderweise auf Platz 58 in den deutschen Albumcharts eingeschlagen. Frenetisch werden die Songs Pierced From Within, As Grace Descends und Breeding The Spawn körperbetont abgefeiert.

Party.San 2014 - MArduk
Party.San 2014 – Marduk

Schwarz wird es im Anschluss, denn die nächste Speerspitze des Black Metals darf sich beweisen. Frontmann Mortuus keift sich durch Christraping Black Metal, während ähnlich imposante Feuerbälle auf der Bühne aufsteigen. 502 und Warschau mahlen wie eine Kaffeemühle pechschwarze Kaffeebohnen durch den Mahlstein. Übrig bleibt ein Pulver aus heißem Staub, der sich auf die Zuschauer legt. Die explosive Stimmung wird von Marduk nach dem Festivalmotto Hell Is Here bis zur Vollendung durchgezogen. Into Second Death geht gewaltig vorwärts, der Schluss der Höllenhunde von Marduk endet abrupt und wirkt erzwungen. Von Anfang an gab es bei Jig-Ai ein Verzögerung von rund 15 Minuten durch die Stromausfälle und es scheint, als wurden diese beim Marduk-Gig ausgeglichen. Ob das an Satyricon liegt oder der Veranstalter die Spielzeit wieder einfangen wollten, ist uns unbekannt. Noch während des letzten Riffs geht das Licht an und die Schweden werden förmlich von der Bühne geschoben.

Party.San 2014 - Satyricon
Party.San 2014 – Satyricon

Trotz des wieder geradegerückten Ablaufes lassen Satyricon gut 20 Minuten auf sich warten. Der extravagante Satyr nimmt zu Beginn bei Now, Diabolical und Black Crow On A Tombstone nur das Mikrophon in die Hand. Dominant lässt er seinen markanten Gesang erklingen. Rein optisch hat er sich wieder in die Phase mit halblangen Haaren gearbeitet, die ohne kiloweise Haargel auskommen. Durchzogen wird die Show der Norwegen mit Frost an den Fellen und durch diverse Spezialeffekte wird dem Auftritt ein zusätzlicher Kick gegeben. Bei 20 Jahren Satyricon darf auch nichts vom ganz neuen Album fehlen. The Infinity Of Time And Space schallt durch die stark abgekühlte Schlotheimer Nacht. Den Schluss machen Fuel By Hatred, Mother North und King bis sich alle gen heimischen Zeltplatz oder zur Aftershow Party im Zelt aufmachen.

Samstag

Der Endspurt ist angebrochen, noch 13 Stunden hammerharter Musikmarathon liegen vor uns. Nocturnal, die Undergrund Thrash/Black Metal-Perle um Sängerin Tyrannizer zieht als Opener dieses Jahr am meisten Besucher zur frühen Stunde. Und das liegt wirklich nicht nur an der hübschen Frontfrau, sondern an dem, was sie aus ihren Stimmenbändern holt. Technische Probleme wie am Vortag bei Jig-Ai bleiben aus, Nocturnal können ihre unheilige Messe ohne Unterbrechung durchführen bis am Ende alle glücklich und zufrieden um 12:30 Uhr die Bierbuden entern. Das Party.San ist halt kein Kindergeburtstag!

BreeBreeBree zur leichten Brise erwischen die Deathgrinder Mumakil aus der Schweiz. Während Death From Below erklingt, müssen emsige Helfer Einzelteile eines Verkaufsstandes sichern und auch im Campbereich zerlegt es das eine oder andere Zelt bzw. Pavillon. Wer jetzt glaubt, Mumakil hätten diesen schlagartigen Wetterumbruch herbeigezaubert, der irrt. Die Sturmböen sind durchaus spektakulärer als die Musik, die mit dem Stempel „austauschbar“ leben muss.

Party.San 2014 - Ereb Altor
Party.San 2014 – Ereb Altor

Ereb Altor drehen mehr an der Kurbel. Mats, Ragnar und Mikael wechseln sich fleißig beim Gesang ab. Der Warpaint ziert die Gesichter in einem blutigen Rot. Die Stimmung springt zurück auf Nocturnal-Niveau, der Stagebereich füllt sich, während Nifelheim, der Mega Hit von Ereb Altor, die Situation abrundet. Einziges kleines Manko: Die immer noch teilweise heftigen Windböen, die ganz gut am Sound ruckeln. Mit dieser Tatsache muss man einfach leben, Wetter ist und bleibt kein Metal!

Party.San 2014 - Protector
Party.San 2014 – Protector

Protector, die 1986 in Wolfsburg gegründet wurden, haben sich nach einer Auflösung von zehn Jahren in Schweden 2011 neuformiert. Ein Grund mehr für den Veranstalter, die Thrash Metal-Band mit deutschen Wurzeln auf das Party.San zu holen. Eine gute Entscheidung, denn allzu oft dürfte man die Veteranen hierzulande nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die Pommesgabel ist ein ständiger Wegbegleiter von Protector, die ganz alte Stücke aus den Achtzigern zocken, aber im gleichem Atemzug auch Stücke anno 2014 parat haben.

Party.San 2014 - Allgemein
Party.San 2014 – Allgemein

Pagan, Black mit Folk-Anteilen – das sind Imperium Dekadenz, die in der heidnischen Szene, die ganz gerne mal auf die Kacke haut, in Deutschland immer gerne gesehen sind. Seit Jahren arbeitet sich die Gruppe hart durchs Business und wird durch Konzerte wie auf dem PSOA für ihre unermüdliche Liebe zur Musik belohnt. Schwarze Wälder wabert über den Asphalt, umzieht den Mischturm, um sich über die weiten Felder von Obermehler zu legen. Gleiches gilt für Tränen Des Bacchus, die Huldigung des Weingottes. Für alle, die Imperium Dekadenz das erste Mal gesehen haben, bleibt es mit 100% Wahrscheinlichkeit nicht das letzte Mal!

Party.San 2014 - Imperium Dekadenz
Party.San 2014 – Imperium Dekadenz

Angeheizt von Imperium Dekadenz steigt die Vorfreude auf die ebenfalls heidnischen Kampfar. Die Norweger sind in den letzten Jahren immer bodenständiger geworden. Die Show ist eingespielt, lässt Platz für die Nähe zum Publikum, diverse Hits und weiß durch ein dominantes Auftreten zu gefallen. In den ebenfalls nicht selbstverständlich perfekt abgemischten Sound, den viele Bands an diesem Wochenende erwischen, mischen sich immer mehr Headbanger. Alle Dämme brechen ganz zum Schluss, als Kampfar ihren wohl bekanntesten Track Ravenheart ins Rennen schicken.

Party.San 2014 - Kampfar
Party.San 2014 – Kampfar

Die Amerikaner Malevolent Creation bleiben ihrer Größe seit nun mehr über 25 Jahren treu. Seit 1987 machen sie die Kontinente mit ihrem Death Metal unsicher, dabei agieren sie stets am Limit und sind meist viel besser aufgelegt als die Konkurrenz. Warum ihr Status über fast drei Jahrzente stagniert, ist fast unbegreiflich. Andersherum halten sie stets den Bekanntheitsgrad der Mittelklasse. Auf ihren Gigs gibt es nichts zu meckern, tight bewegen sich die fünf Herren um die beiden Gitarristen Gio Geraca und Phil Fasciana. Slaughterhouse ist ebenso prägnant wie Infernal Desire. Auf Malevolent Creation ist und bleibt Verlass – wohl auch in 30 Jahren noch!

Party.San 2014 - Aura Noir
Party.San 2014 – Aura Noir

Vor einigen Monaten bzw. Jahren hätte es wohl keiner für möglich gehalten, dass Aggressor, der Gründer von Aura Noir, ein komplettes Konzert singen geschweige denn eine Axt in den Händen halten kann. Nach seinem Autounfall kämpft sich der willensstarke Protagonist immer weiter zurück ins Leben. 2010 auf dem PSOA stieß er bereits für Gesangsstafetten zur Band. Vier Jahre später ist er durch ein spezielles Gestell fast wieder der Alte. Sons Of Hades entwickelt sich wie früher als frickelnde Zeitbombe, Blood Unity, der ebenfalls wie Sons Of Hades schon 2010 zum Set von Aura Noir gehörte, bohrt sich in die Ohren. Ein gefühlvoller Auftritt der stets hetzenden Norweger.

Party.San 2014 - Grand Magus
Party.San 2014 – Grand Magus

Es ist Zeit für eine Pause. Mit Grand Magus wartet eine Heavy Metal-Gruppe, bei der man Geist und Seele herunterfahren kann. Im Gegensatz zu Atlantean Kodex können die Schweden Doomer auch im Gesang überzeugen. Mit Nuclear Blast haben die drei Skandinavier ihr Label gefunden, mit dem sie stetig auf der Erfolgsleiter aufsteigen können. Als Ersatz für die Label-Kollegen Orchid lassen sich Grand Magus nicht lumpen. Triumph And Power bleibt ein fetter Song, an dem es an nichts mangelt – das wissen auch die PSOA-Besucher.

Party.San 2014 - Napalm Death
Party.San 2014 – Napalm Death

Neben der Hauptbühne und der Tentstage zu pendeln, ist sicherlich möglich, doch wir haben diese Pausen wie im Vorjahr genutzt, um uns ein wenig zu stärken. Wie im letzten Jahr zocken sechs junge Gruppen am Freitag und Samstag auf der kleineren Bühne im Aftershow Zelt. Ein Highlight kann man sich gar nicht entgehen lassen: Die Schwarz-/Tod-Künstler Unlight, die wissen, was es heißt, keine Gefangenen zu machen. Leider ist ihr Auftritt auf 30 Minuten begrenzt. Wenn man es sich recht überlegt, hätten sie bei dem Zuspruch, den sie erhalten haben, auch etwas früher auf der Hauptbühne spielen können. Zeit für eine Zugabe bleibt und der Wachturm von Sodom lässt die Wände wackeln.

Schon geht es bei Napalm Death auf der Mainstage weiter. Aus diversen Gründen sind die Arbeiten am neuen Silberling in Verzug geraten, daher müssen die Engländer die Festivals Ende August und im September absagen. Das Party.San lassen sich Barney der Dauerflummi Shane Embury und die beiden Kollegen Mitch Harris sowie Danny Herrera nicht nehmen. Barney scheint nicht alt zu werden, wie ein Irrer springt er über die Bühne und ihn mal in einem passenden Moment vor die Linse zu bekommen, grenzt an ein Wunder. Den Versuch, ihm mal beide Beine aneinander zu binden, würde wohl damit enden, dass er sich in Windeseile über die Bretter rollt. Sick And Tired, Silence Is Deafening oder When All Is Said And Done hebelt alle Nackenwirbel aus den Angeln. Der Klassiker und zugleich Dead Kennedys-Cover Nazi Punks Fuck Off darf ganz gewiss nicht fehlen.

Party.San 2014 - Katatonia
Party.San 2014 – Katatonia

Deutlich entspannter für das menschliche Auge wird die Aktivität bei Katatonia, die gleich mehrere Songs von der The Greath Cold Distance wie Soil´s Song oder My Twin für den Party.San-Auftritt eingeplant haben. Neben neuen Sachen gehört der letzten Viertelstunde das alte Katatonia-Material, bei dem Sänger Lord Seth zeigt, dass er neben emotionalem Clean Gesang die alten bösen Growls immer noch beherrscht. Für viele in Schlotheim ein gewöhnungsbedürftiger Act, für viele angereisten Fans ein absolutes Highlight des Festivals. Wandernde Flammen unterstreichen die Stimmung bei July. Beim Track Murder, ein altes Werk der Band, dreht die Laune ohne Probleme um zwei Stufen auf.

Nur noch zwei Bands und das Festival im Jahre 2014 ist schon wieder beendet. Bevor die letzten Lichter ausgehen, stehen schon die ersten Bands für 2015 fest, die sich wie folgt lesen: Asphyx, Behemoth, Fäulnis, Morbus Chron, Nocturnal Witch und The Ruins Of Beverast. Als Co-Headliner greifen Obituary an, die beste Erfahrung mit dem Festival haben. 2010 haben die Amerikaner ihre DVD veröffentlicht, die ihre Show vom PSOA 2008 zeigt. Mit Bloodsoaked oder Back To One zeigen sie ihren Stellenwert als Speerspitze des US-Death Metals auf. Gut gelaunt wird in die letzten Stunden des Open Airs gefeiert.

Party.San 2014 - Allgemein
Party.San 2014 – Allgemein

Den Abschluss machen die deutschen Thrash Metal-Helden Kreator, die seit 30 Jahren konstant am Limit arbeiten und mit ihren Veröffentlichungen bzw. Konzerten immer wieder Freude bescheren. Mille ist gewohnt gesprächsbereit und grunzt die Songtitel, die unter anderem auf Violent Revolution, Phantom Antichrist oder Coma Of Souls hören, in die Schlotheimer Nacht. Das ist ganz bestimmt noch nicht alles: Tormentor, Enemy Of God und Flag Of Hate reihen sich ganz geschmeidig in die Setlist ein. Zwar hat man die Männer aus Essen in den letzten Jahrzehnten oft gesehen, genug bekommen kann man von den Jungs jedoch nicht. Ein würdiger Abschluss für ein abermals gelungenes Party.San-Wochenende!

 

[authorbox authorid=“3″ title=“Fazit Rene W.“]

Viel bleibt eigentlich nicht mehr zu sagen. Getränke und Essen sind bei humanen Preisen bestens zu genießen. Die Bandauswahl wie in der Vergangenheit gut in den extremen Metal-Sektoren durchmischt, der Sound ist – bis auf kleine Ausnahmen – bestens gelungen und die Stimmung vor der Bühne stets ausgelassen. Exklusive Shows und die Möglichkeit, kleinere Gruppen aus der ganzen Welt zu begutachten, sind allein schon die Reise wert. Zu meckern findet man mit Sicherheit immer etwas, beim PSOA muss man dafür aber tief bohren bzw. lange suchen. Schade ist das abrupte Ende der Marduk-Show, Fehltritte gab es keine, wenn überhaupt etwas schwächere Einlagen. Besonders hervorzuheben sind Solstafir, die sich immer weiter steigern konnten, die drei Headliner Watain, Satyricon und Kreator sowie diverse Bands über die ganzen Tage verteilt.

[authorbox authorid=“10″ title=“Fazit Marcus W.“]

Necrowretch, der Opener des diesjährigen PSOA, sorgte direkt für die passende Stimmung und einen gelungenen Einstieg. Ferner wurden Skeletonwitch erwartet, die eine grundsolide Show darboten. Die Isländer Solstafir gaben – mittlerweile als Co-Headliner – ihren Hit Fjara zum Besten, jedoch hat mir ihre Setlist 2011 besser gefallen. Im Anschluss folgten Watain mit einer atemberaubenden Bühnenshow und Tracks vom aktuellen Album The Wild Hunt. Freitag konnten besonders Benediction und Inqusition in der Nachmittagszeit die Fans um sich scharren. Später zelebrierten Marduk einige ältere Tracks und etwas Neues, allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie in der Spielzeit etwas beschnitten wurden. Als Headliner folgte Satyr mit seiner Band Satyricon. Diese spielten unter anderem ihre Hits K.I.N.G, Black Crown In The Tombstone, My Skin Is Cold, Now Diabolical und weitere Hochkaräter. Ereb Altor, erstmalig auf dem PSOA, sorgten mit Ihren Track Nifelheim für gute Stimmung. Bedauerlicherweise litt ihr Sound unter dem extrem stürmischen Wetter, das bereits das eine oder andere Pavillon abgeräumt hat. Kampfar sorgten für ordentlichen Black Metal, besonders ihr Track Ravenheart vom Kvass-Album ließ die Köpfe kreisen und auch ihre Bühenpräsenz war nicht von schlechten Eltern. Unlight, die leider im Festzelt spielen mussten, sorgten dafür, dass dieses brechend voll war und setzten in Sachen Brachialität und Tempo einen neuen Maßstab. Ihr Rausschmeißer war kein geringerer als ein Cover von Sodoms Wachturm. Etwas aus dem Line-Up tanzten dann Katatonia, die aufgrund ihrer emotionalen, langsameren Gangart nicht direkt eingängig waren. Spätestens mit ihren Tracks My Twin und Juli vom Album The Great Cold Distance und einer gigantischen Feuershow wurde das Eis gebrochen. Zusammengefasst war das PSOA 2014 wieder ein perfekt organisiertes Festival: Von der Anreise bis zu den sanitären Anlagen und der Verköstigung.