Revocation Europatour am 18.02.2023 im Kulturzentrum Faust in Hannover

Eine bunte Metal-Tüte

Eventname: Revocation Europatour

Headliner: Revocation

Vorbands: Goatwhore, Alluvial, Creeping Death

Ort: Faust (60er-Jahre Halle), Hannover

Datum: 18.02.2023

Kosten: 25,00 € VVK (zzgl. Gebühren), 30,00 € AK

Genre: Death Metal, Extreme Metal

Besucher: ca. 450 Besucher

Veranstalter: Faust Hannover

Link: https://www.kulturzentrum-faust.de/veranstaltungen/februar/180223-revocation.html

Zum Abschluss der Tour von Revocation macht der Tourtross mit Creeping Death, Alluvial und Goatwhore den letzten Stopp im Kulturzentrum Faust. Um genau zu sein, in der 60er-Jahre Halle des Komplexes.

Also schwinge ich mich am Samstagabend gemütlich auf mein Rad und es geht nach Linden. Wie auch bei anderen Clubs in Linden, ist es für „Nicht Hannoveraner“ weniger empfehlenswert, mit dem Auto anzureisen (katastrophale Parksituation). Entweder man hat Glück, oder man muss noch einen langen Fußmarsch in Kauf nehmen. Mit der Bahn ist es okay, aber Fortbewegungsmittel der Wahl ist für mich immer noch das Rad.

Um 18:40 Uhr angekommen, stehen noch ein paar Nasen gemütlich schwatzend vor dem Club und trinken noch ein paar Bier. In der 60er-Jahre Halle ist es … relativ leer.

Ich tippe auf etwa ein Viertel gefüllt. Bei einem Fassungsvermögen von etwa 800 möglichen Besuchern, also 200 Gäste. Das soll sich aber im Laufe des Abends noch ändern.

Creeping Death, 18.02.2023, Hannover

Bisschen schade nur für Creeping Death, die um 18:50 Uhr auf die Bühne hüpfen und ihren Old School Death Metal im amerikanischen Stil präsentieren. Dabei orientieren sich die Texaner offensichtlich an Bands wie Obituary, allerdings mit etwas mehr Dampf unter der Haube. Der Stil gefällt den Leuten und es gibt den einen oder anderen Headbanger in den ersten Reihen. Grundsolide für einen Opener, und es werden den Fans Songs wie The Edge Of Existence und Spectre Of War präsentiert. Am letzten Tourtag mag man immer meinen, dass langsam die Luft raus ist. Das kann man hier nicht behaupten, vor allem von dem Gitarristen, der rechts auf der Bühne steht und mit seiner Winterjacke und Kung-Fu Einlagen / Roundhouse Kicks ordentlich Showeinlagen liefert.
In Summe leider nichts Weltbewegendes, aber ein grundsolides Set und als Einstieg ins Konzert sehr bekömmlich. Nach 30 Minuten ist dann Schluss und Creeping Death verabschieden sich von der Bühne.

Da mein Rachen etwas austrocknet, geht es erst mal zur Bar. Standardgetränke, also Softdrinks und Bier (auch alkfrei) für um und bei 3 € sind vollkommen okay. Ich hatte irgendwie die Faust teurer in Erinnerung und dass es hier auch nur Becks zu trinken gibt. Als Einheimischer ist es nämlich immer schön, lokales Bier zu sehen und zum Glück wird hier Herrenhäuser ausgeschenkt.

Alluvial, 18.02.2023, Hannover

Nach der Stärkung und gerade mal zehn Minuten Umbau gehen Alluvial auf die Bühne. Mein persönliches Highlight an dem Abend, da Alluvial einen recht modernen und eigenen Stil haben. Bisschen technischer und grooviger und ich würde mal lose den Vergleich zu Allegaeon ziehen.
Dabei werden vor allem Songs wie Ulysses, Thy Underling (der cleane Gesangspart kommt live richtig gut!) und Putrid Sunrise von der aktuellen Platte Sarcoma präsentiert. Die Musiker sind alle unglaublich auf die Musik fokussiert und spielen extrem sauber. Zwischendurch lässt der Sänger aber auch mal einen flotten Spruch los, um die Leute zu animieren (frei übersetzt: „Ich will mehr Bierbecher sehen, wir sind hier in Deutschland!“ Scheint also bekannt zu sein, dass Deutschland eine Nation der Biertrinker ist). Nach sehr sympathischen 30 Minuten ist dann aber auch leider für Alluvial Schluss und es geht weiter mit dem anscheinenden Publikumsliebling!

Goatwhore waren mir selber vor dem Konzert jetzt nicht so der Begriff und habe mich deswegen vorher quer durch deren Diskografie durchgehört.
Da war mir schon klar „Das könnte sehr interessant werden!“
Während des Umbaus, der etwa 20 Minuten dauert (man hat also genug Zeit, sich ein Bier zu ziehen und ein paar Kippen reinzudrücken), wird die Halle auch immer voller. Ich tippe mal auf halbvoll. (In Summe also etwa 400 Leute.)

Goatwhore, 18.02.2023, Hannover

Um 20:20 Uhr geht es dann endlich los: Die Fans sind nämlich heiß! Und haben richtig Bock!
Die Mischung aus Black und Death Metal mit einer Prise n‘ Roll zieht live unfassbar gut. Der Moshpit wird aufgemacht und die Pommesgabel nach den Songs ist eine obligatorische Zustimmung! Dabei sind im Set Songs von der Blood For The Master und der aktuellen Platte Angels Hung From The Arches Of Heaven (wie zum Beispiel Death From Above). Das funktioniert live und die Fans fressen dem Sänger quasi aus der Hand. Da wird hier und da mal abgeklatscht mit der ersten Reihe und ein kleines Highlight ist, als der Sänger mit Mikro von der Bühne stiefelt und sich mit in den Pit gesellt. An sich ein cooler Move, nur wenn das Mikro ein Kabel hat, nicht unbedingt clever und ich kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. So zerrt er immer wieder am Kabel, um weiter nach vorne zu kommen. Na ja, irgendwann geht es dann wieder zurück auf die Bühne.
Apropos Bühne: Sympathisch finde ich es auch, dass der Gitarrist von Alluvial einen Song mitspielt und Goatwhore ihm so noch mal einen Platz auf der Bühne bieten.

Nach 50 Minuten verabschieden sich dann Goatwhore und lassen ein sichtlich zufriedenes Publikum zurück.

Da bin ich ja mal gespannt, wie sich Revocation heute Abend so machen. Denn deren Extreme Metal mit hartem technischem Einschlag ist ein ziemliches Kontrastprogramm zu Goatwhore. Und so werde ich um 21:30 Uhr von den wohlbekannten Klängen des Carmina Burana (um genau zu sein, das O Fortuna) begrüßt und Revocation entern die Bühne.

Von der ersten Minute an geben die vier Jungs volles Mett Gas und man erkennt, dass das hier Vollblutprofis sind. Jedes Riff sitzt und trotz des letztens Tourtags haben die Amerikaner richtig Bock. Es folgen Songs wie die neue Single Godforsaken oder auch der Opener des neuen Albums Diabolical Majesty.
Leider sind die Fans nicht mehr so gebannt wie bei Goatwhore und man sieht, wie sich ein Teil der Menge an die Bar oder nach draußen verkrümelt. Die verbliebenen Fans haben aber Bock und spacken in den ersten Reihen dafür umso mehr ab. Belohnt werden diese dafür mit dem Klassiker The Outer Ones.

Revocation, 18.02.2023, Hannover

Eigentlich ist es auch eher so Sitte, dass die Vorbands am letzten Tag der Tour sich den einen oder anderen Scherz mit der Hauptband erlauben. Das kann unterschiedlicher Natur sein und für die Fans auch immer ganz witzig. Hier gibt es, abgesehen davon, dass der Sänger von Creeping Death einmal mit einer Gitarre in der Hand zu David Davidson geht, keine größeren „Scherze“.
Schade.

Dafür gibt es aber als zusätzliche Showeinlage von Revocation: Eine als Teufel verkleidete Person, die auf der Bühne die Menge anfacht und beim zweiten Auftritt dem Sänger und Gitarristen David Davidson einen „Seelen-Vertrag“ hinhält. Das ist schon ein bisschen lustig und zeigt auch, dass die Vier nicht zum Lachen in den Keller gehen.

Nach einer Stunde verabschieden sich Revocation und das Saallicht vertreibt die partywütige Meute aus der Halle.

Fazit: Ein extrem bunt gemischter Abend, bei dem für jeden was dabei sein sollte. Mich persönlich haben Alluvial sehr überzeugt und da werde ich mal weiterhin ein Auge drauf haben. Es ist ein bisschen schade, dass bei Revocation die Menge ein bisschen ausdünnte. Ich glaube aber auch, das war ein bisschen mit einkalkuliert.
Denn: Was wäre die Alternative? Vier von solchen frickeligen Bands würden mich persönlich schon sehr interessieren, doch spiegelt das ja nicht die breite Masse wider. Also ist das schon so gut geplant gewesen.

Die 60er-Jahre Halle war auf jeden Fall mal wieder eine Reise wert!