Søren Andersen mit Band am 04.04.2025 im Tøihuset, Fredericia (DK)

Dänemarks Gitarrengott endlich auf "Live In The Homeland Tour"

Event: Live In The Homeland Tour 2025

Artist: Søren Andersen

Ort: Tøjhuset, Fredericia, Dänemark

Datum: 04.04.2025

Genre: Instrumental Hardrock, Heavy Metal

Besucher: ca. 180

Eintrittspreis: 260 DKK im Vorverkauf, Abendkasse 25 DKK Aufschlag

Line-Up:

Gitarre – Søren Andersen
Bass – Michael Gersdorff Kristensen
Drums – Allan Tschicaja

Setliste:

  1. Top Gun Anthem
  2. Agent Wells
  3. 1983
  4. Bad Weather
  5. Skybar
  6. Guitar Solo
  7. Satori
  8. Beirut
  9. Drum Solo
  10. Bird Feeder
  11. Bass Solo
  12. The Kid
  13. Bipolar
  14. Deep Purple Medley
    Encore:
  15. National Melodien – City Of Angels

Søren Andersen 2025 Fredericia; Foto: Norbert Czybulka

Wir entschließen uns, Dänemarks Gitarrengott Søren Andersen einen Besuch abzustatten. Der als dänische Antwort auf Joe Satriani gefeierte Gitarrist ist musikalisch mit seiner Soloband nicht vergleichbar. Mir bekannte Instrumental-Rock-Bands sind im Progressive-Rock zu Hause. Hier ist die Schlagzahl deutlich höher. Vier Jahre ist es jetzt her, dass wir ihn ohne Drumherum erleben konnten. Ohne Drumherum meint Electric Guitars, Glenn Hughes oder Jesper Binzer Band. Fredericia ist das südlichste der Dänemarkkonzerte und somit für uns aus Schleswig-Holstein gut zu erreichen. Nach der Guilty Pleasures ist nun auch ein neues Album auf dem Markt. Mit der energetischen Live In The Homeland ist eine hervorragende 70 Minuten lange Werkschau seines Schaffens als Sologitarrist herausgekommen. Das Album wurde ebenfalls hier in Fredericia, allerdings im ausverkauften Eksercerhuset aufgenommen.

Außer mit Glenn Hughes haben wir schon alle seine Bands hier in Fredericia gesehen. So ist der Besuch in dem schönen dänischen Hafenstädtchen schon Routine. Allerdings schaffen wir es nicht zu Søren Andersens Extra. Am Nachmittag vor jedem Konzert hält er einen seiner beliebten „Clinics“ ab. Hier spricht er eine Stunde über das Leben als professioneller Musiker, über sein Equipment, das Leben im Studio und vieles mehr. Die „Clinic“ ist in diesem Jahr im Eintrittspreis enthalten. Die Stadt ist der Geburtsort Søren Andersens und heute ist auch noch der 80-jährige Geburtstag seiner Mutter. So spielt ihr die Band mitten im Konzert zwischen Satori und Bairut ein spontanes Geburtstagsständchen. Bei seinen Fredericia-Konzerten sind immer viele Familienmitglieder und Freunde dabei. Das historische Tøihuset (zu Deutsch „Kleiderhaus“) ist somit wieder gut besucht. Seine Solokonzerte sind rein instrumentale Konzerte. Somit ist heute ein anderes allgemeines Publikum anwesend als sonst. Überspitzt gesagt, ist es ein 90-minütiger begleiteter Solopart eines Weltklassegitarristen.

Michael Gersdorff 2025 Fredericia; Foto: Norbert Czybulka

Eine Supportband gibt es nicht. Um 20:15 Uhr geht das Licht aus und die Protagonisten betreten die Bühne. Michael Gersdorff Kristensen am Bass ist der in Deutschland unbekannteste von den Dreien. Eigentlich Studiomusiker, spielt er in kleineren Bands mit Namen Black Income und Superfuzz. Er hat als Bassist schon einen Grammy gewonnen und hat auch schon auf den Aufnahmen zum Guilty Pleasures Album mitgewirkt. Allan Tschicaja dürften da schon viele eher kennen, sitzt er doch derzeit bei den Pretty Maids ebenso an den Drums. Als Letztes natürlich Søren Andersen. Seine eigenen Projekte sind bei uns in Deutschland nicht allzu bekannt. Weder solo wie heute, noch als Electric Café hat er es über den Geheimtipp-Status herausgebracht. Als Gitarrist von Jesper Binzer, Marco Mendoza oder der Deep Purple Legende Glenn Hughes hat er es jedoch zur Bekanntheit gebracht. Aber auch mit seinem Medley Studios in Kopenhagen ist er derzeit sehr erfolgreich. Die in den letzten Jahren von ihm produzierten Alben von D-A-D, Jesper Binzer oder auch die letzten drei Alben der Schwedinnen von Thundermother landeten allesamt in den internationalen Charts.

Allan Tschicaja 2025 Fredericia; Foto: Norbert Czybulka

Zum Start des Konzertes präsentieren die drei uns ein Harold Faltermann-Cover. So bekommt das Top Gun Anthem einen neuen Anstrich. Das Album Guilty Pleasures steht jedoch heute im Vordergrund. Hierbei bekommen natürlich alle drei auch ihre Soloparts. Zwischen den Stücken erzählt Søren Anekdoten, die er bei der Zusammenarbeit mit Marco Mendoza oder Glenn Hughes erlebt hat. So zum Beispiel, wie er Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers kennenlernte und dieser plötzlich bei ihm an der Studiotür klingelte. Aus purer Lust trommelte er mal eben Bird Feeder ein, statt seinen freien Konzerttag irgendwo in Kopenhagen zu genießen. Was die drei heutigen Protagonisten aus ihren jeweiligen Instrumenten herausholen, ist famos. Michael Gersdorff spielt seinen Bass in seinem Solo wie eine Gitarre, entlockt ihm Töne, die so sicher nicht im Sinne des Erfinders waren. Das über fünf Minuten dauernde Solo von Allan Tschicaja sorgt für offene Münder im Publikum. Sørens Künste an der Gitarre sind ebenso immer wieder irre. Bei seiner Geschwindigkeit in den Fingern hätte ich nach kürzester Zeit einen Knoten darin …
Sørens Gitarren sind während des Konzerts bunt gemischt. Neben seiner Düsenberg kommen auch Fender Stratocaster verschiedener Baureihen zum Einsatz. Hier allerdings keine Neuware. Seine beim Deep Purple Medley eingesetzte Fender hat schon weit über 60 Jahre auf dem Korpus. Man sieht ihr die Betriebsstunden allerdings auch stark an. Auf Originalität wird viel Wert gelegt.

Søren Andersen med Band 2025 Fredericia; Foto: Norbert Czybulka

Wie erwartet, ist nach den letzten Klängen des Deep Purple Medleys Schluss. 94 Minuten feinster Unterhaltung sind zu Ende. Natürlich geht da noch was. Auch in Dänemark werden Zugaben gefordert und gegeben. Mit National Melodien – City Of Angels bekommen wir noch einen auf die Ohren. Eigentlich steht auch noch John Mogensen auf der Setliste. Wie wir später erfahren, hat Allan Tschicaja gerade Corona überstanden und ist konditionell am Ende. Hochachtung davor, trotzdem solch eine Show zu spielen!

Wie üblich steht Søren nur wenige Momente später beim Merch-Stand den Zuschauern zur Verfügung. Michael Gersdorff folgt ein wenig später. Auf Allan warten die Fans verständlicherweise vergebens. Um 22:15 Uhr sind wir schon wieder auf der leeren Autobahn. Wir sind eingeladen, uns noch eine weitere Show anzusehen. In fünf Wochen werden wir uns in Horsens ein weiteres Mal die Künste der drei Megakünstler zu Gemüte führen.