Superkunstfestival 2024 am 15.06.2024 in Lübeck

FrauPaul, Thundermother und The BossHoss geben sich die Mikros in die Hand

Event: Superkunstfestival 2024

Bands: FrauPaul, Thundermother und The BossHoss

Ort: Campus der Diakonie Nord Nord Ost gGmbH, Lübeck, Schleswig-Holstein, Deutschland

Datum: 14. bis 16.06.2024

Kosten: Tagesticket Samstag 49 Euro, 3-Tage-Ticket 79 Euro

Zuschauer: 12.500

Genre: Punk, Hardrock, Country-Rock

Veranstalter: Diakonie Nord Nord Ost gGmbH

Links: https://www.superkunstfestival.de/

Setlisten:

  1. Speaking Of The Devil
  2. Loud And Free
  3. Try With Love
  4. Heat Wave
  5. Into The Mud
  6. Dog From Hell
  7. I Don’t Know You
  8. Whatever
  9. Shoot To Kill
  10. Sleep
  11. Drum/Bass Jam
  12. I Left My Licence In The Future
  13. Loud And Alive
  14. Thunderous
  15. We Fight For Rock ’n‘ Roll
  16. Hellevator
  17. Watch Out
  18. Driving In Style

  1. Plenum Im Kopf
  2. Die Guten Geister
  3. Vergiss Mich Nicht
  4. Hinter Den Gardinen
  5. Selten
  6. Owoho
  7. Italien
  8. Hilf Mir Nicht
  9. Unverstellt
  10. Nicht Das Gleiche
  11. Kein Wort
  12. Kein Song Für Dich
  13. Es Tut Mir Leid

Zum fünften Male organisiert die Diakonie in Lübeck auf ihrem Campus das Superkunstfestival. Das Line-Up an diesem Festival-Samstag lädt zu einer Visite auf diesem Familienfestival ein. Familienfestival? Nein, es ist weit mehr als das. An drei Tagen auf sechs Bühnen finden 80 Shows statt. Es gibt neben der Musik auch Kleinkunst, Film, Zirkus und Theater. Dazu kommt, dass das Superkunstfestival Deutschlands größtes inklusives Festival und eines der innovativsten Pop & Art-Festivals mitten in Schleswig-Holstein ist. Das Festival wird von Menschen mit und ohne Behinderung aller Nationen geplant, gestaltet und durchgeführt. Eine besondere soziale Ticketpolitik ermöglicht Menschen, die sich sonst keinen Festivalbesuch leisten können, kostenfreien Zugang. Startete das Festival 2018 als „umsonst & draußen“ mit 6.000 Besuchern, kamen im vergangenen Jahr bereits 36.000 Menschen. An diesem Samstagnachmittag sind bereits 40.800 Tickets verkauft.

Wir drehen eine Runde und können gar nicht alles sehen, was uns interessiert. Wie gerne wäre ich in den Zirkus gegangen und hätte mir die Darbietungen am Trapez und den Seilen angeschaut. Interessante Klänge kommen von der Jungle-Stage. Trotz teilweise aufgeweichtem Boden durch die immer mal wieder herunterkommenden Schauer gibt es überall nur strahlende Kinderaugen. Mitarbeiter verteilen an den schlimmsten Stellen der Laufwege Hackschnitzel, damit es barriere- und unfallfrei bleibt. Es werden Gesichter geschminkt, Fantasyfiguren auf Stelzen laufen durch das Publikum. Neben den sozialpreisigen Verzehrständen von Partnern des Festivals gibt es eine Vielzahl von Informationsständen von Umwelt- Kultur- und sozialen Einrichtungen. Es gibt eine Safer Space und natürlich unser Ziel, die Main-Stage.

FrauPaul Superkunstfestival 2024; Foto; Norbert Czybulka

Die drei aufstrebenden Damen von FrauPaul aus ihrer Wahlheimat Hamburg touren in diesem Jahre reichlich durch die Republik und sammeln Geld für ihr Debütalbum. Sie bewegen sich stilistisch zwischen Indie und Punk, sprechen mit ihren deutschen Texten auch unbequeme Themen an. Die Drei machen Stimmung, ihre Songs kommen gut an. Sie binden das Publikum mit ein und finden viele neue Fans. Nach ihrem Auftritt haben sie es eilig. Sie müssen ihr Equipment selbst abbauen und haben am Abend noch einen weiteren, allerdings privaten Auftritt.

Thundermother Superkunstfestival 2024; Foto; Norbert Czybulka

Das heutige Thundermother-Konzert ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Nach dem radikalen Personalwechsel steht heute nicht einmal Bandchefin Filippa Nässil auf der Bühne. Sie ist hochschwanger und ist zu Hause in Schweden geblieben. Für sie steht Edvin Öström auf der Bühne. Der Stockholmer Gitarrist spielt normalerweise bei der Band The Blue Benders. Die ebenfalls in Stockholm ansässige Band spielt Bluesrock, ist eine schwedische Größe und tourt derzeit mit größeren Lücken durch Europa. Somit ist Bassistin Majsan Lindberg dienstälteste Musikerin auf der Bühne. Neben ihr steht die neue Sängerin Linnéa Vikström, die vorher bei Therion am Mikrofon stand. Das Schlagzeug von Joan Massing ist zwar aufgebaut, aber die Becken fehlen. Die ehemalige Honey-Creek-Schlagzeugerin reist aus dem Saarland an und steckt mit der Bahn fest. Ihr Zug verspätet sich und sie trifft verspätet auf dem Festivalgelände ein. Uns geht somit 20 Minuten Konzertzeit flöten. Von der vorgesehenen Setliste werden vier Songs gestrichen. Musikalisch gibt die Truppe Vollgas. Ob man mit dem Personalwechsel zufrieden ist oder nicht, es bleibt ein bemerkenswerter Auftritt. Etwas fremdel ich noch mit der Stimme von Linnéa Vikström, die sich natürlich gänzlich anders anhört als die von Guernica Mancini. So hören sich Songs wie Into The Mud total anders an. Die gestrichenen Songs waren zu viel, so wird spontan Loud And Alive eingestreut. Hier wiederum kommt die veränderte Stimme voll zur Geltung. Pünktlich um 19:30 Uhr geht ein energiegeladenes Konzert zu Ende.

Headliner am heutigen Abend ist die Berliner Truppe The Boss Hoss. Aber auch sie haben nur einen 90-Minuten-Slot. Leider wird uns Pressemeute direkt vor dem Konzert mitgeteilt, dass Fotos nicht gestattet werden. Auch die vom Management versprochene Setliste kommt nie bei uns an. So suchen wir uns einen Platz am Rand der rappelvollen Fläche vor der Bühne und lauschen dem, was da kommt. Sehr bewandert bin ich mit den Songs der Berliner Country-Rocker nicht. Nachdem ich die beiden Gründungsmitglieder Alec Völkel und Sascha Vollmer mal in Wacken kennenlernen durfte, war ich gespannt, wie sich die Band entwickelt hat. Natürlich geht es nach dem Intro mit Electric Horsemen los. Feuersäulen schnellen in die Höhe. Die Bühne ist mit einem langen und breiten Steg bis weit in die Menge versehen. Dies nutzen die Jungs leidlich aus, um näher bei den Fans zu sein. Ihre großen Überhits Don’t Gimme That oder Dos Bros dürfen in der Setliste natürlich ebenso wenig fehlen, wie das beliebte Dolly Parton-Cover Jolene. Da auf dem Laufsteg natürlich keine Setliste klebt, kommt Alec Völkel immer wieder durcheinander, was denn jetzt dran sei. Ihr normales Programm geht sonst zwei Stunden und manchmal auch länger. Der gekürzte Ablauf bringt ihn durcheinander. Das macht das Ganze irgendwie noch sympathischer. Die Lübecker Fans und Festivalgäste jedenfalls feiern die Songs der Truppe mächtig ab. Das Wetter hält, es kommt sogar noch die Sonne heraus und blauer Himmel erstrahlt. So soll das.

Ein sympathisches Festival geht für uns nach ein paar Stunden zu Ende. Ziel wird sein, dieses inklusive Fest einmal ausgiebiger zu besuchen. Überall Aktivitäten, freundliche und friedliche Leute und ein großzügiges Gelände laden zum Wiederkommen ein. Einzig fehlende Sitzplätze für eine Rast sind ein Kritikpunkt. Bei Trockenheit kein Problem, jetzt bei schlammigem Untergrund Mangelware. Über den Wunsch nach einem Platz für Camper werde nachgedacht, versicherte man mir. Der Vorverkauf für das Festival vom 13. bis 15. Juni 2025 startet im Dezember.