Event: Temperance – From Hermitage To Europe Tour
Bands: Temperance, Induction, Secret Rule
Ort: Logo, Grindelallee 5, 20146 Hamburg
Datum: 17.03.2025
Kosten: VVK 30 €, AK 36 €
Zuschauer: ca. 180
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Melodic Metal, Symphonic Metal
Link: https://www.logohamburg.de/
Einen Sprung nach vorne haben Temperance in den vergangenen Jahren gemacht. Mit dem Wechsel zu Kristin Starkey an den female Vocals und der Scheibe Hermitage – Daruma’s Eyes Pt. 2 gelang der italienischen Combo um Vision Of Atlantis-Fronter Michele Guaitoli ein deutlicher Qualitätssprung, der sich nun in der ersten Headliner-Tour abbildet. Vor circa 15 Monaten waren Temperance an gleicher Stelle noch Support für Serenity. Überhaupt sind die beiden international besetzten Bands Serenity und Fallen Sanctuary heute von Bedeutung, doch dazu später mehr.
Zunächst gibt es einen Ausfall. Ignea aus Kyiv durften nicht ausreisen und erleiden das gleiche Schicksal wie viele ukrainische Bands aktuell. Der Ersatz sind Secret Rule aus Italien. Die in Deutschland nahezu unbekannte Truppe übernimmt den Slot als Opener. Das ergibt vor allem in Hamburg sehr viel Sinn, da mit Induction ein Lokalmatador am Start ist.
Pünktlich um 19:30 Uhr geht das Licht aus und das römische Quartett liefert symphonischen Power Metal mit Licht und Schatten. Sängerin Angela Di Vincenzo zelebriert richtig starke Passagen. Genauso gibt es aber Leerlauf, in dem die Strophe weit hinter dem Refrain zurückbleibt. Das Phänomen haben Secret Rule auch umgekehrt. Anscheinend legt das Quartett vor allem Wert auf Masse. Dass eine elf Jahre alte Band bereits neun volle LPs veröffentlicht hat, ist eine Seltenheit. Hier wäre das Augenmerk eventuell auf etwas mehr Klasse und weniger Masse hilfreich. Die Ansätze sind bei Secret Rule gut, die finale Umsetzung könnte insgesamt gestrafft und prägnanter rüberkommen.
In Richtung Ende des Gigs von Secret Rule gibt es hohen Besuch im Hamburger Logo. Kai Hansen, Sänger und Gitarrist der Hamburger Vorzeigemetaller Helloween, ist unter den Gästen. Der Grund ist sehr einfach. Induction ist die Band von Sohnemann Tim. Die Band ist mittlerweile in Hamburg beheimatet und hat bereits eine sehr lange Liste an ehemaligen Musikern. Darunter ist auch der Tailgunner-Sänger Craig Cairns, der mit seiner Hauptband vor allem in England Locations wie das Logo ausverkauft. Die Folge ist, dass sich das Personalkarussell bei Induction im Jahr 2024 nochmals kräftig gedreht hat. Im Vergleich zum noch aktuellen Release Born From Pain sind nur noch Bassist Dominik Gusch und Bandchef und Kai-Hansen-Filius Tim dabei. Entscheidend ist aber die Besetzung der Vocals. Hier agiert Gabriele Gozzi, der auch bei Fallen Sanctuary aktiv ist und bei Temperance live unterstützt.
Die Eindrücke zum Auftritt von Induction kommen aus berufenem Mund. Kai Hansen kommentiert wie folgt:
„Ich bin tief beeindruckt von dem, was die Jungs hier veranstaltet haben. Es gibt richtig auf die Fresse und die Band geht kräftig nach vorne. Von der Show und der Energie war das ein super Auftritt. Die Energie war selbst für mich greifbar. Die Jungs spielen großartig und der neue Sänger ist ein Knaller. Ich bin begeistert von dem Auftritt und das sage ich nicht als Vater, sondern als jemand, der von außen auf die Bühne schaut.
Kontrovers zu diskutieren ist das Warrior-Outfit. Da kann jeder drüber denken, was er möchte. Ich würde so ein Outfit bestimmt nicht anlegen. Aber die Jungs sind noch jung und können sich so eine Kluft leisten. Die jetzige Besetzung von Induction ist klar die beste Zusammenstellung. Es ist eine hervorragende Einheit, die jetzt einfach mal für längere Zeit gemeinsam spielen und agieren muss.“
Dem ist nichts hinzufügen, nur dass Induction bereits ein neues Album in der Pipe haben und davon mit Behind Horizon und Medusa zwei Nummern heute präsentierten.
Der Headliner steht noch aus. Dass Induction heute die Rolle des geheimen Headliners hatten, zeigt sich am ausgedünnten Publikum. Schade für Temperance, aber an einem Montagabend denken viele Menschen auch an den folgenden Arbeitstag.
Zunächst starten Temperance im Nebel, sodass die auf der Bühne agierenden Menschen kaum auszumachen sind. Stück für Stück lichtet sich der Nebel und das Gesangsduo Guaitoli und Starkey baut den Balken in der Bühnenmitte in ihre Show mit ein. Der Auftakt ist Daruma und The Last Hope in A World Of Hopes und mehr als nur ein Hauch von Avantasia und Metal-Opera huscht durch das Logo.
Allerdings bleibt der Gig von Temperance aus einem anderen Grund in Erinnerung. Ein Mensch bricht im Publikum vor der Bühne zusammen, sodass Temperance das Konzert stoppen. Nach der Versorgung des Verletzten geht es weiter mit einem Neustart des Tracks, aber die Stimmung ist nahezu raus. Schade, aber hier liegt höhere Gewalt vor und das Konzert zu stoppen und zunächst die Versorgung des Patienten sicherzustellen ist mehr als richtig. Zum Set-Ende und Pure Life Unfolds kommt Induction-Sänger Gabriele Gozzi mit auf die Bühne und übernimmt den hohen Gesangspart, da Sängerin Starkey hörbar angeschlagen ist und ihre Stimme so langsam aber sicher für den Abend genug strapaziert wurde.
Ein medizinischer Notfall auf einem kleinen Konzert hinterlässt immer ein ungutes Gefühl. Wir drücken dem Patienten die Daumen, dass er schnell wieder auf die Beine kommt. Bezüglich der musikalischen Darbietungen gibt es wenig zu bemängeln. Für den guten Ton sorgte Joachim Küstner, der auch als Gitarrist bei Iron Savior zu erleben ist. Vor allem die neue Bandbesetzung von Induction als auch Temperance legten sehr überzeugende Gigs auf die Bretter. Beide Bands scheinen auf den Sprung in Richtung größere Bühnen und höhere Festivalslots. Dass die Hamburger Metalfans vor allem Tim Hansen und Induction die Daumen drücken, versteht sich von selbst.