Artist: Uriah Heep
Herkunft: London, England
Album: Chaos & Colour
Spiellänge: 59:26 Minuten
Genre: Hard Rock, Heavy Metal, Progressive Rock
Release: 27.01.2023
Label: Silver Lining Music
Link: www.uriah-heep.com
Bandmitglieder:
Gesang – Bernie Shaw
Gitarre, Gesang – Mick Box
Bassgitarre, Gesang – Dave Rimmer
Keyboard, Gesang – Phil Lanzon
Schlagzeug, Perkussion – Russel Gilbrook
Tracklist:
- Save Me Tonight
- Silver Sunlight
- Hail The Sunrise
- Age Of Changes
- Hurricane
- One Nation, One Sun
- Golden Light
- You’ll Never Be Alone
- Fly Like An Eagle
- Freedom To Be Free
- Closer To Your Dreams
- Save Me Tonight (Demo)
Seit 1969 treiben Uriah Heep ihr Hard Rock Unwesen. Das letzte Gründungsmitglied Mick Box schickt seine Truppe immer wieder aufs Neue ins Rennen. Die Rockerrente scheint somit weiter verschoben. Am Freitag erscheint erst einmal das 25. Studioalbum Chaos & Colour. Elf Songs plus Save Me Tonight (Demo) und eine Spielzeit von fast einer Stunde sollen die Frühjahrsmüdigkeit abschütteln. Im Anschluss geht es für Mick Box und Bernie Shaw zu Rock Meets Classic und auch eine weitere Uriah-Heep-Tour wird vermutlich nicht lange auf sich warten lassen. Wer mit über 70 noch so rocken kann, hat wohl ein erfülltes Leben gehabt. Nun zurück zu den farbenfrohen Chaostagen der Engländer. Das Artwork unterstützt diesen Spirit, während Save Me Tonight als Opener die nächste Stunde einläutet.
Schreit es raus, und das bunt und laut. Save Me Tonight bringt alles mit, was eine großartige Hard Rock Nummer braucht. Power, einen fetten Refrain und eine starke Gitarrenarbeit. Getragen von dieser Intensität braucht Bernie Shaw keine Extraeinladung, um vom Punkt aus auf Hochtouren zu laufen. Modern, weg von den alten Klassikern, drehen sie eine Fortsetzung von Outsider und Living The Dream. Mit gewohnten Uriah Heep Hooks bringen sie alles auf den Punkt, was die Truppe ausmacht. Der Blick geht nach vorne. Das wird deutlich mit Silver Sunlight und Hail The Sunrise. Der Sprung in die Zukunft hat mehrfache Gründe. Jeglicher alter Staub soll weiter in der Luft gehalten werden und auch mit dem 25. Album muss man nicht anfangen, im eigenen Saft zu schmoren. Schließlich sind sie alt, aber noch nicht senil. Die Ketten des Lockdowns haben ihre Wunden hinterlassen. Jahrzehntelang frei, mussten die Musiker ihren Lebensstil einsperren. Als Freigeister geknebelt, ohne Gigs und Touren, sprudeln die Farben auf Chaos & Colour nur so heraus. Age Of Changes lebt von Phil Lanzon und seinem Keyboard. Live dürfte die Nummer steil gehen. Kraftvoll, losgelöst, mit einem aktiven wie agilen Frontmann, zünden die Briten einen nostalgischen und zugleich modernen Sound. Die Schlagzahl imponiert, die Soli machen was her und man kann nur applaudieren. In dem Alter noch ein solches Album zu bringen, grenzt gar an ein Wunder. Rock hält doch jung. Aus der Masse sticht kein Hit heraus, dafür ist das Kollektiv eine Macht. Egal, ob Balladen wie One Nation, One Sun oder radiotauglicher Kopfnicker à la Fly Like An Eagle – alles kann man anbieten.
Mit Chaos & Colour liefern Uriah Heep ein Album, welches zeitgemäß den Hard Rock Nerv der aktuellen Tage trifft. Immer mit dabei sind die Keyboardklänge, die als Stütze die Truppe warm betten und zur Höchstform laufen lassen. Mick Box an der Gitarre lässt einen ebenfalls gucken. In der Summe stimmig und von mir in diesem Jahr ganz bestimmt nicht das letzte Mal gehört. Fans kommen auf ihre Kosten, wenn sie den Weg der letzten Alben schon mitgegangen sind.
Anspieltipps: Save Me Tonight und Fly Like An Eagle
Kay L.:
Ein neues Album einer der Big Four Player der frühen 70er erzeugt schon immer ein wehmütiges Gefühl. Nun gibt's mit Chaos & Colour das inzwischen 25. Album der Hard Rock Legenden. Nach dem schon sehr starkem Living The Dream von 2018, setzen sie hier noch einen obendrauf und gehen weit zurück in ihrer Geschichte. Schon zu Demons And Wizard Zeiten oder auch bei The Magician’s Birthday wurde auf viel Hammondorgel und hymnische Melodien gesetzt. Ab der ersten Minute fühlt man sich zeitversetzt und schwelgt in Erinnerung. Das Duo Box und Lanzon hat ganze Arbeit geleistet und ein Album zusammengeschustert, das sich deutlich vor den 70ern verneigt. Erinnerungen an Sweet Freedom werden z. B. mit Age Of Changes sehr deutlich. Die 12 Songs gehen runter wie Öl und zeigen, dass auch nach gut über 50 Jahren Aktivität Uriah Heep starke Platten abliefern können. Drei über sieben Minuten lange Songs lassen schon fast proggige Strukturen aufkommen und bieten Platz für dramaturgische Strukturen. Das ist mit einer der Gründe dafür, dass dieses Album sich ganz weit vorn auf der Liste meiner Alben des Jahres befinden dürfte, und das bereits jetzt. Ein weiteres Highlight ist Freedom To Be Free. Es vereint die Uriah Heep Geschichte in etwas über acht Minuten, inklusive Basssolo des achten Bassisten Dave Rimmer. Den Abschluss bietet ein schnelles, im Easy Livin' Stil gehaltenes Closer To Your Dreams. Wer das letzte Album schon für gut befunden hat, darf hier bedenkenlos zugreifen.
Anspieltipps: Silver Sunlight, Age Of Changes, To Be Free und Closer To Your Dreams