Vitriol – Suffer & Become

Dantes Tech Death Inferno

Artist: Vitriol

Herkunft: USA

Album: Suffer & Become

Spiellänge: 47:20 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 26.01.2024

Label: Century Media Records

Link: https://www.facebook.com/vitriolwarfare/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Adam R. Roethlisberger
Gesang und Gitarre –  Kyle Rasmussen
Gitarre – Daniel Martinez
Schlagzeug – Matt Kilner

Tracklist:

1. Shame And Its Afterbirth
2. The Flowers Of Sadism
3. Nursing From The Mother Wound
4. The Isolating Lie Of Learning Another
5. Survival’s Careening Inertia
6. Weaponized Loss
7. Flood Of Predation
8. Locked In Thine Frothing Wisdom
9. I Am Every Enemy
10. He Will Fight Savagely

Wer den aktuellen Gorgasm Drummer Matt Kilner in seinen Reihen hat (seit dem Jahre 2023), hat bei mir schon einmal gewonnen bzw. einen oder mehrere Pluspunkte und ich habe eine starke Vermutung, dass mir das Schlagzeugspiel gefallen wird. Vitriol wurden im Jahre 2013 gegründet, sind aber eigentlich schon seit 2005 aktiv, damals noch unter den Banner Those Who Lie Beneath. Nach einem Album und einer EP löste man sich auf und gründete sich quasi neu. Im Jahre 2017 erschien dann eine EP, ein Deal mit Century Media kam zustande und 2019 folgte das Debütalbum. 2021 haute man dann noch die EP Antichrist auf den Markt und nun folgt Album Nummer zwei.

Shame And Its Afterbirth fängt dann schon einmal sehr verstörend an. Ein nervtötendes Geplänkel zu Beginn. Das Intro klingt bedrohlich und verwirrend und dieser Part wird am Anfang des Songs übernommen und mit eingebaut. Schon sick. Ansonsten ballern sie sich schnell durch das kranke und psychopathische Universum. Feine Blast Beat Attacken, die ein wenig auf modern getrimmt sind, kommen aus den Boxen und irgendwie fühlt man sich total überfahren. Dabei holt man echt kranke Riffs heraus, präsentiert dieses Ganze aber in einer Einheit, die es absolut in sich hat. Echt starker Tobak. Das Tempo nimmt man hier und da heraus und knüppelt dann wieder, um einem dann den Rest zu geben. Dieser lange, melodische und atmosphärische Part am Ende des Songs ist einer der geilsten Parts, die ich seit langem in diesem Bereich gehört habe. Und dann ballern sie danach noch einmal alles kaputt. Die Gitarrenarbeit ist der echte Wahnsinn. Fingerbrechende Bewegung. Man lebt und liebt den chaotischen Moment und setzt diesen auch absolut geil um. Klingt teilweise total verspielt, aber sie schaffen es, wie z.B. dieses totale wirre Solo, so in diesem Song einzubauen, dass eine komplett geile Einheit herauskommt.

Auch das nachfolgende The Flowers Of Sadism kommt so aus den Boxen gekrochen. Das Tempo ist immer irgendwie hoch, aber man baut immer wieder innerhalb eines Parts Tempoverschärfungen ein. Selbst einige Grooves sind dabei. Okay, die Gitarren sind immer auf Attacke eingerichtet, aber der Drummer spielt dann doch einmal schleppende Passagen, meistens mit der Doublebass. Im Hintergrund laufen atmosphärischen Klänge und untermauern dieses bösartige und doch recht zerstörerische Unterfangen.

Die Band zieht wie ein Tornado über die Landschaft und hat es absolut drauf. Nursing From The Mother Wound ist von Anfang an pure Gewalt und absoluter Hass. Dieser ist auf sich selbst gerichtet und gegen alle anderen. Dieser melodische, atmosphärische, schleppende Part ist absolut genial. Die Doublebass drückt und läuft langsam durch, während man vorher schon alles kaputtgeballert hat. Eine wirkliche Vernichtungsmaschine, die hier unterwegs ist. Klaro, sind mir diese Soli mit hohem Gitarrensound manchmal ein wenig zu viel, aber da ja über diesen Parts geblastet wird, ist die Welt wieder absolut in Ordnung. Ähnlich wie Origin beherrschen die Burschen das Sweeping und setzen dieses sehr gekonnt ein. Nachdem man sich der Raserei und Zerstörung hingegeben hat, verwendet man am Ende wieder atmosphärische Klänge und groovt sich ’nen Wolf. Dabei ist man natürlich weit entfernt von irgendwelchen Slam-Elementen oder sonstigen Tanzeinlagen, sondern bleibt auch hier auf technisch hohem Niveau.

Ja, das hat alles Hand und Fuß und gefällt mir. Viele Bands übertreiben es ja mit Spielereien und müssen unbedingt zeigen, wie technisch fit sie an ihren Geräten sind und vergessen dabei sehr oft das Songwriting bzw. ich bin dann zu blöd, dieses zu verstehen oder auch beides, hehe, alles möglich. So aber nicht bei Vitriol, wie auch der nachfolgende Song The Isolation Lie Of Learning Another. Ungewöhnlich langsam fängt man an, aber auch gleich hier spürt man, dass dieses nicht so bleiben wird, und man wird förmlich aggressiv eingelullt, um die Dunkelheit zu beschwören, welche dann langsam über einen einbricht. Schon krasses Zeug. Der Song hat nicht ganz die Qualität der ersten drei Songs, aber das ist mal wieder Jammern auf hohem Niveau. Hier geht es ab und Vorsicht ist angesagt. Die eigene Gesundheit könnte gefährdet sein.

Ihre Experimentierfreudigkeit und ihre komplexen musikalischen Fähigkeiten kann man auch deutlich beim Instrumentalstück Survival’s Careening Inertia hören. Hier legt man total romantisch mit Cleanklängen los und dann artet das Ganze in eine Art Tech-Death-Verwirrung aus. Yin und Yang sozusagen.

Die Band ist mit diesem Album bestrebt, vor allem Mastermind Kyle Rasmussen, die bösartigste Musik zu erzeugen und zu produzieren, die möglich ist. Dabei hat man die eigene und die menschliche Natur analysiert. Er hat die Kreise seiner persönlichen, psychologischem und spirituellen Hölle ausgelotet und neu fokussiert, damit es nicht die verstörende, dunkle Katharsis des ersten Albums hat. Ob es ihm gelungen ist, weiß ich nicht, denn das Ganze klingt schon sehr verstörend. Man spürt und hört quasi die Probleme und baut eine destruktive Verbindung auf, die aber zu einer, musikalisch gesehen, positiven Energie führt. Und was Gorgasm Drummer Matt hier zaubert, ist allererste Sahne. Geiles Album!

Vitriol – Suffer & Become
Fazit
Technischen Death Metal auf sehr hohem Niveau bieten uns diese Amerikaner an. Sehr zerstörerisch. Abgefahrene Gitarren und Weltklasse-Drumming. Sehr extrem. Irgendwo zwischen Cattle Decapitation, Cryptopsy, Origin und Hate Eternal. Aber auch Einflüsse von Gorguts sind zu hören, aber vor allem haben sie eine eigene Note. Katharsis pur, dazu dunkel, brutal und man kommt auf den Punkt. Respekt!

Anspieltipps: Shame And Its Afterbirth und Nursing From The Mother Wound
Michael E.
9.4
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