Wilderun – Veil Of Imagination

Auf den Spuren von Opeth und Co.

Artist: Wilderun

Herkunft: Boston, Massachusetts, USA

Album: Veil Of Imagination

Spiellänge: 66:12 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 17.07.2020

Label: Century Media Records

Links: https://www.facebook.com/OfficialWilderun/
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Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre und Piano – Evan Anderson Berry
Gitarre – Joe Gettler
Bassgitarre, Orchestration, Synthesizer – Dan Müller
Orchestration – Wayne Ingram
Schlagzeug – Jon Teachey

Tracklist:

  1. The Unimaginable Zero Summer
  2. O Resolution!
  3. Sleeping Ambassadors Of The Sun
  4. Scentless Core (Budding)
  5. Far From Where Dreams Unfurl
  6. Scentless Core (Fading)
  7. The Tyranny Of Imagination
  8. When The Fire And The Rose Were On

Wenn ich an Boston und Musik denke, dann fallen mir natürlich sofort Ken & Al mit den Dropkick Murphys ein. Es gibt aber auch ganz andere musikalische Töne aus New England. Wilderun lieferten im November 2019 ihr drittes Langeisen Veil Of Imagination in Eigenregie aus. Davor wurden bereits Olden Tales & Deathly Trails ‎(2012) und Sleep At The Edge Of The Earth (2015) self-released. Dass nun in 2020 der Plattenvertrag mit Century Media folgt, überrascht mich überhaupt nicht. Mich verwunderte eher, dass für den dritten Longplayer nicht bereits ein Label gefunden wurde. Denn die Scheibe hat was. In Europa kam das Quintett allerdings bisher nur bedingt an. Das soll sich mit dem Re-Release via Century Media ändern. Beim Mixing und Mastering waren keine ganz unbekannten Namen mit Dan Swano und Jens Bogren mit am Werk.

Der Opener The Unmaginable Zero Summer hat gleich mal eine Laufzeit von knapp 15 Minuten – damit ist schon mal klar, wo man unterwegs ist. Folkig, ruhig ist der Einstieg, das Orchester kommt zum Vorschein und mixt sich mit angeschwärzter Gitarrenarbeit nach ca. drei Minuten und wird im weiteren Übergang klassisch progressiv. Dazu gibt es gutturalen Gesang im Wechsel mit Klargesang. Nicht neu, aber sehr gut gemacht, evtl. ist der Sound etwas epischer und bombastischer als bei den bekannten Genregrößen. O’Resolution! startet mit deutlich mehr Tempo als sein Vorgänger und ist mit sechseinhalb Minuten quasi ein kurzer Track. Der epische/bombastische Sound durch Chöre/Orchester nimmt zu und überlagert mir etwas zu stark die Gitarrenarbeit. Der Wechsel zwischen Knurren & Klargesang bleibt ebenso. Deutlich ruhiger wird es mit Sleeping Ambassadors Of The Sun, es dauert ca. zwei Minuten bis der progressive Gitarrensound einsetzt und es wird gesanglich auch wieder kräftig geknurrt, aber auch die klare Stimme gibt es. Gewöhnungsbedürftig auch hier für mich der starke Einsatz von Orchester und Chören ab und wann. Scentless Core (Budding) ist ein ca. dreieinhalbminütiges instrumentales Interlude, welches vom Grundton eher balladesk um die Ecke kommt und in Far From Where Dreams Unfurl übergeht. Die Nummer klingt wie klassischer progressiver Rock, recht zugängig und melodisch, dazu ist die Orchestration etwas in den Hintergrund getreten. Cooler Song über mehr als acht Minuten. Scentless Core (Fading) erinnert mich zunächst fast an Nick Cave – ruhig, akustisch, etwas melancholisch für ca. drei Minuten, dann greifen die elektronischen Instrumente ins Geschehen ein, es wird aber auch wieder etwas progressiv bombastisch vom Sound und geht genauso in The Tyranny Of Imagination über. Nach ca. 90 Sekunden ändert sich aber der Style und es wird progressiv mit melodischem Todesblei angereicht und im Wechsel mit Klargesang. Die Gitarren kommen gut zur Geltung ohne zu viel Bombast und zum Ende gibt es die „totale Verzerrung“ – einfach anhören, hat was. Neun Minuten exzellente Musik. Zum guten Schluss gibt es knapp 12 Minuten When The Fire And The Rose Were On, die Nummer ist eigentlich fast ein Querschnitt von dem, was die Herren in den jeweiligen Songs dargeboten haben – wenn man so will die Zusammenfassung – einzig der Knurrgesang bleibt außen vor. Sehr variabel, sehr viele Drehungen und Wendungen, aber auch wieder mit etwas zu viel Orchester und Chor und an der einen oder anderen Stelle für mich etwas überladen. So geht die dritte Scheibe des Quintetts aus Boston zu Ende.

Wilderun – Veil Of Imagination
Fazit
Ein hochinteressantes progressives Musikwerk, was nun via Century Media auf den europäischen Markt gebracht wird. Technisch exzellent, was bei den beteiligten Personen bzgl. Mixing und Mastering nicht anders zu erwarten war. Reichlich Abwechslung: Sperrige Nummern sind genauso vorhanden, wie der eine oder andere deutlich zugänglichere Song. Hauptkritikpunkt ist für mich der übertriebene Einsatz von Chor und Orchester. Da wäre weniger mehr gewesen und macht viel schöne Tracks viel zu kitschig und bombastisch. Potenzial ist vorhanden und ich bin gespannt, wie sich die Herren weiterentwickeln. Menschen, die mit Opeth aber auch mit Ayreon etwas anfangen können, sollten mal ein Ohr riskieren. Der eine oder andere Song könnte evtl. was für die Playlist sein.

Anspieltipps: Far from Where Dreams Unfurl und The Tyranny Of Imagination
Jürgen F.
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Leser Bewertung7 Bewertungen
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