Feral State – II

Alles ist Beton, Angst und Verfall

Band: Feral State

Ort: UK

Album: II

Label: D-Beat, Crustcore, Grindcore, Hardcore Punk

Release: 26.09.2025

Label: Road To Masochist

Link: https://feral-state.bandcamp.com/

Bandmitglieder:

Vocals – Joe Lander
Schlagzeug – Marcus Green
Gitarre – Christian Nurse
Bass – Fran Fearon

Tracklist:

  1. Concrete
  2. Live In Fear
  3. Dragged Down
  4. Constant Fear
  5. Ready To Fall
  6. Slow Decay
  7. Tranquilised
  8. Head Drill
  9. Scab
  10. Bad Time
  11. Nuclear
  12. Mold Ridden
  13. Survival Game

Wenn ein Land politischen Crust und Grindcore kann, dann sind es die Briten. Feral State aus Leicester gehören nicht zu den aktivsten Bands, aber ihr zweites Album – sagt der Titel ja auch schon – weiß trotz der mageren 24 Minuten die aktuellen Strömungen auf der Insel in energiegeladener Weise einzufangen. Dabei ballern sie 13 Salven von gutem alten D-Beat im Verbund mit metallischen Hochgeschwindigkeitsgeschossen raus, wie es tatsächlich nur eine Kapelle aus Großbritannien hinbekommt. Inzwischen ist aus dem gnadenlosen Motorsägen-Sound à la Heresy oder Concrete Sox ein Panzer mit moderner Technik geworden, aber leider kein Kampfpanzer, der alles niedermäht.

Alarmsirenen heulen, und schon nach 25 Sekunden trifft einen die Betonkeule. Trotzdem wird einem nicht sofort angst und bange. Die Tracks haben zwar alles, was Crust-Songs bieten müssen: wütende, angepisste Vocals, einen galoppierenden Beat, tiefgestimmte Gitarren und Texte über all das Schlechte in der Welt. Doch irgendwie kommen die vier Briten nicht so richtig in die Hufe. Zu oft regiert die Handbremse den Lärm, zu oft lahmen die Midtempo-Parts. Erst nach sechs Tracks nehmen Feral State mit Tranquilised so richtig Fahrt auf. Nur wenn das Tempo hochgehalten wird, entfachen die Mannen aus den Midlands die Durchschlagskraft, die von einem adäquaten Crustcore-Knaller erwartet wird.

Was vielleicht als Abwechslung gut gemeint ist, kommt bei Weitem nicht so rüber, und widerspricht so dem Grundgedanken des Crust’. Wut-Pedal durchtreten, Bremse treten, Wut-Pedal durchtreten, Bremse treten – ohne sich selber ausbremsen zu wollen, wäre II zwar nur 16 Minuten lang und als EP zu verkaufen, doch sie würde wesentlich mehr nachhallen. Zum Glück gehen Feral State im zweiten Teil energischer und somit angriffslustiger zu Sache. Bad Time weiß, den Crust-Hammer auf die richtigen Hohlköpfe niederkrachen zu lassen. Und der Rausschmeißer Survival Game ist ein gutes Argument fürs Vorprogramm der Helden aus dem Nachbarort Napalm Death.

Feral State – II
Fazit
Abwechslung raus, Wut rein – mit dieser Arbeitsvorgabe wäre das zweite Werk der UK-Crust-Band Feral State zu retten gewesen bzw. hätte ihm einen nachbleibenden Eindruck beschert. Im Vergleich zur letzten Veröffentlichung sind die Stücke weiter in Richtung Zwei-Minuten-Grenze gewandert, obwohl es 90 Sekunden auch tun: Frust an! Schon viele britische Crust-Bands sind an Ale und Cider gescheitert, anstatt die britische Version des Mittelfingers mit musikalischem Nachdruck gegen die verhassten politischen Akteure zu recken. Trotz zeitgemäßer Aufmachung wissen Feral State nicht, ob sie sich für Grindcore oder Crust oder eine eigenständige Symbiose entscheiden wollen.

Anpieltipps: Tranquilised und Survival Game
Kristian H.
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