Adept – Blood Covenant

“Nothing stays the same“ … oder doch?

Artist: Adept

Herkunft: Trosa, Schweden

Album: Blood Covenant

Spiellänge: 47:13 Minuten

Genre: Metalcore, Post-Hardcore

Release: 24.10.2025

Label: Napalm Records

Link: https://label.napalmrecords.com/adept

Bandmitglieder:

Gesang – Robert Ljung
Gitarre – Gustav Lithammer
Gitarre – Kasper Larcombe-Tronstad
Bassgitarre – Filip Brandelius
Schlagzeug – Gabriel Hellmark

Tracklist:

  1. Blood Covenant
  2. Heaven
  3. Define Me
  4. You
  5. Parting Ways
  6. Filthy Tongue
  7. Time Is A Destroyer
  8. Battered Skin
  9. No Matter The Years
  10. Ignore The Sun
  11. The Rapture Of Dust

Jedem Neuling der Szene wird unmittelbar klar, dass Schweden ein unverzichtbarer Hotspot auf der Landkarte des Metal ist. Die Zahl der Vorreiter in Genres wie Power Metal, Melodic Death oder Black Metal ist vermutlich größer als die Anzahl der Wintertage in Skandinavien. Vor Kurzem erlitt die schwedische Szene mit dem Tod von At The Gates-Frontmann Tomas „Tompa“ Lindberg einen herben Verlust. Für mich war Slaughter Of The Soul stets der erste, wenn nicht gar DER wichtigste Meilenstein im Melodic Death Metal und somit auch ein Grundstein der moderneren Genres Metalcore und Post-Hardcore.

Long time no see

Womit wir auch beim Thema wären: Als sich Adept Anfang der 2000er gründeten, war so etwas wie eine schwedische Metalcore-Szene noch gar nicht vorhanden. Inzwischen hat die Liste starker Genrevertreter mit Bands wie Allt, Aviana, Awake The Dreamer, Dead By April, Imminence und Thrown ordentlich Zuwachs bekommen. Man könnte meinen, dass einige der genannten Acts die lange Pause von neun Jahren nutzten, die sich Adept seit ihrem letzten Output Sleepless gönnten. Im letzten Jahr gab es einen Aufschrei in der immer noch treuen Fanbase der Schweden: Adept sind zurück, feiern auf dem Stuttgarter Core Fest ihr Live-Comeback und kündigen gleichzeitig das Album Blood Covenant an. Boom! Die Nachricht hat gesessen. Im Line-Up hat sich erfreulicherweise nicht allzu viel getan. Lediglich Gitarrist Kasper Larcombe-Tronstad ist seit einigen Jahren mit an Bord und ersetzte Jerry Repo.

Obwohl ich mich als Fan der Genres Metalcore und Post-Hardcore bezeichne, tauchten Adept erst spät auf meinem Radar auf. 2018 gab es ein leider bis heute einmaliges Festival namens Supper’s Ready in Baden-Württemberg. Dort gab es einen so überschaubaren Campground, dass man mit jedem ins Gespräch kam. Ein netter Zeltnachbar machte mir in feinstem Schwäbisch unmissverständlich klar: „Adept isch beschde!“ Die Gespräche führten dazu, dass sich vor allem Songs des Debütalbums Another Year Of Disaster (klingt wie das Motto meines Lebens …) in mein Langzeitgedächtnis einbrannten. Beim genaueren Studieren der Band-Diskografie fällt mir jedoch immer wieder die stilistische Nähe zu den Amerikanern von A Day To Remember auf. Deshalb stelle ich mir heute folgende Frage: Können sich Adept mit Blood Covenant einen Platz in meiner persönlichen Metalcore bzw. Post-Hardcore Hall of Fame ergattern?

Fluffige Schwere oder so ähnlich

Ungewohnt düster startet das Comeback-Album mit dem Titelsong. Erst recht, wenn man sich vor Augen hält, dass Adepts erste Gehversuche sich vor allem um typische Themen Heranwachsender wie Partys und Herzschmerz drehten. „This is my breaking point“, schreit Fronter Robert Ljung vor dem ersten Breakdown voller Inbrunst raus, ehe der Refrain bandtypisch zum Träumen einlädt. Trotz dieser gewohnt fluffigen Pop-Attitüde liegt eine gewisse Schwere auf dem von Henrik Udd (u. a. Architects) produzierten Sound. Gitarrensoli haben im Metalcore nicht den höchsten Stellenwert. Adept bilden da eine Ausnahme. Das Duo, bestehend aus Gustav Lithammer und Kasper Larcombe-Tronstad, zaubert nicht nur feinste Double-Leads in meine Gehörgänge, nein, sie trumpfen auch mit Gänsehaut verursachenden Soli der Extraklasse auf.

Photo Credit: Pontus Gustavsson & Martin Öberg

Heaven drehte bei mir seit dem Release schon einige Runden. Das Teil ist einfach ein Bilderbuch-Metalcore-Stück. Ich drehe meine Cap um, greife mit beiden Händen in mein Shirt, schreie aus voller Kehle die erste Zeile „You said you’d never let me gooooo“ heraus und bin plötzlich wieder 20. Freunde, der Moshpit ist offiziell eröffnet. Breakdown, melodischer Refrain zum Mitgrölen, Rap-Part – Coreknabe, was willst du mehr? Vielleicht mit den dicken Riffs von Define Me im Gepäck die Stadt unsicher machen? Könnte gehen. Die Emotionen kochen hoch und der nicht enden wollende Growl im Mittelteil schockt. Lediglich die Hooks packen nicht so gnadenlos zu wie in den ersten beiden Songs.

Herzschmerz meets Rifforgie

Da ist er, der Herzschmerz-Titel namens You. Ebenso wie Heaven bei mir bereits in Heavy Rotation. Die Welt ist scheiße genug, also kommt alle her und lasst uns unseren Frust herausschreien und den Metalcore preisen. Sowohl die orchestralen Elemente als auch die zum Teil gesprochenen Passagen stechen hervor. Nach kurzem Intro startet Parting Ways, ähnlich wie Define Me, mit tonnenschweren Riffs sowie einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Growls, Screams, Clean- und Sprechgesang: Ohne Zweifel gehört Sänger Robert Ljung zu den besseren Vertretern seiner Zunft. Ebenfalls überzeugen können die geschmackvollen Gitarrensoli.

Filthy Tongue hält das Aggressionslevel hoch. Der Refrain plätschert für meinen Geschmack etwas zu sehr vor sich hin, kann aber vom Rest des Songs problemlos mitgetragen werden. Die immer wieder auftauchende, aber nicht näher erwähnte, Frauenstimme bringt mich auf dem schnellsten Weg zurück ins Traumland. Jetzt wird es Zeit, Drummer Gabriel Hellmark ins Rampenlicht zu stellen. Was er im letzten Drittel des Stücks anstellt, ist nicht gerade Metalcore-Hausmannskost. Und dann erst der Breakdown – tear this shit dooooown!

Nach diesem Gemetzel wird es Zeit für eine Ballade. Time Is A Destroyer startet etwas arg cheesy, bekommt dann aber durch einen mitreißenden Refrain die Kurve. Viel mehr gibt es in den zweieinhalb Minuten auch nicht zu sagen. Zeit heilt keine Wunden, Zeit zerstört. Der eröffnende Groove von Battered Skin erinnert eher an amerikanische Vertreter der Marke Five Finger Death Punch. Dieser Eindruck hält jedoch nicht lange an. Hier wird ordentlich Arsch getreten und es werden Stakkatos en masse abgefeuert. Die ruhigen Klänge im Intro von No Matter The Years sollen mich in Sicherheit wiegen. Wieder eine Ballade? Mitnichten, ihr Neffen! Das bewährte Rezept aus Zuckerbrot und Peitsche wird weiter vorangetrieben. Der schmachtende Refrain ist Pop-Punk par excellence.

„… zwischen Schönheit und Zerstörung“

Hey Adept, habt ihr noch Gas im Tank? Oh ja! Ignore The Sun gießt noch einmal Benzin ins Feuer des Pits. Der Bass growlt abgrundtief, meine Laune hebt sich, die Beine sind in Bewegung. Sänger Robert offenbart ungeahnte Höhen und spuckt mir die hasserfüllten Zeilen „Outnumbered by these thoughts, I’m crawling in the dark. Faced down again, I’m blinded by the light“ ins Gesicht. Seine Performance thront auf diesem Hassbrocken. Hell yes! So leicht lass’ ich mich nicht mehr von einlullenden Intros täuschen, Jungs. In The Rapture Of Dust braut sich zum Schluss noch mal Unheil zusammen. Im richtigen Moment wird die Handbremse angezogen und das Vehikel dreht sich. Hier wird vor allem emotional noch einmal alles geboten, oder wie es im Promoschreiben so schön heißt: „Ein letzter, monumentaler Moment zwischen Schönheit und Zerstörung.“

Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, 20 Jahre Adept live zu zelebrieren, dann checkt HIER die kommenden Tourdaten der Schweden.

Adept – Blood Covenant
Fazit
Mal ehrlich, waren Adept je weg? Wenn man Blood Covenant hört, hat es die lange Pause scheinbar nie gegeben. Schaut euch die Kommentare bei YouTube an, die Fanbase hat sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Zugegeben, die Schweden können das Niveau der Singles nicht über die gesamte Spielzeit halten. Dennoch kann hier jeder Core-Jünger eine Zeitreise zu den Anfängen des Genres absolvieren und in einer verrückten Welt kurz mal auf Pause drücken, um seine vermeintlich unbeschwerte Jugendzeit zurückzuholen. This is what Metalcore is all about!

Anspieltipps: Heaven, You und Ignore The Sun
Florian W.
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