Aeonblack – Track by Track zum neuen Album „The Time Will Come“

Gitarrist Michael "Maunze" Kan plaudert aus dem Nähkästchen

Wahrscheinlich sind einige von euch in den letzten Jahren schon einmal über Aeonblack aus dem südbadischen Raum gestolpert. Die Pure Fucking Heavy Metal/Power Metal-Band ging bereits 2004 im baden-württembergischen Lörrach nach einigen Besetzungswechseln aus der Combo Groggy Elks hervor. Bis dato hatte man ein Demo und die EP M.K.S. unter das hartrockende Volk gebracht. Unter neuem Namen Aeonblack ging es dann in die richtige Richtung, immer straight nach vorn. 2006 erfolgte mit dem Demo-Album Aeonblack ein erstes Lebenszeichen, bevor man sich dann unzählige Jahre Zeit ließ und passend zum zehnjährigen Bandbestehen mit dem Album Metal Bound zum Rundumschlag ausholte. Das Album beinhaltete zehn Metalgranaten, die man sich von V.O. Pulver veredeln ließ. In unzähligen Konzerten, u.a. mit Sabaton, Crematory, Wisdom, Freedom Call und Motorjesus konnte man die Feierwütigen auf seine Seite ziehen, sodass die Band um Frontmann Holger Berger heute keine ganz Unbekannten mehr ist. Zwischenzeitlich stehen Aeonblack mit ihrem zweiten Studioalbum The Time Will Come und elf brandneuen Metalgranaten in den Startlöchern, welche am 26. Februar 2021 via Black Sunset veröffentlicht werden.

Grund genug, Gitarrist Maunze zu bitten, uns und euch die einzelnen Songs von The Time Will Come, Track by Track mit seinen eigenen Worten zu erläutern. Lest hier, was er zu Idee, Umsetzung, Hintergrund, Pleiten, Pech & Pannen, Studioarbeit … etc. zu sagen hat:

Specter In Black

Dieser Song war relativ schnell fertig. Hier hab ich die Strophen hoch und runtergespielt …, Holger hat dazu ’ne Melodie gesungen und der Rest hat sich dann von alleine ergeben. Das Grundgerüst zu diesem Song ist in zwei-drei Sessions entstanden.
Es sollte einfach mal ne flotte und straighte Nummer ergeben. Zack auf die Fresse und gut. Ich denke, das ist auch ganz prima gelungen.

I Won’t Think About Tomorrow

Dieser Song hat schon etwas länger gebraucht. Hier hatten wir am Anfang erst den Refrain. Dieser hat eine schön catchy Melodie. Beim Strophenriff wollte ich mal weg vom schnöden Powerchordgeschrubbe. Die Strophe ist ein Mix aus Singlenote Riffs, Powerchords und arpeggierten Läufen. Dieser Song ist einer von meinen Lieblingstracks, da hier sehr viel verschiedene Stile aufeinanderprallen. Das Intro z.B. ist sehr bluesig angehaucht. Beim Aufnehmen kam mir hier noch die Idee, ’ne Bottlenecklinie drüberzuspielen. Der Chorus ist ziemlich poppig und der Solopart wieder ziemlich heavy. Der Solopart ist in Harmonisch Moll gespielt, damit das Ganze ein bissi ’nen orientalischen Touch kriegt. Wie man also sieht, ist von allem etwas dabei und als Die Hard Queen-Fan liebe ich diesen Stilcrossover.

1999 Annihilation Overture

Ursprünglich war dieser Track als Intro zu New Reality vom Vorgängeralbum gedacht, hat es aber dann doch nicht aufs Album geschafft.
Für The Time Will Come habe ich noch ein paar Soundsamples und Keyboards draufgepackt… (Ja, Keyboards!!!). Aber ich denke, es hat sich gelohnt. Als Intro zu The Time Will Come passt es jetzt viel besser.

The Time Will Come
Quelle: MDD Records

Dies ist einer der Tracks, welcher komplett zu Hause komponiert wurde. In der endgültigen Version gibt es kaum noch Änderungen zum Demo.
Ich wollte schon immer mal einen Savatage-mäßigen Song machen und hatte beim Strophenriff auch Hall Of The Mountain King im Ohr. Es gab hier auch noch keine textliche Ausrichtung. Das Teil ist einfach gewachsen und hat sich zu einem regelrechten Monster entwickelt.
Auch wenn es mit Abstand die längste Nummer auf dem Album ist, ging es hier sehr schnell mit dem Schreiben.
Die Idee mit den Keyboards und den Soundsamples kam dann später beim Aufnehmen und ich finde, der Mittelteil wird dadurch noch mal enorm aufgewertet. Für uns waren in der Vergangenheit Keyboards ja ein absolutes Tabu und live müssen wir hier auch etwas umarrangieren, da wir ja keinen Keyboarder in der Band haben.
Aber ich finde, man kann live und Studio gut trennen und warum sollte man Keyboards nicht nutzen, wenn es einen Track besser macht.

Warriors Call

Hier gibt es gar nicht so viel zu sagen. Dies sollte einfach eine thrashige Nummer werden. Hart, direkt und zack … Das ist übrigens einer der wenigen unserer Songs mit einer Laufzeit unter vier Minuten …, ich wusste gar nicht, dass wir so etwas noch können.

No Man’s Land

Die obligatorische Ballade. Auch hier war zuerst das Strophenriff da, Holger hat eine Melodie dazu gesungen und auf einmal war der Song fertig.
In der Ursprungsversion waren die Melodielinen vor jeder Strophe noch mit verzerrter Gitarre eingespielt und auch anders. Ich habe dann mal mit der Nylonakustik rumprobiert und das gibt dem Song noch einmal einen weiteren Kick. Live müssen wir hier natürlich auch wieder umdisponieren.
Beim Hauptsolo und bei den Melodieuntermalungen im Refrain kam übrigens (wie auch bei 1999 Annihilation Overture) meine Brian May Red Special zum Einsatz. Die Gitarre hat einen unglaublich singenden Sound. Aber live wird das gute Stück dann doch nicht zum Einsatz kommen.

The Phantom Of Pain

Hier gibt es gar nicht so viel zu sagen. Wie meistens stand hier auch zuerst das Strophenriff und der Rest hat sich dann so ergeben. Aber auch dieser Song war sehr schnell geschrieben. Ich denke, hier hört man relativ deutlich, bei wem Judas Priest ihre Ideen klauen … 😉

Nightwalker

Ich wollte schon lange mal einen doomigen, walzenden Song machen. Und ja …, Ähnlichkeiten mit Black Sabbath sind rein unzufällig. Der Arbeitstitel für den Song war auch Sack Blabbath. Eine schön entspannende Nummer. Ziemlich einfach zu spielen, aber nicht ohne Wirkung. Die spooky Gitarre im Chorus gibt dem Ganzen noch ein bisschen diesen dreckigen Charakter.
Auf alle Fälle ein Song, der unser musikalisches Spektrum erweitert.

Fire Wheels

Auch so ein Song mit Priest-Touch. Wobei ich an dieser Stelle erwähnen muss, dass wir nicht mit der Vorgabe an die Sache rangehen, dass die Songs nach irgendeiner Band klingen sollen (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Nightwalker). Am Ende fließen hier wohl unbewusst unsere Einflüsse mit ein.
Bei diesem Song sind wieder einige Changes drin, die die Nummer nicht langweilig werden lassen.

Raw, Loud And Furious

Dieser Song entstand komplett im Proberaum. Soweit ich mich erinnere, war dieser Song auch ziemlich schnell fertig. Fertig!

When The Darkness Falls

Dieser Song hat einige Evolutionsstufen durchlaufen, bis er fertig war. Hier standen zuerst das Strophenriff und der Chorus. Den Rest haben wir dann nach und nach dazugebastelt. Da diese Nummer aus einem sehr untypischen Songaufbau und vielen verschiedenen Teilen besteht, hatte ich anfangs ziemlich Schwierigkeiten, mir den Ablauf zu merken. Aber mittlerweile sitzt der fest.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass dieser Track von der Anfangsidee bis zur finalen Version am längsten gebraucht hat.