AngelInc – Resistance For All

“Ein bemerkenswertes Werk“

Artist: AngelInc

Herkunft: Duisburg, Deutschland

Album: Resistance For All

Spiellänge: 47:44 Minuten

Genre: Modern Metal, Groove Metal

Release: 16.10.2015

Label: RMB Records

Link: https://www.facebook.com/AngelInc2012 und http://www.angelinc.de

Produktion: RMB Studios, Duisburg von Marco Grasshoff

Bandmitglieder:

Gesang – Marco Grasshoff
Leadgitarre und Gesang – Jean Bormann
Gitarre – Mike Burns
Bassgitarre – Ilker Ersin
Schlagzeug – Guido Gallus

Tracklist:

  1. Against The Stream
  2. Resistance For All
  3. Aggression
  4. Ghosts Of The Past
  5. Big Brother
  6. Suicide Nation
  7. The Devil
  8. Disco Party
  9. Your Own Demons
  10. Bastard
  11. Now
  12. Motherland

AngelInc - Resistance For All

 

Vor kurzem habe ich versucht, einer guten Bekannten zu erklären, in welchen anderen Bands die Mitglieder von AngelInc noch alles involviert sind, aber ohne visuelle Hilfsmittel ist man da schnell verloren. Den Namen des Gründers und Kopf von AngelInc, Marco Grasshoff, liest man auch noch in der Besetzungsliste von Michael Bormann, Redrum und Powerworld. Bei Letztgenannter stehen auch Ilker Ersin und Guido Gallus als Bandmitglieder, während Jean Bormann unter anderem ebenfalls mit Michael Bormann unterwegs ist und mit Fallbrawl und Dirty D’Sire die etwas härtere Schiene fährt. Dabei wollen wir es mal belassen, sonst muss ich hier doch noch eine Zeichnung einfügen 😀

Nun also zurück zu AngelInc und dem Debütalbum Resistance For All, welches bereits am 16.10.2015 veröffentlicht wurde. Wie der Name und auch die Texte der Songs schon sagen, geht es um Widerstand. Hier ist allerdings nicht der kleine zaghafte Widerstand gemeint, den jeder von uns vielleicht ab und zu mal aufbringt. Es geht um den Widerstand, der sich gegen Ungerechtigkeiten, korrupte Politiker, Kriege, Totalüberwachung und noch vieles mehr richtet und sich mit wachsender Wut seinen Weg bahnt. Diese Wut drückt sich nicht nur in den Texten aus, auch der Stil der Songs und die Shouts und Growls von Marco Grasshoff laden nicht gerade zum Kuscheln ein.

Damit man sich ungefähr denken kann, worum es bei Against The Stream geht, startet der Song mit Maschinengewehrfeuer und dem Sirenengeheul von einem Notarztwagen. Man ist also gleich mal mitten im Kampfgeschehen. Wie schon P!nk in ihrem Song Dear Mr. President prangert Marco Grasshoff hier das sinnlose Sterben der Soldaten auf den Schlachtfeldern dieser Erde an und ruft dazu auf, gegen den Strom zu schwimmen, weil das die einzige Möglichkeit des Widerstandes ist. Bei P!nk war das Lied ja eher eine Ballade, hier gibt es gleich mal richtig einen auf die Zwölf. Marco growlt und shoutet sich durch den Song, gesangstechnische Unterstützung gibt es auch von Jean. Bei dem bin ich auch immer wieder begeistert davon, wie abgezockt er in seinen jungen Jahren schon an der Leadgitarre agiert.

Auch der zweite Song Resistance For All ist eine einzige Abrechnung mit den Kriegstreibern der Welt. Noch ein Stück aggressiver kommt er daher, wobei das ja der Titel des folgenden Aggression ist. Sehr gelungen hier der Chorus, der erst mal relativ handzahm startet, umso härter wird einem dann allerdings das Aggression um die Ohren gehauen.

Da ich die Bands normalerweise eher nicht höre, komme ich auch erst jetzt drauf, in welche Richtung das hier geht. Da klingt doch eine beträchtliche Portion Sepultura und auch Lamb Of God durch, die sich ja auch beide nicht scheuen, auch textlich mal ordentlich was rauszulassen.

Und so geht der Rundumschlag weiter. Der Titel Big Brother spricht ja für sich, und hier ist definitiv nicht die Fernsehshow gemeint, sondern die düsteren Visionen, die George Orwell schon in den Jahren 1946 – 1948 (!!) hatte, als er seinen Roman 1984 schrieb. Ein wenig an eine andere Band erinnert mich der Song Suicide Nation, denn hier muss ich an die alten Werke von Disturbed denken. Der Schlusssatz „Suicide is a permanent solution to a temporary problem“ hat bei mir doch zu einer Gänsehaut geführt. Auch The Devil könnte ich mir sehr gut von Disturbed vorstellen. Mit einer Kinderstimme fängt es an, sehr geil das folgende Gitarrenspiel, in das auch noch ein Didgeridoo eingewebt wurde. Marco shoutet sich durch den Song, als ob es keinen Morgen gäbe, und dann gibt es plötzlich ein kurzes, leicht orientalisch angehauchtes Intermezzo. Definitiv einer meiner Lieblingssongs auf diesem Album. Der wird dann gefolgt von meinem zweiten Favoriten Disco Party. Der Titel trügt, denn das einzige, was hier an Disco Party erinnert, sind die Keyboardklänge, der Song an sich transportiert die gleiche Grundaggressivität, wie das ganze Album. Der Text im Chorus dürfte angelehnt sein an Another Brick In The Wall von Pink Floyd. Ein wenig an die eigene Nase packen soll man sich wohl bei Your Own Demons, und ich denke mal, jeder hat so seine inneren Dämonen, die ständig versuchen, einen auf die falsche Seite zu ziehen.

Mit Bastard greifen AngelInc ebenfalls ein Thema auf, das uns alle angeht, auch wenn natürlich jeder hofft, niemals betroffen zu sein, denn durch sexuelle Gewalt wurde schon so manches Leben zerstört. Auch hier unterstützt das Pendeln zwischen Shouts und Growls sowie teilweise so etwas ähnlichem wie Klargesang die Stimmung des Songs richtig klasse. Mit Now kommt dann der einzige Song, bei dem ich trotz Booklet zugegebenermaßen nicht verstanden habe, worum es hier geht. Was allerdings nichts daran ändert, dass ich bei den sehr geilen Grooves Schwierigkeiten habe, auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben und weiter zu schreiben.

Und dann ist auch schon der letzte Song dran. Motherland ist zum einen eine Abrechnung mit der weltweiten Politikerriege, zum anderen mein drittes Lieblingslied auf diesem Album. Der Song hat sehr geile Keyboards mit an Bord, und der extreme Kontrast zwischen dem kurz vor Wahnsinn stehenden Gesang in den Strophen und den düsteren Growls im Refrain ist genauso hörenswert, wie das klasse Riff. Und jetzt habe ich fertiggeschrieben und kann mich zu den Hammersongs auf diesem Album genauso austoben, wie AngelInc das bei der Double-Headlinershow am 30.01.2016 in Duisburg getan haben (Bericht von der Show hier)! 😀

Fazit: Nicht umsonst heißt es ja "warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah". Das trifft sicherlich nicht nur auf Reiseziele zu, auch in der Musik sollte man sich ruhig mal in der lokalen Szene umtun. Hier sind die "kleinen" Bands, die sich noch richtig den A… aufreißen und mit frischem Wind dafür sorgen, dass die teilweise doch vermiefte Szene mal ein wenig aufgemischt wird. Natürlich können auch diese Bands das Rad nicht neu erfinden, aber was da für Talente darauf warten, entdeckt zu werden, ist schon beachtlich. AngelInc hätten es auf jeden Fall verdient, in höhere Sphären vorzustoßen.

Anspieltipps: The Devil, Disco Party und Motherland
Heike L.
8.8
Leserbewertung0 Bewertungen
0
8.8