Chronical Moshers Open Air vom 07.06. bis 09.06.2024 am Mühlteich Hauptmannsgrün

Underground und Szenegrößen beschallen das sächsische Szenefamilientreffen

Eventname: Chronical Moshers Open Air 2023

Bands: Bewitched, Crematory, Fall Of Serenity, Krisiun, Matricide, Memorium, Soul Grinder, Spearhead, Suffocation, Assassin, Bonded, Crowbar, Ektomorf, Fleshless, Moor, Necrophobic, Psychotop, The Spirit, Torture Killer, Vomitory

Ort: 08468 Hauptmannsgrün, Mühlteich

Kosten: Ausverkauft

Genres: Thrash Metal, Death Metal, Melodic Death Metal, Brutal Death Metal, Blackened Thrash Metal, Nu Metal

Lange hab ich dem Tag entgegengefiebert, viel zu lang keine Open-Air-Luft mehr geatmet. Und bis fast zuletzt war es eine Zitterpartie, ob unser geliebtes Chronical Moshers Open Air überhaupt in seiner gewohnten Form technisch stattfinden kann. Wir erinnern uns: Im Vorfeld hatten mal wieder heftige Regenfälle den Untergrund stark aufgeweicht und die Belastungsgrenze gesenkt. Auch in der Veranstaltungswoche war als dringliche Bitte an alle Gäste ausgegeben worden, frühestens Donnerstagmittag anzureisen, um das Event als Ganzes nicht zu gefährden. Daumen hoch an jeden, der sich dran gehalten hat, was auf den größten Teil der Besucher zugetroffen hat.
Donnerstagvormittag starten wir unsere Tour ins beschauliche Hauptmannsgrün. Lange Rede, kurzer Unsinn: Kurz nach Mittag ist alles, was für die kommenden zweieinhalb Tage meine Heimstatt sein sollte, aufgebaut und ich geselle mich zu einer anderen Festivalreisegruppe auf meinem Zeltplatzabschnitt, um mit den Jungs und Mädels den einen oder anderen Kamillentee zu genießen. Dicke Grüße gehen raus an euch.

Freitag

In der Nacht war die Temperatur sogar kurzzeitig in den einstelligen Bereich gesackt, aber als die Sonne über dem Wald hochkommt, entwickelt sich in kurzer Zeit die altbekannte Zeltsaua und zwingt mich zum Verlassen meiner kleinen Festung. Na ok, ausreichend Zeit also für ein amtliches erstes Festivalfrühstück. Langsam rücken immer mehr Besucher an und ich vertrödele den Vormittag mit Gesprächen mit vielen alten Bekannten und natürlich lerne ich auch einige neue wundervolle Menschen kennen. Das Festivalfeeling ist langsam richtig hochgefahren.
Gegen halb drei bin ich im Besitz von Bändchen und Fotopass und ab geht es aufs Hauptgelände. Sofort erkenne ich leichte strukturelle Veränderungen, denn am Ende des Geländes hat es Erweiterungen des Foodbereiches gegeben.

CMOA: Soul Grinder

Pünktlich um 15 Uhr entern Soul Grinder die Bühne. Ich hatte vergangenen Herbst das Vergnügen, die sympathischen Bremer Jungs auf der Break Out Roadtour auf einer niedlichen kleinen Clubbühne kennenlernen zu dürfen und bin nun gespannt, wie sich ihr Todesbleigewitter wohl auf einer etwas geräumigeren Open-Air-Bühne entfalten wird. Natürlich kommt das Trio auch auf einer Zwergenbühne gut klar, aber ich bin ehrlich: Der mehr als amtliche Death Metal von Mathias, Jan und Maté kommt auf einer größer dimensionierten Bühne deutlich eindrucksstärker rüber. Hier wirken die Drei wie das reine Abrisskommando und heizen uns Zuschauern als Opener richtig gescheit ein. Offensichtlich hat sich mittlerweile endgültig herumgesprochen, dass man auf dem CMOA auch die Opener nicht verpassen sollte, und daher haben sich auch bereits mehr Zuschauer vor der Bühne versammelt, als bei der Eröffnungsband allgemein üblich. Auch wenn die meistens noch etwas Distanz zur Bühnenabsperrung halten, kreisen bereits einige Mähnen und Pommesgabeln und Fäuste werden gereckt. Die Band schafft es, in der ihr verfügbaren Zeit, ohne viel Gelaber ihr Set kompakt und knackig zu halten, und erntet auf ganzer Linie mehr als nur Anstandsapplaus. Schöne Nummer zum Tagesbeginn!

CMOA: Fall Of Serenity

Nach gewohnt zügiger Umbaupause begibt sich das Fünfergespann Fall Of Serenity an den Start. Die Jungs haben bereits eine lebhafte Bandhistory hinter sich. In den Neunzigern noch unter dem Namen Contrition unterwegs, hat jeder Posten mindestens einmal gewechselt; einzig Gitarrist Eddy ist schon von Anfang an dabei. Im Backkatalog der Band hat sich über die Jahre einiges angesammelt und so gestaltet sich die Melo-Death-Setlist auch sehr abwechslungsreich. Der nicht ganz der typische Melodeath, wie man ihn beispielsweise aus nordischen Gefilden kennt, ist teilweise ein wenig verkopft, kommt aber allgemein gut an und auch ich ertappe mich, wie ich gelegentlich mitwippe, auch wenn mich das Programm leider nicht ganz abholt.

CMOA: Matricide

Nummer drei des Tages sind Matricide aus Israel. Es ist zwar keine lupenreine Metalcore-Show, aber ich für meinen Teil würde die fünf Jungs recht eindeutig im Core-Segment verorten wollen und das ist nicht wirklich meine Baustelle. Ist auf jeden Fall sehr ordentlich gemacht und die Reaktionen des mittlerweile recht zahlreich anwesenden Publikums geben der Kapelle mehr als recht, aber ich entscheide mich nach geraumer Weile für ein zeitiges Abendessen, um die folgende Band nicht zu verpassen.

CMOA: Memoriam

Denn darauf, endlich mal wieder einem Gig der Engländer Memoriam beiwohnen zu können, hab ich mich bereits seit deren Ankündigung fürs diesjährige Billing diebisch gefreut. Manche Leute bezeichnen die Briten als neue Bolt Thrower, was ich aber für falsch halte, da außer Karl Willets keiner der ehemaligen Bolzenwerfer in dieser Kapelle spielt. Karl hatte Memoriam aber ursprünglich als Tribut für ihre leider zu viel früh verstorbene Drummerikone Martin „Kiddie“ Kearns aus der Taufe gehoben. Allerdings versprüht Karl durch seinen Charme und seine spitzbübische Art und Weise nach wie vor Bolt Thrower-Vibes, klarer Fall eigentlich. Die Truppe hat seit ihrer Gründung Anfang 2016 bereits fünf Platten veröffentlicht und kann heute locker ganze Konzertabende füllen. Sehr zu meinem Bedauern haben die Jungs nur 45 Minuten Zeit, in der sie aber gut gelaunt eine Death-Metal-Granate nach der anderen abfeuern. Viele behaupten später, dass es sich um einen eher mittelmäßigen Gig gehandelt hätte, aber ich seh das anders, mag sein, dass das ein bisschen meiner Fanboy-Brille geschuldet ist, durch die ich dem Konzert beigewohnt hab, aber dazu steh ich.

CMOA: Suffocation

Die nachfolgende Band zieht, was den Härtegrad betrifft, die Daumenschrauben noch etwas an. Suffocation, eine der Pionierbands des brutalen Tech Death Metal, schicken sich an, den Acker am Mühlteich umzupflügen. 50 Minuten berserkern sich die New Yorker mit unglaublicher Präzision durch ihr Old-School-Set, dass es unmöglich scheint, dass bei irgendjemandem noch heile Genicke vorhanden sein könnten. Ich habe die Band Anfang der Nuller Jahre zum erst mal bei einem älteren Kumpel im Auto gehört und gedacht, „ach du Scheiße, was is das für ein Schrott“, mittlerweile hab ich selbst ein paar ihrer Platten und steh heute hier mit einem fetten Grinsen im Gesicht und versuche, mir die leider mittlerweile kurzhaarige Rübe von den Schultern zu schrauben. Es bleibt alles anders. Danke für dieses feine Erlebnis!

CMOA: Crematory

Die nachfolgende Band hat allein aufgrund ihrer Positionierung in der Running Order in meinem Freundeskreis für einiges Stirnrunzeln gesorgt. Rein stilistisch kann ich das zwar irgendwie nachvollziehen, aber keiner von uns kennt die Mechanismen, denen eine Planung einer solchen Running Order gehorcht. Jetzt sind nämlich nach einer Runde wahnsinniger Brachialität die deutschen Gothic Metaller Crematory an der Reihe. Die Jungs sind bereits seit einigen Jahren mit den Chronical Moshers freundschaftlich verbunden. Sänger Felix vor allem ist bereits jedes Jahr, in dem er es ermöglichen kann, als Gast zugegen und bringt seine Freude zum Ausdruck, auch endlich einmal auf dieser Bühne stehen zu dürfen. Nach der tollen Tour im vergangenen Jahr ist es mal wieder richtig schön, die Mannheimer wieder Open Air zu erleben. Gerade der Song Trümmerwelten vom aktuellen Album hat mir auch heute wieder echte Gänsehaut erzeugt. Zu meinem Bedauern ist Bassist Patrick Schmid schon wieder von Bord gegangen. Der Herr heute am Viersaiter scheint mir ein wenig farblos. Na klar, ist es grad ein ganz klein wenig ruhiger auf dem Platz, aber es sind sich eine Menge Mitmetaller ziemlich einig, dass Crematory ein Stückchen Metallerjugend sind und auch – oder gerade deshalb – so gut und wichtig für die Szene. Und deswegen und weil Konstanten wichtig sind, kommt als Beinaheschluss die Bandhymne Tears Of Time/Tränen Der Zeit zum Einsatz, ohne geht’s seit Bestehen dieses Kultsongs nun wirklich nicht, seit die Nummer einen deutschsprachigen Zwilling hat, erst recht nicht.

CMOA: Bewitched

Thrash Metal selbst ist ja schon sehr geil und damit genau meins. Die zutiefst angeschwärzte Spielart setzt der Geilerei aber noch mal einen drauf und genau diese Schiene fahren Bewitched, die nun an der Reihe sind. Man nehme Naglfar, alte Sodom und schmecke die Mixtur mit reichlich Motörhead ab, und der Metalgourmet erhielte Bewitched. Es ist einfach eine wahre Freude, die vier Jungs diesen Black ’n‘ Thrash abfeiern zu sehen. Ist eigentlich schade, dass man die Jungs nicht so oft zu Gesicht bekommt. Liegt wahrscheinlich daran, dass das Ganze irgendwie nur ein Sideprojekt ist, dafür aber mindestens so geil wie die jeweiligen Hauptkapellen der Protagonisten. Ich feiere die Band gnadenlos ab und das gesamte Publikum ebenso. Man kann regelrecht sehen, wie es die Band genießt, diese Energie aus dem Auditorium aufzusagen und förmlich darin zu baden, und genau das katapultieren die Mannen um Marcus „Vargher“ Norman umgehend verstärkt zurück ins Publikum. Selten hab ich Finsternis mit so viel Spaß in den Backen präsentiert bekommen, absolut klasse!

CMOA: Krisiun

Allmählich ist es Zeit für den Tagesheadliner, auf den schon extrem viele gewartet haben und der Platz vor der Bühne füllt sich unaufhaltsam. Ich selber kenne von Krisiun von Platte nur sehr wenig, aber als brasilianisches Gegengewicht zum US-amerikanischen Old School Death Metal gilt es heute auf jeden Fall, den drei Brüdern meine Aufwartung zu machen, und das bereue ich definitiv nicht. Da hagelt ein wahres Todesbleigewitter durch das stark gefüllte Areal vor der Bühne und beinahe von Anfang an lassen viele Fans die Nacken bis zum Beinahe-Bersten kreisen. Was die drei Brüder aus Brasilien hier bieten, erinnert oft an den Sound von Vital Remains oder altem Deicide-Material. Aber versteht mich bitte nicht falsch, die Jungs würde ich niemals als Klone der US-Giganten einstufen, aber gerade den 90s-Spirit des Death Metal kann man mehr als deutlich hören und es ist ja auch keine Schande, seine eigenen Götter zu verehren. Mich beeindruckt hier durch die Bank weg diese messerscharfe Präzision, trotz oder gerade wegen des teilweise komplizierten Gefrickels und ich bekomme allmählich eine Ahnung, warum so viele dem Death Metal einen so hohen Stellenwert beimessen. Der Abend wird mich wahrscheinlich nicht zum Die-Hard-Fan machen, allerdings wird wieder öfter mal eine Krisiun-Platte auf dem Teller landen, da bin ich mir ziemlich sicher.

CMOA: Spearhead

Zum Abschluss des Festivalfreitags steht für mich noch ein mittleres Highlight an, an einem Tag, der gar nicht so arm an Höhepunkten war. Spearhead, eine Bolt Thrower-Tributeband, die sich nach dem achten Song des vierten Studioalbums der Engländer benannt hat. Zugegeben, zu Hause musste ich das auf dem Backcover nachgucken. Zu der Mucke muss eigentlich nicht viel gesagt werden, denn wenn man Bolt Thrower kennt, is alles klar; bei den Jungs von Spearhead kann ich meine Augen schließen, verlasse kurz das Bewusstsein, dass da jemand anderes auf der Bühne steht, und höre das Original. Besser geht ein Tribut definitiv nicht. Irgendwann zieht der Bühnenmanager dann aber leider einen Schlussstrich. Die Band hätte sonst wahrscheinlich den Zugabenblock beliebig verlängert, denn die feierwütige Menge vor der Bühne will einfach nicht gehen, trotz der wirklich späten Stunde. Daher geht’s jetzt noch ein Weilchen am Bierwagen weiter und auch hier zeigt sich, dass die Jungs echt ursympathisch sind. Irgendwann dämmert es am Horizont und ich mache mich wenigstens für ein paar Stunden auf in meine Folienbehausung.

Samstag

Da ich mein Zelt dieses Jahr aus einem bestimmten Grund nicht direkt an der Waldgrenze aufstellen konnte, erwischt mich die aufgehende Sonne schon beizeiten und die sich schnell entwickelnde Zeltsauna holt mich schnell aus dem Schlafsack, obwohl ich nachts zum Teil erbärmlich gefroren habe. Wir hatten offensichtlich kurzzeitig einstellige Temperaturwerte. Katzenwäsche und ein ausgiebiges Frühstück bringen mich aber schnell wieder auf Vordermann. Das ist nicht ganz unwichtig, denn heut geht’s ja deutlich zeitiger los an und auf der Bühne.

CMOA: Moor

Eine Viertelstunde vor Programmbeginn bin ich auf dem Bühnengelände, die Band ist gerade noch beim Line-Check, vier Jungs in Schwarz und mit dezentem Corpsepaint – aber auch eine Frau in hellem Kleid, und ich denk mir „Hoppla, was wird denn das jetzt für eine Nummer?“. Die Gute erinnert an eine Banshee oder wie man sie in der Region nennen würde, an eine Weiße Frau. Ok, das Backdrop lässt Black Metal vermuten, der Bühnenaufbau zeigt zentral platziert ein Synthesizerpiano, das verspricht interessant zu werden. High Noon! Ohne großartiges Gerede starten Moor ihre sehr atmosphärische Show. Sängerin Renata Safina, die auch gleichzeitig die Keys bedient, führt mit deathdoomiger Stimme durch das finstere Programm. Für mich persönlich ist zunächst mal nicht ganz klar, ob es sich hier überhaupt um unterschiedliche Songs handelt, aber offensichtlich sind die Titel nur sehr ausgedehnt und gehen oft beinahe nahtlos ineinander über. Diese Tatsache und die beinahe nicht vorhandene Kommunikation mit dem Publikum machen Applauspausen eher schwierig, verleihen den Dresdner Post Black Metallern aber auch eine mystische Aura. Den Leuten und mir gefällt das richtig gut, finstere, harte und doch sehr entspannte Sache als Tagesopener, sehr cool.

CMOA: Fleshless

Auf die nächste Band hab ich mich auch schon länger gefreut, denn als ich die Tschechen Fleshless zuletzt live gesehen hab, war das 2012 um Ostern herum im guten alten Fabrix, einem kleinen Club, dessen Nachfolger der Club Seitenstraße in Zwickau geworden ist. Erinnerungen sind schön, aber jetzt möchte ich gemeinsam mit dem Death-Metal-Kommando um Vladimir Prokoš eine schöne Moshattacke fahren. 40 Minuten hagelt es ein kleines Best-of aus reichlich 30 Jahren böhmischen Todesbleies. Vladimir parliert zwischen den Songs übrigens sehr gut auf Deutsch, aber seine muttersprachliche Färbung macht das Ganze natürlich extrem sympathisch. Umso heftiger sind seine Gesangslinien und die Shouts sind wunderbar gnadenlos. Die gesamte Band knallt ein feines Brett nach dem anderen voller Spielfreude ins Publikum, was nunmehr jedem die Restmüdigkeit von der vorangegangenen Nacht aus den Knochen gekloppt haben dürfte.

CMOA: Bonded

Sehr zu meiner Freude steht nun der Thrash-Metal-Block des Festivals ins Haus. Part eins davon wird von Bonded bestritten, einer Kapelle, die sich ursprünglich aus viel Sodom-Blut zusammensetzte. Davon ist eigentlich nur noch Gitarrist Bernd „Bernemann“ Kost übrig. Doch da heute der amtierende Drummer nicht zur Verfügung steht, ist ihr vorheriger Drummer und eben auch ex-Sodom-Schlagwerker Markus „Makka“ Freiwald für diesen Festivalgig in die Bresche gesprungen. Für einen Teil der Show teilen sich Stammsänger Manuel Bigus und Asassin-Frontröhre Ingo Bajonczak den Gesang. Letzterer war nebenbei bemerkt der Ehemalige am Bonded-Mikro und verantwortlich für die beiden bereits existierenden Platten der Band. Im Prinzip wohnen wir gerade einer Art kleinem Familientreffen auf der Bühne bei und allen Old School Thrashern im Publikum wird heiß ums kleine Metalheart, so geil ist die ganze Nummer. Die Jungs ballern und schreddern sich durch die fettesten Songs der eigentlich noch jungen Truppe, aber was will man machen, wenn Szeneveteranen nach wie vor den Old-School-Spirit so überzeugend leben? Genau! Rübe schütteln, Fist raisen und einen ordentlichen Mosh vom Stapel lassen.

CMOA: Assassin

In meiner Erinnerung ist die folgende Umbaupause nicht existent, denn irgendwie fühlt es sich an, als hätte das Thrash-Metal-Spektakel nahtlos die Protagonisten gewechselt. Assassin – eine weitere Szenelegende aus dem Pott – setzen nun die Bühne in Brand und die Menge in Bewegung. Ich für meinen Teil war schon happy, als sich die Band seinerzeit reformiert hatte, denn ohne die Gnade der frühen Geburt war für mich natürlich nicht an das Erleben der glanzvollen Thrashjahre in den 80ern zu denken. Klar, von der historischen Besetzung ist nur noch Gitarrist Jürgen Scholz übrig, nichtsdestotrotz haut die Band ihr neueres Material genauso überzeugend wie die Eighties-Klassiker raus. Ok, beim Mitmachtpart hat der Fronter die Bandhymne Assassin hier etwas arg in die Länge gezogen und droht dadurch etwas ins Alberne abzudriften, aber Shouter Bajonczak kriegt die Kurve noch und so endet dieser Gig doch mehr als denkwürdig. Nach diesen beiden Auftritten weiß ich, warum ich Thrash Metal so liebe, mein Nacken protestiert.

CMOA: The Spirit

Wir bleiben in Deutschland, wechseln aber die stilistische Schublade. The Spirit geben meiner spontanen Einschätzung nach eine finster angehauchte Spielart des Melodic Death Metal zum Besten. Was die Band da auf der Bühne tut, lässt sich extrem professionell an und den Großteil der Zuschauer nehmen die Saarländer auch sichtbar mit. Ich selber kann mit der Mucke aber gerade nur wenig anfangen. Vielleicht pack ich auch einfach den Wechsel nach der vorangegangenen Doppelportion Thrash Metal nicht so ganz. Wie dem auch wolle, schlecht sind die Jungs beileibe nicht, nur halt nicht meins.

CMOA: Torture Killer

Jetzt gibt‘s wieder richtig einen auf die Zwölf. Ich kenn Tortur Killer bislang nur von Platte, daher bin ich richtig gespannt, wie die Finnen live performen. Ursprünglich war es als SixFeetUnder-Cover-Projekt just for fun gedacht, aber schon nach kurzer Zeit entdeckten die Jungs ihre tiefergehende Leidenschaft für den Death Metal und hatten begonnen, eigene Songs rauszuhauen. Ich lehn mich jetzt mal ganz, ganz weit aus dem Fenster, aber das ist meiner bescheidenen Meinung nach der Stil, den Chris Barnes und seine Kapelle hätten weiterfahren sollen. Hätte ich heute die Wahl zwischen SFU und den Finnen, würde meine Wahl auf Tortur Killer fallen, spätestens nach dieser Show. Gnadenlos auf die Fresse, herrlich geisteskranke Vocals, getrieben von rasiermesserscharfen Riffs, ist es für jeden Deathhead eine wahre Freude. 50 Minuten sind leider eine viel zu kurze Zeit für diesen geilen Scheiß. Gäbe es als folgende Mucke nicht noch eine zünftige Portion Todesblei, ich wäre zutiefst betrübt, als der Hammer fällt.

CMOA: Vomitory

Wir bleiben in skandinavischen Gefilden und es bleibt aggressiv und schnell im Bühnenprogramm. 50 Minuten machen die schwedischen Todesbleiberserker Vomitory richtig Alarm auf der Bühne. Einige Male denke ich mir bei Rundqvists bellendem Organ „What the fuck?!“ Ich bin sehr froh, dass sich die Jungs 2018 dazu entschieden haben, wieder aktiv zu werden, wenn auch aus einem eher traurigen Anlass. Unter anderem präsentieren die Schweden heute auch Songs von ihrer aktuellen Veröffentlichung All Heads Are Gonna Roll, bei der die Menge einfach nur kollektiv ausklinkt. Auch mein Lieblingssong der Platte Raped, Strangled, Sodomized, Death hat es auf die Setlist geschafft und ich brülle glücklich mit und lasse intensiv den Nacken kreisen. Was für ein megageiler Gig. Im wahrsten Wortsinn: Alter Schwede!

CMOA: Ektomorf

Den ganzen Tag über hab ich bereits viele Fans mit Ektomorf-Nickies gesehen und daher is mir klar, dass eine ganze Menge Zuschauer dem Auftritt der Ungarn entgegenfiebern. Ich selbst hab die Band noch nie live gesehen und von Platte find ich die Jungs bestenfalls ok. Ist halt auch so eine Kapelle, deren Sound mir eigentlich schon zu modern ist. Aber on stage ist ja meistens alles noch eine ganze Spur anders. Die Jungs machen richtig Alarm und ich kaufe ihnen ihre Wut auf Politik und Gesellschaft definitiv ab. Sänger Zoltàn Farkas wählt häufiger den Stinkefinger statt der Pommesgabel, um zu zeigen, was er von der Stino-Gesellschaft im Allgemeinen hält. Rein stilistisch schwimmen die Magyaren im Kielwasser von neueren Sepultura oder Soulfly, manchmal meine ich den folkloristischen Einschlag der Roma herauszuhören, denen der Sänger wohl angehört. Der Auftritt animiert mich jetzt nicht unbedingt zum Plattenkauf, aber es macht echt Laune, auf dem Gig ein wenig steilzugehen.

CMOA: Necrophobic

Bevor wir auf die Zielgerade einbiegen, wird es noch einmal amtlich finster auf dem Infield. In Leder, Nieten und Ketten gewandete Musiker betreten die Bühne, ein unheilvolles Intro ertönt und Sekunden später belfert uns Joachim Sterner begleitet von Blastbeats und sägenden Gitarren die erste Höllenhymne entgegen. Treibende Rhythmen lassen scharenweise Köpfe kreisen und so aggressiv die Klänge von Necrophobic auch sein mögen, wirken sie doch extrem hypnotisch und der Faszination der Schweden kann sich, glaub ich, keiner so recht entziehen. Als Liebhaber von Bands wie Dissection oder Naglfar bin ich selbstredend mit dem Material der Band vertraut und hab mich bereits ehrlich auf die Jungs gefreut und gehe dementsprechend steil.

An der Stelle möchte ich aber mal den ganz kleinen Szenenachwuchs erwähnen. Viele Metalheads sind ja Familienmenschen und das CMOA ist seit Bestehen extrem kinderfreundlich. Seit Jahren bringen viele Eltern auch die Kleinsten mit zum Open Air, während der Gigs natürlich geschützt durch farbenfrohe Micky-Mouse-Gehörschützer. Während sich Necrophic durch ihr superbes Set fräsen, stehen bei mir zwei Kiddies – der Junge fünf oder sechs, das Mädel vielleicht drei – und pommesgabeln wirklich die gesamte Show wie die Weltmeister durch und himmeln die Band an. Einfach nur herzallerliebst. Das findet wohl auch die Band und die Musiker wagen gelegentlich einen „Flirt“ mit den Kids, worauf die beiden sichtbar stolz reagieren. Leute, um die Generation nach uns mach ich mir definitiv keine Sorgen.

CMOA: Crowbar

Headlinerzeit! Dieses Jahr leider zu meinem Bedauern nicht so ganz etwas für den Sohn meiner Mutter. Den reinen Sludge Metal von Cowbar hab ich noch nie recht verstanden, allgemein ist mir dieses Subgenre irgendwie zu hoch. Bei Down, bei denen Sänger Kirk Windstein ja ebenfalls beteiligt ist, ist das ja nicht ganz so schwierig, da dort die Southernelemente noch zusätzliche Vielfalt mit einstreuen. Ich bleibe aber auf dem Platz und genieße ein spätes Abendessen zu den zugegebenermaßen interessanten Klängen. Windsteins Stimme find ich übrigens sehr faszinierend. Der Typ ist meiner Meinung nach ein echtes Urvieh. Mein innerer Akku ist – gebe ich gern zu – auch langsam leer, da bin ich nicht ganz undankbar, dass die Highlights für mich dieses Jahr durch sind.

CMOA: Psychotop

Die Rausschmeißerkapelle Psychotop aus Zwickau ist für mich und ganz offensichtlich für viele andere auch dann aber zu viel des Guten. Erstens ist die Band vom Krankenstand betroffen, sodass man offensichtlich gezwungen ist, mehrere Kompromisslösungen zu präsentieren. Zweitens mögen alle Beteiligten Profis sein, das möchte keiner in Abrede stellen. Die Sängerin würde sehr gut in eine Oper oder irgendeine musikalische Hochkultur passen, aber auf einem Festival für extremen Metal finde ich das fehlplatziert. Als dann zu der Musik noch eine mystische Geschichte zum Besten gegeben wird, ist bei mir der Ofen aus und ich verlasse zum letzten Mal das Gelände. Tut mir leid, Jungs und Mädels, auf einer verkopften Veranstaltung mag so etwas vielleicht funktionieren, aber hier nicht.

Ein riesiges Dankeschön geht raus an das gesamte Team der Chronical Moshers und die freundlichen Jungs und Mädels aus den Bereichen Catering und Security. Danke an alle Bands des Wochenendes und die vielen Headbanger, mit denen ich eine geile Zeit auf dem Zeltplatz und vor der Bühne haben durfte. Es war mir ein inneres Blumenpflücken mit euch allen. Wir sehen uns im nächsten Jahr, wenn wir gemeinsam den Hauptmannsgrüner Mühlteich wieder beben lassen!