Corona-Pandemie: wir lassen Musiker, Bands, Clubs und Veranstalter zu Wort kommen

Part 7: Heir Apparent, Kambrium, Nuclear Warfare, Im Wizemann, Surface, Sons Of Sounds

Das Coronavirus lässt die Welt seit einigen Wochen stillstehen, vielleicht nicht so ganz, aber zumindest in der Konzert- und Veranstaltungsbranche fast komplett. Wir haben in letzter Zeit viel geschrieben über die derzeitige Corona-Krise und von den Folgen für die gesamte Veranstaltungsbranche berichtet. Zudem haben wir euch über Konzertabsagen- und Ersatztermine und Online-Geisterkonzerte auf dem Laufenden gehalten, haben versucht, einigen Veranstaltern und Live-Clubs aktiv mit Berichterstattungen zu helfen und Tipps gegeben, wie ihr eure Lieblingsband oder eure bevorzugte Konzert-Location am besten in dieser schweren Zeit unterstützen könnt. Letztendlich sind die meisten von uns aber weder Musiker, noch Veranstalter oder Club-Besitzer, sondern nur ein paar Schreiberlinge, die den Metal leben und lieben. Deshalb wollen wir den Spieß nun einmal umdrehen und andere zu Wort kommen lassen. Wir lassen Musiker, Bands und Veranstalter einmal selbst erzählen, wie sie die Corona-Krise erleben, wie sie die konzertfreie Zeit in der Quarantäne verbringen und wo der Schuh aktuell am meisten drückt.

Wir haben eine Menge Rückmeldungen bekommen, deshalb müssen wir in Etappen veröffentlichen, denn sonst würde es unübersichtlich. Hier die nächsten Stimmen, weitere folgen in den nächsten Tagen:

Terry Gorle (Heir Apparent)

This virus was first discovered in the US 10 miles from where I live, amidst 5 million people in the greater Seattle metropolitan area. The nation’s first 25 deaths happened here. We took swift action as a region, closing schools and businesses weeks before any official government declaration was needed. Forecasts predict my state of 7 million will lose about 1000 people, which is horrible enough, but it serves to prove that quick quarantine action has saved thousands of lives where I live. My family has been working from home for a month now… and it will be at least July or August before we can begin thinking about public activity again. Now is the time to embrace science and compassion, ending the prejudice of cultural delusions once and for all. Be smart, be safe.

Terry Gorle / Heir Apparent

Jan Hein (Kambrium)

Hallo Freunde,

auch an uns geht diese Ausnahmesituation nicht spurlos vorüber. Wir proben seit Wochen nicht mehr, da wir sehr auf die Gesundheit von uns und unseren Familien achten müssen. Wir nutzen die Zeit in der Quarantäne, um weiter am neuen Album zu arbeiten. Wir bereiten vieles für die finalen Studioaufnahmen vor, wodurch es bei uns bisher zu keiner Verschiebung unseres Masterplans kommt. Ursprünglich war tatsächlich mal angedacht, das Studio im April/Mai zu betreten, aber diese Idee hatten wir schon vor der aktuellen Krise verworfen, da wir das zeitlich nicht geschafft hätten. Wie jeder weiß, gibt es derzeit keine Konzerte und ob das, was über das Jahr verteilt geplant war, stattfinden wird, steht noch in den Sternen. Natürlich gehen uns dadurch sicherlich einige Gagen durch die Lappen, die wir für die Albumaufnahmen etc. gebraucht hätten, wir sind da allerdings nicht die Einzigen. Deswegen: Unterstützt die Künstler, die ihr mögt, und kauft direkt bei denen im Shop ein. Dann gehen 100 % der Einnahmen auch direkt an die Band.

Bleibt alle gesund, sodass wir uns demnächst wieder auf Konzerten sehen können. 🙂

Jan Hein
KAMBRIUM GbR

Florian „Fritz“ Bernhard (Nuclear Warfare)

Nuclear Warfare Wasserstandsmeldung.

Nun, bei uns stehen sämtliche Bandaktivitäten im Augenblick komplett still. Wir bleiben alle zuhause und bekämpfen so jeder für sich die Ausbreitung des Virus. Listl in München, Alex in Sao Paulo und ich in Pfaffenhofen. Um die Distanz zu überbrücken, haben wir in letzter Zeit auch etwas mit digitalen Medien gearbeitet, da werden schon mal mal Songs rumgeschickt und jeder übt zuhause. Aber wir sind letztendlich eine Band, die auf die Bühne und in den Proberaum gehört. Wenn Alex hier in Deutschland ist, dann haben wir immer geballt und alle zusammen Spaß. Das fehlt jetzt natürlich, worunter auch die Motivation leidet und sich dem Nullpunkt nähert. Wir haben großen Respekt vor den Bands, die gerade versuchen über Livestreamings oder andere Wege etwas zu reißen und auf die Beine zu stellen. Wenn du mich fragst: Die Evolution hat gnadenlos zugeschlagen, und es wird Zeit brauchen, bis sich der Mensch darauf eingestellt hat und nachzieht. Im Moment ist das natürlich für diejenigen, die sich angesteckt haben und starke Symptome zeigen eine furchtbare Situation. Ich mag gar nicht daran denken, wie sich diejenigen fühlen, die bereits Angehörige und Freunde verloren haben. Die gesamte Situation bedrückt uns sehr, deshalb haben wir mit unserem Label gesprochen und darum gebeten, den Release unseres neuen Albums, welches im April geplant war, zu verschieben. Wir sind sehr froh, dass MDD dieser Bitte entsprochen hat. Gerade in diesen Zeiten ist es gut zu wissen, dass man einen starken Partner an der Seite hat, der hierfür auch Verständnis hat. Für Labels allgemein ist es wohl sicher auch nicht einfach im Moment. Wir hoffen jetzt, dass wir Menschen schnell nachziehen mit der neuen Situation umgehen zu können und dass die Medizin Wege findet, dem Virus Einhalt zu gebieten, oder zumindest alle Patienten behandeln kann.

Bleibt gesund!
Güsse Fritz und Nuclear Warfare

Matthias Mettmann (Geschäftsführer „Im Wizemann“, Stuttgart)

Hier mal ein paar Worte von unserem Geschäftsführer Matthias Mettmann: „Wir hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen, nehmen aber an, dass es eher zwei sind und die eine oder andere Rippe auch noch was abbekommt. Wir stehen in Verhandlungen mit unserem Vermieter und über die zielführenden Gespräche sind wir sehr dankbar. Nicht so prickelnd sieht es mit Hilfe von der Stadt aus, die verweist an Land bzw. Bund und hält uns jetzt nicht unbedingt für eine Kultureinrichtung im unterstützenswerten Sinne. Wir fallen leider durch einige Raster, für die Bank sind wir mitunter nicht Business genug, für die Stadt sind wir, zumindest noch, nicht kulturell genug. Mhm, dachten wir doch, mit fast 150.000 Besuchern letztes Jahr eine Kultureinrichtung zu sein. Schach, aber noch nicht matt! Wir lassen uns nicht unterkriegen, versuchen uns auch an Streamingformaten zu beteiligen (United We Stream Stuttgart incoming) und werden auch sonst nichts unversucht lassen über Wasser zu bleiben.

Tom Robinson (Surface)

Uns von Surface trifft die Covid-19 Krise als Band noch nicht. Bisher sind noch keine Konzerte ausgefallen und wir können froh sein, dass uns kein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist (bisher zumindest). Wir wissen sehr wohl, dass es vielen Künstlern, Clubs, Bars und Selbstständigen ganz anders ergeht und können nur daran erinnern, dass diese Menschen ein wichtiger Teil unserer Kultur und damit Baustein der Gesellschaft bzw. sogar des Menschseins sind. Da ich schon seit längerer Zeit 700 km entfernt von meinen Jungs (Tim, Marco und Johnny) lebe, sind wir gewissermaßen daran gewöhnt, aus der Distanz zusammenzuarbeiten. Trotzdem spüren wir, dass der Drang zur Zeit noch größer ist, beieinander zu sein. Das hat sicherlich verschiedene Gründe (z.B. die „Mehr-Zeit“ die viele von uns jobbedingt haben). Ich kann allen Daheimsitzenden nur sagen: Macht was draus! Ich habe mir jeden Tag eine Routine auferlegt, um weiterhin Struktur zu haben. So arbeite ich morgens am Schreibtisch, mache vormittags Sport und schreibe Musik, lese ein gutes Buch zum Kaffee am Nachmittag oder lasse die Ideen kreisen bei einem Spaziergang in der Natur und genieße die drölftausend mehr oder weniger guten Filme und Serien auf den bekannten Streamingdiensten am Abend. Und natürlich möchte ich betonen, dass bei Weitem nicht alle gerade so viel (Triggerwarnung: Modewort incoming) Me-Time haben (uff!). Es gibt so viele Menschen da draußen, die den Laden so richtig am Laufen halten. Danke dafür! Ehrlich! Man kann nur hoffen, dass diese Krise und euer Einsatz zu mehr Solidarität, bessere Arbeitsbedingungen und einem strukturellen Umdenken führt (Stichwort: Was macht die AfD eigentlich? Haben die nicht auch immer eine Zukunftsversion? – irrelevant!). Also Freunde: Nutzt die Zeit, seid dankbar, konsumiert Kunst und unterstützt lokal! Passt auf euch auf und immer schön Death Metal hören!

Tom Robinson (Surface)

Roman Beselt (Sons Of Sounds)

Natürlich ist es eine schwierige, Zeit wenn einem als Künstler/Band die Bühne entzogen wird. Da steigt natürlich auch etwas der Druck im Social Media Bereich aktiver zu werden, da eben keine Livepräsenz gegeben ist. Wir probieren, unsere Fanbase natürlich bestmöglichst zu unterhalten, und bleiben dabei möglichst natürlich. Ich denke, wenn sich die Pause noch etwas zieht, werden wir noch aktiver und kreativer werden.

Supporten kann man uns über:
www.patreon.com/sonsofsounds z.B durch spenden

Außerdem gibt es hier unser Merch:
https://sonsofsounds.bandcamp.com

Unser neues Album Soundsphaera gibt es jetzt übrigens auch als Picture Vinyl
Direkt erhältlich, einfach mail an info@sonsofsounds.com

Natürlich freuen wir uns über Zuschriften aller Art, Kritik, Anregungen, Grüße, Wünsche, z.B. was für ein Video wir als Nächstes machen sollten für Insta/FB. Wir möchten schließlich erfahren, was unsere Leute sehen/hören wollen in dieser schwierigen Zeit. Vielen Dank an alle, die uns supporten, ganz besonders auch die alte Garde, die uns seit 13 Jahren die Stange hält!

Unser erstes Livestream Konzert wird von www.festivalstalker.de organisiert im Rahmen eines Onlinefestivals, das Festivalstalker Easter Bash 2020. Es wird gestreamt vom 9. – 12. April. Unser Slot ist Ostersonntag um 20:00 Uhr, also schaltet ein und streamt fleißig mit da draußen!
Mehr Infos auf Facebook www.facebook.com/festivalstalker oder Insta: festivalstalker_official

Wir freuen uns auf euch !!

Roman (SOS)