Event: Cradle Of Filth – By Order Of The Dragon Tour 2024
Bands: Cradle Of Filth, Butcher Babies, Mental Cruelty, Black Sattelite
Ort: Markthalle Hamburg, Klosterwall 11, 20095 Hamburg
Datum: 13.11.2024
Kosten: VVK 41,30 €, AK 43 €
Zuschauer: ca. 500
Genre: Symphonic Black Metal, Gothic Metal, Extreme Metal, Groove Metal, Metalcore, Hardcore, Alternative Metal, Modern Metal, Dark Rock, Alternative Rock, Deathcore
Link: https://markthalle-hamburg.de/
Setlist Cradle Of Filth:
- The Fate Of The World On Our Shoulders (Intro)
- Existential Terror
- Saffron’s Curse
- The Forest Whispers My Name
- She Is A Fire
- Summer Dying Fast
- Malignant Perfection
- Heartbreak And Séance
- Nymphetamine (Fix)
- Born In A Burial Gown
- Malice Through The Looking Glass
- Creatures That Kissed In Cold Mirrors (Outro)
- The Monstrous Sabbat (Summoning The Coven) (Intro)
- Cruelty Brought Thee Orchids
- Scorched Earth Erotica
- Her Ghost In The Fog
Im Metalzirkus gibt es verschiedene Vocals, die Grenzbereiche ausloten und damit auch immer für unterschiedliche Ansichten sorgen. Eine der Stimmen im Grenzbereich kommt aus England. Dani Filth, der eigentlich Daniel Lloyd Davey heißt, schreit, kreischt, grunzt und knurrt sich seit 1991 durch die Metalszene als Fronter von Cradle Of Filth. Ähnlich wie der Fronter ist die gesamte Band ein Grenzgänger. Black Metal, Death Metal, Gothic Metal, Symphonic Metal oder einfach nur Extreme Metal. Das Gebräu der Truppe ist speziell und sorgt nicht nur für lobende Worte. Scheiben wie The Principle Of Evil Made Flesh, Cruelty And The Beast oder Nymphetamine sorgten für eine wachsende Fangemeinde. Die Schwarzmetaller konfrontierten die Truppe mit der Kommerzialisierungskeule, womit sich Cradle Of Filth in guter Gesellschaft befinden. Wie auch immer, Dani und sein Gefolge sind seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und beehren heute die altehrwürdige Markthalle in Hamburg.
Wenn eine Band so einen speziellen Sound hat wie Cradle Of Filth, wer passt dazu als Opener? Die heutige Antwort ist dreigeteilt und jede Band musikalisch unterschiedlich. Untersuchen wir die drei Vorbands auf ihren Schreigehalt. Ist jemand dabei, der mit Dani um die Wette kreischen kann?
Black Sattelite kommen aus New York und sind eher Rock als Metal. Der Sound ist dunkel ausgelegt und auch leichter Corpsepaint ist auszumachen. Sängerin Larissa Vale versucht erst gar nicht zu schreien oder kreischen. Fast schon gediegen kommen die Vocals daher und würden sich auch gut auf ein Alternative Rock Konzert passen. Da bleibt nur festzustellen, dass das Schrei- und Kreischvolumen von Vale nicht vorhanden ist.
Der zweite Kandidat nennt sich Mental Cruelty, kommt aus Deutschland und ist seit 2014 aktiv. Mit Zwielicht hat die Truppe 2023 ihren vierten Longplayer veröffentlicht. Der Mix ist speziell. Deathcore, Black Metal und symphonische Einflüsse mischen die Herren zu einem sehr speziellen Sound. Der ist mehr als gewöhnungsbedürftig, zeigt aber starke Schreisubstanz bei Sänger Lukas Nicolai. Guttural brüllt der Herr alles in Grund und Boden. Hohe Töne sind kaum zu vernehmen. Es lässt sich subsumieren, dass ein starkes Talent für Kreischen und Schreien vorhanden ist, nur in einer völlig anderen Tonlage als Dani Filth.
Kandidat Nummer drei kommt aus Los Angeles und bietet wie bisher alle Bands einen Genremix. Es werden Groove Metal, Alternative Metal und Metalcore verknotet. Sängerin Heidi Shepherd hat ein ordentliches Organ, bleibt aber primär in der Core-Tonlage. Sportlich sind die Dame und die Herren auf jeden Fall. Wie ein Flummi hüpft Shepherd über die Bühne und ist auch direkt vor dem Publikum zur Animation. Gleiches gilt für die Saitenarbeiter, die ebenfalls das Publikum beehren. Die Nummern sind eingängig und laden die Menschen vor der Bühne zum Mitmachen ein. Das Schreien und Kreischen hat durchaus Niveau, nur nicht die verschiedenen Tonlagen eines Dani Filth. Für keinen der drei Kandidaten reicht das Dargebotene aus, um in wirkliche Konkurrenz mit dem englischen Oberschreihals zu treten.
Vorhang ab und Bühne auf für zwei Skelette, die den Bühnenrand flankieren. Auch Danis Mikrofonständer ist verziert. Das Ding sieht aus, als wenn die Überbleibsel eines alten Motors oder ähnliches hier verbaut worden sind. Die Drums sind hinter einer Plastikwand links in der Ecke, das Keyboard mit Zoe Marie Federoff findet rechts hinten seinen Platz. Die Saiten und Dani dürfen sich auf dem Rest der Bühne austoben.
Die Einspielung des instrumentalen Intro The Fate Of The World On Our Shoulders vom 2021er-Werk Existence Is Futile leitet zu Existential Terror über. Die Protagonisten stehen zunächst mit dem Rücken zum Publikum und explodieren zu Existential Terror. Auf die bekannten spitzen Schreie von Dani muss niemand lange warten. Es ist erstaunlich, wie schnell der Herr zwischen den Tonlagen wechselt und wie er den Schreigesang rauspresst. Durch die veränderte Mikrofonhaltung entfalten die Vocals ihre Wirkung. Die Tracks haben allesamt Überlänge und sind selten unter fünf oder sechs Minuten. Das trifft auch auf den Klassiker Saffron’s Curse, der von einem weiteren Klassiker getoppt wird. Das 1994er-Debüt The Principle Of Evil Made Flesh liefert mit The Forest Whispers My Name eine herausragende Nummer, die einen Tick mehr schwarzes Metall versprüht, als andere Titel im Set. Dani verziert mit seinem unnachahmlichen Gesang das 30 Jahre alte Liedgut. Spätestens jetzt hat das Sextett die halbvolle Markthalle in der Hand. Später folgt sogar noch Summer Dying Fast, sodass Cradle Of Filth das Debüt zu seinem 30. Geburtstag würdigen.
Ganz neues Material gibt es auch mit Malignant Perfection. Der Track dürfte ein Vorbote auf den kommenden Longplayer sein. Der Querschnitt aus der Diskografie holt die Hits wie Nymphetamine, wo sich Keyboarderin Federoff und Dani ein kleines Gesangsduell liefern, oder Born In A Burial Gown hervor. Malice Through The Looking Glass verdient eine besondere Erwähnung. 2026 wird Dusk And Her Embrace 30 Jahre alt. Dani, könntest du uns bitte das gesamte Werk auf einer Geburtstagstour würdigen?
Cruelty Brought Thee Orchids darf nicht fehlen und lässt das Publikum als ersten Teil der Zugabe nochmals steil gehen. Die Security hat reichlich zu tun und stellt die vor der Bühne ankommenden Menschen wieder auf die Füße. Scorched Earth Erotica und Her Ghost In The Fog beenden die 90 grandiosen Minuten Cradle Of Filth in Hamburg.
Gegen 23 Uhr verlassen die Menschen die Location. Zu Meckern gibt es immer etwas. Hier wären es vor allem die Vorbands. Warum gleich drei völlig unterschiedlich ausgerichtete Combos die Bühne vor Cradle Of Filth beehren, hinterlässt bei vielen der anwesenden Fans Fragezeichen. Der Sound und das Ambiente in der Markthalle haben wie immer gemundet. Dazu haben Dani und Co. eine großartige Performance geliefert und den Laden würdig abgerissen.