Evil Drive – Demons Within

Melodic Death gegen innere Dämonen

Artist: Evil Drive

Herkunft: Kotka, Finnland

Album: Demons Within

Spiellänge: 41:15 Minuten

Genre: Melodic Metal, Melodic Death Metal, Thrash Metal

Release: 02.04.2021

Label: Reaper Entertainment Europe

Link: https://www.evildrive.band/

Bandmitglieder:

Gesang – Viktoria Viren
Gitarre – J-P Pusa
Gitarre – Ville Viren
Bassgitarre – Matti Sorsa
Schlagzeug – Antti Tani

Tracklist:

  1. Payback
  2. Breaking The Chains
  3. Demons Within
  4. Rising From The Revenge
  5. We Are One
  6. Too Wild To Live Too Rare To Die
  7. Lord Of Chaos
  8. Bringer Of Darkness
  9. In The End
  10. Ghost Dimension

„Nothing unique, they all look the same, in this sea of mediocrity“, sang einst die unübertroffene Angela Gossow im Arch Enemy Klassiker We Will Rise. Auch wenn der ehemalige Brüllwürfel damit sicher nicht die austauschbaren „Female Fronted Melo Death Combos“ gemeint hat, treffen diese Zeilen allzu oft auf Bands dieses Genres zu. Leider hat es immer einen faden Beigeschmack, wenn eine Band versucht, ihren belanglosen Sound durch eine hübsche Sängerin zu kaschieren. Können Evil Drive aus Finnland das Gegenteil beweisen? Immerhin hat das zweite Album Ragemaker stolze 8,5 Punkte im Soundcheck vom Kollegen René W. bekommen. Diese Tatsache und die ersten Singles des kommenden Albums Demons Within lassen zumindest auf einen starken Output der Band um Frontfrau Viktoria Viren hoffen.

Seit 2013 gibt es Evil Drive, die 2016 ihr Debütalbum The Land Of The Dead auf den Markt schmetterten. Seit der Veröffentlichung des bereits erwähnten zweiten Albums Ragemaker gibt es zwei Besetzungswechsel im Line-Up der Finnen zu vermelden: Matti Sorsa am Bass und Antti Tani an den Drums sind neu dabei. Mit frischem Blut im Bandgefüge sind Evil Drive bereit, mit Demons Within erneut in die Schlacht um die Vorherrschaft des Female Fronted Melodic Metal zu ziehen.

Die Melodien von Iron Maiden und die Härte von Slayer heißt es sinngemäß in der Promoinfo des Labels Reaper Entertainment Europe. Was den Hang zu Maiden-artigen Gitarrenharmonien betrifft, gehe ich mit dieser Aussage konform. Das betrifft ja ebenfalls den typischen Melodic Death Metal Sound aus Skandinavien. Slayers Knüppelorgien höre ich auf Demons Within jedoch nicht heraus.

Nach dem hörspielerischen Eintritt in eine Kirche beginnt das muntere Riffing, unterlegt von donnernden Doublebass-Passagen. Shouterin Viktoria bleibt der Vergleich mit Alissa White-Gluz nicht erspart. Die beiden klingen wie gesangliche Zwillinge, lediglich der finnische (?) Akzent von Ms. Viren drängt etwas stärker an die Oberfläche. Das Axtduo um J-P Pusa und Ville Viren zeigt schon mal, was es auf der Pfanne hat. An dieser Stelle wäre ein Vergleich zu Michael Amott und Jeff Loomis von Arch Enemy unangebracht. Die beiden Herren sitzen unangefochten auf dem Thron der Gitarrenduos in diesem Genre. Der Anteil der Melodien schießt im zweiten Song Breaking The Chains deutlich nach oben. Der Einstieg mit Payback und Breaking The Chains ist zwar ganz ordentlich, aber Jubelarien sind noch nicht angebracht.

Es folgt ein Dreierblock aus Demons Within, Rising From The Revenge und We Are One, mit denen Evil Drive ihre Fans bereits vorab angefüttert haben. Vor allem der Titelsong hat es mir angetan. Dieser ist eine stampfende Midtempo-Nummer zum gepflegten Haareschütteln. Die Gitarren und dezente Keyboards erzeugen eine dichte Atmosphäre und die Melodien fräsen sich in meine Hirnwindungen. Starke Soli gibt es in Rising From The Revenge zu bestaunen. We Are One ist einfach eine Hymne vor dem Herrn und dürfte zur Pflicht im zukünftigen Liveprogramm der Finnen werden.

Too Wild To Live Too Rare To Die bekommt schon mal einen Bonus für den coolsten Songtitel auf dem Album. Wäre nicht der garstige Gesang von Viktoria Viren zu hören, würde ich die Speed-Nummer den Landsmännern von Sonata Arcticta zuschreiben. Die Lords Of Chaos bahnen sich ihren Weg: Ähnlich wie im Titelsong finde ich das Quintett am stärksten, wenn der hymnenartige Charakter die Oberhand gewinnt. Getragene Melodien werden von Frickelpassagen durchbrochen und gipfeln in starken Refrains – that’s the way I like it.

Hoppla, höre ich in Bringer Of Darkness auf einmal doch Slayer-Einflüsse heraus? Das soll allerdings nicht heißen, dass Evil Drive hier Geschwindigkeiten à la Angel Of Death aus der Hüfte schießen. Eher die Art, wie hier die Riffs „geschrubbt“ und darübergelegte Soli ihren Platz finden, erinnert an die amerikanische Thrash-Legende. Wie schon in Legends Never Die vom letzten Langspieler Ragemaker, streut Viktoria Viren klare Gesangsparts im vorletzten Song In The End ein. Das ist nicht sonderlich spektakulär, sorgt aber für Abwechslung. Last but not least betreten wir die Ghost Dimension. In 4:30 Minuten bündeln Evil Drive noch mal all ihre Stärken: Kraftvolle, wenn auch vertraute Gitarrenriffs, der dominante Gesang und der bereits erwähnte Hymnenfaktor besänftigen die inneren Dämonen.

Evil Drive – Demons Within
Fazit
Trotz der vorhandenen Parallelen zu Arch Enemy oder ähnlich gelagerten Melodic Death Bands wäre es zu einfach, die Finnen in diese Schublade zu stecken. Melodic Metal, Power Metal, Melodic Death und sogar vereinzelte Thrash-Parts gibt es hier auf Ohren. Musikalisch stehen eingängige Melodien im Vordergrund und darüber legen sich die Growls von Viktoria Viren. Nicht innovativ, aber gut umgesetzt.

Anspieltipps: Demons Within, We Are One und Lords Of Chaos
Florian W.
7.8
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