Artist: Grendel’s Sÿster
Herkunft: Stuttgart
Album: Katabasis Into The Abaton / Abstieg In Die Traumkammer
Genre: Epic Metal, Epic Doom Metal, Folk Rock, Krautrock, Progressive Rock, Progressive Metal, Kauz Metal
Spiellänge: 84:30 Minuten
Release: 30.08.2024
Label: Cruz del Sur Music
Link: http://grendelssyster.bandcamp.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Caro
Schlagzeug – Till
Gitarre – Tobi
Bass – Simon
Tracklist:
1. Boar’s Tusk Helmet
2. The Plight Of A Sorcerer
3. Rose Arbor
4. Night Owl’s Beak
5. Golden Key (Won’t Fit)
6. The Fire That Lights Itself
7. In Praise Of Mugwort
8. Cosmogony
German Version (nur digital und auf CD):
1. Eberzahnhelm
2. Die Bürde Des Schwarzkünstlers
3. Rosenhag
4. Nachteulenschnabel
5. Güldenes Schlüsselein (klemmt)
6. Unentfacht Flammend
7. Beifußweise
8. Kosmogonie
In Rezensionen wird gerne darüber schwadroniert, dass der Band X oder Y die Eigenständigkeit fehlt. Das klingt doch, wie bereits drölfhundertmal gehört. Kommt eine Truppe mit einem schrägen Ansatz, der nicht in das bekannte Schema passt und sich womöglich nicht so richtig in eine Genre-Schublade stecken lässt, dann wird die Scheibe als zu sperrig, verkopft, abgehoben oder ähnliches abgetan.
Aus dem Schwabenland kommen Grendel’s Sÿster und veröffentlichen digital 84 Minuten Musik mit dem Namen Katabasis Into The Abaton / Abstieg In Die Traumkammer. Wer die Truppe schon mal auf dem Schirm hatte, der kennt das bereits. Die beiden bisher veröffentlichen EPs nennen sich Myrtle Wreath / Myrtenkranz und Orphic Gold Leaves / Orphische Goldblättchen. Jeder Song ist zweimal auf der Scheibe. Einmal in deutscher Sprache und einmal in englischer Sprache. Ein Sachverhalt, den es nicht so oft gibt.
Die Sängerin ist Caro und kommt eigenwillig, aber absolut gekonnt daher. Smoulder, eine Undergroundband mit kanadischen Wurzeln, die mittlerweile größtenteils in Helsinki beheimatet ist, hat mit der Sängerin Sarah Ann vergleichbare Eigenwilligkeit an den Vocals. Sarah Ann outet sich als Fan von Caro und sortiert Grendel’s Sÿster als Musik für Waldbewohner ein. Die beiden Damen verbindet anscheinend eine Seelenverwandtschaft.
Wer zum Einstieg Boar’s Tusk Helmet und The Plight Of A Sorcerer in seine Gehörgänge bekommt, der könnte auf die Idee kommen, dass die Schwester von Mark Shelten (Manilla Road, R.I.P.) auf der Bildfläche erschienen ist. Caro liefert eine sehr eigene Note, dazu ist die Saitenarbeit old-school organisch. Gefühlt gibt es eine Zeitreise in die 70er, wo sich vier Musiker:in gefunden haben und ihre verschiedenen Einflüsse gemeinsam vertonen. Rose Abor wirkt wie eine harmonische, zu Musik gewordene, Märchenerzählung. Night Owl’s Beak galoppiert schnell vorwärts und passt zu den Anfängen der NWoBHM.
Kennt jemand noch die Sängerin Melanie (R.I.P.) aus den 60ern und 70ern? Ruby Tuesday, eigentlich durch die Rolling Stones bekannt geworden, war ihr großer Hit. In eine ähnliche Kerbe schlägt Golden Key (Won’t Fit). Folk im Stile der 60er und 70er-Jahre schummelt sich zwischen die elektrischen Gitarren und laden die Hörerschaft in die Traumkammer ein, wo ein güldener kleiner Schlüssel klemmt.
Von Melanie zu Cirith Ungol zu springen, ist mutig, aber passend zu den Grendel’s Sÿster. Würde Tim Baker die Vocals zu The Fire That Lights Itself übernehmen, könnte das Stück auf zum Beispiel der Frost And Fire von 1980 zu finden sein. Über das episch stampfende In Praise Of Mugwort geht es zum Schlusspunkt Cosmogony. Die bereits erwähnten Smoulder sind bezüglich Rhythmus nicht so weit entfernt, wobei die Grendel’s Sÿster instrumental viel stärker auf die 70er-Jahre-Karte setzen.