Event: Haby Open Air Festival 2025
Bands: Drunken Swallows, Pene Corrida, Twilight Theatre, Alligator Fight Club, Ecki King, Vacuum, Violand, Biest, L.A.U.T., Call Of Charon, Beyond The Breach
Ort: Haby, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 19.09. – 20.09.2025
Kosten: 50 € Kombiticket, 25 € Tageskarte Freitag, 35 € Tageskarte Samstag, 20 € Camping
Zuschauer: rund 450
Genre: Hard Rock, Nu Metal, Alternative Metal, Rock ’n‘ Roll, Heavy Metal, Metalcore, Folkrock
Veranstalter: Rollo-Events, 24361 Haby
Links: https://www.habyrockt-openair.de/
Letztes Sommerwochenende, letztes Outdoor-Open-Air-Festival. Schleswig-Holstein ist Festivalland, und das bis in die kleinste Gemeinde!
Das Haby Open Air Festival ist ein kleines Event, das 2020 ursprünglich als Privatfeier gegründet wurde. Seit 2022 ist es ein offizielles Festival mit einer Kapazitätsobergrenze von 600 Gästen. Das Haby Rockt Open Air bietet zwar auch regional bekannten Bands eine Möglichkeit, sich im Kreis Rendsburg-Eckernförde zu präsentieren, lädt aber auch nationale und internationale Bands als Highlights ein. Umso ärgerlicher, dass wir den Aufwärm-Freitag wegen anderer Verpflichtungen verpassen.
Den umjubelten Freitag gestalteten als Opener L.A.U.T. Die jüngste Band des Festivals kommt aus Flensburg. L.A.U.T. steht für Loud And Ugly Teens und sie sind erst 14 und 15 Jahre alt. Johann Beccard, Vitus Dahl, Milan Heine und Philipp Neumüller haben sich in ihrer Schulband kennengelernt und spielen seit 2021 zusammen. Eigene Titel haben sie noch nicht, sie covern sich durch die Rock- und Metalgeschichte. Darunter sind anspruchsvolle Songs von Rage Against The Machine, Green Day oder Red Hot Chili Peppers.
Die zweite Band des Abends hätte ich gerne wiedergesehen. 2019 erlebte ich die Hamburger Rockband Biest als Support von Thundermother im Landgasthof Wacken. Deutschsprachigen Rock mit viel Metalansatz bekommen demnächst die Gäste vom heutigen Headliner zu hören, denn bei den Drunken Swallows fungieren Biest ab Oktober ebenfalls als Support. Die Schwalben braucht man fast nicht mehr vorzustellen, denn die Travemünder Punks haben sich in den letzten Jahren eine große Fangemeinde erspielt.
Gut, dass wir am Samstag frühzeitig angereist sind. Beim Check-in werden wir auf einen geänderten Zeitplan aufmerksam gemacht und müssen uns somit beeilen. Der erste Akt ist traditionell Lars Eckhoff aka Ecki-King, ein Sologitarrist und Urgestein aus dem Dorf. Mit hohen Riffs und krächziger Stimme besingt er das Haby Open Air, das Wacken Open Air sowie Lack- und Lederfashion. Danach gesellen sich die Bandmitglieder von Vacuum aus Eckernförde dazu. Gemeinsam spulen sie ihr Programm ab, ohne Highlights zu setzen. Dies folgt allerdings unmittelbar danach. Waren im letzten Jahr die Hamburger Power Metaller von Terra Atlantica hier, gibt der letztjährig kurzfristig ausgefallene Sänger mit seinem Soloprojekt seine Visitenkarte ab. Tristan Harders‘ Twilight Theatre ist unüberhörbar eine Weiterentwicklung der Geschichtsmetaller von Terra Atlantica und begeistert nicht nur uns, sondern zieht in Windeseile die Leute vom Campground. Nach wenigen Minuten ist die Eventfläche vor der Bühne gut gefüllt.
Danach haben es Violand, eine Rock- und Metalband aus Flensburg, nicht leicht. Sebastian Grigat (Gesang), Marcel Gerlitz (Gitarre), Henning Scheibner (Bass) sowie Michael Wolf am Schlagzeug bestehen nunmehr fast 12 Jahre und haben sich eine feste Fanbase aufgebaut. Zu ihrem letzten Song holen sie sich ihre Fans und Kinder mitsamt Veranstalter Rollo auf die Bühne. Ein schnelles Wiedersehen kann ich danach mit den Jungs aus Duisburg feiern. Call Of Charon lernte ich vor ein paar Wochen erst im Landgasthof Wacken kennen. Die Deathcore-Band besteht in diesem Jahr seit zehn Jahren und ist sogar bei Massacre Records unter Vertrag. Während der nächsten Umbaupause steigt vor der Bühne eine große Feuershow. Ursprünglich auf der Freifläche am Mittelaltermarkt vorgesehen, brennen die Feuerkünstler nun den Rasen vor der Bühne ab. Feuer fasziniert immer wieder und die beiden sowieso. Sie wissen ganz genau, wie man die Effekte des Feuers und der glühenden Kohlen richtig einsetzt. Gab es bei den Acts auf der Bühne bisher immer mal wieder kleinere Pyroeffekte, bei denen man im Fotograben schon gut aufpassen musste, wird es bei den Niederländern von Pene Corrida richtig warm. Übersetzt aus dem Spanischen heißt der Bandname: Ach, lassen wir das … Die internationale Band des Festivals ist zwar „nur“ eine Coverband, aber was für eine. Sie verbinden thematisch Hits und verwenden bei ihrem Auftritt allerlei Showeffekte. Mit zwei Sängern und viel Manpower verwursten sie Hits von Bruno Mars bis Rammstein, von Pink bis Black Sabbath zu einem 2000er-Medley, 90er-Jahre-Medley, Dance- oder Metalmedley.
Als Headliner haben sie als einzige Band eine Stagetime von 90 Minuten. Es steigen Feuersäulen in den Himmel, es erscheint ein „Geist“ auf der Bühne, es fliegen Pesonoten und es knallt die Konfettikanone. Ein energiegeladener Auftritt im mexikanischen Outfit, der alles bietet, was man als Rockband auf so einer Bühne anstellen kann. Nach der halbstündigen Umbaupause hat sich die Gästezahl deutlich verringert. Es beginnt, richtig kalt zu werden. Beyond The Breach ist eine Nu-Metalcore-Band aus Hamburg, die eine moderne Mischung der Emotionalität des Nu-Metals mit eingängigen Refrains auf die Bühne bringt. Die letzte Band des Abends ist Alligator Fight Club aus Heide. Musikalisch passen sie zu ihren Vorgängern auf der Bühne. Allerdings sind nur noch wenige Fans vor der Bühne. Die Jungs haben es als „Rausschmeißer“ richtig schwer, belohnen aber die verbliebenen Gäste und Fans mit einem fulminanten Auftritt. Nils, Lennart, Kim, Mirco und Jasper reißen sich den Hintern auf und liefern wie gewohnt ab.
Fazit: Genau mein Ding. Toll organisiertes kleines Regionalfestival mit tollen Bands, die den Widrigkeiten trotzten. Ein Wikingermarkt sorgt für Abwechslung. Was hatten Gäste zu bemängeln? Bierpreise von fünf Euro pro 0,4 Liter Dithmarscher, eine dem Ansturm manchmal nicht gewachsene Crew am einzigen Essensstand und die dort begrenzte Auswahl sind das Einzige. Das System mit den Bezahlkarten ist undurchsichtig, denn durch das Pfand kommt man nie auf eine glatte Summe. Angebrochene Karten kann man nicht zurückgeben und lassen einen auf Restguthaben sitzen. Kleine Soundprobleme gehören dazu, werden von der Technik aber souverän gelöst. Gehbehinderte bekommen einen Fahrdienst den steilen Berg hinauf. Einzig noch weitere Sitzmöglichkeiten wären wünschenswert. Bei der Dauer des Festivaltags hat ein alter Mann wie ich schon mal das Bedürfnis, seinen Alabasterkörper in eine Ruhestellung zu bringen. Der feuchte Boden lädt da nicht gerade zu ein.
Ich bedanke mich bei Rollo und seinem Orgateam. Wenn es geht, bin ich im kommenden Jahr gerne wieder dabei. Ein nahezu perfekter Outdoor-Festival Saisonabschluss in unmittelbarer Nähe zum Wohnort bei einem scheinbar regenkonsistenten Festival.