Artist: Helloween
Herkunft: Deutschland
Album: Helloween
Spiellänge: 66:00 Minuten
Genre: Power Metal, Melodic Metal
Release: 18.06.2021
Label: Nuclear Blast
Link: https://www.facebook.com/helloweenofficial
Bandmitglieder:
Gesang – Michael Kiske
Gesang – Andi Deris
Gitarre, Gesang – Kai Hansen
Gitarre – Michael Weikath
Gitarre – Sascha Gerstner
Bass – Markus Großkopf
Schlagzeug – Daniel Loeble
Tracklist:
1. Out For The Glory
2. Fear Of The Fallen
3. Best Time
4. Mass Polution
5. Angels
6. Rise Without Chains
7. Indestructible
8. Robot King
9. Cyanide
10. Down In The Dumps
11. Orbit
12. Skyfall
Bonustracks Digibook & Vinyl:
1. Golden Times
2. Save My Hide
Bonustracks Earbook:
1. Golden Times
2. Save My Hide
3. Pumpkins United
So. Nun haben wir den Salat.
Ich glaube ja, dass das das „schwierigste“ Review der letzten Jahre für mich wird.
Nicht, weil ich die Band nicht kenne oder verstehe oder mag. Nein, es ist genau das Gegenteil.
Helloween begleiten mich seit den ganz frühen Neunziger Jahren und haben mich mit ihrer (damaligen) Magie zum ultrasüßen Fanboy gemacht.
Die beiden Zeitreisen zur Keeper I und Keeper II sprechen, retrospektiv betrachtet, Bände.
Auch muss ich zugeben, dass Helloween für mich nur mit Michael Kiske und, wenn auch etwas abgeschwächt, Kai Hansen funktionieren und funktioniert haben.
Das hat absolut nichts mit der Qualität der anderen Musiker zu tun, sondern mit dem Kürbis in meinem Herzen und dem Gefühl, das ich hatte, als ich die Band zum ersten Mal hörte.
Auch Iron Maiden funktionieren für mich ausschließlich mit Bruce am Mikro.. Bonfire haben mich ohne Claus Lessmann einfach verloren, Victory sind für mich ohne Fernando Garcia nicht mehr interessant und was wären Metallica ohne James Hetfield, Motörhead ohne Lemmy oder die Onkelz ohne Kevin vorne auf der Bühne?
Für mich sind Frontmänner das Aushängeschild einer Band und im Grunde durch nichts und niemanden zu ersetzen. Bestes Beispiel: Queen. Muss ich mehr sagen?
Das erklärt auch, wieso ich Helloweens Pink Bubbles Go Ape niemals wirklich schlecht finden kann. Selbst die – objektiv betrachtet – ziemlich grottige Chameleon aus dem Jahr 1993 kann ich nicht total verreißen. Klar, mit Metal hat diese komische Mischung aus Pop und Rock nicht mehr viel zu tun. Kiskes Gesang rettet diesen Rohrkrepierer bei mir aber vor der Mülltonne. Zumindest theoretisch. Praktisch habe ich das Album nur einmal angehört und dann nie wieder aus dem CD-Regal geholt.
Die Deris-Jahre bei Helloween habe ich am Rande mitverfolgt. In jedes Album mal reingehört, ab und zu einen Song auf einem Sampler gefunden. Trotzdem war die Band für mich in den ganzen Jahren nicht mehr als eine Erinnerung an meine Metal-Anfangszeit.
Das änderte sich schlagartig mit Pumpkins United, der anschließenden Tour und der Ankündigung, dass es ein Album in Fischerchöre-artiger Vollbesetzung geben wird.
Und da sind wir nun. Lange habe ich nicht mehr so ehrfürchtig und nervös auf „Play“ gedrückt,
Durch die Vorabsingles Skyfall, Indestructible und Fear Of The Fallen wurden die Erwartungen bei mir ins Unermessliche gesteigert. Skyfall ist für mich einer der besten Helloween-Songs ever und bekommt von mir für die komplette Version (immerhin über zwölf Minuten) die Höchstnote von zehn Punkten. Der Song steht auf einer Stufe mit Klassikern wie Keeper Of The Seven Keys, Halloween, Eagle Fly Free und March Of Time.
Also.. Leute.. gehen wir es an.
Das Album wird mit dem Hattrick Out For The Glory, der Auskopplung Fear Of The Fallen und Best Time eröffnet.
Der Opener beginnt mit einem kurzen, sphärischen Intro, einem Slayer(!)-lastigen Gitarrenlick und entwickelt sich nach circa einer Minute zu einer Gänsehaut erzeugenden Speed/Power-Metal Hymne.
Meine Fresse, Kiske ist und bleibt einfach ein Gesangsgott.
Absolute Keeper-Reminiszenzen. Mittendrin taucht Kai Hansens raues Organ auf und sorgt bei mir für einen offenen Mund und feuchte Augen.
Der Song hat ALLES, was ich mit „meinen“ Helloween verbinde. Wahnsinnige Melodien, wahnsinnig guten Gesang, musikalische Perfektion und vor allem eines: Magie. Nach Skyfall die zweite Höchstnote auf dem Album. Zehn von zehn Punkten. Basta.
Fear Of The Fallen beginnt akustisch und setzt die beiden Frontmänner sofort gekonnt in Szene. Decide, Decide, Decide!
Zum Glück muss ich mich jetzt nicht mehr ausschließlich für einen Sänger entscheiden. Beide zusammen sind unschlagbar.
Auch hier werden im Refrain Erinnerungen an die späten Achtziger wach. Hört euch die Soli an. Was ein Brett.
Balladeske Elemente verbinden sich mit Power- und Heavy Metal zu einem erneuten Überhit der Hamburger. Neun Punkte von mir.
Best Time nimmt das Tempo etwas raus und erinnert mich etwas an eine hardrockige Mischung aus Gary Moore (Out In The Fields) und metallischen Van Halen. Ein grundpositiver, sonniger Rocker mit einem Ohrwurmrefrain par excellence. Alle drei Sänger sind zu hören und alles passt zum frühlingshaften Wetter. Dreieinhalb Minuten gute Laune, die ich mit guten acht Punkten ins Freibad entlasse. Well done, Sascha!
Mass Polution wird alle Freunde des traditionellen Teutonenmetals erfreuen. Primal Fear, Accept, kantige Gamma Ray.. haben wir alles in der Strophe. Deris singt offensiv as fuck und verleiht dem Ganzen eine leicht aggressive Note. Der Refrain haut mich allerdings nicht gerade vom Hocker und fällt im Vergleich zum Rest etwas ab. Sieben Punkte für das Teil.
Angels erinnert mich irgendwie an ein Musical. In der Strophe moderner, rhythmischer Metal, im Chorus und Zwischenteil wird es dann „groß“ und weit.
Auch hier überzeugt mich die Melodieführung nicht komplett, auch wenn Kiske alles gibt. Ebenfalls sieben Punkte.
Song Nummer sechs hört auf den Namen Rise Without Chains und ist ein typischer Deris-Ära-Song. Uptempo, hohe Gesangslagen, die durch Kiskes Stimme wieder einmal veredelt werden. Im Solo schöne Ausflüge zurück zum Keeper.
Ich kann die Gesangsarbeit auch irgendwie nicht oft genug loben. Welche Band hat schon den Luxus, zwei Ausnahmesänger mit an Bord zu haben. Und eben auch Kai Hansen, der mit seinen wohldosierten Parts immer wieder für die nötigen Kanten sorgt. Geiler Song, immer wieder gerne gehört, Achteinhalb Punkte.
Indestructible ist die B-Seite der Skyfall-Single und eine weitere Hymne vor dem Herrn.
Knackiger Midtempo-Metal, Ein Deris in erneuter Bestform, Kiske und Hansen sind auch mit dabei. Ohrwurm ick hör dir trapsen. Neun Punkte für dieses Monster.
Hach, der Robot King. Härtetechnisch weit oben auf der Kürbisskala. Erinnert mich etwas an das gute, alte Save Us.
Hat alle Trademarks die Helloween ausmachen, will aber auch nach dem vierten Anlauf nicht so richtig zünden.
Macht zweifelsohne Spaß, wird aber kein Hit bei mir – obwohl die Band alles richtig macht. Komisches Ding. Siebeneinhalb Sterne.
Cyanide ist durch den, nun, „nicht ganz so guten“ Song von Metallica erst mal vorbelastet, haha.
Typisches Post-Kiske-Songwriting. Musikalisch wieder auf höchstem Niveau, geht bei mir aber links rein und rechts raus.
Hätte es, meiner Meinung nach, nicht wirklich gebraucht. Sechseinhalb Punkte.
Wir nähern uns der Zielgeraden. Das kurze Instrumental Orbit dient als Intro zum gottgleichen Skyfall, sodass wir uns noch kurz dem vorgelagerten Down In The Dumps zuwenden.
Geil, die Strophe fängt mit einem wunderschönen Eagly Fly Free-Gedächtnisriff an und knallt im Refrain erstaunlich hart.
Epik, etwas typischer Kitsch, Double Bass, Chöre, Grüße aus den Achtzigern im Solo. Helloween wie man sie liebt und kennt. Achteinhalb Punkte.
Skyfall sorgt am Ende für den großen Knall. In der kompletten Zwölf-Minuten-Version gibt es für mich für jeden Teilaspekt nur das Prädikat „unschlagbar“ zu vergeben. Hier passt einfach alles. Jedes Riff, jeder Ton, jeder Trommelschlag. Wenn man bedenkt, dass das Lied ein Fünftel der gesamten Spielzeit ausmacht, muss man das sogar noch mal anders bewerten. Wie schon oben beschrieben: Volle zehn Punkte, und das ist das Mindeste. Eigentlich eher elf. Was, geht nicht? Fragt Spinal Tap, ihr Unwissenden.