Hypocrisy – End Of Disclosure

 

„Mehr ist manchmal mehr“

Artist: Hypocrisy

Herkunft: Schweden

Album: End Of Disclosure

Spiellänge: 43:50 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 22.03.2013

Label: Nuclear Blast

Link: https://www.facebook.com/hypocrisy

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Keyboard – Peter Tätgren
Bass – Mikael Hedlund
Schlagzeug – Horgh

Tracklist:

  1. End Of Disclosure
  2. Tales Of Thy Spineless
  3. The Eye
  4. Until We Fall
  5. 44 Double Zero
  6. Hell Is Where I Stay
  7. Soldier Of Fortune
  8. When Death Calls
  9. The Return

Hypocrisy - End Of Disclosure

Wer kennt sie nicht? Die Truppe um Mastermind Peter Tätgren, welcher nicht nur mit zwei Musikprojekten (Hypocrisy und Pain) erfolgreich ist, sondern auch sein eigenes Studio besitzt, schlägt nach vier Jahren wieder zu und bringt Hypocrisy wieder zurück auf die Spur.

Fans der alten Stunde dürfen sich ebenso wie neuere Fans über die Entwicklung der Band freuen. Beginnt End Of Disclosure gut, aber frei von Überraschungen im Melodic Death Metal-Stil der letzten Alben, geht die eigentliche Platte erst ab Tales Of Thy Spineless los, das ein wenig Old School-Flair mit sich bringt: So Death Metal-lastig klangen Hypocrisy schon seit knapp zwei Dekaden nicht mehr! Dabei wird von Riff zu Riff zwischen melodischem und annähernd reinem Death Metal gewechselt, was dem Lied eine eigene Dynamik verpasst, zumal auf die Brechstangenmethode nur am Ende des Liedes zurückgegriffen wird und nach einer kurzen Pause wieder von Melodic zu Standard Death Metal gewechselt wird.

Nachdem es 1:1 steht, muss The Eye beweisen, ob die Platte die neuen Qualitäten des Songwritings, wie sie in Tales Of Thy Spineless zu finden waren, beibehalten kann, oder ob es sich nur um einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit gehandelt hat. Auch The Eye weist Bezüge zu älteren Werken auf, jedoch nicht in dem Ausmaß des Vorgängerliedes. Der Refrain hingegen gehört zu den besten Melodic Death Metal-Refrains, die ich je gehört habe! Insgesamt wirkt das Lied etwas bedrückter als der Rest und ist mein persönlicher Favorit auf der Scheibe.

United We Fall ist wieder mehr auf Death Metal fokussiert und ballert von Anfang an durch die Boxen und wird nur zwischendurch für den Refrain eine Nuance melodischer. An dieser Stelle fällt der vermehrte Einsatz des Growlings auf, der den Gesang insgesamt variabler gestaltet. Trotz eines etwas melodiöseren Abschnitts gegen Ende ist es ein Lied, das seinen Fokus auf Geknüppel legt und damit zur Abwechslung auf der Platte insgesamt einen großen Teil beiträgt.

44 Double Zero, dessen Name an eine Serie erinnert, die meiner Meinung nach aus gut verständlichen Gründen abgesetzt wurde, weißt im Großen und Ganzen schöne Gitarrenläufe auf, kann aber nicht ganz mit dem Niveau der letzten drei Lieder mithalten, ist aber immer noch besser als das Intro. Hell Is Where I Stay schießt dann wieder in Richtung 90er-Jahre und ist das „stumpfeste“ Lied der Scheibe. Im positiven Sinne.

Soldier Of Fortune kombiniert Growling mit melodiöser Gitarre und hebt das Niveau der Platte wieder an: Vor allem der Gitarrenpart um 2:40 Minuten herum, geht ins Ohr und dürfte die Fans live in Ekstase versetzen. Insgesamt ein herausragendes Lied, das durch den Fokus auf wenige Stilmittel besticht.

Zwei Lieder verbleiben noch (bei einigen Leuten drei, denn der Bonustrack fehlt bei meiner Version. Aber das Leben ist kein Ponyhof. Zum Glück.) und eines davon ist When Death Calls, das die Entwicklungen der Scheibe nutzt und ebenfalls eine Kombination aus den beiden genannten Stilen ist. Keine Besonderheiten, weder nach oben noch nach unten.

The Return könnte auch problemlos auf The Arrival gepackt werden, ohne dass es großartig auffallen würde, bis auf die selbstverständlichen Verbesserungen im Klangbild der Band. Da The Arrival mein persönlicher Favorit der Melodic Death Metal-Phase der Truppe ist, kommt mir das ganz gelegen. Das Lied ist dank seines gedrosselten Tempos und dem vermehrt eingesetzten Hall perfekt als Outro geeignet und erweitert die CD um eine weitere Schicht.

Fazit: Der Name des letzten Liedes könnte das Motto von End Of Disclosure sein: Das Album fängt beinahe belanglos an, katapultiert sich dann aber nach kürzester Zeit auf ein extrem hohes Niveau. Nach den ganzen Irrungen und Wirrungen der vergangenen Jahre habe ich Hypocrisy etwas aus den Augen verloren, vor allem, weil mir die alten Scheiben mehr zusagten. Umso erfreulicher ist es, dass das Dreigespann auf alte Elemente zurückgreift und diese mit dem den meisten Leuten eher bekannten Stil kombiniert. Dadurch wird das Hörerlebnis deutlich vielschichtiger und interessanter als es auf den Vorgängerscheiben war. Die Scheibe ist dadurch automatisch auch für mehrere Fangruppen geeignet: Durch das intelligente Songwriting werden Fans des melodischen Death Metals nicht vergrault, vergraulte Fans aber angesprochen. Wer sich nicht als Purist bezeichnet und auch nur im Ansatz etwas mit einem der genannten Genres anfangen kann, wird an End Of Disclosure nicht vorbeikommen! Anspieltipps: The Eye, Tales Of Thy Spineless und Soldier Of Fortune
Gordon E.
9
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