Metal Around The World – Saudi-Arabien

Solidarisch mit den Metalbrüdern Al-Namrood

Der heutige Halt auf unsere Weltreise ist sicher kein typisches Touristenziel. Zum größten Teil aus Wüstenlandschaft bestehend und besonders in den Sommermonaten mit seinem heißen Klima, ist es nicht die erste Wahl für blasse, kälteliebende Metalheads. Das Land ist umgeben vom Roten Meer und dem Persischen Golf. Die Bevölkerung lebt überwiegend in vereinzelten Oasen und großen Metropolen. Mit den zwei bedeutendsten Stätten des Islams, Mekka und Medina, ist es vor allem die Religion, die das Leben der Saudis bestimmt.

Tourismus gibt es quasi so gut wie gar nicht. Das karge fluss-und seenlose Land bietet keine großen landschaftlichen Sehenswürdigkeiten. Durchaus sehenswert ist jedoch die antike Felsengrabstätte Mada’in Salih. Dabei handelt sich um die ehemalige Stadt Hegra, eine bedeutende antike Handelsstadt, die von den Nabatäern errichtet und auch von den Thamud bewohnt wurde. Die stark bewachte Festung wurde später von den Römern im frühen zweiten Jahrhundert erobert und zu einer Grenzgarnison umgebaut. In Mada’in Salih sind über 100 Felsengräber während der nabatäischen Epoche entstandenen, die aus der Zeit vom ersten vorchristlichen bis zum ersten nachchristlichen Jahrhundert stammen und seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

In diesem schroffen und sehr strengen Land, in dem Religion und Staat noch keine Trennung erfahren haben, steht es um eine Subkultur wie die unsere nicht gerade gut. Eine Metalszene gibt es im Grunde nicht. Dennoch finden sich im Untergrund Metalheads zusammen, um in ihren Kreisen und unter strengster Geheimhaltung Musik zu machen. Eine Band, die für ihre Freiheit mithilfe von Musik kämpft, ist Al-Namrood. Wir treffen die Herren inkognito und unterhalten uns über die Situation in Saudi-Arabien.

Die Herausforderungen für die Black Metaller waren vom ersten Tag an da. In Isolation führen sie ein Doppelleben, können ihre Gedanken nicht offen teilen und müssen nach Außen mit der Herde gehen. Trotzdem finden Al-Namrood Inspiration und vor allem Motivation trotz dieser Probleme, um immer mehr Musik zu produzieren. Gegründet haben sie sich 2008 als Black Metalband aus dem Mittleren Osten, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mit extremer Musik zu rebellieren und ihrem Wunsch nach Freiheit und einem offeneren Land Ausdruck zu verleihen. So ist es kein Wunder, dass sich diese Gedanken auch in ihren Liedern widerspiegeln. Sie berichten von alltäglichen Erfahrungen und deren Schwierigkeiten. Texte und Geschichten, die religiöse Sklaverei, Religion als Kontrollsystem und das Konzept des freien Willens zum Thema haben, finden sich unter den Lyrics.

Natürlich reißen Al-Namrood auch historische Themen an. Um diesen die nötige Stärke und Atmosphäre zu geben, bedienen sie sich auch historischer und traditioneller Instrumente. Die Darbuka beispielsweise ergänzt als einfellige Bechertrommel mit einem warmen Ton perfekt die Drums. Zwei weitere typisch arabische Instrumente kommen ebenfalls bei Al-Namrood zum Einsatz. Die Oud, eine traditionelle Laute, ist eines der populärsten Instrumente in der arabischen Musik. Der Name bedeutet übersetzt kleiner Holzstreifen, was sich auf die Holzstreifen, die benutzt werden, um den birnenförmige Korpus des Instruments herzustellen, bezieht. Der Hals des Instruments ist dabei verhältnismäßig kurz und hat keine Bünde. Damit kann der Musiker eine exakte Intonation erreichen und erzeugt den typischen Klang des arabischen Musikstils. Nummer drei der Instrumentenliste ist die Kanun, eine Urform der griffbrettlosen Brettzither – auch Psalterium genannt. Das trapezförmige Instrument ist aus Holz und mit bis zu 84 Saiten bespannt. Im Gegensatz zur verwandten alpenländischen Zither ist dieses Instrument traditionell mit Darm- oder Nylon­saiten bespannt. Der Steg steht nicht auf einer Holzdecke, sondern auf Pergament, ähnlich wie beim Banjo. Dadurch ergibt sich sein charakteristischer Klang.

Nach dieser doch recht ausführlichen instrumentenhistorischen Geschichtsstunde wollen wir uns natürlich auch noch anhören, wie Al-Namrood klingen – und auch wenn wahrscheinlich der Großteil unserer Reisegruppe kein arabisch spricht, kann man die wütende und energiegeladene, kampflustige Atmosphäre deutlich wahrnehmen.

Wir ziehen unseren Hut vor so viel Mut und dem unbeugsamen Willen, selbst in den schwierigsten Ausgangssituationen dem Metal treu zu bleiben. Es zeigt die Stärke und Kraft, die Musik ganz allgemein in uns wecken kann und weckt. Dass Metal nicht nur ein Musikgenre unter vielen ist, sondern eine Lebenseinstellung und ein Lebensgefühl dahintersteht, deren Anhänger wie eine weltweite Familie zusammen halten lässt. Mit einem letzten Gruß an unsere Brüder Al-Namrood aus Saudi-Arabien verabschieden wir uns und freuen uns, in der nächsten Ausgabe einen weiteren Teil der metallischen Familie zu besuchen.