Event: Michael Schenker – My Years With UFO 50th Anniversary Celebration 2025
Bands: Michael Schenker, Rook Road, Grey Attack
Ort: Fabrik Hamburg, Barnerstr 36, 22765 Hamburg
Datum: 10.04.2025
Kosten: VVK 52,45 €, sold out
Zuschauer: ca. 1200
Genre: Hard Rock, Classic Rock, Melodic Rock, AOR
Link: https://fabrik.de/
Setlist Michael Schenker:
1. Natural Thing
2. Only You Can Rock Me
3. Hot ‚N‘ Ready
4. Doctor Doctor
5. Mother Mary
6. I’m A Loser
7. This Kid’s
8. Lights Out
9. Medley Lipstick Traces / Between The Walls
10. Love To Love
11. Let It Roll
12. Can You Roll Her
13. Shoot Shoot
14. Rock Bottom
15. Reasons Love
16. Too Hot To Handle
Beim Anblick der Menschen, die vor der Hamburger Fabrik im Stadtteil Altona auf Einlass warten, könnten Spötter auf die Idee kommen, dass hier ein neues Altersheim aufgemacht wird, das speziell auf die Zielgruppe Altrocker ausgelegt ist. Es geht heute Abend um Musik aus den Jahren 1974 bis 1978. Der Hauptprotagonist hat im Januar 2025 die 70 Jahre vollgemacht. Das klingt im ersten Moment umspannend. Es geht aber um das German Wunderkind an der Gitarre. Michael Schenker gilt auch heute noch als einer der besten Rockgitarristen der Welt. Sein Talent zeigte sich bereits in jungen Jahren. 1972 veröffentlichten die Scorpions ihre erste Scheibe Lonesome Crow. Mit dabei der damals erst gerade 17 Jahre junge Michael Schenker. An den Drums war ein gewisser Wolfgang Dziony aktiv, der heute ebenfalls in der Hamburger Fabrik zu finden ist. Die alte Garde der deutschen Rockmusik trifft sich an einem Donnerstagabend, um zu Klängen von UFO in Erinnerung zu schwelgen. Wenig überraschend meldet die Fabrik sold out, sodass es auch für die ältere Generation kuschelig in der Location wird.
Der Auftakt obliegt aber Grey Attack, einer deutschen Band, wo es selbstverständlich auch um Classic Rock geht, auch wenn sich moderne Einflüsse mit einschleichen. Bereits um 19:30 Uhr sind die Herren auf der Bühne. Die von der Fabrik kommunizierte Anfangszeit mit 20 Uhr ist etwas spät, sodass nicht alle Fans die Herren verfolgen. Die knappen 40 Minuten Musik rocken, hinterlassen aber nicht die großen Akzente. Der Sound ist gut, die Musik reißt jedoch das Publikum nur bedingt mit. In den vorderen Reihen ist Stimmung. Die meisten Menschen beschäftigen sich mit Quatschen und Bier trinken.
Nicht viel anders ergeht es Rook Road. Im Gegensatz zu Grey Attack ersetzt eine Hammondorgel die Modern-Rock-Einflüsse. Classic Rock und Hammondorgel? Das schreit förmlich nach Uriah Heep. Komplett von der Hand zu weisen ist der Ansatz nicht. Uriah Heep sind aber deutlich komplexer vom Stil als Rook Road. Dezente AOR-Vibes mischen sich zu den rockigen Gitarren und die insgesamt sieben Nummern sind nicht schlecht gespielt. Problem hier dürfte die fehlende stilistische Nähe zu UFO sein, die auch auf Keyboardklänge setzen, diese aber weit dezenter im Songwriting verpacken. Wer auf einen Mix aus melodischem Rock, Stadionrock und Classicrock steht, der sollte die beiden Veröffentlichungen Rook Road und Rook Road II antesten, auch wenn nicht alle Stücke die Löcher aus dem Käse hauen.
Gegen 21 Uhr ist das Thema Opener abgeschlossen und die Fans warten circa 30 Minuten auf Michael Schenker und seine Band. Vor allem die Band ist hervorzuheben. Am Mikro agiert Eric Grönwall, der bereits Skid Row zu neuen Höhenflügen beim 2022er-Release The Gang’s All Here verholfen hat. Die Liaison ging aus gesundheitlichen Gründen zu Ende, da Grönwall nicht in den USA touren kann. Für kleinere Aktivitäten, allen voran in Europa, wo er seine Therapien parallel bekommen kann, ist Grönwall aber zu haben. Um es vorwegzunehmen: Eric Grönwall verleiht auch den UFO-Sachen neue Flügel. Der Herr ist ein unglaubliches Goldkehlchen und agiert auf der Bühne wie ein junger Phil Mogg.
Dazu kommen an der zweiten Gitarre Steve Mann, am Bass Barend Courbois, der einige Jahre mit Blind Guardian unterwegs war sowie Bodo Schöpf an den Drums. Schöpf und Mann sind quasi Inventar für Michael Schenker. Die beiden Mitmusiker waren zu Zeiten der McAuley Schenker Group Ende der 80er-Jahre bereits gemeinsam mit Schenker aktiv.
Nach dem Intro kommt zuerst Michael Schenker auf die Bühne mit der bekannten Fellmütze. Bei den Temperaturen in der Fabrik dürfte es mächtig warm unter der Haube werden. Natural Thing und Only You Can Rock Me spielen die Protagonisten im direkten Übergang. Es folgt eine kurze Ansage von Grönwall und Hot ’n‘ Ready ist bei den Temperaturen das gesamte Publikum.
Der Siedepunkt wird bereits früh mit Doctor Doctor anvisiert. Natürlich auch in Hamburg mit dem großen Publikumschor und fliegenden grauen Haaren. Etwas verschnaufen dürfen die Menschen vor der Bühne bei Mother Mary, dann geht die Schlagzahl mit I’m A Loser erneut nach oben. Wer Sänger Grönwall auf der Bühne sieht, der wird nicht glauben, dass hier ein schwerkranker Mensch agiert. Drücken wir ihm die Daumen, dass es so bleibt. Auch Michael Schenker wirkt nicht wie ein 70 Jahre junger Gitarrist. Klar, die ganz großen Showeinlagen legt der Herr nicht mehr aufs Parkett. Aber körperlich gehört einiges dazu, einen circa 90-minütigen Gig abzureißen, bei dem die Augen auf den Ausnahmegitarristen gerichtet sind. Grönwall agiert als Bindeglied zwischen dem an der linken Seite agierenden Schenker. An der anderen Seite spielen sich Courbois und Mann die Bälle zu. Steve Mann wechselt dabei das Instrument und bedient nebenher noch das Keyboard.
Highlights gibt es diverse. Die Fans von Schenkers Gitarrenspiel dürften beim Medley Lipstick Traces und Between The Walls auf ihre Kosten kommen. Die bekannten Hits wie Lights Out, Rock Bottom oder Shoot Shoot sind auch circa 50 Jahre später noch absolute Gassenhauer und reißen das Publikum mit.
Da die Zeit drängt, verzichten die Herren auf das Runtergehen und „Zugabe“-Rufen Spiel. Zum Finale erklingen Reasons Love und Too Hot To Handle. Das Finale widmen die Herren den verstorbenen Mitstreitern von Michael Schenker bei UFO. Im Gedenken an Pete Way und Paul Chapman endet der heutige Konzertabend gegen 23 Uhr.
Viel zu Meckern gibt es nicht. Sound passt für die Fabrik und auch die Performance ist stark und – bezüglich Michael Schenker – dem Alter entsprechend. Durch Eric Grönwall am Mikro erleben die alten UFO-Klassiker eine Frischzellenkur. Auf der Bühne ist der Sänger ein echter Hingucker und nutzt die Fläche komplett aus, die ihn die älteren Mitmusiker überlassen. Eigentlich verrückt, was eine andere Stimme den alten Dingern für einen neuen Charakter verleihen kann. Die Tour läuft noch ein paar Tage und wer auf die alten Klassiker steht, macht mit dem Besuch eines Gigs nichts verkehrt.
Die noch anstehenden Termine:
19.04.25 – Capitol Mannheim, Mannheim
21.04.25 – Spectrum, Augsburg
22.04.25 – Der Hirsch, Nürnberg
25.04.25 – Muziekgieterij, Maastricht
26.04.25 – De Pul, Uden
27.04.25 – Kulturwerk, Herford
28.04.25 – Zeche, Bochum
30.04.25 – Z7, Pratteln