Artist: Mindreaper
Herkunft: Mainz-Kastel
Album: Withering Shine … Into Oblivion
Spiellänge: 53:21 Minuten
Genre: Melodic Death Metal
Release: 02.12.2024
Label: Death Age Records
Link: https://mindreaper.de
Bandmitglieder:
Bass – Christian Schoenke
Schlagzeug – Marcel Schneider
Vocals – Sebastian Rehbein
Additional Vocals – Manuel Nozulak
Gitarre/Keyboard – Marcel Bangert
Tracklist:
- Withering Shine (… Into Oblivion)
- Liberty’s Fate
- Death T(h)rust
- Nocturnal Animals
- Desert Trails
- Vengeance Dawn
- Power Plant
- The God I Am
- Bequest For No One
- Black Stone Misery
- Final Heaven
2009, also vor 15 Jahren, haben Mindreaper ihren ersten Release veröffentlicht und seitdem stetig weitergemacht. Natürlich passiert in so einem langen Zeitraum recht viel und Besetzungs- sowie Stilwechsel bleiben nicht aus.
Doch irgendwie haben es Mindreaper geschafft, ihrem Stil im Kern treu zu bleiben und veröffentlichen nach Mirror Construction (2018 via MDD erschienen) über Death Age Records ihr viertes Album Withering Shine … Into Oblivion.
Die Mirror Construction hatte im Vergleich noch mehr Wut im Bauch und war mehr im Death Metal angesiedelt. Das gilt sowohl für den Sound als auch das Songwriting: Die Doublebass-Parts und pumpenden Riffs haben nun einem viel ausgeklügelteren Songwriting Platz gemacht, da die Jungs mehr mit Stilen und kleineren Spielereien experimentieren.
Da sei zum Beispiel gleich der Opener Withering Shine erwähnt, der eher einen thrashigen Stil verfolgt und im Refrain von einer Keyboard-Wand unterstützt wird. Leichte Blind Guardian Vibes, die hier aufkommen, sind nicht nur eine gelungene Abwechslung, sondern zeigen auch, dass Mindreaper vor nichts zurückschrecken, um ihre Visionen in Musik zu gießen.
Und tatsächlich ist es so, dass die Riffs dieses Mal mehr im Thrash angesiedelt sind und vor allem die Strophen davon immens profitieren. Denn die flotteren Parts (meist mit Staccato oder Hammer On / Pull Off Elementen versehen) fügen sich in das Bett der Songs ein und haben trotzdem den Groove des Großen und Ganzen immer im Hinterkopf. Irgendwelche harten Tempowechsel oder harten Kanten? Sucht man hier vergeblich und man hört, dass Mindreaper massiv viel Zeit ins Durchkomponieren der Lieder gesteckt haben.
Death T(h)rust ist auch wieder so ein Kandidat und Aushängeschild der Platte: Starten tut der Track mit einem eher „standardmäßigen“ Riff, um dann in das Thema des Songs zu gehen, bei dem harte 90er-Jahre Flashbacks nicht ausbleiben (die Melodie besteht aus einzeln gespielten Noten und ist im Sound durch einen Halleffekt noch mal besonders hervorgehoben). Gerade dieses musikalische Thema, welches immer wieder aufgenommen wird, setzt sich so sehr im Kopf fest und hat einen hervorragenden Ohrwurmfaktor!
Sowohl Songwriting als auch die Produktion sind nicht dem Zufall überlassen, und so waren Mindreaper bei Andy Classen, der schon mit Bands wie Belphegor oder Legion Of The Damned zusammengearbeitet hat. Und das kommt der Platte auch sehr entgegen, da hier alles wirklich sehr fett klingt und dabei trotzdem natürlich wirkt: Alles ist gut aufgeräumt und vor allem die Gitarre hat viel Liebe im Mix bekommen. Bei den zweistimmigen Parts fällt das ins Gewicht, da hier der Fokus trotz allem immer auf den gesamten Mix fällt.
Natürlich dürfen aber kleinere Ausbrüche nicht fehlen, und so wird für Bassmelodien wieder etwas Platz gelassen, sodass sich Christian Schoenke im Hintergrund gut austoben kann. Und auch hier schaffen es die vier, diese Sonderparts mit in die Songs zu werfen, ohne dass diese wirklich als Fremdkörper wirken, sondern als musikalische Höhepunkte zu hören sind.
Am Ende darf das große „Aber“ nicht fehlen: So gut wie die Songs durchkomponiert sind, bewegen sich die vier immer an Songlängen bei etwa vier Minuten plus. Irgendwie muss man ja auf die insgesamt 53 Minuten Spielzeit kommen. Das jetzt als negative Kritik zu werten ist vielleicht unfair und soll auch nicht als solche zu sehen sein. Eher ist das ein Hinweis, dass man etwas Zeit mitbringen soll.
Und vielleicht genau deswegen sticht der Song Black Stone Misery ein Stück weit aus der Platte heraus: Erst mal fällt der aufgrund des sehr düsteren Feelings auf, startet mit einer schönen eingängigen geschredderten Gitarre und macht im Strophenteil einen Hammerblast auf. Das gibt mal ein bisschen Dampf und lässt den „alten“ Stil von Mindreaper durchscheinen. Besonders fällt das offene Ende des Songs auf, der gefühlt noch weitergehen könnte, es aber letztendlich nicht tut. Eine sehr gute Idee und dadurch wirkt der Song auch sehr kurz (tatsächlich ist dies auch der kürzeste Song auf der Platte).