Eventname: Tour 2024
Bands: Nichts
Ort: Retro, Flensburg, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 06.12.2024
Kosten: VVK 29,00 €, AK 30,00 €
Genre: Neue Deutsche Welle, Punkrock
Zuschauer: etwa 25
Links: https://www.facebook.com/Retro
https://www.facebook.com/Nichts-Band
Man mag darüber denken, wie man will, Kneipenkonzerte sind immer etwas Besonderes. Besonders, wenn eine so namhafte Band wie Nichts aufspielt. Sind sie doch sonst Bühnen in Clubs gewohnt, steht ihnen heute nur der Gastraum der Flensburger Innenstadtkneipe Retro zur Verfügung.
Nichts, 1981 gegründet, mit der Neue Deutsche Welle nach oben gespült. Eigentlich spielen sie deutschsprachigen Punkrock, ihr Stil war aber eigentlich noch nie eindeutig.
Damals war ich irgendwie schockverliebt. NDW fand ich gelinde gesagt ziemlich Schei…, bescheiden halt. Heraus stachen allerdings auch Bands, die am Rand mit nach oben schwammen. Zumeist Deutschrockbands wie Extrabreit oder aber eben auch Nichts. Ich kann mich noch genau erinnern, als ich auf einer Party meiner Handballmannschaft 1982 die beiden ersten Scheiben Made In Eile sowie die damals gerade erschienene Tango 2000 in die Finger bekam. Nächsten Tag in den Plattenladen meines Vertrauens und gleich erst mal zugeschlagen.
Obwohl ich bereits über 1.500 Konzerte besucht habe, Nichts waren nie dabei. Dabei tauchten immer wieder Düsseldorfer Bands im Norden auf. Warlock, später nur Doro Pesch, aber auch Die Toten Hosen und Broilers als auch Neu!, La Düsseldorf und Kraftwerk müssen genannt werden. Zu Fehlfarben bekam ich irgendwie nie so recht einen Zugang.
Nach dem dritten Album Aus Dem Jenseits 1983 löste sich die Band auch schon wieder auf und ich machte dicke Backen. Nix mit live. 2009 kam es dann zu einer Neugründung, die mir lange Zeit unbemerkt blieb. Erst mit Nutzung von Facebook tauchten plötzlich Nichts bei mir wieder auf. Nie klappte ein Club- oder Festivalbesuch, aber nun ist es endlich so weit.
Als ich an der Kneipe ankomme, bauen die Vier noch auf, spielen einen lockeren Soundcheck. Der Tresen ist gut belegt und der kleine Gastraum nebenan dient als Backstage- und Mixed-Zone. Der Beginn ist auf 21 Uhr festgelegt, aber hier und heute nimmt das niemand so genau. Der Wirt flitzt erst mal los, der Band etwas zu essen holen. Es ist wie damals, als alles begann. Das Besucherkontingent ist auf 50 begrenzt. Heute ist der Vorverkauf nicht so doll, für das morgige Konzert ist nahezu „Ausverkauft“ gemeldet. Auf ein „Lass uns anfangen!“ von irgendwem geht es dann auch irgendwann mal los. Sängerin Nina H., „die neue“ Sängerin seit Anfang 2022, hat heute leider nicht die Haare schön. Ich hatte so auf einen ihrer fotogenen Irokesen gehofft. Licht findet heute auch nicht statt, selbst die beim Soundcheck eingeschalteten Kneipenlampen werden ausgeschaltet. Danke Michael, dass du mir meinen kleinen Aufhellblitz erlaubst. Gemeint ist natürlich Gründungsmitglied und Gitarrist Michael David Clauss.
Nach dem bekannten Intro geht es los wie seit Jahren. Eingeschlossen, Schwarze Gedanken, Allein Zu Haus, Deutsches Lied, Hallo Kartoffelsalat. Dann sagt die Setliste nur noch „dann kommt das, was Michael will“. Aber meist gibt der Schlagzeuger Björn Sondermann die Songs vor. Es reiht sich ein Song an den nächsten, gequatscht wird wenig. Bassist Joachim Krämer verzichtet heute auf den nackten Oberkörper, setzt sich lieber mal zum Spielen in das Publikum auf den Tisch mit dem Merch.
Meine Favoriten kommen zum Schluss. Natürlich mussten 10 Bier Zuviel, Tango 2000, Die Gottesanbeterin und Engel Über Berlin kommen. 10 Bier Zuviel gibt es als Zugabe dann sogar gleich noch einmal. 23:15 Uhr ist dann wirklich Schluss. Ein Anwohner meckert schon auf Facebook über den Krach. Merch wird unterschrieben, vor der Tür wird bei einer Zigarette gemeinsam gequatscht und jeder ist glücklich. Das ist das Gute an Kneipenkonzerten, man ist dicht beieinander. Für heute ein gutes Gelingen und auf ein Wiedersehen im Norden der Republik!